THEMA: Indochina: Hinter den Bergen bei den 7 … Guides!
17 Mai 2020 19:46 #588942
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Nach dem Mittagessen fuhren wir zum interessanten Mausoleum des Khai Dinh (Beförderer von Frieden und Stabilität).





Der homosexuelle Herrscher regierte von 1920 bis 1931. Herr Min bezeichnete ihn jedoch als Transvestiten. Die steil in den Hang gebaute Anlage wirkte wie eine Betonmischung aus vietnamesischem Kaiserpalast und Versailles.







Thomas hüpfte die Treppen hinauf und wieder hinunter für allerlei Photos, weil es sich nach verschiedenen Kommentaren des Guides über verweichlichte, unmännliche Westeuropäer nicht mehr für voll genommen sah. Der Guide sah es als Challenge, versuchte mitzuhalten und blieb ob der unerwarteten Fitnessdemonstration keuchend und verblüfft stehen.





Der Herrscher hatte Frankreich selbst besucht und liebte die französische Kultur, weshalb dieser Einfluss überall zu spüren war. Da der Bau erst nach dem frühen Tod des tuberkulosekranken Kaisers fertiggestellt werden konnte, blieb die Größe der Anlage hinter den Planungen und anderen Mausoleen zurück. Ein wesentlicher Grund der langen Bauzeit lag in den reichhaltigen und kunstvollen Verzierungen.







Damit hatten wir das Kulturprogramm abgeschlossen und fuhren zurück zum Hotel, von dem aus eine einstündige Fahrt mit der Fahrradrikscha beginnen sollte. Mit diesem Transportmittel waren wir noch deutlich näher am Verkehr als mit dem Tuk-Tuk.










So ganz wohl war uns nicht, zumal die Transportmittel allesamt erhebliche Unfallschäden aufwiesen.
Florians Fahrer versuchte in leider gänzlich unverständlichem Englisch, ihn auf die wesentlichen Sehenswürdigkeiten hinzuweisen. Der Fahrer wiederum verstand seine Nachfragen gar nicht.


Phu Cam Kathedrale


Unsere Liebe Frau von der immerwährenden Hilfe Kirche





Provinzverwaltung

Thomas Fahrer blieb von vorneherein stumm, so dass er übermüdet etwas gegen das Einschlafen ankämpfen musste. Barbaras Fahrer versuchte wohl, soweit wir mitbekamen, ihr etwas auf Deutsch zu erklären, sie verstand aber nichts, wohl schon deshalb nicht, weil sie es für Englisch hielt. Als Thomas Fahrer am Fluss halten wollte, um etwas Ausschau zu halten und zu zeigen, durfte er das nach Zurechtweisung durch den Chefpiloten nicht, wir müssten weiterfahren und für so etwas sei überhaupt keine Zeit.



Es ging schnell auf den Rückweg und Florian war sehr irritiert, als sein Fahrer begann, vom Trinkgeld zu reden und von einem Hotel Winnetou, was er erst hinterher als Hotel finish tour entschlüsseln konnte. Auf das Trinkgeld hatte sie wohl Herr Min schon eingestimmt, um sie leistungswilliger zu machen. Obwohl er deutlich gemacht hatte, welche Route er im Sinn hatte, schienen die Fahrer einiges abzukürzen und beendeten die Fahrt mit uns sprach- und dadurch wehrlosen Touris schon nach weniger als einer Dreiviertelstunde, obwohl wir für eine volle Stunde bezahlt hatten. Den uns vorher von Herrn Min eingeschärften Trinkgeldbetrag einzubehalten, trauten wir uns leider nicht, weil wir ihn nicht bloßstellen wollten. Eigentlich hätte die Fahrt auch erst in Hoi An stattfinden sollen, aber Herr Min als lokaler Operator befand es – wohl prinzipiell sinnvoll – für besser, dass in Hue zu unternehmen.

Weil der Fluss und die Aussicht nicht weit vom Hotel weg waren, entschlossen wir uns, das Versäumte durch einen ausgiebigen Spaziergang nachzuholen.

hier der bekannte Parfümfluss




gewaltiger Baum auf dem Pausenhof gegenüber der Sekundarschule


auch im dichteren vietnamesischen Verkehr sind schon die Kinder motorisiert

Herr Min hatte uns überflüssigerweise für den nächsten Morgen einen Kofferservice bestellt, auch diesen hatten wir wohl zu nutzen. Dafür funktionierte unsere Zimmerkarte nicht mehr, sie musste an der Rezeption neu programmiert werden. Abschließend warfen wir noch vom angebauten Treppenhaus einen letzten Blick über die Stadt.



Danach ging Barbaras Zimmerkarte ebenfalls nicht mehr und musste ebenso neu programmiert werden.

