THEMA: Malerone oder Lariam
28 Jul 2012 15:02 #246234
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  • toumtoum am 28 Jul 2012 15:02
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Hallo Uwe,

eine gute Zusammenfassung von Dir.

Noch ein paar Zusatzinformationen:

Doxycyclin:
Dosierung 100mg Wirkstoff - es gibt auch Doxycyclin 200 - die haben 200mg Wirkstoff - kann man aber prima teilen.
Doxycyclin nicht bei Kindern unter 8 Jahren anwenden (negative Wrikung auf Zahnbildung) und auch für Schwangere nicht verwendbar.

Lariam (Mefloquin)
Für Taucher und Leute die Flugzeuge führen nicht geeignet - kann negative Auswirkung auf räumliches Orientierungsvermögen haben.
Als Notfallmedikament ohne ärztliche Aufsicht auch nicht geeignet, da sehr häufig starke Nebenwirkungen auftreten, die eine ärztliche Intervention notwendig machen. Als Prophylaxe sind diese Nebenwirkungen nicht so ausgeprägt (häufig wird es sogar sehr gut vertragen)

Andere Erkrankungen, wie Leber- und Nierenerkrankungen aber auch Blutkrankheiten können eine Gegenindikation für gewisse Malariaprophylaxen sein. Also diese dem Arzt immer mitteilen.

Wie gesagt, es ist auchsehr viel Wert auf die passive Prophylaxe zu legen (Moskitonetz ...).

Malariaprophylaxe kann nicht 100% Malaria vermeiden - dies sollte man immer im Kopf behalten. Deshalb bei Krankheitsanzeichen auch an Malaria denken. In den meisten afrikanischen Ländern können die Arzte sehr schnell eine Infektion feststellen ("meisten" deshalb, weil in manchen Ländern würde ich nicht ins Krankenhaus gehen - sind aber fast immer sehr unruhige Gebiete wie Congo). Deshalb auch mein Rat mit dem Fieberthermometer - es gibt genug Reisende, die so etwas nicht dabei haben. Fieber ist einfach meist eine Begleiterscheinúng der Malaria (nicht immer). Wenn man mal über 39 Grad ist, sollte man doch einen Test machen lassen.
Übrigens Inkubationszeit liegt so ca. bei 7-13 Tagen (bis die ersten Anzeichen auftreten).


Das war übrigens mein Fehler in Namibia vor 17 Jahren - Lariam vorschriftsmäßig genommen, an einem Tag 130km bei starkem Gegenwind geradelt, in der Nacht dann total geschwitzt. Ich dachte, nach so einer Etappe ist der Körper einfach überdreht und kalt geduscht. Nächster Tag noch etwas schlapp und den übernächsten Tag dann schon wieder geradelt. Zweiter Anfall dann im Flieger. Mein Fehler war einfach, daß ich nicht einfach mal meine Temperatur gemessen habe, obwohl ich sogar ein Fieberthermomewter dabei hatte. Die Heilung wird mit jedem verstrichenen Tag komplizierter.

PS. Bei dem Bericht von Piscator habe ich auch gleich an Malaria Tertiana gedacht - naja, ist wenigstens nicht akut lebensgefährlich.
Letzte Änderung: 28 Jul 2012 15:10 von toumtoum.
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28 Jul 2012 15:07 #246236
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  • Sabine26 am 28 Jul 2012 15:07
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toumtoum schrieb:
Übrigens Inkubationszeit liegt so ca. bei 7-13 Tagen (bis die ersten Anzeichen auftreten.

Hallo toumtoum,

wie die meisten anderen hier auch, bin ich nur Laie, aber ich dachte bisher immer, die ist unterschiedlich, je nach Form der Malaria?

Viele Grüße
Sabine
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28 Jul 2012 15:20 #246240
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Sabine26 schrieb:
toumtoum schrieb:
Übrigens Inkubationszeit liegt so ca. bei 7-13 Tagen (bis die ersten Anzeichen auftreten.

Hallo toumtoum,

wie die meisten anderen hier auch, bin ich nur Laie, aber ich dachte bisher immer, die ist unterschiedlich, je nach Form der Malaria?

Viele Grüße
Sabine

Ja, das ist korrekt. Aber die gefährliche Malaria tropicana, welche zum Tod führen kann hat üngfähr diese Zeit - ist auch die Malaria, die meist in Afrika auftritt. Aber zur Vollständigkeit
Malaria quartana im Schnitt 3-4 Wochen
Malaria tertiana im Schnitt 8-20 Tage (also ähnlich tropicana)

Ist einfach ein sehr umfassendes Fachgebiet. Übrigens auch Resitenzzonen werden von einigen Ärzten nicht beachtet - schon mehrmals erlebt, daß Lariam oder Malarone für Resitenzgebiete A verschrieben wurde und hier reicht eigentlich Resochin - also ein bißchen selbst informieren kann nicht falsch sein und dann einfach den Arzt auch fragen, wieso, weshalb, warum.

