THEMA: Kurztrip nach ZIM - November 2016
31 Jan 2017 08:03 #461634
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  • leofant am 31 Jan 2017 08:03
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Liebe Fomis,
während unseres 3-wöchigen Aufenthalts in Kasane im November 2016 hatten wir einen Ausflug nach Zimbabwe eingeplant, um uns zwei bzw. drei Unterkünfte von African Bushcamps anzusehen.
Die Tiersichtungen hielten sich stark in Grenzen, das hatte damit zu tun, dass es an einigen Stellen bereits geregnet hatte und die Tiere zu diesen Plätzen unterwegs waren, um frisches Grün und genügend Wasser zu finden. Es ist also diesmal eher ein Reise- und Unterkunftsbericht.

Sonntag 13.11.2016

Gegen 09:15 werden wir von der Garden Lodge abgeholt und an den Grenzübergang Kazungula gefahren. Die ca. 8 km sind schnell bewältigt und schon bald stehen wir vor der Grenzstation in ZIM. Ach wie ist das schön, wenn einem der Ablauf so vertraut vorkommt :S Vor dem Haus der Grenzabfertigung hat sich bereits eine Schlange gebildet, in die wir uns einreihen. Es ist ja nicht so, dass wir eine Busladung von Touristen vor uns haben, die nach VicFalls wollen. Nein, nein, das altbekannte Problem ist: Es gibt zwar drei Schalter, aber nur einer ist für die Einreise zuständig. Während also an Schalter 1 zwei Beamte fleissig die Einreiseformulare ausfüllen, in Listen eintragen und abstempeln, unterhalten sich die Jungs an Schalter 2 und 3, lachen viel und haben ihren Spass :evil: :evil:
Ach ja, nicht zu vergessen: Die Touristen, die endlich den Anfang der Schlange erreicht haben bekommen erst einmal Einreiseformulare in die Hand gedrückt, die sie ausfüllen müssen. Das tun sie dann auch und dürfen sich zur Belohnung wieder am Ende der Schlange einreihen. Komischerweise finden sie das gar nicht lustig und die Stimmung ist irgendwie „im Keller“. Dazu kommt noch, dass es im Grenzhaus ziemlich schwül und stickig war, angenehm geht irgendwie anders! Wir haben glücklicherweise noch Formulare vom letzten Mal übrig. Die hatten wir bereits am Morgen ausgefüllt und können uns deshalb eine zweite Runde in der Warteschlange ersparen.

Nach einer halben Stunde haben wir die Einreiseprozedur hinter uns gebracht und werden von unserem „neuen“ Fahrer Fortune begrüsst. Unser Gepäck befindet sich bereits im Minibus, wir laufen nur noch zum Grenztor. Fortune fragt: „Hat man euch ein kleines Stück Papier gegeben?“ Wir schauen ihn irritiert an. „Was meinst du? Wir haben unser Visum im Pass und das war´s!“ „Ok, normalerweise braucht ihr noch einen Passierschein, mal schauen, ob sie uns auch ohne den durchlassen.“ Mit Schaudern stelle ich mir vor, wie wir uns noch mal in die Schlange einreihen müssen, weil jemand vergessen hat, uns diesen Schein zu geben. Die Leute am Tor betrachten uns kritisch, Fortune redet in der Sprache Shona etwas ausführlicher mit Ihnen, dann kommt ein kurzes Kopfnicken und wir dürfen endlich „offiziell“ nach ZIM einreisen und in den Minibus steigen.

Die Fahrt zum VicFalls Airport ist ausgesprochen kurzweilig. Fortune erweist sich als guter Gesprächspartner und wir haben wirklich interessante Gespräche. Ausserdem übt er mit uns einige Worte in der Sprache Shona, diese Lektion nehmen wir gerne an. Gegen 11:00 erreichen wir unser Ziel. Ich muss sagen, wir sind beeindruckt! Wer den alten Airport noch kennt, der wird den umgebauten, modernisierten Flughafen kaum wiedererkennen. Ich finde, die Gebäude sind richtig gut geworden und die Klimaanlage im Innern funktioniert prächtig. Nachdem uns Fortune zum Schalter von Safari Logistics gebracht hat, verabschieden wir uns von ihm, erhalten unser Flugticket und warten am benachbarten Restaurant. Bald erscheinen zwei Touroperator aus Südafrika. Jetzt müssen wir noch auf eine französische Reisegruppe warten, deren Zubringer-Flug sich verspätet hat. Als die eintreffen, wird unsere Gruppe noch von Yvonne, einer Mitarbeiterin von African Bushcamps, komplettiert, dann setzt sich unsere kleine Karawane in Bewegung. Wir passieren die Gepäckkontrolle und bald darauf marschieren wir am Flugfeld entlang zu unserer Maschine.





