THEMA: Kenia 2022: Amboseli, Tsavo und den Kili im Blick
05 Jul 2022 19:39 #646659
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  • Beatnick am 05 Jul 2022 19:39
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Hallo Judith,

es freut mich, dass sich unsere Eindrücke und Erfahrungen so decken!

Malbec schrieb:
Dein begeisterter Bericht und die wunderschönen Bilder beweisen meine grosse Liebe zum Amboseli. In keinem anderen Park empfand ich die Elefanten so entspannt und in so grosser Menge und wie du schreibst in dieser Zuverlässigkeit des Erscheinens.

:) :) :)

Malbec schrieb:
Jetzt bin ich gespannt auf deine/eure Tsavo Erfahrungen.

Geht gleich los!

Liebe Grüße,
Betti
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05 Jul 2022 19:56 #646660
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  • Beatnick am 05 Jul 2022 19:39
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10.1., Teil II: Into the Wild

Die Strecke vom Amboseli Nationalpark zum Tsavo West gefällt uns richtig gut. Vor allem, weil die Landschaft nicht hinter dem Gate urplötzlich ihr Gesicht ändert, sondern ursprünglich und naturnah bleibt. Kein Asphalt, keine Menschenmassen, kaum Infrastruktur. Natürlich treffen wir viele Massai und ihr Vieh, aber auch Zebras und Giraffen. Und auch der mit 5.895 m höchste Berg Afrikas bleibt ein ständiger Begleiter. Die rund 130 Kilometer zum nächsten Ziel, für die wir rund drei Stunden brauchen, vergehen wie im Flug.



Wir bewundern aus der Ferne die Chyulu Hills mit den vielen grasbewachsenen Vulkanbergen, die bestimmt einen Besuch wert sind, aber zumindest nicht diesmal Teil unseres Plans, und fahren schließlich über das Chyulu Gate in den mit 9.000 km² riesigen Nationalpark hinein.

Nur wenige Kilometer hinter dem Gate erreichen wir den Shetani (=Teufel) Lava Flow. Weil diese Reise relativ kurzfristig entstand, hatte ich mich im Vorfeld kaum mit den Gegebenheiten in den einzelnen Parks befasst. Umso begeisterter sind wir nun vom ungewöhnlichen Anblick des 200 Jahre alten erstarrten Lavastroms, der die üppig grüne Landschaft wie ein schwarzes Band durchzieht.





Wir dürfen aussteigen und sind völlig gefangen von der Mondlandschaft, die - von der Hitze abgesehen - eher an Island erinnert als an Afrika. Schnell steht fest: Wir wollen noch einmal wiederkommen. Morgens und mit mehr Zeit. "Really? It's far", bemerkt Livingstone, freut sich aber, dass wir uns so freuen.







Kurz hinter dem Lavastrom wird der Busch dichter. Hier Tiere zu entdecken, könnte schwierig werden. Wir wissen das und genießen umso mehr jede Sichtung in diesem fantastischen Setting.



Livingstone ist im Tsavo West ganz anders gefordert als im Amboseli oder erst recht in der Mara, wo die Fahrer (wenn sie wollen) perfekt miteinander vernetzt sind. Schon aufgrund der schieren Größe ist er auf sich gestellt. Spuren lesen, die Gewohnheiten der Tiere kennen und die richtigen Schlüsse ziehen - darauf kommt es nun an. Es sind Herausforderungen, die ihm zu gefallen scheinen. Und uns auch. Ein Hauch von Abenteuer umweht unser Auto.





Erst recht, als wir auf halber Strecke zum Camp Gesellschaft bekommen. Livingstone hatte uns bereits am Gate vor den Elefanten im Tsavo West gewarnt; einstmals bejagt und im wilden Tsavo zuhause, sind sie nicht unbedingt auf Kuschelkurs. Und so peilt unser Guide erst einmal vorsichtig die Lage, als wir den ersten Giganten in einiger Entfernung entdecken.

Er tut gut daran. Denn plötzlich entdeckt uns der Elefant - und sprintet los. Wie schnell er ist! Und wie sauer! Ich bin fasziniert. Aber auch starr vor Schreck.

Livingstone nicht. Zum Glück. Er macht kehrt und gibt Gas. Vollgas. Der rasende Elefant bleibt dran, mit wehenden Ohren und erhobenem Rüssel. Man, ist der schlecht drauf. "Is he still there?", fragt Livingstone ein paarmal und ich bejahe. "Oh my Gooood!" Wir fliegen dahin, der Elefant hinterher. Das kannte ich bislang nur im Film. Nun ist es Realität. Wenn auch surreal.

Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt der Elefant von uns ab. Endlich. Livingstone dreht sich lachend um: "I told you!" Kann man wohl sagen. Was für ein Erlebnis. Bloß gut, so überlege ich laut, dass die "man-eating lions of tsavo" schon lange tot sind. "But not their relevants...", meint Livingstone vielsagend und zwinkert. Na schönen Dank.



So ganz ist der zornige Eli noch nicht fertig. Rast im Eiltempo zurück und scheucht mit seinen XXL-Stoßzähnen eine Horde Paviane auf die Bäume, ehe er schließlich im Busch verschwindet und den Weg für uns frei macht. Der Schreck bleibt. Hinter jeder Kurve wittere ich in den nächsten Tagen Gefahr. Wenigstens ein bisschen.

Am Mittag kommen wir ungeschoren im Severin Safari Camp an, wo wir die nächsten drei Nächte verbringen werden, beziehen ein großzügiges Zelt und drehen noch eine kleine Runde. Das Gras steht hoch und gibt der Landschaft einen eigenen Reiz. Die Regenzeit war wohl auch hier ergiebig.