Thomas fragte sich, wie er die nächsten Tage aushalten sollte, denn ihm ging der Guide unbeschreiblich auf die Nerven, weshalb er sich etwas fernhielt, um nicht alles hören zu müssen. Herr Min glaubte, undeutliche Aussprache durch Lautstärke kompensieren zu können, so dass wir uns im Kommandoton angebrüllt fühlten. Das erleichterte das Überhören nicht. Seine Darstellungen schwankten zwischen Chauvinismus, Machismus und einer Lust an Gewaltdarstellung, alles gepaart mit einer unfreiwilligen Komik sowie teilweise naiv-kindlichen Ausdrucksweise, die es schwer machten, ernst zu bleiben. Auf der anderen Seite zählte er eindeutig zu den gebildeteren und engagiertesten Guides dieser Reise, der sehr darum bemüht war, alles zu unserer Zufriedenheit zu organisieren, wobei er seine Antizipationsfähigkeit unserer Wünsche leider etwas überschätzte. Letztlich irgendwie schade. Für die richtigen Touris sicher ein sehr guter Guide.
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19 Mai 2020 20:15 #589079
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So. 14.03.2017 Eigentore über dem Wolkenpass (Hoi An I)

Wir konnten zwar etwas besser schlafen, wurden aber wieder früh durch den Lärm geweckt und gingen um 7:00 zum Frühstück. Anschließend erwartete uns eine Überraschung. Herr Min hatte sich über Nacht in eine Frau Min verwandelt. Nein, er schickte eine seiner Angestellten als Vertretung und entschuldigte sich wortreich über ihr Mobiltelefon, dass ihm beruflich etwas dazwischen gekommen sei und er die nächsten Tage keine Zeit für uns habe. Wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass wir nicht so gut zu ihm passten und die Personalaufteilung getauscht. Das bestätigte unsere Einschätzung seiner prinzipiellen Fähigkeiten. Mit der uns zugewiesenen Dame harmonierten wir wesentlich besser, leider war sie aber nicht ganz so kompetent wie er. Dennoch bedauerten wir den Wechsel am Ende nicht, denn mit ihr lernten wir noch einen weiteren Typus kennen, den mütterlich-beschützerischen Guide. Sie vertrat aber eher konservative Werte und grenzte sich bewusst von den jungen großstädtischen und südvietnamesischen Frauen wie unserer Saigoner Reisebegleiterin ab. Es war sehr lustig, wie sie immer wieder absolute Gegenpositionen zu Chau einnahm, ohne zu wissen, dass wir eine derartige Führerin gehabt hatten. Man konnte über Bräuche und Traditionen, Küche und Gemüsepflanzen oder den Reisanbau viel von ihr erfahren, alles Dinge, die sie in der jungen Generation vergessen glaubte. Da sie selbst viel anbaut, wohl sogar gewerblich, buddelte und zog sie mitunter interessante Pflanzen am Wegesrand einfach mit Wurzeln aus der Erde, um sie bei sich zu pflanzen – auch in archäologischen Stätten. Leider sprach sie vergleichsweise schlecht Deutsch und sobald es interessant und komplex wurde, wurde die Verständigung schwierig. Englisch ging noch weniger.

Auf dem Tagesprogramm steht heute die Fahrt nach Hoi An. Unsere neue Guide zeigt uns im Vorbeifahren viele Dinge aus dem Alltagsleben am Straßenrand. Recht interessant sind die überaus zahlreichen Friedhöfe.


Leichenwagen



Es handelt sich meist um private Friedhöfe einzelner Familien. Sie erklärt uns auch den Reisanbau und erzählt das wohl sehr bekannte und wichtige Kindermärchen eines Bären, den ein Bauer, zu dem er gekommen war, besänftigte, indem er ihm von seiner Ernte abgab. Der Bär hatte das Vorrecht, sich seinen Ernteanteil schon bei der Aussaat auszusuchen. Er wählte alles was oben wächst, woraufhin der Bauer Süßkartoffeln anpflanzte, so dass der Bär nur das oberirdische Grünzeug abbekam. Im nächsten Jahr verlangte er daher das, was unten wächst, weshalb der Bauer Reis anbaute, so dass der Bär wieder leer ausging. Im Folgejahr verlangte er von oben und von unten zu bekommen. Was baute der Bauer an? Mais. Ob man sich so die Fruchtfolge einprägen soll?

Eukalyptusverarbeitung am Fuß des Wolkenpasses

Am Wolkenpass machen wir einen Photostop und begegnen erneut unseren ‚Mitreisenden‘.






Der Wolkenpass stellte bis 1400 die Grenze zwischen dem chinesisch geprägten Dai Viet und dem indisch beeinflussten Champa-Reich dar, ehe die Vietnamesen ihr Reich nach Süden ausdehnten und die Cham vertrieben.

Auf dem Gipfel legen wir am Zolltor aus dem 19. Jahrhundert wie so viele andere eine Rast ein,

Zolltor und Schweinetransport

die wir nutzen, ein bisschen die Gegend zu erkunden und Bilder zu machen.







Schrein zur Verehrung des Berggeists

Die Stimmung dort ist sehr speziell mit dauernden Wetterumschwüngen. So schnell aufziehende Wolken und Nebel haben wir noch nirgends zuvor gesehen.

Das kommt auf Bildern natürlich nur schlecht raus.


jenseits des Passes

Anders als die anderen Guides nötigte sie uns keine Bewirtungen auf, die wir nicht wollten, entschuldigte sich im Gegenteil sogar dafür, dass der Fahrer seine Pausenzeiten einhalten müsse. Wir pausieren an einer Marmorwerkstatt, in der Touristen allerlei Scheußlichkeiten erwerben und sich die größeren Stücke per Schiffstransport in die Heimat schaffen lassen können. Es gibt sogar eine Weltkarte mit belieferten Orten, Stücken und ihrem Wert, auch eine größere Anzahl an deutschen Städten war darunter.








