23. Tag
Sonntag, 06. August 2017
Kampala (Uganda) - Namirembe Guest House
Heute fahren wir unsere letzte Etappe, vom Lake Mburo bis Kampala. Mit über 200 km ist das eine lange Strecke und wir entscheiden uns, die geplante Bootstour in Mabamba Swamps ausfallen zu lassen. Hier wollten wir den extrem seltenen Schuhschnabelstorch (Shoebill) sehen, aber das verschieben wir für den nächsten Uganda-Besuch.
Unterwegs sehen wir immer wieder Bananenplantagen, die ich so gern mag. In den Dörfern sind Märkte mit Gemüse und Obst, Straßenküchen, junge Männer spielen draußen Billard, andere tragen schwere Waren auf den Fahrrädern. Am Äquator machen wir eine kleine Pause und wollen eigentlich auch einen Kaffee trinken, es sind einige Geschäfte und Bars da, aber die Preise sind wirklich unverschämt, wir bleiben nicht. Doch, wir bleiben ungewollt noch eine Viertel Stunde, denn der Motor ist noch heiß und der Wagen startet nicht sofort, bekannterweise.
Auf dem Weg nach Kampala:
Immer fröhlich:
Obst und Gemüse sind immer so schön gestapelt:
Alles, was das Herz begehrt:
Nationalsport Billard spielen:
Jackfruit:
Lustiger Motorradfahrer inklusive mobile Unterhaltung:
Am Nachmittag kommen wir in Kampala an. Der gefürchtete Kampala-Strassenverkehr! Oh je! Wir wollen erst bis zum Zentrum fahren, ein bisschen gucken, dann zum Hotel auf der Westseite. Wir kommen vom Süden in die Stadt, über die Nateete Road und fahren dann über die Kampala-Road ins Zentrum. Ich weiß nicht, ob der Straßenverkehr immer oder nur sonntags so ist, aber für mich ist er schrecklich! Die Straße ist schmal, voller Löcher und sehr staubig. Autos aller Art (PKWs, LKWs, große Busse, kleine Busse) fahren chaotisch und sehr eng aneinander, Motorräder fahren überall in allen Richtungen und von allen Seiten, dazu kommen noch Fahrräder und Fußgänger, denn ein Fußweg existiert nicht. Das Navi geht immer wieder aus (das gehört zu den bekannten Macken der Autoausstattung) und in dem großen, lauten Chaos kann man die nächste Kreuzung nicht sehen. Für mich als Autofahrer wäre das ein Moment, in dem ich aussteigen und nur noch weg laufen würde!
Bei der nächsten Stanbic Bank halten wir an, wir wollen Geld abholen. Ich versuche zuerst mit meiner Master Card und zwei Mal sagt mir der Automat, dass ich den PIN falsch eingegeben habe. Ich bin aber 1000% sicher, dass der eingegebene PIN korrekt ist. Matthias versucht mit seiner Visa und es kommt eine Fehlermeldung, dass eine Auszahlung nicht möglich ist. Anscheinend ist der Geldautomat einfach leer, aber warum sagt er mir, dass der PIN falsch ist? Wir gehen zur nächsten Bank und dort kann Matthias problemlos Geld abheben.
Matthias findet den Straßenverkehr in Kampala auf keinen Fall schlimm, nur interessant und ich muss sagen, er bewältigt dieses Chaos auf der Straße sehr gut. Zu einem Zeitpunkt, als der Verkehr stockt, versucht ein Minibus aus der Gegenrichtung erfolglos an uns vorbei zu fahren. Der Minibus bleibt in unserer Höhe stehen, steckt fest, der Fahrer, ein einheimischer jünger Mann, steckt den Kopf raus und redet laut in seiner Muttersprache. Er klopft mit der Hand auf unseren Wagen, zeigt nach vorne, gestikuliert, redet und redet laut und lauter und schaut dabei Matthias an, der auch seinen Kopf durch das offene Fenster raus steckt. Sehr wahrscheinlich versucht der Busfahrer in seiner Muttersprache uns zu erklären, wie wir uns ein paar cm nach vorne und nach links bewegen sollten, damit er weiter fahren kann. Matthias antwortet ihm auf Deutsch "Ja, schön laut, ich verstehe dich nicht und du verstehst mich auch nicht!". Der Busfahrer wird noch lauter, Matthias auch und es entwickelt sich ein "Gespräch" in den zwei unterschiedlichen Sprachen, das sehr wie ein Streit klingt. Mir ist die Situation ungeheuer, die Beiden sind aber nicht zu bremsen und ich schaue lieber weg. Als ich für einen kurzen Augenblick zu dem Busfahrer schaue, grüßt er mich fröhlich "Hi!!", aber nur kurz, dann führt er die laute "Diskussion" mit Matthias fort. Nach ein paar Minuten können wir endlich weiter, die Beiden wünschen sich plötzlich einen schönen Tag auf Englisch, geben sich ein "high five", lachen und fahren weiter. Was war das denn?? "Ach, nur ein Smalltalk unter Männern über den Straßenverkehr", sagt Matthias und widmet sich wieder dem Straßenchaos. Jetzt habe ich den Beweis: ich lebe unwissend mit einem weißen Afrikaner zusammen!
