Ein Ganztagesausflug zur Estancia Cristina, Teil 1
17.2.2020
Wenn man einen ganzen Tag Zeit hat, sollte man unbedingt in dieser Region einen Ausflug zur „Estancia Cristina“ unternehmen.
Die Estancia, 1914 von der britischen Familie Masters ursprünglich als Schaffarm aufgebaut und später dem argentinischen Staat als Geschenk vermacht, ist eine einzigartige Wildnis-Lodge und befindet sich am nordwestlichen Ufer des Lago Argentino mitten im Nationalpark „Los Glaciares“.
Den Namen hat die Estancia übrigens nach der früh verstorbenen Tochter Cristina, die dieses Fleckchen Erde besonders liebte, erhalten.
Man erreicht die Estancia in drei Stunden mit einem Katamaran vom Hafen Puerto Bandera, ca. 50 km westlich von El Calafate. Soweit ich weiß, ist sie aktuell der einzige Ort, der einen Blick auf den größten Gletscher Südamerikas, den Upsala-Gletscher gewährt, denn bis auf Weiteres dürfen auf Anweisung der Behörden des Nationalparks keine Touristenschiffe den Upsala Kanal befahren. Da die Estancia mitten im Nationalpark liegt, können nur die Übernachtungsgäste und Tagesausflügler der Estancia den Upsala-Gletscher besuchen, und das geht nur im Rahmen einer begleiteten Tour.
Wissenswertes am Rande:
Der Upsala-Gletscher speist den Lago Argentino, und so wie alle Seen, die von Gletschern gespeist werden, zeichnet er sich durch eine milchig-grüne bzw. milchig-blaue Farbe aus, die infolge der Vergletscherungsprozesse entsteht. Das bedeutet, wenn das Eis eines Gletschers in einen See kalbt wird dabei eine Art weißes Pulver produziert. Das entsteht, wenn Gletscher beim Voranschieben ihrer Eismassen den Boden unterhalb ausgraben und erodieren. Diese gelösten Partikel gelangen dann ins Wasser und verändern dessen Farbe.
Tip:
Unsere Tickets habe ich im Voraus unkompliziert direkt bei der Estancia gebucht:
estanciacristina.com/en/home-2/#laestancia . Das sollte man in der Regel zeitig machen, denn die Tickets sind in der Hochsaison begehrt und auf Grund der Exklusivität limitiert. Es gibt verschiedene Varianten von Tagesausflügen, und wir haben uns für die Version „4x4 Discovery“ (ohne Lunch und ohne Nationalparkgebühren) entschieden.
Zugegeben, ein nicht ganz preiswertes Vergnügen, aber, so dachte ich, wenn die Fotos auf der Homepage der Estancia
estanciacristina.com/en/photos/ nur ein kleines bisschen der Realität entsprechen würden, sollte das doch eigentlich jeden Dollar wert sein
.
So, auf geht’s, die Estancia Cristina wartet…..
Obwohl es gestern recht spät geworden war, schafften wir es dank Susanna, doch noch zeitig aus den Betten zu kommen
. Der Frühstückstisch war schon eingedeckt, der Kaffee eingegossen, und ein Lunchpaket, um das wir gar nicht gebeten hatten
, stand zur Mitnahme bereit. Von unserer gestrigen Pizza, die die Größe eines Wagenrades gehabt hatte, war jeweils die Hälfte übrig geblieben, und das war laut Susanna zum Wegwerfen zu schade. Wie recht sie hatte
, und dazu packte sie noch frisch gebackene Muffins und Rosinenbrötchen. Das war ein toller und zudem kostenloser Service, und wir hatten den ganzen Tag genug zu essen.
Die Anreise zum Hafen machten wir in Eigenregie. So waren wir unabhängig, und wir fanden, dass 60$ für 2 Personen für knapp 100 km zu teuer war. Angst, dass Schiff nicht rechtzeitig zu erreichen, hatten wir nicht, denn auf den Straßen dort ist nichts los, und nach gut 35 Minuten hatten wir unser Ziel erreicht. Der Katamaran wartete bereits.
Meine Sorge, den Tag mit nervigen Mitreisenden verbringen zu müssen, war Gott sei Dank nicht berechtigt, denn unsere Gruppe bestand überwiegend aus sehr sympathischen Briten mit indischen Wurzeln, die wie wir schon weit gereist waren und sich als überaus gesellig entpuppten und ein paar Italienern, mit denen wir uns auch prima verstanden. Lediglich ein deutsches Ehepaar war ein bisschen anders gestrickt. Sie jammerte viel, eigentlich über alles
, und er war gänzlich desinteressiert.
Das Wetter war prima, nicht zu kalt und recht sonnig, und nach einer kurzen Einweisung durften wir auch schon ans Deck gehen.
Eine tolle Landschaft. Weit oben ins den Felsen entdeckten wir zwei Andenkondore, aber für mehr als für ein Beweisfoto reichte es leider nicht, denn mein Tele schlummerte noch selig in meinem Rucksack
.
Nach knapp 45 Minuten Fahrt bereits die ersten Eisschollen und später dann haushohe Eisberge, die an uns vorbei schwammen. Obwohl wir gestern direkt an der imposanten Abbruchkante des Perito Moreno gestanden hatten, war dieses Erlebnis noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Die Formen der eisigen Teile und vor allem die Farben, das übertraf an Schönheit wirklich alles, was wir bis jetzt auf unserem Road-Trip durch Patagonien gesehen hatten.
Und wir hatten tatsächlich gedacht, dass es nach dem gestrigen Tag keine Steigerung mehr geben könnte.
Eine besonders große Eisscholle erinnerte mich an den Bug eines großen Kreuzfahrtschiffes.
Langsam fuhr der Katamaran um die riesige Eisscholle herum, immer wieder ganz andere Impressionen.
Wir fahren gleich weiter.....