An den Straßenrändern sahen wir oft aufgemalte Telefonnummern. Da es in Vietnam keinen ADAC gibt, werben so die lokalen Mechaniker um Kunden, die einen Defekt erleiden.
Da sich unsere Guide für unseren bisherigen Reiseverlauf interessierte, gaben wir ihr unseren Plan vom Reisebüro. Leider entdeckte sie dabei, dass dieser kürzer war als ihr vorgegebener Tourenplan. Es gelang uns nicht, ihr überzeugend zu vermitteln, dass unser Plan nicht vollständig, sondern nur eine Grobskizze war, so dass wir uns mit dieser Aktion um die auf ihrem Plan stehenden zusätzlichen Aktivitäten brachten. Dabei entging uns das wohl sehr interessante Cham-Museum mit den Funden aus My Son in Da Nang.


Blick auf Đà Nẵng





Gleiches galt wohl für die Xa Loi-Türme, bei denen wir nicht sicher waren, ob hier nicht auch ein Stop geplant war.


Die Straßen in Richtung der Metropole waren durchflutet von infernalischem Lärm, denn an bestimmte Verkehrsschilder hielt sich grundsätzlich niemand


Wir fuhren also mehr oder weniger nach Hoi An durch. Dort verblieb als Tagespunkt eine Besichtigung der Innenstadt. Für Thomas brachte das einige Mühen mit sich, denn wir sollten unsere Wertsachen nicht beim Fahrer im Auto lassen, so dass er den Rucksack mit großem Laptop und allem weiteren Inhalt tragen musste.


Um durch die Stadt zu spazieren, braucht man übrigens ein Permit.








Da der Post sonst zu umfangreich wird, muss die genauere Besichtigung des wunderschönen, wenn auch extrem touristisch erschlossenen Weltkulturerbestädtchens noch etwas warten …
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21 Mai 2020 18:36 #589172
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Hoi An, was friedvoller Versammlungsort bedeutet, beherbergt heute 75.000 Einwohner. Von den Cham im 4. Jahrhundert gegründet und zur Versorgung ihrer Hauptstadt im Landesinneren genutzt, verlor sie nach dem Untergang des Reichs ihre Bedeutung. Um 1600 kam es zu einem Wiederaufstieg zum internationalen Warenumschlagplatz an der Seitenstraße. Hoi An wurde zum größter Hafen Südostasiens – zunächst zentral für den Japanhandel, nach Abschottung Japans mit Außenhandelsverbot als Sitz der europäischen Handelsgesellschaften Im 18. Jh. verlor die Stadt wegen einer Versandung des Hafens erneut ihre Bedeutung, jedoch begünstigte dies den Erhalt des Stadtbildes.
Als erstes besuchten wir die Versammlungshalle der Chinesen aus Fujian. Es gibt eine ganze Reihe solcher Versammlungshallen, je nach chinesischer Heimatregion.












Die Decken waren voller Räucherspiralen, an denen Wunschzettel der Spender mitsamt ihren Heimatadressen zu finden waren.



Eine Spirale kostet 25$ und brennt zwei Monate, es war daher interessant, die Herkunftsadressen der Besucher aus aller Welt zu lesen. Unangenehm war, dass man ständig aufpassen musste, nicht von der herabrieselnden Asche verziert zu werden, ein aussichtsloses Unterfangen. Thomas wurde gleich mehrfach erwischt. Ein weiteres Detail: Weil die Häuser immer offen standen, dienten Truhen für Wertgegenstände zugleich als Bett, um die eigenen Habseligkeiten besser schützen zu können.



Opferaltar und Schutzgeistermythologie für die Seefahrer sind recht interessant.




Helfer Thiên Lý Nhãn (der 1000 Meilen weit sieht)


Helfer Thuận Phong Nhĩ (der auf1000 Meilen hört)
Es gab auch eine Halle für die chinesischen Gesamtvereinigungen, die aber wenig spektakulär kaum einen Blick lohnte.



Anschließend gingen wir über die malerische zentrale Straße





zum Privathaus Tan Ky, einstmals eines der reichsten Kaufmannshäuser der Stadt. Es stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und über den Hinterausgang gelangt man direkt auf die Uferstraße.



Wir inspizierten u.a. den Haustempel für die Ahnen,



die Schlafplätze der Frauen und Kinder



sowie die Markierungen der letzten Hochwasserstände mitsamt beängstigenden Bildern.


Markierungen rechts zu sehen


Durch den Hinterausgang

Anschließend durften wir noch eine Weberei und Schneiderei besuchen. Wir konnten sehen, wie die Arbeiterinnen anhand von Photovorlagen Bilder aus Seide stickten, wobei sie für eine Arbeit ca. 3 Monate brauchen. Sie waren sehr auf Publikumsbesuch ausgelegt und stellten u.a. einen elektrischen und einen Handwebstuhl aus. Im Obergeschoss konnten wir die Seidenraupenzucht besichtigen, photographieren war allerdings verboten. Man erklärte uns auch den Lebenszyklus der Raupen, leider war es aber recht voll und eng, so dass wir weit hinten standen und nicht alles verstanden. Jedenfalls wird der Raupenkokon bei 70° gekocht und der Faden gezogen, wobei sich ein Kokon zu einem 1000 Meter langen Seidenfaden nur per Hand aufwickeln lässt. Um Rohseide zu gewinnen, müssen die Fäden anschließend mehrfach verdrillt werden. Für gewöhnliche Seide wird ein Faden gleichzeitig aus 25 Kokons gezogen und gemeinsam auf ein Rad gewickelt. Das Geschäftsmodell des Hauses war das Angebot der Schneiderei von Maßanzügen, die auf den nächsten Tag zu fertigen sie anboten. Wir konnten uns zunächst dazu nicht durchringen, auch nicht zu dem Angebot unserer Guide, uns zu einem anderen Maßanzugsschneider zu bringen.



