THEMA: 2x Algerien (ein Reisebericht)
15 Jun 2020 22:34 #590435
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  • Sadie am 15 Jun 2020 22:34
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Wo ist eigentlich Kathrin während dessen du über die Dünen düst?
Danke für all die stimmungsvollen Bilder von einer so schönen Sandwelt!
LG Katrin
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16 Jun 2020 10:21 #590450
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Kathrin war Beifahrerin in einem der Unimogs.
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17 Jun 2020 16:28 #590514
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Auf guten und schlechten Straßen nach Ilizi



Es ist der 17.Dezember – mein Geburtstag.

Wie immer beginnt der Tag sehr früh. Nach nur wenigen Kilometern haben wir die gute Asphaltstraße nach Borma erreicht. Dieser folgen wir aber nur wenige Kilometer, dann biegen wir Richtung Süden auf die alte noch aus der Kolonialzeit stammende und nicht mehr unterhaltene Straße nach In Amenas ab. Die macht anfangs noch einen guten Eindruck und bietet weiterhin glatten Asphalt. Allerdings steht die Sonne noch sehr tief und blendet häufig. So kommt es, dass ich ein mit Fech-Fech gefülltes tiefes Schlagloch übersehe und mit ca. 100km/h ungebremst hineinfahre. Das Motorrad taucht weg, als würde ich in ein Wasserloch fahren und ich fliege über den Lenker. Nach 20-30m schlage ich hart auf dem Asphalt auf. Es scheint aber alles gut gegangen zu sein. Weder bin ich besinnungslos gewesen, noch habe ich größere Schmerzen. Lediglich die linke Hüfte macht komische Geräusche, wenn ich gehe.



Inzwischen ist auch ein Großteil der Gruppe eingetroffen und erkundigt sich nach meinem Befinden.

Bald darauf wird mir ein wenig schwindelig. Das kenne ich von anderen Unfällen; wahrscheinlich der Schock. Ich setze den Helm ab, lege mich hin und lege die Füße auf den Helm, damit der Kreislauf wieder ins Gleichgewicht kommt. Tatsächlich vergeht der Schwindel schon nach kurzer Zeit. Als ich dann die Beine wieder vom Helm nehmen will durchfährt mich ein Schmerz, als hätte man mir ein Messer in die Hüfte gerammt. Die kleinste Bewegung meines linken Beins verursacht höllische Schmerzen.

Da war der Unfall wohl doch heftiger, als im ersten Moment gedacht. Ich sehe jetzt auch, dass der Helm von zahlreichen feinen Rissen durchzogen ist. Der hat anscheinend einiges abgehalten. Zumindest habe ich mit Kopf und Nacken keine Probleme.

Das Motorrad wird aufgeladen und ich in die Fahrerkabine verfrachtet. Dann geht es weiter wie geplant nach Ilizi, denn dort in 550km Entfernung befindet sich das nächste Krankenhaus.

Die Straße wird jetzt auch Zusehens schlechter. Die Wüste hat in weiten Teilen die von Menschen erschaffene Schneise zurück erobert. Oft befinden sich große Dünen mitten auf der ehemaligen Strecke und immer häufiger muss offroad in die Wüste ausgewichen werden.



Das Gerüttel und Geschaukel ist die Hölle. Ich versuche mich irgendwie in der Fahrerkabine zu verklemmen, damit sich mein Bein möglichst wenig bewegt.

Kurz vor In Anemas setzt die Dämmerung ein. Für die Gruppe wird es jetzt zu gefährlich weiter zu fahren. Da man mir aber keine Übernachtung im Zelt zumuten will, werde ich in den Landcruiser unserer Guides umgeladen und zusammen mit Kathrin geht es durch die Nacht weiter in Richtung Ilizi. Zum Glück befinden wir uns inzwischen auf der Hauptzufahrt nach Ilizi und so ist die Strecke gut zu fahren.

Kurz nach 2:00Uhr erreichen wir Ilizi und steuern direkt das Krankenhaus an. Innerhalb kürzester Zeit sind zahlreiche Ärzte, Pfleger*innen und sonstiges Personal zur Stelle und ich werde direkt aus dem Auto zum röntgen gebracht.
Letzte Änderung: 17 Jun 2020 16:33 von Topobär.
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18 Jun 2020 02:16 #590548
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Ach du liebes Glockenspiel! Mir wird schwindlig nur von deinem Unfall in der Wüste zu lesen. Aber da es schon mehr als 10 Jahre her ist, glaube ich du bist gut davon gekommen. :woohoo:
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Hallo Kathrin,

allein der Titel des Reiseberichts deutet ja schon an, dass das Thema Algerien nach dem Unfall für mich noch nicht vorbei war.