Kampala:
Im Zentrum angekommen können wir gar nicht anhalten, alles ist voll! Auf den Straßen, neben den fahrenden Autos, findet eine Art Markt statt, Menschen sitzen einfach auf der Straße und verkaufen Schnickschnack. Wir entscheiden, dass wir genug Sightseeing gemacht haben und wollen zum Hotel. Wir biegen ein paar Mal blind links und recht ab und kommen auf eine schöne, große und ruhige (!!) Straße, an dem Independence Monument. Aha, solche Ecken gibt es in Kampala auch: schöne Gebäude, teuer aussehende Hotels, große Bäume und alles auch noch sauber.
Kampalas Straße ausnahmsweise ruhig:
Mitten in Kampala: was sind das für riesige Vögel?? -> Marabus
Independence Monument in Kampala:
Am späten Nachmittag sind wir in unserem Hotel "Namirembe Guest House". Das Gästehaus steht auf einer Hügel, neben der gleichnahmigen Kathedrale und von hier hat man einen schönen Blick auf Kampala. Um die Ecke gibt es ein paar kleine Läden, wo wir einkaufen gehen. Eigentlich brauchen wir nichts, aber wir wollen ein paar Kleinigkeiten, Erinnerungen für zu Hause. An der Rezeption liegen Flyer von einem Craft Shop ganz in der Nähe. Wir lassen uns den Weg erklären und gehen hin, da finden wir bestimmt etwas Schönes. Der Shop ist aber geschlossen und auf einem Zettel steht, dass man den Shop nur nach Terminabsprache öffnet. Wie enttäuschend und wie unpassend, Touristen sind in der Regel nur für ein paar Stunden in Kampala.
Es ist schon spät und wir sind ziemlich müde, aber vor allem hungrig. Die nette Dame von der Rezeption empfielt uns das Restaurant "2K", dort soll man gut afrikanisch essen können. Ist es weit weg? Nein, 5 Minuten mit Boda-Boda. Schon wieder Boda-Boda... Nein danke, wir laufen. Wir gehen los und uns ist sofort klar, die Gegend ist keine Touristen-Zone, aber jetzt sind wir schon unterwegs. Nach circa 15 Minuten fragt Matthias an einer Tankstelle nach dem Weg, aber eine klare Antwort bekommt er nicht. Wir laufen noch circa 10 Minuten auf der staubigen Straße und finden endlich das "2K". Es sieht aus wie eine Kantine und drin sitzen nur Einheimische, aber gerade das ist ein gutes Zeichen, wir wollen ja afrikanisch essen. Es ist nicht erlaubt, eigene Getränke mitzuführen und wir müssen unsere Wasserflasche aus dem Rucksack abgeben. (Wir bekommen sie zurück beim Verlassen des Restaurants.) Wir setzen uns an einen Tisch, gleich kommt eine Kellnerin und wir erklären ihr, dass wir die Gerichte nicht kennen. Wie immer in solchen Fällen macht auch diese Kellnerin den Vorschlag, uns eine Platte mit ein bißchen von allen zu servieren. Genau das wollen wir auch. Es gibt Hühnchen und Lammfleisch in Bananenblättern gedämpft, dazu jeweils eine Platte mit Reis, Matoke (Kochbananenbrei), Kürbis, Salat und noch anderen Gemüsesorten. Wir bestellen noch Bier. Sorry, Alkohol wird hier nicht serviert. Schade, dann eben Wasser. Das Essen schmeckt wunderbar, der Weg hierher hat sich gelohnt. Und Bier können wir nachher im Hotel trinken, die haben auch ein Restaurant, sogar mit Außenterrasse.
Satt und glücklich laufen wir zurück zum Hotel. Jetzt, wo wir den Weg kennen, sind wir viel entspannter, es ist aber auch dunkel geworden und irgendwann fragt uns ein Einheimischer auf der Straße "Are you lost??". Haha, nein, alles gut, uns gehts sogar sehr gut.
Am Hotel angekommen gehen wir direkt zum Restaurant und bestellen uns 2 Bier. Sorry, Alkohol wird hier nicht serviert. Was ist hier los?? Ein netter Kellner bietet uns an, einen Angestellten zum Supermarkt um die Ecke zu schicken und uns Bier zu besorgen, wir müssen dem Angestellten aber gleich das Geld geben. Wenn wir gewußt hätten, dann hätten wir uns selbst heute Bier gekauft. Wir schicken den Angestellten los und nach circa 15 Minuten kommt er mit dem Bier zu uns ins Zimmer. Und Gläser? Ach ja, holt er gleich nach... Das Restaurant ist ein paar Meter hinter dem Hotel und es dauert weitere 10 Minuten, bis wir die Gläser auf dem Zimmer bekommen und endlich den Durst löschen können.
Also das mit dem Alkohol finden wir schon merkwürdig.
Am nächsten Tag hat uns Douglas alles erklärt: das Restaurant "2K" ist muslimisch, das Hotel "Namirembe Guest House" wird von der Anglikanischer Kirche betrieben. Alkohol ist somit fehl am Platz.
Wir gehen spät schlafen und können gar nicht glauben, dass diese die letzte Nacht in Uganda ist.
Blick auf Kampala von Namirembe Guest House:
Leckeres Abendessen im Restaurant "2K":