Der Flieger wird beladen, die 10 Passagiere klettern in die Maschine und um 12:15 rollen wir zur Startbahn. Der reguläre Flugplan der Safari Logistics Maschine lautet: VicFalls – Hwange – Kariba – Mana Pools – VicFalls. Also ist der Somalisa Airstrip der erste Landepunkt auf unserem Flug. So denken wir zumindest. Wir starten bei sonnigem Wetter und nehmen die ca. 35 Minuten zum Hwange in Angriff. Das Land unter uns leuchtet in gelben und braunen Tönen, man sieht, dass alles ziemlich ausgedörrt ist.







Eine halbe Stunde später gehen wir in den Sinkflug über, allerdings hat sich das Wetter inzwischen geändert und vor uns hat sich eine dunkle, drohende Wolkenwand aufgebaut. Blitze zucken unaufhörlich zur Erde hinab und man sieht dichte Regenschleier. Das Flugzeug fängt an, „herumzuhüpfen“ und wir sind froh, dass wir in keiner kleinen 4-Sitzer-Cessna sitzen. Während ich mir noch so meine Gedanken mache, ob das eine gute Idee sei, weiter in den Gewittersturm zu fliegen, dreht die Maschine plötzlich ab und wir entfernen uns von den dunklen Wolken. Der Pilot sagt etwas zu den Passagieren, die hinter ihm sitzen und diese Info wird Stück für Stück – wie bei der „stillen Post“ nach hinten weiter gegeben. Unser Flugzeugführer hat entschieden, dass eine Landung viel zu riskant sei und dass wir jetzt einen Ausweichflughafen anfliegen werden. Das ist eine gute Idee! Man kann sehen, dass alle Insassen sehr froh sind, diese „Mutprobe“ nicht mitmachen zu müssen.

Eine Viertelstunde später erreichen wir den Hwange National Park Airport und landen dort, jetzt wieder bei schönstem Wetter. Der Flughafen sieht absolut verlassen aus, noch nicht einmal das kleinste Flugzeug ist irgendwo geparkt, wir sind also die einzigen Gäste. Der Pilot geht ins Flughafengebäude und kommt bald darauf zurück. Im Schlapptau hat er einen Angestellten, beide schieben einen Gepäckwagen vor sich her. Jetzt bekommen wir auch eine Erklärung:
Der Somalisa Airstrip hat keine eigene Wetterstation. Als der Pilot vor dem Start bei der Station Hwange anfragte, wurde ihm sonniges Wetter bestätigt. Das stimme ja auch, leider konnte niemand vorhersehen, dass ein Gewitter genau über dem Somalisa Airstrip sein Unwesen treiben würde!

Wie soll es jetzt weiter gehen? Somalisa konnte nicht angeflogen werden, der Pilot muss aber die französische Reisegruppe nach Kariba fliegen. Also werden alle, die nach Somalisa wollen, hier ausgeladen. Nun erweist es sich als Glücksfall, dass wir Yvonne bei uns haben. Mit ihrer freundlichen, sehr sympathischen Art beruhigt sie uns erst einmal und führt dann ein paar Telefonate, während die andere Gruppe wieder das Flugzeug besteigt und weiterfliegt.
„Alles kein Problem“ sagt Yvonne und lächelt uns an. „Ich habe alles organisiert.“ Es kommt gleich ein Fahrzeug, das bringt uns zur Hwange Safari Lodge. Dort werden wir erst einmal zu Mittag essen. Von Somalisa aus ist inzwischen unser Guide gestartet. Der holt uns in der Lodge ab und bringt uns zum Camp. Hmmm… das hört sich doch alles sehr gut an. Eine Viertelstunde später erscheint tatsächlich unser „Taxi“ und bringt uns zur Lodge, die sich nicht weit entfernt vom Flughafen befindet. Die Hwange Safari Lodge ist mit ihren 100 Zimmern nicht unbedingt eine Traumunterkunft, aber für unsere Zwecke ist sie absolut ausreichend. Gegen 14:00 erreichen wir die Lodge, Yvonne geht sofort los, um für uns noch ein Lunch zu organisieren. Während wir in einem Aufenthaltsraum mit Blick auf ein schönes Wasserloch unser Lunch bestellen und warten, vertreibt uns Yvonne die Zeit. Ich möchte es noch einmal sagen: Sie ist eine wirklich angenehme Gesprächspartnerin, die mit ihrer lustigen Art schlechter Stimmung absolut keine Chance gibt.
Obwohl wir die einzigen 5 Gäste sind und nur zwei verschiedene Gerichte (= Burger) bestellt haben, scheint die Küche überfordert zu sein. Wir überlegen schon, ob es vielleicht ein Fehler war, nur Burger zu bestellen, weil die Kühe noch gejagt werden oder weil nur ein Pfanne vorhanden ist ? Irgendwann macht sich Yvonne auf den langen Weg in die Küche, um nachzuhaken und tatsächlich! Nur wenige Minuten später kommt unser Essen! Applaus, Applaus :whistle:

