Rock Gardens, Teil 1 – erstes Wildwasser
Für den gestrigen Tag hatte es ausgereicht einfach das Gepäck ins Boot zu schmeißen und los zu paddeln. Heute kamen wir erst relativ spät los, denn so konnten wir nicht weiterfahren. Wir mussten uns und die Boote wildwassertauglich herrichten.
An den Booten wurde vorne und hinten je eine 20m Wurfleine befestigt. Das Besondere an diesen Seilen ist, dass sie Schwimmen. Benötigt werden Sie in erster Linie zum Bergen und Retten. Alle Gepäckstücke wurden mit Reepschnur fest am Boot vertäut, damit sie im Fall einer Kenterung im Boot bleiben und nicht verloren gehen.
Abschließend montierten wir die Persenning am Boot. Diese verschließt bis auf die beiden Sitzluken das eigentlich offene Kanu, so dass es bei größeren Wellen nicht vollläuft. Die Persenning besteht aus zweit Teilen, die mittel Riemen und Klettverschluss miteinander verbunden werden. Bei der Montage erleben wir eine sehr unangenehme Überraschung. Anscheinend ist es nicht genormt, auf welcher Seite sich der Klett und auf welcher Seite sich der Stoff befindet. Wir hatten zwar ein Vorder- und ein Hinterteil, aber beide mit Stoff und kein Klett, so dass wir sie lediglich mit den Riemen zusammenzurren konnten, die Überlappung aber nicht wasserdicht verschließen konnten. Damit hatten wir eine weitere Öffnung, durch die Wasser ins Boot kommen konnte. Mal sehen, was dieser Umstand für die Tour bedeuten wird. Der Schöpfbecher kommt auf jeden Fall in unser Boot.
Wir selbst quetschten uns in unsere Neopren-Anzüge und auch die Neoprenschuhe kamen zum Einsatz. Das Wasser des South Nahanni ist eiskalt – ca. 4°C. Für die schwierigsten Passagen legten wir Helme und Rettungswesten griffbereit.
Wir hatten unser Camp an dieser Stelle gewählt, da hier die Rock Gardens beginnen; 90km fast durchgehendes Wildwasser bis hin zum Schwierigkeitsgrad III+. Zum Glück steigern sich die Anforderungen und die schwersten Passagen kommen erst an den beiden folgenden Tagen.
Zu Beginn war die Strömung noch sehr gemächlich. Es gab nur wenige leichte Stromschnellen und die größte Herausforderung war, zwischen den vielen Felsen im Wasser, eine mit den großen Booten fahrbare Passage zu finden. Immer wieder musste ich aufstehen, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen.
Hier hatten wir auch die erste besondere tierische Begegnung. Am Ufer tauchte ein einzelnes Karibu auf und lief über eine Kiesbank. Tierfotografie ist aus einem schwankendem treibenden Boot eine ganz andere Herausforderung als aus einem Auto. Man kann z.B. längst nicht so nah heranzoomen, wie man eigentlich möchte, da das Bild sonst unter Garantie verwackelt ist.
Zur Mittagspause teilten sich Kathrin und ich wie immer eine 200g Tafel Aldi-Schokolade. Lediglich die Sorten wechselten.
Das Wetter zeigte sich an diesem Tag sehr wechselhaft. Mal schien die Sonne und kurze Zeit später war es wieder stark bewölkt. Regen fiel zum Glück nicht.
Ab hier sollten auch die Stromschnellen langsam heftiger werden und so fuhren wir für den Rest des Tages mit Helm und Rettungsweste.
In einer der Stromschnellen übersahen wir dann leider einen unter der Wasseroberfläche liegenden Stein und saßen in Bootsmitte auf. Sie Strömung drehte uns quer und drückte das Wasser über den Bootsrand, so dass es an der nicht dichten Verbindung unserer Persenning ins Boot lief. Wir konnten uns zwar noch von dem Fels befreien, waren dann aber aufgrund des vielen Wassers im Boot vollkommen manövrierunfähig und kenterten. Zum Glück war das Wasser nicht ganz hüfttief und so war ich mit einer Wurfleine schnell am Ufer, wo ich die Leine festbinden konnte und so ein abtreiben des Bootes verhindern konnte.
Kathrin war auch schon am Ufer. Wir hatten vereinbart, dass Sie sich im Fall einer Kenterung lediglich um Ihr Paddel kümmert und ansonsten zusieht, so schnell wie möglich aus dem Wasser zu kommen.
Die größte Anstrengung war, dass schwere vollgelaufene Boot ans Ufer zu ziehen. Als das geschafft war, musste das Boot nur kurz umgedreht werden und schon konnte es weitergehen. Das Gepäck war gut verzurrt; alles noch an Ort und Stelle.
Wir beendeten die Fahrt bevor die wirklich anspruchsvollen Passagen losgingen. Zum einen hatten wir einen sehr schönen Übernachtungsplatz auf einer Kiesbank gefunden und zum anderen wollten wir uns lieber ausgeruht am nächsten Tag der Herausforderung stellen.
Nach dem Abendessen war wie immer Brot backen angesagt. Das gelang uns immer sehr gut. Wir hatten uns für diese Tour für Topfbrot aus Hefeteig entschieden. Ist ganz leicht zu machen. 250g Mehl mit Hefe, Salz, 40ml Olivenöl und Wasser zu einem zähen festen Teig verarbeiten und dann 40min. gehen lassen. Dafür stellte ich den Topf in die Nähe des Feuers und drehte ihn alle 10min. um 90°. Dann bei nur mäßiger Hitze sanft für 30min. backen. Erst 20min. von der einen Seite, dann noch 10min. von der anderen Seite.
Wie Ihr seht, gab es am nächsten Morgen Kräuterbrot.
Insgesamt beanspruchte das Campleben einiges an Zeit. Nach der Ankunft am Übernachtungsplatz waren wir immer noch für min. 4h voll beschäftigt. Wie gut, dass die Tage so lang waren.
An diesem Abend konnten wir erstmals ein bärensicheres Foodcache installieren.
Gute Nacht