16.1, nachmittags.: Im Tsavo East
Nach dem tollen Frühstück in der Lions Bluff Lodge packen wir flugs unsere Siebensachen und schaukeln zum letzten Mal über den ruppigen Weg den Hügel hinab. Hier, am Fuß des Berges, soll in Kürze ein gepumptes Wasserloch entstehen. Es könnte dabei helfen, die Tiere nach Lumo und in die Nähe der Lodge zu locken. Im Moment ist es aber hier unten in der Ebene vor allem eins: ganz schön heiß. Das Fotografieren wird fast unmöglich.
Knapp 100 Kilometer sind es von Lions Bluff zum Satao Tented Camp im Tsavo East. Unserer letzten Station. Beim Taita Hills Safari Resort fahren wir raus aus der Natur und auf eine Asphaltstraße, aber nicht sehr lang, schon geht es über das Voi Gate in den Tsavo East hinein.
Hier ist es sattgrün, wir sehen die ersten roten Elefanten, Büffel suhlen sich im Schlamm, und die Erde ist so rot, dass sie stellenweise schon fast Pink wirkt. Was ist denn das für ein Park?! Er hält in den ersten Minuten alles, was ich mir von ihm versprochen hatte.
So geht es allerdings nicht weiter. Wir fahren quer durch den riesigen Nationalpark, der fast doppelt so groß ist wie der westliche Teil, aber wesentlich trockener. Und je weiter wir nach Osten kommen, wo unser Camp relativ abgeschieden liegt, desto ausgedörrter wirkt die steppenartige Landschaft. Auch ist die Erde nun nicht mehr so intensiv rot, was ich bedauerlich finde. Hatte ich doch etwas naiv gedacht, das sei hier überall gleich.
Nach dem fulminanten Auftakt hinter dem Gate sehen wir immer weniger Tiere, bis uns ein Löwen-Pärchen unter einem Busch ins Auge fällt. Beide sind trotz der Hitze sehr um den Erhalt ihrer Art bemüht und offenbar noch relativ frisch in den Flitterwochen. Sehr viel Zeit zum Ausruhen gönnen sich die Honeymooner jedenfalls nicht.
Nach der großen Liebe sieht es allerdings auch nicht immer aus...
Schließlich kommen wir im Satao Tented Camp an, unserem Zuhause für die nächsten (und leider auch letzten) drei Nächte. Das Camp ist ziemlich groß, liegt ohne Umzäunung mitten in der Wildnis und hinterlässt bei mir auf den ersten Blick gemischte Gefühle. Schön ist die Weitläufigkeit der Anlage, in den riesigen alten Bäumen toben die Affen und zwitschern die Vögel. Geierperlhühner und wenig scheue Impalas wuseln umher, wir essen im Schatten der Bäume zu Mittag und bekommen gleich Gesellschaft.
Leider ist das Essen in Buffetform nicht besonders gut und das wird sich auch in den nächsten Tagen nicht ändern, ich beschränke mich meist auf Suppe und Brot.
Danach beziehen wir in Ruhe unser Zelt. Das ist nach Lions Bluff erwartungsgemäß ein kleiner Kulturschock, aber auch ohne den zugegebenermaßen etwas unfairen Vergleich mit unserer Vorgänger-Herberge die schwächste Unterkunft auf dieser Reise. Die Zelte sowie der Anbau mit einem überdimensionierten Bad sind in die Jahre gekommen, wir decken die vielen Lücken und Löcher besonders in Ermangelung eines Moskito-Netzes so gut es geht mit Papier und Pflaster ab. Das macht das Dach im Bad nicht schöner, aber hoffentlich dichter.
Dass wir in den ganzen nächsten Tagen nicht einen Moskitostich abbekommen, ist allerdings wohl nicht wie von mir vermutet der Trockenheit geschuldet (denn Livingstone hat im Gegensatz zu uns nachts sehr wohl mit Mücken zu kämpfen), sondern mutmaßlich Sprühaktionen in den Zelten am Abend, während die Gäste beim Essen sind.
Erst einmal häuslich eingerichtet, kann man es in den Zelten aber ganz gut aushalten und der Blick vom Bett in die Natur und aufs campeigene große Wasserloch ist sowieso klasse.
Am Nachmittag drehen wir eine kleine Runde, bleiben aber in der Gegend.
Zebra für Karsten
Eine Lerche trällert ihr wunderschönes Abendlied und bei den Impalas gibt es eine Betriebsvollversammlung der weiblichen Belegschaft mit festlicher Rede vom Chef.
Gefühlt alle restlichen Impalas im Tsavo East haben sich am Abend ins Gras am Rand unseres Camps gelegt und verbringen dort die Nacht. Sie haben wohl gelernt, dass es im Windschatten der Menschen sicher ist.
Als wir nach dem Abendessen und einem Drink am leider kaum von anderen Gästen genutzten Feuerplatz von unserem nächtlichen Bewacher zum Zelt begleitet werden, laufen wir an ihnen vorbei, es sind vor allem Baby-Antilopen, die uns mit großen Kulleraugen anschauen. Wir sagen dem Kindergarten gute Nacht und versuchen der Hitze zu trotzen, was mir am Anfang nicht gelingen will.
Ich wälze mich herum und schwitze vor mich hin, kein nervtötendes "Dzzzzzzzz" von Moskitos am Ohr, immerhin. Ich denke an die "roten" Elefanten, die wir am nächsten Tag suchen wollen. Ich freue mich darauf - und schlafe endlich ein.