Tag 14 07.03. Bwindi NP Buhoma Community Rest Camp – Gorilla Trekking Teil 3/3
Nach einiger Zeit hatten die beiden Kleinkinder genug vom Baumrutschen (oder wurden von den genervten Erwachsenen weggeschickt) und kamen näher auf uns zugelaufen. Was für ein unglaubliches Gefühl. Während wir am Boden knieten, näherten sich die beiden uns immer mehr, bis sie noch maximal 1-2 Meter entfernt waren. Wow.. Schließlich drehten sie sich um und suchten sich einen anderen Baum zum Spielen aus.
Nach einem Objektivwechsel/tausch (statt 70-200 F4 am Vollformat und 28-70 F2.8 am Crop nun 100-400 am Vollformat und 70-200 am Crop) gelangen nun auch bessere Bilder durchs Geäst.
Auch der Chef, Silberrücken Malaya, zeigte sich einmal in seiner vollen Pracht, beschloss dann jedoch kurz darauf, dass die Mittagsruhe nun vorbei ist.
Erst im Stehen nimmt man die beeindruckende Größe des Silberrückens richtig wahr. Es geht nun also für die Gruppe weiter. Langsam folgen die anderen Gruppenmitglieder ihrem Chef. Dabei laufen sie teilweise wiederum unmittelbar an uns vorbei..
Ein Gorilla hält inne und erlaubt uns ein paar Portraits.
Ein weiterer Gorilla bietet uns schließlich noch eine grandiose Abschiedsvorstellung und lässt sich wenige Meter von uns entfernt nieder.
Er sitzt und liegt einfach nur mit scheinbar traurigem Blick da und starrt ins Nichts. Wir sind für ihn offenbar überhaupt nicht existent. Was gäbe ich dafür zu wissen, was in seinem Kopf vorgeht. All sein Verhalten, seine Mimik und seine Blicke wirken derart menschlich, dass dieser nahe und intime Moment zu einem der innigsten Naturerlebnisse wird, die man vermutlich erleben kann, jedenfalls lässt mich sein Blick seither nicht mehr los..
Schließlich siegt auch bei ihm der Gruppenzwang und er folgt dem Rest der Familie. Auch wenn unsere Stunde noch nicht um ist (wir sind erst gute 40 Minuten vor Ort) entscheiden sich Guide und Tracker gegen eine weitere Verfolgung der Gruppe. Wie kurz unser Besuch tatsächlich war, haben wir ehrlich gesagt erst im Nachhinein anhand der Exif-Daten gesehen. Wäre es uns damals aufgefallen, hätten wir vielleicht was gesagt, so waren wir einfach nur geflasht.
Wir machen uns schließlich auf den Rückweg, wobei wir nach wenigen Minuten Mittagspause einlegen. Anschließend geht es kurz weiter, jedoch sind auch hier unsere Begleiter offensichtlich am Ende ihrer Kräfte. Der ursprüngliche Plan, basierend auf den anfänglich gedachten Position der Gruppe, war, dass der Fahrer der anderen einige Kilometer weiter entlang der Straße wartet und wir so den Rückweg abkürzen können. Da die Gruppe sich in eine andere Richtung bewegt hatte, war dieser Weg nun weiter als der Weg direkt zurück zu unserem Startpunkt – jedoch gab es keinerlei Empfang, um den Fahrer hiervon zu unterrichten.
So teilten wir uns auf und ich joggte mit unserem jungen Guide im Sauseschritt den Urwald zurück zu unserem Auto. Hierbei taute er sichtlich auf und wir unterhielten uns sehr angenehm. Er mochte seinen Job sehr gerne, ärgerte sich aber sichtlich darüber, dass manche Besucher derart unfit sind, dass sie die gesamte übrige Gruppe extrem ausbremsen. Was bei einem so kurzen Tracking noch halbwegs funktioniert, führe bei längeren Suchen zu Problemen und Streit. Er spare zur Zeit auf ein eigenes Allradfahrzeug, um (a) seine Freundin in der Stadt beeindrucken zu können und (b) als Guide/Fahrer selbst Touristen fahren zu können – offenbar ein einträglicheres Geschäft als in Diensten des UWA.
Schließlich erreichen wir unser Auto, fahren einige Kilometer zum nächsten Fahrzeug und wieder zurück zu unserem Startpunkt, nochmals über die steile Rampe (diesmal aus einem noch ungünstigeren Winkel) und sammeln schließlich alle wieder am Startpunkt ein.. Das amerikanische Paar hat übrigens für den nächsten Tag ein weiteres Tracking gebucht, insgesamt treffen im Lauf de Reise ein paar Leute, die gleich mehrere Gorillatrackings unternehmen – für uns leider nur schwer finanzierbar.. Auch waren in Buhoma erstaunlich viele Gäste, die wirklich nur für das Tracking für 3-5 Tage in Uganda waren.. Etwas zu schade für dieses schöne Land, aber natürlich hilft jeder Dollar.