Nunmehr spazierten wir zur japanischen Brücke, die den japanischen und chinesischen Teil der Stadt miteinander verbindet. Die Stadt wickelte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen Großteil des japanischen Außenhandels ab, als sich das Land abschottete, aber noch nicht jeglichen Handel verbot. Nach 1644 dominierte dann nach Rückzug der Japaner ganz die chinesische Kultur.


Die mehrfach zerstörte Brücke wurde Ende des 16. Jahrhunderts errichtet, die heutige Form stammt aus dem Jahr 1763. Die taoistische seitliche Brückenpagode dient der Verehrung des Herrschers des Schwarzen Himmels, Bac De Tran Vu, der den Norden überwachen und den Drachenriesen Cu besänftigen soll.

Touristenfreundlich wird nachmittags die Altstadt zur Fußgängerzone, so dass wir trotz des großen Andrangs recht angenehm durch die Straßen flanieren konnten.





Edelstein Kunst Museum & Weinbar










traditionelles Hochzeitspaar

Dennoch trafen wir irgendwann unseren Fahrer und wurden zum Hotel gebracht. Wir waren besonders gespannt, denn wir waren mehrfach umgebucht worden. Das eigentlich vorgesehene Hotel gehörte zu den wenigen der Reise, die schon bei unserer frühen Buchung ausgebucht gewesen waren, aber auch in das Ersatzhotel konnten wir, wie uns unser Reiseveranstalter schon nach Kambodscha gemeldet hatte, nicht einchecken, weil es kurzfristig von der Regierung für eine Tagung des Polizeiministeriums requiriert und alle Buchungen storniert worden waren. Entsprechend neugierig waren wir auf die neue Unterkunft, die uns zudem mehrere Nächte beherbergen sollte.
Bei der Ankunft entschuldigte man sich zuerst dafür, dass es zwischen 18:00 und 21:00 wegen Feierlichkeiten etwas lauter werden könnte, da es eine geschlossene Festveranstaltung mit Musik geben würde. Tatsächlich begann der DJ ab 16:30 mit ziemlich nervenden Proben. Hinter unser Zimmer grenzte ein Hühnerstall und der Hahn krähte mit der Musik um die Wette. Pausierte die Musik, verstummte auch er zeitweise. Dennoch war es eine an sich wunderbare Unterkunft;





wir konnten sie noch am gleichen Abend mit der bis dahin vorgesehenen vergleichen, denn diese hatte uns zur Entschädigung auf ein Abendessen eingeladen und war zwar auch schön, aber bei weitem nicht so einladend. Um 18:00 machten wir uns also auf den Fußweg zum nahegelegenen anderen Hotel und konnten dabei auch einmal die kalkbemalten Bäume am Straßenrand vor den Häusern näher betrachten. Unsere Guide hatte uns erklärt, dass dies dazu diene, den Teufel daran zu hindern, in die Häuser zu gelangen. Die heutige Jugend und auch die jungen Reiseleiter würden den Touristen aber aus Unwissenheit den Quatsch erzählen, der Kalk diene ästhetischen Zwecken oder solle Ameisen abwehren. Eine falsche Rationalisierung der Spätgeborenen also.

Das Abendessen war wirklich gut und reichlich, allerdings mussten wir die völlig überteuerten Getränke selbst zahlen. Thomas hatte schon so etwas geahnt, als es keinen Hinweis gab, dass ein Getränk oder alkoholfreie Getränke inklusive seien. Im Ergebnis hätte man bei einer mobilen Garküche für den Preis eines Getränks ein ordentliches Essen bekommen. So konnten wir aber in aller Ruhe Kürbissuppe, Salat, besondere Frühlingsrollen (nicht aus Reispapier), einen Hauptgang bestehend aus Reis, Gemüse und frittiertem Tofu (nicht besonders, für Thomas in der Konsistenz sogar eklig) und als Nachtisch Obst genießen und die schöne Atmosphäre der hereinbrechenden Dunkelheit und der angehenden Lampions über dem Wasser bewundern.


Blick zu unserem Hotel Hoi An Koi Resort


Schon im Dunklen kehrten wir zu unserer Hotelanlage zurück, die so besonder schick wirkt.


Letzte Änderung: 21 Mai 2020 19:28 von Flotho.
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22 Mai 2020 18:42 #589198
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Mo. 15.03.2017 My Son oder 100 € pro Person sparen durch Zusatztag

