Hallo allerseits,
eigentlich lese ich nur passiv mit und habe lange überlegt, ob ich mich dazu äußern soll, aber ich finde man kann das nicht so stehen lassen.
Rehema schrieb:
Mich ärgert die haufenweise schlechte Darstellung, ja, für mein Empfinden sich schon "das Maul verreißen" über Politiker in Afrika (immer extrem aus westlicher Sicht betrachtet...), während es in den "eigenen" Reihen genug Korruption, Betrug und Authentizitätslosigkeit gibt. Ja, auch das wird hier und da mal angesprochen, kritisiert. Steht aber in völlig verzerrtem Ausmaß zu dem Triaden, die jedermann meint, massig über Afrikas Politiker von sich geben zu können.
Wenn man sich die mannigfaltigen Artikel zu Magufuli im deutschsprachigen Raum anschaut, haben die eindeutig EINE Schlagseite. Und das finde ich - nach wie vor arm.
Was lässt sich denn Positives über Magufuli sagen? Sein angeblich so kraftvolles Vorgehen gegen Korruption war nicht nur aber doch viel leere Rhetorik. Im Korruptionsindex liegt Tansania nach 5 Jahren Magufuli weiterhin weit hinter Nachbar Ruanda zurück. Im Wirtschaftswachstum kam Tansania unter Magufuli nicht auf bessere Werte als seine Peers Kenia, Uganda und Ruanda. Im Human Development Index fiel Tansania unter Magufuli seit 2015 zurück (von Platz 150 auf 163), während sich im gleichen Zeitraum die Peers Kenia, Uganda und Ruanda verbessern konnten. Medien und Opposition wurden in Tansania unter Magufuli systematisch unterdrückt. In allen Freedom Rankings (z.B. vom Cato Institute) fiel Tansania unter Magufuli stark zurück. Es liegt nun nicht nur hinter Peers wie Kenia, Ruanda und Uganda. Es liegt mittlerweile auch hinter Belarus und Aserbaidschan unter seinen Diktatoren Lukaschenko bzw. Alijew. Es liegt mittlerweile auf dem Niveau der UAE: Absolute Monarchie ohne jede Pressefreiheit. Medien und Politiker, die kurz vor dem Tod von Magufuli berichteten, dass dieser schwer krank sei, wurden von Ministern offiziell schwer bedroht. Man dürfe nur die offizielle Version verbreiten: Magufuli gehe es gut und er arbeitet sehr hart. Magufuli behauptete öffentlich, dass Papayas positiv auf Corona testen. Beweise dafür legte er nicht vor. Er sagte, das Masken und Impfstoffe gefährlich sind. Er sagte, das im Ausland geimpfte Tansanier das Virus nach Tansania eingeschleppt haben. COVID-19 sei durch 3 Tage Beten besiegt und das Coronavirus könne nicht in den Körper eindringen, wenn man regelmäßig betet. Das Gesamtbild von Magufuli ist objektiv verheerend.
Dann Auftritt Rehema: Er findet es arm, wenn dieser Magufuli im deutschsprachigen eine überwiegend schlechte Presse hatte. Er suggeriert, dass das völlig ungerechtfertigt ist. Ernsthaft? Das Ganze präsentierst er mit einer Attitüde, als wenn er der kritische Denker wäre, der die Dinge nicht unreflektiert aus den bösen Massenmedien übernimmt, sondern kritisch hinterfragt. Nur ist es das Gegenteil von kritischem Denken. Es ist das Schema, mit dem all die rechten Verschwörungstheoretiker arbeiten. Es mündet in sowas:
Mord? Tansanias Präsident, der konsequente Lockdown- und Impf-Gegner John Magufuli, stirbt völlig überraschend mit 61. . Und dieses Schema mündet am Ende auch in westlichen Ländern darin, das Leute wie Donald Trump in höchste Ämter gewählt werden. Deswegen muss das bekämpft werden.
Grüße
Torsten
BTW: Ich weiß nicht, ob Rehema männlich/weiblich/divers ist. Falls das benutzte "er" falsch ist: Entschuldigung.