Wir verabschieden uns von Trackern, Trägern und Guide und fahren wir schließlich – diesmal gemütlich – zurück nach Buhoma. Nach einer kurzen Erholung gehen wir die Hauptstraße entlang in den Ort, um uns dort in den zahlreichen Souvenirläden etwas umzusehen. Es gibt zahlreiche wunderschöne Objekte, vor allem Holzschnitzereien. Zwar gibt es auch hier zum Teil Massenware, der allergrößte Teil wirkt aber sehr unikat und nicht von der Stange wie in weiten Teilen des südlichen Afrikas oder anderen touristischen Orten.
Wir landen schließlich in einem mittelgroßen Laden. Der Besitzer ist extrem freundlich und wir verhandeln länger über einige Souvenirs. Irgendwann beginnt es zu donnern und zu gewittern, so dass wir noch einiges an Zeit im Laden verbringen können. Wir erfahren sehr viel zu den zahlreichen Masken, die es zu kaufen gibt. Sie sind zum Teil wunderschön und überraschend erschwinglich. Da ihre Herkunft nicht so ganz klar ist (ein Großteil stammt von hier ansässigen Batwa-Pygmäen-Stämmen) und wir weder beim Zoll Probleme haben wollen noch am früher vielerorts üblichen Antiquitäten-Ausverkauf ganzer Kulturen partizipieren wollen, verzichten wir schweren Herzens auf den Kauf einer Maske. Es wechseln jedoch einige kleinere Schnitzereien sowie ein basketball-großer Gorilla die Hände.
Wir unterhalten uns längere Zeit sehr angenehm. Als er erfährt, dass wir aus München kommen, erzählt er stolz, dass er eine Freundin in München mit Namen Christine habe, die immer wieder einmal vorbeikomme und mit der er regelmäßig über Whatsapp schreibe. Zu seinem Erstauen können wir Namen und Bild nicht zuordnen – als wir ihn über die Einwohnerzahl Münchens aufklären, steigt das Verständnis
Irgendwann hört der Regen auf und wir kehren zurück zum Community Restcamp. Trotz mancher Probleme war der Tag ein voller Erfolg und ein wirklich einmaliges Erlebnis. Wir sind sehr froh, das Geld für die Permits in die Hand genommen zu haben und nehmen uns vor, sofern wir nochmals in die Gegend kommen, in jedem Fall die Habituation Experience mit vier Stunden Aufenthalt ausprobieren müssen – eine Stunde ist leider schon sehr wenig (vor allem, wenn es in Wahrheit nur gute 40 Minuten sind). Wir hatten Glück, dass wir unsere Gruppe relativ schnell gefunden hatten und dass es sonnig war, so dass etwas mehr Licht am Waldboden war. Auch die Anwesenheit und Agilität der Jungtiere war definitiv Glück. Etwas Pech hatten wir mit der Beobachtungssituation, der verhältnismäßig geringen Größe der Gruppe und der verkürzten Beobachtungszeit. Auch wäre es schön gewesen, etwas mehr Informationen über die turbulente jüngere Vergangenheit der Gruppe zu erhalten – immerhin stand sie bis kurz vor unserem Besuch unmittelbar vor der Auflösung.
Ich hätte auch nicht erwartet, dass es trotz vernünftiger Ausrüstung SO schwierig sein kann, ordentliche Fotos zu machen – da hängt aber auch sehr viel von der konkreten Beobachtungssituation ab. Die 200mm am Vollformat waren wegen der vielen Äste und Büsche oft zu kurz, hier war es sehr gut, noch das 100-400mm dabei zu haben. Das 24-70mm war dafür trotz besserer Offenblende überflüssig (das kann aber auch wieder anders sein, wenn die Tiere näher kommen). Die beste Linse wäre wohl ein 70-200 F 2.8 an einem rauscharmen Cropsensor oder eben die Allzweckwaffe 100-400mm..
Wie es mit den Gorillatrackings in Corona-Zeiten weitergeht, ist zur Zeit wohl noch offen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Erfolgsmodell in Sachen Artenschutz (ja, auch hier gibt es Probleme, Stichwort Vertreibung der Batwa und Versickern von Einnahmen in Kampala) weiterhin bestehen bleiben kann. Der Bevölkerungsdruck auf den Park ist leider enorm und ohne die Einnahmen durch Touristen fehlt jeder Schutzanreiz.