Wir frühstückten um 7:00. Es gab ein reichhaltiges Frühstückbuffet. Zusätzlich zum Üblichen gab es Pfannkuchen oder in der Theorie auch Crêpes, Muffins, Obst mit Chili-Salz, Nüsse und einen sehr leckeren Roseningwer. Allerdings war das Verhalten der Köche reichlich bizarr. Es waren immer recht viele fertige Pfannkuchen vorhanden, so dass diese schon kalt wurden. Nachdem sich Barbara einen Crêpe aus der Pfanne hatte geben lassen, entdeckte Thomas, dass es auch einen Teller mit fertigen Crêpes gab, der Koch weigerte sich aber, Thomas einen zu geben. Als Florian nach Crêpe fragte, bekam er auch nur ein „no“ zur Antwort. Als der Pfannkuchenbäcker kurzzeitig weg war, versuchte es Florian erneut beim benachbarten Eierkoch. Der schaute verstohlen hinter sich, gab aber schließlich einen heraus. Barbara konnte auf diese Weise auch noch welche (man beachte den Plural!) bekommen. Thomas blieb chancenlos, bei den frischen wie den fertigen, bekam aber etwas von Barbara ab. Auch wenn die Auswahl sehr groß war, konnte uns das Frühstück nicht restlos überzeugen, denn die Qualität war nicht immer die beste. So waren beispielsweise die Säfte extrem mit Wasser gestreckt. Auch die Bedienung ließ es an Contenance missen. Ein junger Angestellter wurde von seiner Vorgesetzten recht rüde beim Abräumen herumgestoßen, so dass er mehr als einmal das schon gestapelte Geschirr zu verlieren drohte. Nicht auszudenken, was sie getan hätte, hätte er tatsächlich bei den Rempeleien einmal das Gleichgewicht verloren.

Heute stand der Grund für die ausgedehnten drei Übernachtungen in Hoi An auf der Tagesordnung. Wir hatten mit einem Ausflug zu den nahegelegenen Ruinen von My Son einen zusätzlichen Reisetag gebucht, um ein weiteres Weltkulturerbe zu besichtigen. Merkwürdigerweise wurde die Reise durch den zusätzlichen Tag sogar spürbar günstiger. Wir vermuten, dass dies mit günstigeren Flügen zu tun hatte.
Barbara fragte unsere Guide, ob sie das Klima in Deutschland, als sie dort lebte, auch als so anstrengend empfunden habe, wie sie umgekehrt das vietnamesische Klima. Die Frage war zugegeben recht kompliziert, die Antwort, die sie erhielt, dafür umso typischer: „Ich habe in Deutschland viel Butter gegessen“ (Guide-Antwort des Tages). Später konnten wir immerhin noch herausfinden, dass ihr Schnee unbekannt gewesen sei, dieser zwar schön aussehe, ihr aber zu kalt sei.
My Son war das religiöse Zentrum des hinduistischen Cham-Reichs von Amaravati, 20 km von der Hauptstadt Simhapura (Löwenstadt) entfernt. Dort wurde Shiva verehrt und die Asche der verstorbenen Herrscher aufbewahrt. Die ersten Holztempel lassen sich aus dem 4. Jahrhundert nachweisen, die Verwendung von Stein begann im 7. Jahrhundert. Den Höhepunkt erreichte die Bautätigkeit zur Blütezeit des Reichs im 10./11. Jahrhundert, diese schönsten Anlagen (die sog. Gruppe A) sind jedoch bei Flächenbombardements völlig zerstört worden. Schon im 11. Jahrhundert setzte der Niedergang durch Plünderungen ein, denn das Champa Reich wurde sowohl von den Khmer wie den Vietnamesen bedrängt. Die letzten Kultstätten wurden im 13. Jahrhundert eingeweiht, nach weiteren vietnamesischen Vorstößen und Zerstörungen mussten die Cham die Stadt schon im 14. Jahrhundert aufgeben. Die einzelnen Bauwerke sind allerdings kaum genau zu datieren.
Die Besichtigung von My Son war eine ausgezeichnete Idee. Landschaft und Atmosphäre waren schon recht außergewöhnlich, zugleich war es viel ruhiger als in Angkor. Es war auch sehr interessant, die Wiederaufbau- und Restaurationsarbeiten zu beobachten, denn leider war diese Ruinenstadt ein weiteres Opfer des Vietnamkrieges geworden, die Amerikaner hatten die dort verschanzten Vietkong bombardiert und die Hinterlassenschaften der Cham-Hochkultur dabei fast völlig zerstört. Die Besucherwege sollen noch immer wegen Minengefahr nicht verlassen werden. Für uns schloss sich ein Kreis, denn wir hatten ja ein bereits ein Dorf der heute verschwindend kleinen, inzwischen muslimischen Minderheit der Cham besucht und in Phnom Penh auch Zeugnisse ihrer Eroberung Angkors gesehen.
Nach der Ankunft in My Son fuhren wir leider erst einmal zwei Kilometer mit einem Shuttle zu den Ruinen, den schönen Weg hätten wir lieber zu Fuß gemacht.


Mehro - Heiliger Berg

Unsere Guide war recht zügig unterwegs, so dass wir uns fast ein wenig gedrängelt fühlten. Sie erzählte uns dennoch eine ganze Menge über die Historie, wobei leider die überwiegenden zeitgeschichtlichen Ausführungen sehr von nordvietnamesischer Geschichtsklitterung durchdrungen waren. Außerdem buddelte sie wieder Pflanzen aus, um sie bei sich zu kultivieren.


Gruppe B, C & D - Vorhalle (D2), Eingangspavollon (C2) und Haupttempel (C1)


Gruppe B, C & D - C1 – Haupttempel





Gruppe B, C & D - Rückseite des Haupttempels (C1)


Gruppe B, C & D - Vorhalle (D1)


Gruppe B, C & D - eine der Vorhallen


Gruppe B, C & D - Vorhalle (D2)


Gruppe B, C & D - B5 - dient der Aufbewahrung von Kultgegenständen




Gruppe A





Gruppe G









Gruppe E





Gruppe F: Begonnene Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten nach der Bombardierung





Am Ende unseres Rundgangs konnten wir eine neue Ausgrabungskampagne bei der Mittagspause beobachten.