Holger
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28 Jul 2012 15:33 #246243
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Hallo Holger,

bzgl. der Resistenzen habe ich mich immer auch darüber vorab informiert. So habe ich damals (vor 20 Jahren) auch für ein Gebiet, wo es seinerzeit ausgereicht hat (ob das heute noch so ist, keine Ahnung), einmal Resochin und Paludrine genommen, und nicht Lariam. Malarone gab' es da noch nicht. Ich möchte ja auch nicht unbedingt Resistenzen fördern.
Nichtsdestotrotz lasse ich mich aber auch immer vom Doc beraten.

Viele Grüße
Sabine
Letzte Änderung: 28 Jul 2012 15:38 von Sabine26.
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28 Jul 2012 15:35 #246244
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  • Daktari am 28 Jul 2012 15:35
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@Wolfgang:
Kurz Ergänzung:
Primaquine ist auch zur Prophylaxe geeignet in Gebieten, wo es lediglich zu P. vivax Infektionen kommen kann, eine Infektion mit P. falciparum also ausgeschlossen ist.

Eine Therapie nach Infektion mit P. vivax oder P. ovale sollte sowohl die sich in den Leberzellen vermehrenden bzw. schlafenden Parasiten als auch die sich in den roten Blutkörperchen vermehrenden Parasiten mit einschließen. Primaquine wirkt gegen das Leberzellstadium und Chloroquine (auch Malarone und Coartem/Riamet) gegen die Erreger im Blut. Also bitte nicht falsch verstehen, lediglich Primaquine allein zur Therapie ist nicht ausreichend aber eben essentiell um die schlafenden Parasiten in den Leberzellen zu eliminieren und so einen Wiederausbruch zu verhindern.

Es ist aber bei einer seltenen Stoffwechselerkrankung streng kontraindiziert, die bei Afrikanern häufiger anzutreffen ist. Diese sollte vor einer Therapie oder einer prophylaktischer Einnahme von Primaquine zunächst ausgeschlossen werden.

@Sabine
1. Bezüglich der Zulassung von Euratesim musste ich selbst erst einmal kurz recherchieren; das Medikament ist von der European Medicines Agency (EMA) im Dezember 2011 für die Behandlung der unkomplizierten P. falciparum Infektion (Malaria tropica) zugelassen worden. Es ist also ähnlich einzuordnen wie Coartem bzw. Riamet zur Stand-by Therapie, nicht zur Prophylaxe.
Es hat im Vergleich zu Coartem/Riamet eine sehr lange Haltbarkeitsdauer von 3 Jahren, muss nur 1x täglich 3 Tage lang eingenommen werden, unabhängig von den Mahlzeiten und ist gut verträglich.

2. Bezüglich Inkubationszeiten:
Diese variieren sowohl innerhalb einer Spezies als auch unter denhumanpathogenen Arten:
P. falciparum: 7-28 Tage
P. vivax: 12 Tage – 1 Jahr
P. ovale: 12 Tage – 1 Jahr
P. malariae: 20-50 Tage

@Holger (Toumtoum)
…an Malaria tertiana hat der Arzt in Windhuk ja gedacht; aber mit Coartem erreicht man die in den Leberzellen „schlafenden“ P. vivax Parasiten nicht. Da der Ronald damals aber nicht mit Primaquine behandelt wurde und wohl auch im Nachhinein keine neuen Symptome zeigte, war es keine Infektion mit P. vivax sondern Malaria tropica, was mit Malarone bereits vor dem Arztbesuch erfolgreich behandelt wurde.
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28 Jul 2012 15:43 #246245
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Daktari schrieb:
Eine Therapie nach Infektion mit P. vivax oder P. ovale sollte sowohl die sich in den Leberzellen vermehrenden bzw. schlafenden Parasiten als auch die sich in den roten Blutkörperchen vermehrenden Parasiten mit einschließen. Primaquine wirkt gegen das Leberzellstadium und Chloroquine (auch Malarone und Coartem/Riamet) gegen die Erreger im Blut. Also bitte nicht falsch verstehen, lediglich Primaquine allein zur Therapie ist nicht ausreichend aber eben essentiell um die schlafenden Parasiten in den Leberzellen zu eliminieren und so einen Wiederausbruch zu verhindern.
... mir ist das schon klar, aber die Verdeutlichung hilft evtl. dem ein oder anderen. Ich habe lange (überhaupt?) keinen so sachlichen und informativen Thread zu Malaria gesehen. Vielen Dank dafür! ...
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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