Die Burger schmecken gar nicht so schlecht und mit einem vollen Magen steigt der „Gute-Laune-Pegel“ in der Gruppe zusehends. Als dann gegen 16:00 Guide Lewis vom Somalisa Camp auftaucht, um uns abzuholen, sind wir absolut entspannt. Lewis hat eine Begleiterin dabei. Sie ist ein Touroparator aus Kanada und wollte eigentlich mit „unserer“ Maschine weiter nach Mana Pools fliegen. Da wir jedoch umkehren mussten, fuhr sie mit Lewis, sie hatte ja nichts Besseres zu tun. Auch dieses Problem wird von Yvonne geregelt. Die Dame aus Kanada soll mit uns zurück fahren und am nächsten Morgen ausfliegen. Bei kühlem, inzwischen regnerischem Wetter starten wir zu unserem Trip in den Hwange. Es ist also nicht wirklich ein Gamedrive, sondern halt ein Transfer, auf dem wir ein paar Vögel und Impalas sehen. Gegen 18:00 sind wir endlich im ersten Camp unserer Reise angelangt und man erwartet uns bereits mit feuchten Tüchern, die uns beim Aussteigen überreicht werden.



Für uns ist es interessant, die Entwicklung von Somalisa zu beobachten. Als wir im März 2010 dieses Camp zum ersten Mal besuchten, bestand es aus 6 Zelten mit Bucket Shower und Open-Air Badezimmer. Der Pool an der Main Area war unbenutzbar, denn die Elefanten hatten ihn schon längst als Wasserloch in Beschlag genommen. Damals sass man direkt neben dem Pool und war von den Elis nur durch ein paar Baumstämme, die auf der Erde lagen, getrennt. Bei unserem zweiten Besuch in 2012 war bereits ein „Viewig Deck“ dazu gekommen und die Main Area war etwas vergrössert und modernisiert. Im Vergleich zu unserem aktuellen Besuch in 2016 hat sich alles noch einmal komplett verändert. Das „neue“ Somalisa besteht jetzt aus 7 Grossraumzelten mit Tür, Veranda, Innen- und Aussendusche und einem integriertem Santärbereich. Alles in allem ist es jetzt um einiges luxuriöser als in früheren Zeiten, die Zelte von damals haben sich in Chalets mit Zeltwänden verwandelt. Trotzdem hat sich das Camp durchaus noch den Charme der Vergangenheit zumindest zum Teil bewahrt und die Elis oder sonstige Tiere können immer noch überall herum wandern. Auch die Main Area hat sich noch einmal verändert, jetzt mit Pool / Wasserloch für die Elis und einem erhöhten separaten Pool für die Gäste.
