Da wir nicht so viel Zeit in My Son bekamen, wie wir gerne gehabt hätten, kamen wir bereits am frühen Nachmittag zum Hotel zurück und hatten den Rest des Tages tatsächlich einmal Freizeit. Anders als vom Reiseveranstalter vorgeschlagen, gingen wir aber nicht an den gerade ohnehin gesperrten Strand, sondern ließen uns mit dem Hotelshuttle noch einmal nach Hoi An fahren, um es in aller Ruhe noch einmal allein erkunden zu können. Der Fahrer gab uns Name und Nummer eines Taxiunternehmens, das uns auf Hotelkosten zurückbringen sollte. In der Stadt rangen wir uns doch durch, noch einmal die Schneiderei aufzusuchen und Thomas und Florian suchten sich Stoffe für jeweils einen Maßanzug aus, die bis zum nächsten Nachmittag fertig sein sollten, damit sie zur Not noch einmal geändert werden könnten. Für uns war das recht aufregend, aber in Summe angenehmer als ein Einkauf im deutschen Kaufhaus. Dazu waren die Preise unschlagbar, so dass wir uns ohne Zögern für die hochwertigste Seide entschieden.

Anschließend spazierten wir durch die allmählich ihre abendliche Beleuchtungspracht entfaltende Altstadt.











Markthalle

Die Rückfahrt zu organisieren war dann etwas schwierig. Wir wurden nach einem Taxi gefragt und wir versuchten zu erklären, dass wir ein Taxiunternehmen suchten, das ein Vertragspartner unseres Hotels sei. Als dann aber ein Taxi eines falschen Unternehmens geholt wurde, mussten wir energisch werden und so musste der Fahrer unverrichteter Dinge wieder abziehen. Als wir schließlich eines fanden, begann eine etwas abenteuerliche Fahrt. Der Fahrer schien mit dem Hotelnamen nichts anfangen zu können und wir hatten zunächst das Gefühl, in eine falsche Richtung gefahren zu werden und prüften das mit dem Navi. Im Hotel schien er sich dann mit den Formalitäten doch gut auszukennen. Besonderer Hotelservice war statt eines Betthupferls eine schöne einheimische Gutenachtgeschichte auf dem Laken. Die für gestern angekündigte Musikveranstaltung fand doch erst heute statt und war recht laut, endete aber zum Glück frühzeitig.
Letzte Änderung: 22 Mai 2020 19:16 von Flotho.
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25 Mai 2020 21:18 #589376
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Di. 16.03.2017 Wir spielen Landwirte und Köche

Heute frühstückten wir um 7:30. Das Buffet war etwas beschränkter, so war das Angebot an Nüssen kleiner und das Crêpes-Problem lösten sie durch Verzicht auf Fertigung. Wir verbrachten einen entspannten Vormittag, denn das Programm ging erst um 10:30 los. Heute sollte es eine Kulturpause geben. Wir wurden zu einem Dorf gefahren, das von Gemüse- und Kräuteranbau lebt. Auf dem Weg sahen wir allerhand ländliches, vor allem aber viel Fischzucht.





Eigentlich war das als Fahrradtour gedacht, aber Barbara hatte sich das aus klimatischen Gründen schon bei der Buchung nicht zugetraut. Angeblich hätte es eine ruhige Tour werden sollen, wir waren dann aber nicht wegen des für unsere Maßstäbe eher frühlingshaft-frühsommerlichen Klimas, sondern wegen des Verkehrs froh, auf dieses Vergnügen verzichtet zu haben. Florian war genervt vom Kommandoton unserer Führerin sowie den Floskeln „Schauen Sie“ und „Das isso“. Besonders folgender Tagessausblick stellte uns vor Rätsel: „Dieses Dorf ist sehr berühmt. Haben viele Touristen. Lernen kochen und dann machen Fußmassage. Haben viele Dinge, das sind sehr gut für Touristen.“ (Guide-Ankündigungsrätsel des Tages)
In der Kochschule erhielten wir zunächst einen ausgezeichneten Begrüßungsdrink.

Unsere Guide übersetzt das Programm. Sie sprach in der ersten Person Plural, so dass wir uns nicht so viel dabei dachten, als sie von der Zubereitung von Fleischgerichten sprach. Als sie dann noch nach Allergien und irgendetwas, das wir vielleicht nicht essen, fragte, und Barbara sie darauf hinwies, dass wir ja . wie mehrfach mit ihr besprochen - Vegetarier sind, schlug sie sich mit beiden Händen auf den Kopf und begann eine Diskussion mit der Kochschule. Florian vermutete spitz, sie habe wohl zu wenig Papaya gegessen; sie hatte uns nämlich nachdrücklich eingeschärft, dass der Verzehr von Papaya vor Alzheimer schütze. Da nun erst einmal neu eingekauft werden musste, haben wir den Spaziergang durch die Gärten des Dorfes vorgezogen.

Man zeigte uns viele Pflanzen, das meiste kannten wir von Rühlemanns, etwa Thaibasilikum, Thaizitronenbasilikum und Vietnamesische Melisse haben wir hin und wieder auch auf dem Balkon.




grüne Papaya


Erdnusspflanzen




Zitronengras


Kumquat



Am Ende sollten wir noch ein Beet anlegen,


Pflanzen als Untergrund des Beetes – natürlicher Dünger


Erde drüber


Setzlinge aus anderem Beet klauen


Beet begradigen


Setzlinge einpflanzen

wobei Thomas mit einer antiquierten und ziemlich unangenehmen Holzkonstruktion die Bewässerung übernehmen ‚durfte‘.



