20. September: Katzenmorgen in der Mara
Als wir an unserem ersten Morgen im Malaika Camp noch im Dunkeln durch den Reißverschluss unseres Zeltes schlüpfen, werden wir schon erwartet. Der Masai, der in der Nacht mit seinem eindrucksvollen Speer Wache gehalten hat, begleitet uns zum Hauptzelt, dem morgendlichen Treffpunkt mitsamt der zu früher Stunde vor allem für Thomas existenziell wichtigen Kaffeestation.
Dem nächtlichen Eindringling, der sich hier zu schaffen gemacht hat, konnte der freundliche Krieger aber offenbar nicht Einhalt gebieten. Jedenfalls hat eins der Hippos, die nachts den Mara River verlassen und sich hörbar das satte Grün im Camp einverleiben, den Teppichläufer als gemütliches Terrain für sein Verdauungsschläfchen erkoren und wie zum Beweis seine Hinterlassenschaften auf dem Boden verteilt. Erst kurz vor unserem Erscheinen hat der schwergewichtige Einbrecher den Tatort geräumt und liegt nun sicher wieder zufrieden, satt und ordentlich ausgeschlafen faulenzend im Fluss. Die Heißgetränke kommen daher an diesem Tag leicht verspätet, aber immer noch rechtzeitig genug, dass wir einen wunderbaren Sonnenaufgang direkt an der Zufahrt zum Camp erleben.
Mal abgesehen von schmatzenden (und rülpsenden
) Flusspferden hatten sich beim nächtlichen Buschkonzert Hyänen hervorgetan, und einige Vertreter finden wir nicht allzu weit von unserer Herberge entfernt bei einem zweifelhaften Frühstück, das mir zunächst einmal jeden Appetit verdirbt. Der Kadaver ist schon im Gammelmodus und hinterlässt ein leicht flaues Gefühl in meinem noch leeren Magen.
Auch ein Löwenrudel war nicht untätig und hat in der Nacht ein Zebra gerissen.
Viel ist schon nicht mehr dran an den Knochen, das Rudel ist nicht gerade klein und alle Bäuche sind kugelrund.
Manch einer will dennoch nicht von dem fast schon geplünderten Schatz lassen.
Wir rollen weiter durch eine Landschaft, in der ich mich auch beim zweiten Besuch kaum zurechtfinde. Muss ich aber ja auch nicht, denn zum Glück kennt Livingstone jeden Stein und bleibt mit uns an allen Tagen fast ausschließlich in dem Gebiet, das für die mir so verhassten Minibusse unerreichbar ist.
Livingstone nutzt kaum einmal den Funk, verlässt sich ausschließlich auf die Aussagen ihm vertrauter Guides und hat ohnehin den Ehrgeiz, die Tiere selbst zu finden. Zu sehen gibt es eigentlich immer was, und wir genießen es, durch die offene Landschaft zu cruisen. Nie wissend, was möglicherweise hinter dem nächsten Busch oder dem nächsten Baum auf uns wartet.
Natürlich geben sich auch in der Mara Löwen und Leoparden nicht die sprichwörtliche Klinke in die Hand. Doch sie ist fraglos ein Katzen-Eldorado - und wird diesem Ruf auch an unserem ersten vollen Tag wieder gerecht.
Den Löwen vom frühen Morgen folgt eine Geparden-Familie. Eine Mutter mit drei Teenager-Kids.
Die Youngster sind eine wilde Bande, toben herum und strotzen vor Energie.
Zum ersten Mal auf dieser Reise kommen einige Autos zusammen, doch sie verteilen sich gut, behindern sich nicht gegenseitig und vor allem nicht die Tiere. Das haben wir leider schon anders erlebt und werden das auch wieder.
Rund eine halbe Stunde verbringen wir mit der Familie, bis sie sich schließlich unter einen Baum legt.
Überhaupt verziehen sich die Katzen nun in den Schatten. Es wird ein heißer Tag, das Wasser von den Regenfällen zwei Tage zuvor trocknet zusehends ab.
Einige Mulden und Tümpel haben sich aber so weit und andauernd mit Wasser gefüllt, dass kleine Feuchtbiotope entstehen. Die ersten Siedler haben sich bereits eingefunden.
Bei uns ist Frühstückszeit, und wir suchen uns einen schönen Baum, unter dem wir picknicken können. Allerdings nicht diesen,...
...denn der ist schon besetzt von einem Bateleur, dem für mich schönsten aller Adler. Da wollen wir lieber nicht stören.