Alles Gute
Thomas
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22 Jun 2020 14:15 #590734
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Ilizi – Hannover

Schon kurz nach dem Röntgen kommt der Arzt mit der Diagnose – Oberschenkelhalsbruch. Ich dachte immer so etwas passiert nur alten Menschen.

Am liebsten würde mich der Arzt gleich operieren. Die Aussicht hier in einem Buschkrankenhaus mit fraglicher Hygiene solch einen Eingriff durchführen zu lassen schreckt mich schon gehörig ab, aber ich will die hilfsbereiten Menschen hier auch nicht vor den Kopf stoßen. Als für alle Seiten gesichtswahrende Erklärung bringe ich vor, solch eine schweren Eingriff lieber mit dem Beistand meiner Familie durchzustehen zu wollen. Familie ist hier sehr wichtig und so haben alle Verständnis für meine Entscheidung. Um das Bein bis zur OP ruhig zu stellen, wird eine typisch afrikanische Lösung erdacht. Ich bekomme um den Fuß einen kiloschweren Gips, in dem an der Ferse ein alter Besenstiel im rechten Winkel eingefügt wird. Das funktioniert auch sehr gut und bis auf gelegentliche Muskelkrämpfe im Bein bin ich schmerzfrei.

Nicht nur für mich ist die Reise hier in Ilizi zu Ende. Auch Kathrin steigt aus, um meinen Rücktransport zu organisieren und mich im Krankenhaus zu betreuen. Für die alltägliche Pflege gibt es in afrikanischen Krankenhäusern meist kein Personal; dafür sind die Angehörigen zuständig. Für alles, was Kathrin hier für mich getan hat bin ich Ihr noch immer unendlich dankbar.

Gleich am nächsten Morgen fängt Kathrin an den Rücktransport zu organisieren. Hierbei und auch bei vielen anderen Dingen wird Sie von der Familie unseres Tourguides unterstützt.

Grundsätzlich ist die Sache mit dem Rücktransport klar. In unserer ADACplus-Mitgliedschaft ist weltweiter Krankenrücktransport enthalten. Die Schwierigkeiten beginnen aber schon damit, ein internationales Telefon zu finden. Wie sich herausstellt gibt es in ganz Ilizi einen internationalen Anschluss und der befindet sich in Privatbesitz. Glücklicherweise ist der Besitzer, wie alle Menschen die wir in Algerien kennengelernt haben, sehr hilfreich und bietet Kathrin jederzeit Zugang zum Telefon. Die Kosten erstatten wir selbstverständlich.

Die erste Reaktion des ADAC ist ein leichter Unglauben über unseren Standort. Die mussten wahrscheinlich erst einmal auf der Landkarte nachsehen. Dorthin hatten sie noch nie einen Einsatz. Deshalb muss auch der Arzt erst einmal die Diagnose bestätigen. Dann ist aber auch schnell klar, dass ich mit einem Sanitätsflugzeug ausgeflogen werde. Da es mit Algerien keinerlei Vorerfahrungen gibt, muss seitens des ADAC einiges organisiert werden und Kathrin soll sich an nächsten Tag wieder melden, dann hofft man uns einen Termin für die Rückholung mitteilen zu können.

Währenddessen wird mir im Krankenhaus auch nicht langweilig. Gefühlt die Hälfte der Einwohner Ilizis kommen bei mir vorbei und erkundigen sich nach meinem Befinden. Hier scheint ansonsten nicht viel los zu sein und ich bin das allgemeine Stadtgespräch. Alle wollen mich sehen und kennenlernen. Grundsätzlich habe ich aber ein Einzelzimmer. Für Kathrin hat man ein zweites Bett reingestellt, so dass Sie auch nachts bei mir sein kann. Für die reichliche Verpflegung sorgt die Familie unseres Guides, was besonders hoch anzurechnen ist, da derzeit Ramadan ist.