So macht man das also ... Für die nächste Gruppe wurde das Beet natürlich wieder ausgegraben, alles in allem also eine sinnlose Trockenübung, weil bloße Scheinpflanzung.

In der Kochschule begannen wir mit dem Zerkleinern der Zutaten für eine Marinade (Zitronengras, Zwiebeln, Frühlingszwiebeln), hernach brachte man uns das Zerkleinern und Zubereiten der Kurkumawurzel bei. Da man dabei kräftig mit der flachen Seite des Hackmessers auf sie einschlagen musste, spritzte es recht ordentlich.


Wir produzierten zwei Varianten, eine vegetarische für den Tofu, den man noch eingekauft hatte, und eine mit Austernsoße für das Fischgericht der anderen Gruppe. Auf je zwei bereits angegrillte Bananenblätter träufelten wir etwas Marinade, dann kam Tofu, anschließend wieder Marinade. Das wurde in einem Blatt eingeschlagen und in das zweite, ebenfalls durch den Grill erweichte Blatt gerollt. In Alufolie eingepackt grillten wir das Hauptgericht. Anschließend wurden wir in die Kunst der Frühlingsrollenzubereitung eingeweiht, wobei auch hier eine vegetarische Variante bereitgestellt wurde. Diese aßen wir als Vorspeise. Anschließend gab es Omelette mit Fisch und Shrimps, wobei Florian erst scharf intervenieren musste, damit er die vegetarische Omelettevariante ohne Shrimps machen durfte. Tatsächlich erhielten wir drei Omelette, von denen nur eins wirklich vegetarisch sein konnte. Daher machten Florian und Thomas noch je ein weiteres. Barbara fand die Kochveranstaltung unpassend („selbst kochen kann ich auch zuhause“) und beteiligte sich nicht recht. Wohl weil sie das zuhause auch nicht gerade schätzt. Zum Omelette reichte man Salat mit Kräutern.

Danach gab es den Tofu mit Suppe und als Überraschung des Hauses von der Mutter des Chefkochs für die Vegetarier einen phantastischen Tofu-Champignon-Topf mit Sojasauce. Die verstand sich noch auf traditionelle vegetarische Küche, es schmeckte einfach unglaublich. Den Abschluss mit etwas Obst, Drachenfrucht, Ananas und grüner Orange hätte es schon nicht mehr gebraucht. Hinterher offerierte man tatsächlich noch eine Fußmassage. Da Thomas und Florian keine Massagen mögen verzichteten sie daraus, so dass man Barbara zugleich eine Kopfmassage bot.


Nach der Rückkehr ins Hotel ließen wir uns mit dem Shuttle wieder in die Stadt bringen, um unsere Anzüge abzuholen. Zum Glück musste nichts geändert werden. Während eines weiteren Spaziergangs, beobachteten wir einen sehr unorthodoxen Ananastransport mit einem dreirädrigen, völlig überladenen Anhänger, der mit einem Roller gezogen wurde. Einzige Verbindung mit dem Roller war aber, dass Fahrer und Beifahrer mit einer Hand den Anhänger festhielten. Danach fuhren wir mit dem Taxi zurück. Der sehr junge Fahrer schaffte es, ununterbrochen mit dem Handy zu telefonieren und als ob der Verkehr nicht schon schwierig genug war, benutzte er zwischenzeitlich während des Fahrens mit der anderen Hand noch sein Funkgerät. Im Hotel angekommen gab es auch noch Schwierigkeiten mit der Abrechnung, denn für den Fahrer war die Liquidation der Rechnung durch das Hotel unverständlich, aber ein Hotelangestellte sagte uns, wir sollten einfach auf unsere Zimmer gehen, er kläre das.
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28 Mai 2020 17:41 #589516
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Mi. 17.03.17 Barbaras Geburtstag in Hanoi.

Heute mussten wir schon um 5:00 aufstehen. Da Thomas, der zuletzt leicht angeschlagen gewesen war, alles komplett durchgeschwitzt hatte, sprangen wir dennoch schnell unter die Dusche. Nach dem Auschecken begaben wir uns um kurz vor 6:00 zum Frühstück. Obwohl noch nicht viel da war und das Buffet erst langsam gefüllt wurde, konnten wir gut essen. Nüsse und Obst waren besser als zuletzt. Bereits um 6:30 wurden wir für die Fahrt zum Flughafen abgeholt und so verließen wir das schöne Hoi An mit etwas Bedauern, denn wir hatten uns hier trotz der kurzen Nächte mit dauerkläffendem Hund und durchkrähendem Hahn endlich etwas erholen können.
Unsere Führerin begleitete uns zum Check-in am Flughafen, was alle anderen bisher, ohne dass wir sie darum gebeten hatten, abgelehnt hatten, weil es verboten sei. Ob das nun stimmt oder nicht, unsere fürsorgliche Reiseleiterin wollte sichergehen, dass wir auch in das richtige Flugzeug stiegen. Wir verabschiedeten uns von ihr recht herzlich, trotz aller sprachlichen Hürden waren wir im Großen und Ganzen wirklich zufrieden gewesen.