Direkt in Sichweite, aber trotzdem getrennt, befindet sich Somalisa Acacia, bestehend aus zwei „normalen“ Zelten, sowie zwei Familienzelten. Das ehemalige Somalisa Camp – jetzt Somalisa Expeditions – wurde an einer anderen Stelle neu aufgebaut, denn es gibt immer noch genügend Gäste, die diese Unterkunft den luxuriösen Zelten vorziehen. Das kann ich durchaus verstehen, auch wenn uns das aktuelle Somalisa gut gefallen hat.
Nach der Begrüssung werden wir in die Main Area gebeten, können uns erst einmal hinsetzen und erhalten einige Infos zum Camp und zum Tagesablauf. Dann führt man uns zu den Zelten. Wir richten uns ein und werden zum verabredeten Zeitpunkt, nämlich um 19:00 zum Sundowner bzw. Dinner abgeholt. Zur Erinnerung: Wenn es dunkel ist, sollte man unbedingt auf den Guide warten, auch wenn die Main Area gar nicht weit weg ist. Uns Gästen fehlt in der Regel das Gespür, um wilde Tiere rechtzeitig in der Dunkelheit zu entdecken und den Sicherheitsabstand zu wahren.





















In der Main Area angekommen, werden wir von Yvonne nach unseren Getränkewünschen gefragt. Dann unterhalten wir uns bei einem Glas Rotwein. Was Yvonne betrifft, kann ich leider nicht neutral berichten. Wir beide haben innerhalb kürzester Zeit ein sehr inniges Verhältnis, das sollte sich in den folgenden zwei Tagen fortsetzen; allerdings musste Ruth nicht wirklich eifersüchtig werden ;)

Um 19:30 werden wir zum Dinner gerufen. Das Essen ist sehr gut, der Wein sowieso und die Zeit geht wie im Flug vorbei. Zwei Stunden später sind wir bereits wieder in unserem Zelt und bereiten uns für die Nachtruhe vor. Wir liegen bereits im Bett und können an der Wasserstelle, die sich vor unserem Zelt befindet, einige Impalas sehen, sonst ist es – bis auf die nächtlichen Geräusche des Busches – herrlich ruhig. Bald darauf sind wir bereits im Land der Träume, untermalt werden diese von einer monotonen Krötenmusik, denn die Regenzeit hat begonnen und viele, viele Kröten haben sich am Wasserloch eingefunden, um miteinander in einen Gesangswettstreit zu treten. Tja, wer nah an der Natur sein will, der muss auch so etwas ertragen können.

Montag 14.11.2016

Wie so oft bin ich bereits wach, bevor um 05:30 der Wecker klingelt. Raus aus den Federn und den neuen Tag begrüssen! So etwas muss man mir nicht zweimal sagen. Ruth ist auch schon erstaunlich wach, normalerweise braucht sie ein paar Minuten, um in den „Actionmodus“ zu kommen, aber heute geht alles sehr schnell. Um kurz vor 06:00 finden wir uns zum Frühstück ein, kurz darauf kommt Guide Lewis und die zwei Touroperator-Mädels aus Südafrika. Eine ältere Lady aus den USA taucht auf, damit ist unsere Safarigruppe auch schon komplett. Um kurz vor 06:00 sitzen wir bereits im Fahrzeug und freuen uns auf diesen Gamedrive. Mit Lewis bin ich innerhalb einer Stunde ein Herz und eine Seele. Wir beide verstehen uns prächtig, das macht die Gamedrives für mich natürlich noch ein wenig netter.



Wir fahren durch einen – ziemlich trockenen – Wald, passieren Ray´s Pan mit dem Wasserloch, aber es ist kein Wild zu sehen. Nur ein paar Vögel sitzen ab und zu am Rand der Piste. Wir fahren und fahren, aber es ist nichts Vierbeiniges zu entdecken.





Nach 1 ½ Stunden werden wir fündig. Drei halberwachsene Löwen liegen in der Nähe der Pad. Na, wenigstens etwas! Wir verlassen die Piste und nähern uns den Katzen. Sie sind etwas unruhig. Uns ignorieren sie zwar, aber sie heben immer wieder die Köpfe, wittern und schauen in eine bestimmte Richtung. Wir können nicht erkennen, was sie da vielleicht sehen.





Zwanzig Minuten später geht es für uns weiter. Ein Stück weiter hören wir den schrillen Ruf eines Southern Black Korhaan. Ich mag sein Balzverhalten. Dann fliegt er hoch in die Luft und landet fast senkrecht. Das erinnert an einen Helikopter. Wir können den Vogel auch sehen, aber er denkt gar nicht daran, für uns eine Show abzuziehen. Wir erreichen ein Wasserloch. Grössere Tiere ? Fehlanzeige. Einige Tauben sitzen am Rand und ein paar Schwalben fliegen knapp über der Wasseroberfläche, um Insekten zu fangen. Leider ist meine Linse nicht geeignet, diese Action aufzunehmen. Lewis steigt aus und zeigt uns ein Elfenbeinstück, das einmal zu einem Stosszahn gehörte. Wir dürfen es alle begutachten, dann wird es wieder an seinen Platz zurückgelegt. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass dieses Stück nicht schon längst einen Liebhaber gefunden hat.