Am Abend gibt es an einem der drei Wasserlöcher im Camp Besuch von Büffeln und Antilopen, eine friedliche Stimmung mit Buschkonzert. Ich sitze am Feuer und sauge die Atmosphäre auf. Genieße die Wildnis, das Gefühl von Freiheit und Einsamkeit, das längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Noch nicht einmal im afrikanischen Busch.
Letzte Änderung: 05 Jul 2022 20:55 von Beatnick.
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05 Jul 2022 20:44 #646663
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  • tigris am 05 Jul 2022 20:44
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Liebe Berti-Betti,

schön, dass Du weiter schreibst und ich reise voller Begeisterung mit Euch in den Tsavo West. :woohoo:

Bei der Schilderung Eurer Begegnung mit dem übel gelaunten Elefanten, rutscht mir allerdings schon alleine beim Mitlesen das Herz in die Bux! :ohmy: :sick: :pinch:
Kein Wunder, dass es von der Szene keine Fotos gibt :evil:
Aber solche Abenteuer gehören einfach dazu und hinterher scheint die Furcht oft in ganz anderer Dimension als im eigentlichen Moment…. ;)

Ich freu mich jedenfalls schon auf die Fortsetzung von „Into the Wild“

Liebe Grüße
Simone
Historie meiner 15 bisherigen Reisen ins südliche/östliche Afrika => 11/2001: NAM die Erste * 12/2003 - 01/2004: NAMIBIA Südtour * 03/2005: NAMIBIA ein runder Geburtstag in Windhoek/Tour mit Witti + Landy * 12/2007 -01/2008: NAMIBIA Südtour zum 2. mit Familie * 10-11/2008: Kurztrip nach NAM/wieder ein runder Geburtstag * 03/2011: NAMIBIA ~ Hochzeit der Schwägerin in Windhoek und kleine Tour * 09-10/2013: TANZANIA ~ 4 Wochen Familienbesuch * 12/2014 - 01/2015: NAM zum ersten Mal mit Dachzelt unterwegs * 07-08/2016: SÜDAFRIKA ~ 4 Wochen Kap und Gardenroute/Familienbesuch * 05/2018: KTP und mal wieder der Süden von NAMIBIA * 01-02/2020: NAMIBIAS Norden, Caprivi und ein bißchen BOTSWANA * 08-09/2021: BOTSWANA ~ Private Campingtour mit Bushways * 09/2O22: 3 Wochen SÜDAFRIKA mit Fokus auf Familie und Drakensbergen * 08-09/2023: BOTSWANA ~ 2. Private Campingtour mit Bushways * 02-03/2024: NAMIBIA ~ KTP und Südtour *
Letzte Änderung: 06 Jul 2022 17:43 von tigris.
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05 Jul 2022 21:24 #646665
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  • Dandelion am 05 Jul 2022 21:24
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Hallo Betti,

wildgewordene bzw. verärgerte Elefanten haben wir zum Glück im Tsavo West nicht zu sehen gekriegt.
Unsere standen alle irgendwo mampfend in der Gegend herum - zum Glück. Ich denke, so ein Erlebnis ist im Augenblick des Geschehens nicht wirklich lustig. Zum Glück ist es ja gut ausgegangen.

Im Severin Safari Camp hatten wir damals das Honeymoon -Zelt ganz am Ende der Anlage. Wirklich schön, aber die Honeymoon-Gedanken halten sich doch arg in Grenzen, wenn man weiß, dass die halbe Nacht ein Massai-Wächter vorm Zelt steht :laugh:

Liebe Grüße und ich freu mich auf eure weiteren Erlebnisse

Kordula :)
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06 Jul 2022 00:20 #646674
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  • tina76 am 06 Jul 2022 00:20
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Liebe Betti,

ich habe gerade wieder etwas aufgeholt, die letzten Kapitel gelesen und dabei die fantastischen Bilder vom Amboseli und Tsavo West genossen. Das macht einfach Lust auf Kenia. Vielen Dank. :-) Und die Qualität Eurer Bilder ist wirklich unglaublich gut! Das Bild vom Südlichen Hornraben, bei dem man noch das Insekt in der Luft vor seinem Maul sieht, finde ich besonders klasse.
Die Aktion mit dem wütenden Elefanten, der hinter Euch her rannte ist ja wirklich heftig. :ohmy: Kann nur zu gut verstehen, dass einem da das Herz in die Hose rutscht. So eine Safari ist eben auch echtes Abenteuer manchmal. Nur gut, dass nichts passiert ist. Sonst könntest Du jetzt vielleicht auch nicht mehr so tolle Berichte schreiben. ;)

Liebe Grüße und ich freue mich auf die Fortsetzung,
Tina
Uganda 2022 - Ohne Gorillas aber mit Chamäleons
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Letzte Änderung: 06 Jul 2022 00:22 von tina76.
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06 Jul 2022 01:22 #646677
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  • CuF am 06 Jul 2022 01:22
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Moin, Berti-Betti,
auch ich finde das Foto mit dem geöffneten Schnabel (!) des Hornraben phantastisch gut getroffen- möchte nicht wissen, wie viele Aufnahmen es davor und danach gibt….
Die Episode mit dem unwirschen Elefanten hat mich an eine ähnliche Begegnung mit Waldelefanten im damaligen Zaire (1987) erinnert- der Guide hatte Probleme, in dem gebrechlichen Jeep den Rückwärtsgang reinzukriegen, derweil die - wohl durch Wilderei aggressiven - Tiere trompetend immer näher kamen. Was hatte ich für‘n Schiß…
Danke also für das Weiterschreiben und das Wecken von vergrabenen Erinnerungen!
Gruß
Friederike
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