Zwischen den Reisen
Schon am nächsten Vormittag kam ich unters Messer. Zum Glück blieb mir das Worst Case Szenario erspart. Die Gefäße zur Versorgung des Hüftgelenks waren intakt und mir blieb ein künstliches Hüftgelenk erspart. Stattdessen bekam ich eine dynamische Hüftschraube. Während des Einbaus herrschte im OP eine Geräuschkulisse wie in einer Schlosserei. Die dynamische Hüftschraube hat super funktioniert und mir nie Probleme bereitet. Da der Ausbau mit min. 4 weiteren Wochen Krücken verbunden gewesen wäre, habe ich sie nie entfernen lassen. Das sorgt hin und wieder für Verwirrung bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen.
Nach der OP war ich 3 Monate auf Krücken angewiesen. So musste ich leider auf die von mir organisierte Skifahrt unserer Alpenvereins-Sektion verzichten. Lt. Kathrin war es super. Ich wollte so schnell wie möglich wieder uneingeschränkt laufen können und keinerlei Einbußen bei Kraft und Fitness erleiden. Deshalb war ich täglich bei der Physiotherapie und im angeschlossenen Kraftraum. Das zahlte sich dann auch aus. Gleich am ersten Wochenende, an dem ich ohne Krücken laufen durfte, war ich wieder zum Klettern am Fels und bald darauf auch wieder mit dem Motorrad unterwegs.
Die KTM stand 6 Wochen nach meinem Unfall wieder bei mir vor der Tür. Sie hatte den Überschlag wesentlich besser überstanden als ich. Lediglich die vorderen Stoßdämpfer und das Cockpit waren beschädigt. Das schwere Originalcockpit wollte ich sowieso schon seit längerem austauschen und so wurde es jetzt gegen ein leichtes Rallyecockpit ausgetauscht.
Der ADAC hat einen super Service abgeliefert. Alles lief wie am Schnürchen. Nach den anfänglichen Telefonaten mussten wir uns um nichts mehr kümmern. Insgesamt hatte der ADAC Kosten in Höhe von über 80.000,-DM.
Inzwischen war auch der Rest der Gruppe wieder zurück in Deutschland. Es waren unterwegs noch 2 weitere Motorradfahrer mit Knochenbrüchen ausgestiegen. Immer häufiger hörte ich jetzt, dass die Sahara alle 40.000 Personenkilometer ein Opfer fordert.
Von Anfang an war mir klar, dass der Unfall nicht das Ende meiner Reiseambitionen in der Sahara sein durfte. Nirgends hatte mir das Motorradfahren so viel Spaß gemacht, wie in der Sahara und von den fantastischen Landschaften hatte ich bislang kaum etwas gesehen. Deshalb buchte ich mich für den November des gleichen Jahres in eine Motorrad-Rundtour durch Algerien ein. Genug Urlaub war bei mir noch übrig. Bei Kathrin leider nicht und so war ich diesmal allein unterwegs.
Geleitet wurde diese 2.Tour von Eddy Hau und Gregor Haug. Zwei Urgesteine der Rallye Paris – Dakar.
Eddy war mehrfacher Enduro-Europameister und erfolgreichster deutscher Teilnehmer bei der Rallye Paris – Dakar in der Motorrad-Klasse. Er war unser Tourguide auf dem Motorrad.
Gregor hat die Rally Paris – Dakar, als im Teilnehmerfeld mitfahrender Werksmechaniker, mit Motorrad, Geländewagen und LKW bestritten und ist immer in Dakar angekommen. Er fuhr unseren Begleit-LKW; war Mechaniker und Koch. Gregor verunglückte 2002 mit seinem LKW auf der Masters-Rallye in Russland tödlich.