Ein Kudu lässt sich kurz im dichten Buschwerk blicken, ein Stück weiter sitzen vier Magpie Shrikes (Elsterwürger) im Baum. Sie müssen sich gut festhalten, denn ein heftiger Wind fährt durch ihr Gefieder. Etwas später zeigt sich ein Yellow-Billed Hornbill auf einem Ast. Er sucht nach Insekten und lässt sich von uns nicht dabei stören. Wir erreichen eine flache Pfanne. Oh! Eine Giraffe taucht auf. Das ist heute Vormittag schon ein echtes Highlight :whistle:









In der Nähe eines Wasserlochs halten wir unter einem Baum, um eine Kaffeepause einzulegen. Ein paar Schritte von hier befindet sich das Ngweshla Camp, hier können wir die Toilette benutzen. Ich laufe hinüber und treffe einen alten Mann mit einem Besen in der Hand. Ich begrüsse ihn höflich auf Shona (das hatte mir Fortune auf unserer Fahrt nach VicFalls beigebracht), doch er schaut mich nur missbilligend an. Habe ich vielleicht undeutlich gesprochen? Ich wieder hole meine Begrüssung – keine Reaktion. Dann antwortet er mir mit gebrochenem Englisch: „Ich spreche kein Shona, ich bin Ndebele!“ Aha! Aber immerhin hat er sehr wohl verstanden, welche Sprache ich spreche. Ich lächle ihn trotzdem an und wünsche ihm auf Englisch einen schönen Tag. Jetzt ist er zufrieden und seine Miene hellt sich etwas auf. Mir wird wieder einmal bewusst, dass in Afrika nicht das Volksbewusstsein, sondern das Stammesbewusstsein an erster Stelle steht. Eine ähnliche Erfahrung habe ich einen Tag später gemacht, als mir eine Angestellte des Camps erzählte, sie wäre eine Venda und – hätte sie einen Shona-Freund – müsste sie es vor ihrer Familie geheim halten. Ich bin in der Geschichte dieser Völker nicht so bewandert, aber es muss wohl mal einen Aufstand gegeben haben, in dessen Verlauf die Shona viele Venda massakrierten und das scheint bis heute nachzuwirken.

Ich kehre wieder zum Wagen zurück und setze die Kaffeepause fort. Am Wasserloch sind zwei Kronenkraniche gelandet. Laut Lewis ist es das erste Paar in dieser Saison. Sie erscheinen immer zu Beginn der Regenzeit und die beginnt ja gerade. Auf unserer Fahrt passieren wir wieder etwas dichteres Buschwerk. Aus dem trockenen Gestrüpp leuchtet überall das knallrot der Fireball-Lillys, das ist ein schöner Kontrast zu dem ansonsten trockenen Land. Einige Kudus, ein paar Vögel, mehr Sichtungen gibt der Vormittag nicht her. Um kurz vor 12:00 erreichen wir wieder Somalisa und werden von einer Gruppe Zebras empfangen. Sie sind etwas scheu, wollen eigentlich gerne zum Wasserloch, aber sie scheinen irgendetwas gewittert zu haben, denn sie bleiben weiterhin in respektvollem Abstand stehen.

... wird fortgesetzt











Anhang:
Letzte Änderung: 02 Feb 2017 07:52 von leofant.
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31 Jan 2017 09:43 #461650
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  • Strelitzie am 31 Jan 2017 09:43
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Moin Leofant,

Erster! :)
Oh, das war ja wieder harter Arbeitsalltag - mitten im Urlaub!
Aber mein Mitleid hält sich in Grenzen.... :whistle: ;)
Ich freue mich jedenfalls auf die Weiterfahrt. Vielen Dank für's Mitnehmen.

