Mondlandung
50 Jahre ist die Mondlandung her. Unglaublich, was der Mensch alles zustande bringt, ich bin immer wieder von den Bildern begeistert. Dabei war ich im vergangenen Jahr selbst auf dem Mond - ganz ehrlich!
In der Atacama-Wüste ist er nur rund 17 Kilometer von San Pedro entfernt - oder zumindest ein Teil davon: Im Valle de la Luna fühlen wir uns tatsächlich wie auf einem anderen Planeten. Eine bizarre Landschaft, längst kein Geheimtipp mehr, aber von unwirklicher Schönheit.
Eine kurze Fahrt mit dem Bus, schon laufen wir durch eine Salzschlucht inmitten einer okkerfarbenen Landschaft.
Das Salz in den riesigen Lehmwänden knackt, denn das ganze Areal ist in Bewegung und verändert sich ständig. Besonders gut ist das Geräusch bei starken Temperaturschwankungen zu hören. Keine Ahnung, ob das gerade der Fall ist, aber wir hören es laut und deutlich.
Am Ende der Schlucht geht es hinauf zur Cordillera, und einigen (extrem fußlahmen und kurzatmigen) Teilnehmern unserer abermals nicht gerade kleinen Gruppe wird selbst diese Mini-Wanderung zu viel. Sie kehren vorzeitig zum Bus zurück. Wir dagegen sind völlig in unserem Element und stürmen regelrecht den Hügel hoch. Denn wir ahnen schon: Oben eröffnet sich ein atemberaubender Weitblick.
Das Panorama mit der bizarren Mondlandschaft und den Vulkanen im Hintergrund ist gigantisch.
Unser Guide, eine sehr nette junge Frau, beweist ein feines Gespür dafür, dass wir beiden kaum zu halten sind: Sie lässt uns von der Leine. Rund 45 Minuten haben wir Zeit, die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden. Begeistert klettern wir erst in die eine ...
... und dann in die andere Richtung. Wir fühlen uns in eine andere Dimension versetzt. Sanddünen, Salzgebirge und schroffe Felsformationen: Der Mensch - wenn auch einigermaßen zahlreich vertreten - ist in dieser kargen Landschaft nur geduldet.
Das Mondtal war einst ein See. Seismische Erschütterungen drückten seinen Grund in die Höhe und falteten ihn auf. Wieder einmal ist die Dreiviertelstunde viel zu schnell vorbei.
Auf dem Weg zum Bus quatsche ich mit unserem Guide. Ich berichte ihr von unserer Begeisterung, aber auch dem Wunsch, die Gegend individueller zu erkunden. Der nächste Tag ist unser letzter und noch nicht verplant, ich frage nach einem Autovermieter. Das sei so kurzfristig schwierig, erklärt sie. Anscheinend sorgt die Lobby der Tourenanbieter dafür, dass Autovermieter in San Pedro eher rar sind. Eine rechtzeitige Reservierung - gerade in dieser Jahreszeit - scheint relativ unumgänglich. Zudem findet die Übernahme in aller Regel am Flughafen in Calama statt - was ja sinnvoll ist.
Für eine Privattour, die sie am nächsten Tage mit zwei anderen Guides unternimmt und zu der sie uns mitnehmen würde, fühle ich mich nicht fit genug. Wir müssten ziemlich lange in ziemlich großer Höhe klettern und wir sind uns einig, dass wir dafür nicht ausreichend akklimatisiert sind. Doch sie macht mir zwei weitere Vorschläge, die ich später nach unserer Rückkehr in San Pedro am Abend austesten will ...
In Millionen Jahren haben im Mondtal Wind und Wetter Formationen und Figuren aus Sand, Salz und Lehm geformt.