Am Nachmittag trifft auch der Rest unserer Gruppe in Ilizi ein. Alle besuchen mich noch einmal und wünschen mir gute Besserung. Für sie geht die Tour morgen weiter.
Mein Motorrad wird abgeladen, da es in meinem Reisepass eingetragen ist und ich ohne Motorrad ausreisen werde, wird es erst einmal in einem Zollhof eingelagert.

Das Telefonat mit dem ADAC am nächsten Tag bringt gute Neuigkeiten. Das Flugzeug für meinen Rücktransport wird am folgenden Morgen in Nürnberg starten und gegen Mittag in Ilizi eintreffen. Für Kathrin wurde auch bereits ein Rückflug über Algier und Paris gebucht. Auch diese Kosten übernimmt er ADAC, ebenso wie Organisation und Rücktransport meines Motorrades.

Am nächsten Mittag geht es dann zum Flughafen. Nachdem ich die Zeit im Bett recht schmerzfrei verbracht habe, ist das jetzt sehr unangenehm. Wir stehen mit dem Krankenwagen auf dem Vorfeld des Flughafens und pünktlich, kurz nach Mittag, setzt der Mini-Düsenflieger zur Landung an. Jetzt ist auch klar, weshalb Kathrin hier nicht mitfliegen konnte. Da passt keine Maus mehr rein. Direkt hinter Pilot und Copilot befindet sich auf der einen Seite der Platz für die Trage und gegenüber die Schränke für die medizinische Ausrüstung. Direkt im Anschluss daran sitzen Notarzt und Rettungssanitäter kuschlig eng beieinander und dann ist der Flieger auch schon wieder zu Ende.

Der Arzt lässt sich die Röntgenbilder und den Befund aushändigen. Seine erste Einschätzung hört sich nicht so gut an. Bei einem solchen Bruch ist ein Gefäßabriss nicht ungewöhnlich und sollte das bei mir der Fall sein, wäre ein künstliches Hüftgelenk erforderlich. Bei meinen Freizeitaktivitäten wäre das eine Katastrophe.

Kommen wir aber zu den naheliegenden Problemen. Ich frage mich schon die ganze Zeit, wie ich durch die kleine Einstiegsluke in den Miniflieger kommen soll. Die Lösung für dieses Problem ist ein Pharmacocktail der es in sich hat. Ich bekomme Dormicum und Ketamin. Das macht müde, glücklich und man sieht bunte Farben. Für Kathrin bietet sich ein ganz anderer Eindruck. Während man mich ins Flugzeug stopft schreie ich vor Schmerz wie am Spies. Schon krass, sie solche Drogen Körper und Geist voneinander trennen können. Ich bekomme davon jedenfalls nichts mit und fühle mich prächtig. Freue mich vielmehr auf die nächste Runde, denn ich muss ja auch wieder auf dem Flieger rausgebracht werden.

Wer jetzt denkt, dass es auf direktem Weg zurück nach Deutschland geht, kennt die algerische Bürokratie nicht. Wie Ihr Euch erinnert, steht noch mein Motorrad in meinem Reisepass. Solange es da drin steht, darf ich das Land nur zusammen mit meinem Motorrad verlassen. Da das in dem kleinen Flieger natürlich nicht möglich ist, müssen wir eine Zwischenlandung in Algier einlegen. Dort kommt dann extra ein Zollbeamter an Bord, der mein Motorrad aus dem Reisepass austrägt. Gleichzeitig muss ich einen Wisch unterschreiben, dass das Motorrad nicht in Algerien verbleibt, sondern separat von mir außer Landes gebracht wird. Gegen Mitternacht landen wir dann endlich in Hannover.

Der Krankenhausaufenthalt hat uns im übrigen keinen Cent gekostet. Das gesamte algerische Gesundheitssystem ist kostenlos. Nicht nur für die einheimische Bevölkerung, sondern auch für alle Gäste des Landes.

Kathrins Rückflug ging dann erst 2 Tage später und um diese 2 Tage beneide ich Sie sehr. Nachdem ich aus dem Krankenhaus ausgezogen war ist Kathrin ins Haus unseres Guides umgezogen und hat dort das authentische Leben der sesshaft gewordenen Tuareg miterlebt. Höhepunkt war das abendliche Fastenbrechen, wofür die Frauen fast den gesamten Tag mit der Vorbereitung beschäftigt waren.










Letzte Änderung: 22 Jun 2020 14:32 von Topobär.
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