Viele Grüße
Strelitzie
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31 Jan 2017 19:21 #461740
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  • sphinx am 31 Jan 2017 19:21
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Lieber Walter
uih warst Du fleißig. :woohoo: Vielen Dank. Ich hoffe, Du kannst meine Erinnerung auch als Kompliment nehmen, dass man auf Deine Fortsetzung wartet.
Beim Lesen habe ich festgestellt, ich hab mein Herz im Hwange verloren habe, obwohl wir damals nicht einmal die Schwanzspitze eines Löwen entdecken konnten. Ich will da wieder hin. Und das Somalisa Camp sieht sehr schön aus.
Herzliche Grüße
Elisabeth
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01 Feb 2017 07:45 #461782
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  • leofant am 31 Jan 2017 08:03
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Hallo Strelitzie,
ich bin so froh, dass Du mit mir fühlst :) Aber einer MUSS es ja tun. Zum Glück konnte ich mich nach diesem
anstrengenden Trip noch ein paar Tage erholen :whistle:
Schön, dass Du dabei bist :) :)

Hallo Elisbeth,
und ob ich das als Kompliment werte, wenn man mich an so etwas erinnert, keine Frage!
Und ja! Auch wir lieben den Hwange. Auch wenn ich (mal etwas poetisch) sagen muss, dass die Mana Pools ebenfalls unsere Liebe
entfacht haben :kiss:
Auf jeden Fall werden wir ZIM noch mal unsicher machen müssen.

Heute schaffe ich es nicht, aber morgen früh stelle ich den nächsten Teil online.
Bis dahin wünsche ich allen Lesern einen schönen Tag.
Liebe Grüsse
Walter
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02 Feb 2017 07:58 #461977
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  • leofant am 31 Jan 2017 08:03
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Wir besuchen kurz unsere Unterkunft, machen uns frisch und dann wird auch schon das Lunch serviert. Jetzt fällt uns – im Vergleich zu 2012 – ein grosser Unterschied auf. Damals war es September, die Trockenzeit war kurz vor ihrem Höhepunkt und es gab nur wenig Wasser im Park. So konnten wir speziell um die Mittags- und Nachmittagszeit eine endlose Elefantenparade geniessen. Herde um Herde besuchte die Wasserstelle und den Pool, um den Durst zu löschen und sich einzupudern. Man konnte sich an den Rand des alten Pools setzen und die Elis standen in ungefähr 3 Metern Entfernung und tranken. Ein Wahnsinnserlebnis! Jetzt, im November 2016 ist kein einziger der grauen Riesen zu sehen. Als ich Lewis frage, zuckt er mit den Schultern und macht ein betrübtes Gesicht. „Ja, ich weiss, das ist sehr Schade, aber die Elefanten ziehen dem Regen hinterher, denn sie möchten unbedingt frisches Grün fressen und das finden sie hier in der Gegend so gut wie gar nicht.“
Dieses Argument kann ich sehr gut nachvollziehen, aber Schade ist es trotzdem. Wir wenden uns dem Lunch zu. Heute gibt es Pizza direkt vom Holzkohle-Pizzaofen. Wie stellen uns an, suchen unsere Zutaten aus und der nette Koch sorgt dafür, dass wir eine richtig gute Pizza essen können. Was für ein Luxus mitten in der Wildnis! Ja, ja, ich weiss. Manche werden jetzt sagen: „Was hat eine Pizza mit dem „African Bushfeeling zu tun?“. Sie haben ja Recht, aber schmecken tut´s trotzdem :)

Nach dem Lunch ist erst einmal ein Powerschläfchen angesagt. Draussen ist es zwar mit über 30° Celsius ziemlich heiss, aber die Temperaturen in unserem Zelt sind für mich akzeptabel. Meiner Frau Ruth ist es zu warm, sie legt sich auf die bequeme Liege, die auf unserem privaten "Viewing Deck" steht und liest. Gegen 15:30 haben wir unsere Sachen für den Nachmittags-Gamedrive gepackt und laufen zur Main Area. Ich krieche noch ein wenig auf den Holzplanken herum, um ein paar Libellen zu fotografieren, dann folge ich dem Ruf: „ It´s Tea Time!“ Ich entscheide mich für Eiskaffee, das ist genau das Richtige an einem heissen Nachmittag.