Zu den bekanntesten gehören die Las Tres Marias, die drei Marien. Die Jungfrauen machen keinen besonderen Eindruck auf mich, möglicherweise mangelt es mir auch an der nötigen Phantasie: Wenn die Sonne das Salz anstrahlt, soll es aussehen, als würde sie ein heiliger Schein umgeben. Noch heute kommen die Minenarbeiter zum Beten her.
Allerdings haben die Damen ein wenig von ihrer Strahlkraft eingebüßt, nachdem sich ein Guide zu nah an sie herangewagt und eine der Marien zum Einsturz gebracht hat. Heute sind sie durch einen Steinkreis geschützt. Es geht wohl einfach nicht anders. Wo der Mensch ist, richtet er Unheil an. Sogar auf dem Mond ...
Der Bus fährt nun ein ganzes Stück voraus und wartet auf uns. Rechts von uns liegt eine große Sanddüne und links das sogenannte "Amphitheater" im späten Nachmittagslicht. Es ist ein fantastischer kleiner Spaziergang.
Der nächste Halt ist das Valle de la Muerte, das Tal des Todes. Wieder so eine unwirkliche Landschaft aus Lehm.
Wir laufen durch die salzverkrustete Hügellandschaft und sind fast allein, es ist toll. Ein großer Teil der Gruppe ist im Bus geblieben
. Uns kann es nur recht sein.
Der letzte Programmpunkt ist der Sonnenuntergang, er ist legendär und soll das Mondtal in Pastelltöne tauchen. Ich hätte erwartet, dass wir dieses Schauspiel auf der Cordillera oder der großen Düne erleben, doch daraus wird nichts. Die Antwort auf die Frage, warum das so ist, kann ich mir fast selbst geben: Es ist zu voll und die Konzession für die Agenturen teuer.
Rückblickend bin ich froh über die organisierte Tour, denn das Gelände ist riesig und sie hat uns einen guten Überblick verschafft. Ideal wäre allerdings ein zweiter privater Besuch des Mondtals gewesen, das sogar mit dem Fahrrad aus San Pedro zu erreichen ist.
Beim Anblick des Spots direkt an der Landstraße, an dem der Bus nun hält, bleibt uns fast die Spucke weg: Sämtliche Touristen der Gegend scheinen sich versammelt zu haben. Es gelingt mir, den Trubel um mich herum einigermaßen auszublenden. Doch mit der Stille der Wüste, die ich mir ausgemalt hatte, ist es natürlich nichts. Der Sonnenuntergang ist schön, bleibt deshalb aber ein Appetithäppchen. Richtig satt macht er uns nicht.
Zurück von diesem dennoch fantastischen Ausflug gehen wir im Dorf zu dem einzigen Anbieter, der Ein-Tages-Trips nach Bolivien anbietet. Doch es scheint eine ziemliche Gewalttour zu sein und wir entscheiden uns dagegen. Ohnehin ist längst klar: Wir kommen wieder!
Wir lassen uns im Büro der Agentur beraten, bei der wir alle bisherigen Ausflüge gebucht hatten, und sie checken unsere Aktivitäten im Computer. Dabei fällt auf, dass wir zu der Gruppe mit dem kaputten Bus gehörten. Ich bin zwar weiterhin der Meinung, dass die Panne ein Glücksfall für uns war, wehre mich aber auch nicht gegen den Vorschlag, am nächsten Tag eine kostenfreie Tour zum Regenbogental als Kompensation zu machen.
Noch lieber möchten wie allerdings zum Salar de Tara. Tatsächlich findet am nächsten Tag eine Exkursion statt und es sind auch noch Plätze frei. Wenn wir nun also die Differenz zwischen dem Preis der Regenbogental-Tour und dem deutlich kostspieligeren Trip zum Salar de Tara bezahlen würden, könnten wir doch eigentlich ...? Die nette Dame mir gegenüber winkt ab: Wir müssen auch für den teureren Ausflug nichts bezahlen. Wir sind platt - und hocherfreut. Unser letzter Tag in der Atacama kann kommen!