Tag 6, unsere zweiter Tag am Cotopaxi
Haben wir gestern bei Ankunft den
Cotopaxi nur erahnen können, so zeigt er sich heute von seiner ganzen Schönheit. Es soll Reisende geben, die den Cotopaxi innerhalb einer Woche nicht einmal zu Gesicht bekommen haben. Was haben wir für ein Glück:
Bevor wir zu unserem Reitausflug starten schauen wir uns auf dem Gelände der Mountain-Lodge um. In der Tat, ein schönes Plätzchen ist das hier:
Schon kurze Zeit später sind wir im Cotopaxi Nationalpark, der
Control-Norte Zugang ist 5,8 km von der Chilcabamba Lodge entfernt, ein Katzensprung. Wir wundern uns, dass man für den Nationalpark keinen Eintritt bezahlen muss. Es ist zwar ein Wärterhäuschen da und selbstverständlich muss man sich ins Logbuch eintragen, aber kosten tut das hier nichts. Auch nicht schlecht, das nehmen wir gerne an.
Kurz hinter dem Control-Norte werden wir schon erwartet. Ein Guide sattelt die Pferde, gibt uns ein paar wenige Instruktionen und schon werden wir in die
Chaps (von span. chaparajos) gesteckt, das sind lederne Beinkleider ohne Gesäßbesatz. Das hab ich im Internet nachgeschaut, wie diese „Lederbeinkleider“ heißen. Sieht komisch aus, beim nächsten Mal würde ich das Zeugs nicht mehr anziehen, denn die Bewegungsfreiheit ist dadurch sehr eingeschränkt.
Und dann geht’s auch schon los – eine tolle Sache, wir waren zu Dritt unterwegs, nicht im Galopp und auch nicht im Trab, sondern unsere Pferde sind einfach dem Guide und seinem Pferd gefolgt. Schon nach 5 Minuten haben wir den ersten
Kondor in freier Wildbahn gesehen. Das war schon sehr beeindruckend, leider sind unsere fotografischen Künste für ein gutes Bild nicht gut genug. Aber wir haben insgesamt 5 Kondore gesehen.
Wir sind am Vorabend gefragt worden, ob wir eine, zwei oder drei Stunden reiten möchten. Unbedacht und voller Euphorie hab ich mich logischerweise gleich mal für die drei Stunden eingetragen, sehr zur Freude aber auch zur großen Überraschung meiner Schorschine. Na ja, hat sie sich gedacht, der wird schon wissen, was er tut.
Hat er natürlich nicht, der bayern schorsch. Nach 1 ½ Stunden haben meine
Aduktoren derart geschmerzt, dass ich keinen Meter mehr weiter geritten bin. Also runter vom Pferd, und während Guide und Schorschine ihre größte Freude hoch zu Roß hatten, bin ich neben den Beiden schön brav dahergelaufen, das Pferd im Schlepptau.
Nach einer halben Stunde war dann wieder „alles gut“, und bevor ich mich total zur Lachnummer mache, bin ich doch die letzte halbe Stunde nochmal geritten.
Wir würden das sofort wieder machen. Auch ich! Das war soooo schön, durch kleine Flüsse und Bachläufe, bergauf und bergab, über blühende Wiesen, und immer den Cotopaxi vor der Nase. Was für ein wirklich schönes Erlebnis.
Wir sind mittags wieder zurück in unserer Hazienda, genehmigen uns einen
Canelazo und schon sind wir wieder unterwegs. Wir wollen nochmal in den Park, es ist einfach unglaublich schön dort.
Auf
4.500 m Höhe gibt es einen Parkplatz, von dem man zur Schutzhütte
Refugio Jose Ribas auf
4.800 m hochwandern kann. Die Luft ist in diesen Höhen derartig dünn, dass mir im wahrsten Sinne des Wortes die Luft wegblieb. Wir haben es versucht, und ich hab mich wirklich angestrengt. Aber außer, dass meine Kleidung (kurzärmlig und ohne Wollmütze) indiskutabel und völlig unzureichend war, konnte ich diese 300 Höhenmeter ganz einfach nicht hochlaufen. Nach 10 Minuten bekommt man (wenn man so drauf ist wie ich) sämtliche Zustände. Kopfweh (trotz Aspirin), Übelkeit – halt einfach das komplette Höhen-Negativ-Programm. Leider – wir wären sehr gern hochgegangen, aber Schorschine allein da hoch ist auch keine Alternative.
Und dabei wär´s gar nicht so weit gewesen, wie man an den nächsten Bildern sieht:
Wir lassen uns aber die gute Laune nicht verderben, denn heute war ein total schöner Tag.
Auf dem Rückweg zur Lodge sehen wir viele Wildpferde, und was uns hier in Ecuador immer wieder fasziniert hat, das war das
Wetter, das sich oft binnen wenigen Minuten von superschön in superschlecht verwandelt hat. Unglaublich, das waren wunderbare Stimmungen:
Beim nächsten Bild kann man sehen, wie sich binnen von Minuten die Wetterlage total veränderte:
Abends in der Lodge gibt’s dann wieder ein sehr gutes Dinner. Heute stand Lasagne auf dem Programm (all you can eat), davor eine der besten Locros, die wir in Ecuador gegessen haben und Salate zum Abwinken. Dazu das gute „Pilsener“ (nicht importiertes, sondern local beer), ja hier lässt sich´s gut aushalten. Was uns besonders gut gefallen hat, war die klassische Musik im Hintergrund. Das hat alles derart gut gepasst und hat für tolle Stimmung gesorgt.
Was natürlich auch so eine Sache war: wir waren ja noch gar nicht ganz beim Abendessen gesessen, schon haben sich die Angestellten nach dem Reitausflug erkundigt und wie denn das so war. Sie hätten nämlich gehört, dass da jemand abgestiegen und sein Pferd zu Fuß geführt hat. Na ja, zum Glück hab ich mit solchen Geschichten kein Problem.
Die Betten waren bequem, der Holzofen sorgte wieder für wohlige Wärme, es ist alles perfekt hier.
Bis auf die Höhe.
Die Lodge liegt zwar „nur“ auf 3.500 m, aber – so gut Schorschine die Höhenluft auch vertragen hat – mir hat das nicht gut getan. Ohne mindestens 2 Aspirin hätte ich schlaflose Nächte gehabt. Komisch, denn eigentlich dachte ich, dass mir das überhaupt nichts ausmachen würde. Aber na ja, man wird anscheinend doch ganz schön alt mittlerweile.