Um kurz nach 16:00 starten wir zur Pirsch. Um uns herum türmen sich dicke Wolken und in einiger Entfernung können wir lange Regenschleier beobachten. Dann sehen wir unseren ersten Eli. Juhuu! Sie sind doch nicht alle davon gelaufen! Einen gibt es noch in der Gegend. Eine Viertelstunde später treffen wir sogar auf eine kleine Herde. Die wird natürlich ausgiebig bewundert. Ein Stück weiter rennen zwei Steinböckchen davon, sie sind so schnell, dass ich sie nur unscharf ablichten kann.







Irgendwann erkennen wir einige Hörner im Buschwerk. Die gehören zu einer kleinen Büffelherde, die hier herumsteht und deren Mitglieder uns mit einem nicht gerade intelligenten Gesichtsausdruck mustern. Dunkle Wolken ziehen sich zusammen, ums uns herum regnet es, wir bekommen allerdings nur ein paar Tropfen ab. Es ist inzwischen fast 18:00. Vor uns taucht eine Wasserstelle auf. Dort stehen zwei Elis und in respektvollem Abstand eine Gruppe Zebras. Es ist fast still, nur das Grummeln eines fernen Gewitters ist zu hören.



Nicht weit Entfernt vom Wasserloch befindet sich ein kreisrundes, gemauertes Podest. Auf dem Podest stehen Stühle und ein gedeckter Tisch. Wir werden bereits von unseren zwei „Lieblingen“, nämlich Yvonne und Sakhele, erwartet. Ruth und ich mögen die Beiden sehr. Während wir uns dem Podest nähern, passiert etwas Überraschendes. Von verschiedenen Seiten nähern sich kleinere Herden, um genau an diesem Wasserloch ihren Sundowner zu nehmen. Was haben wir doch für ein Glück! Jetzt ist es natürlich vorbei mit der Stille. Die Elis begrüssen sich lautstark, um uns herum hören wir ein Schnauben, Prusten, Trompeten, unser Adrenalinspiegel steigt und steigt. Was gibt es schöneres, als bei solch einem Elefantentreffen dabei zu sein!















Vor uns färbt sich der Himmel mit der untergehenden Sonne Orangerot, das gibt der ganzen Szenerie eine unglaubliche Stimmung. Und weitere Herden ziehen heran, während die ersten Elis am Wasser bereits den Rückzug antreten. Wir Beobachter auf der Plattform schauen und schauen und kommen in der Aufregung fast gar nicht dazu, unseren Sundowner zu geniessen. Dann beruhigt sich die Situation ein wenig. Die Sonne ist hinter dem Horizont verschwunden. Wir trinken, plaudern und drehen uns in die andere Richtung. Dort geht jetzt gerade der Vollmond auf. Weitere Elefanten kommen zum Wasserloch. Das gibt mir Gelegenheit, noch ein paar Nachtaufnahmen mit der Mondscheibe im Hintergrund zu schiessen. Die Fotos sind zwar nicht wirklich scharf, aber was soll´s, ich muss diese Bilder einfach machen!





Langsam wird es Zeit, aufzubrechen. Schweren Herzens verlassen wir diesen – zumindest für uns – magischen Platz und lassen uns von Lewis zum Camp zurück chauffieren. Das war ein richtig tolles Erlebnis, wir haben schon viele, viele Sundowner erleben dürfen, aber dieser hat sich ganz klar einen Spitzenplatz in unserer persönlichen Rangliste erobert, das steht fest!

Nach solch einem sind wir restlos zufrieden. Gegen 19:30 erreichen wir das Camp. Wir verzichten auf einen Zeltbesuch, erfrischen uns auf der „öffentlichen Toilette“ und geniessen das Dinner. Wie meistens lassen wir uns gegen 21:30 zum Zelt bringen. Begleitet von der monotonen Krötenmusik sind wir bald darauf eingeschlafen.

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 02 Feb 2017 08:05 von leofant.
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02 Feb 2017 18:53 #462069
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  • Daxiang am 02 Feb 2017 18:53
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Hallo Walter,

ich bin auch noch schnell zugestiegen. Wer bei diesen Sundowner-Bildern kein Fernweh bekommt, der war bestimmt noch nicht in Afrika.

Ich habe mir sicherheitshalber gleich mal eine Fernweh-Prophylaxe in Form von einem doppelten Gin Tonic eingeschenkt.

LG Konni
Letzte Änderung: 02 Feb 2017 18:53 von Daxiang.
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