Da wir recht spät am Flughafen ankamen, mussten wir nicht mehr lange warten, obwohl der Flug etwas Verspätung hatte. Der Flug selbst war sehr unruhig, umso überraschter waren wir über die butterweiche Landung. Bei unserer Ankunft in Hanoi erwarteten uns allerdings erstmalig Regen und außerdem der schlechteste unserer sieben Guides.
Hanoi wurde als chinesische Provinzhauptstadt planmäßig errichtet und erhielt schließlich 886 eine Zitadelle. Die alte Zitadelle machte 1010 König Ly Thai To zu seiner Residenz und damit seiner Hauptstadt. Im Chaos der Jahrhunderte sank Hanoi jedoch in die Bedeutungslosigkeit hinab, und erst mit Ankunft der Franzosen 1883 erfolgte ein Ausbau der 150.000-Einwohnerstadt zur Metropole mit europäischem Flair. 2009 zählte die Stadt 6,5 Mio. Einwohner. Da wir bei unserem straffen Zeitplan natürlich keine Rücksicht auf das Wetter nehmen konnten, begannen wir sogleich mit der Stadtbesichtigung. Das Wetter unterstrich den scharfen Kontrast zu Saigon noch mehr.

Das Treiben auf den Straßen war genau so lebhaft wie im Süden, aber es schwang ein starker Unterton von Aggressivität darin, auch bei den Verkehrsteilnehmern. Gebäude und Atmosphäre waren düster und wuchtig, nicht verspielt und elegant wie in Saigon.


Um dem Regen zu entgehen, begann unser neuer Guide mit dem ethnologischen Museum, das die zahlreichen großen, kleinen und kleinsten Volksstämme des Landes sehr gelungen vorstellte.


Das Museum war modern, gut aufgebaut und museumsdidaktisch hervorragend und informativ präsentiert. Diesbezüglich das mit Abstand beste der Reise. Allerdings war noch ein Großteil der Gebäudefläche ungenutzt. Insgesamt leben in Vietnam 54 Ethnien, aber 86% der Bevölkerung gehören zu den Viet-Hauptvölkern.


Transport von Fischreusen auf einem Fahrrad




Büffelkarren
Es gibt wirklich viel zu sehen und man kann lernen ohne einfach nur vom Material erschlagen zu werden.

Anschließend besuchten wir das Ho Chi Minh-Mausoleum.


Die Wachen davor werden alle 2 Stunden abgelöst, müssen aber 2 Schichten am Tag übernehmen und haben auch dazwischen keine Freizeit, sondern müssten in der Zwischenzeit das Stillstehen weiter üben – so berichtete zumindest unser Guide, ohne sich dabei Ironie anmerken zu lassen.



National Assembly Building


Presidential Palace

Anschließend liefen wir zur bekannten Einsäulenpagode, die zwar recht unscheinbar war, aber nicht so hässlich, wie wir nach der Lektüre unserer Reiseführer erwartet hatten, die von einer Besichtigung eher abraten.


Recht interessant war dann der sogenannte Literaturtempel, über 800 Jahre hinweg Vietnams Zentrum für konfuzianische Bildung. Im 11. Jahrhundert als Tempel gegründet, wurde er schon 1176 zur Nationalakademie, einer Universität, in der allerdings ausschließlich die Söhne des Herrschers studieren konnten. Hierbei habe es sich um eine eigene Universität für den Sohn des Kaisers gehandelt, allerdings wurden die Bauten später erweitert, um mehr Studenten unterrichten zu können. Ab dem 15. Jahrhundert nahm sie bis zu 300 Studenten auf, die hier binnen drei Jahren ein Doktorat erlangen konnten. 1807 wurde die Nationalakademie nach Hue verlegt, als Regionalakademie konnten hier aber noch bis 1915 Prüfungen absolviert werden.

zweistöckiges Tor zum Literaturtempel (mitte für den König - links Tor des Erworbenen Talents - recht Tor der Gewonnen Tugend)

Der I. Hof mit seinen Teichen und Seitenwegen soll harmonisch wirken und damit die Ausgewogenheit der polarisierenden Kräfte darstellen.




Der II. Hof enthält ein Wahrzeichen Hanois, den Pavillon des Sternbildes der Literatur.


Der III. Hof beherbergt neben einem quadratischen Teich, der Quelle des Himmlischen Lichts

82 von Schildkröten getragene Kandidatenstelen, jeweils mit den Namen der Doktoren eines Jahrgangs in chinesischen Schriftzeichen (älteste aus dem Jahr 1442, jüngste 1779).


Durch das Tor des großen Erfolgs gelangt man in den zentralen IV. Hof, dessen Seitengebäude der Verehrung der 72 wichtigsten Schüler des Konfuzius dienten.

Auf der Stirnseite befinden sich das Haus der Zeremonien




und die Halle des Großen Erfolgs.



Im letzten, V. Hof befanden sich ursprünglich die Lehrräume und das Wohnhaus der Tempelwächter, ab der Aufnahme anderer Studenten im 15. Jahrhundert deren Schlafsäle.


Am Hofende befinden sich eine Zeremonienhalle


und ein zweistöckiger Tempel mit Altären dreier Königsstatuen.


Statue des Königs Ly Thanh Tong


Statue des Königs Ly Nhan Tong


Statue des Königs Le Thanh Tong

Anschließend checkten wir in unser Hotel Hanoi Boss Legend ein.




Bei nach wie vor anhaltendem Nieselregen sollten und wollten wir nun die Innenstadt auf eigene Faust erkunden ...
Letzte Änderung: 28 Mai 2020 18:14 von Flotho.
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