Kapitel 4 Fortsetzung
Im Anschluss an die ausgiebige Lunch-Pause finden wir uns an der Stelle wieder, wo wir heute Morgen Roho, Sohn von Lorian, gefunden haben.
Hä? Also sind wir quasi in einem großen Kreis gefahren? Meine Orientierung finde ich wohl erst in Deutschland wieder. Aber eine Sache möchte ich hier mal anmerken: Wir sind heute stundenlang alleine unterwegs, ohne einem anderen Auto zu begegnen und erleben eine herrliche Idylle in dieser wunderschönen Gegend!
Wir suchen Roho nun von der gegenüberliegenden Seite des kleinen Wasserlaufs, denn er hat seinen Platz von heute Morgen geräumt. Gerade als George sagt, "there he is", sage ich auch wie aus der Pistole geschossen "Flecken!!". Ich bin verwirrt als George noch einige Meter weiter fährt, denn ich habe unten im Graben Flecken liegen sehen und dachte eigentlich, er meinte die Gleichen. Roho entdecken wir gegenüber im Dickicht und ich versuche, George zu erklären, wo ich noch Flecken gesehen habe und dass ich mir zu 95% sicher bin. Wir setzen noch einmal zurück, aber tatsächlich habe ich's mir doch nur eingebildet. Von Lorian ist weiterhin keine Spur. Jetzt müssen wir zunächst eine geeignete Stelle finden, wo George den Landi durch's Wasser bringen kann. Als wir uns Roho nähern, sehe ich doch noch "meine" Flecken unten am Wasser! Aber ein Leo ist ausgeschlossen. Selbst George muss das Fernglas benutzen und "das Ding" stellt sich als schlafende Hyäne heraus. Naja, ich beharre drauf, dass ich mit Flecken zumindest nicht falsch lag und George lobt mich nun das erste Mal für meine guten Augen
So, jetzt aber muss er überlegen, wie er uns bugsiert, damit wir nochmal einen guten Blick auf Roho werfen können. Kaum eine Chance, aber die Bilder, die dabei entstehen, gefallen mir sehr gut mit dem Buschwerk.
Der Himmel wird nun von dicken Wolken überdeckt. Kaum zu glauben, dass wir vor 2 Stunden noch geschwitzt haben. Das könnte doch noch unsere Chance auf Nashörner erhöhen! Plötzlich erleben wir unseren ersten afrikanischen Regen und ich bin einfach nur begeistert! Wie schnell das Wetter umschwingt, erkennt man an diesen beiden Bildern, dessen Akteur wir seit einigen Hügeln nun verfolgen
Auf dem zweiten Bild sieht man, dass ich immer noch nicht die richtigen Einstellungen der Kamera für mich gefunden habe.
Raubadler
Und endlich erwische ich auch mal meinen ersten Madenhacker auf einem kontrastreichen Büffel.
Die Suche nach Rhinos hält an und George steuert den Landi nun durch dichtes Buschwerk. "Last chance now", raunt er uns zu. Der Regen war kurz, aber heftig und hinterlässt seine Spuren. Als wir gerade eine sehr matschige Stelle passieren, entdecke ich links von uns einen grauen, großen Lehmhügel, der sich tatsächlich als Spitzmaulnashorn herausstellt! Ich habe es gerade ausgesprochen, da bleibt der Landi stecken. Aber null problemo, George läuft einmal ums Auto herum, stellt etwas an den Reifen (mir fällt der Begriff gerade partout nicht ein) und wir flutschen aus dem Matsch. Der Rhinobulle allerdings gewährt uns nur einen kurzen Auftritt und wirkt eher schüchtern. Wir verfolgen ihn noch ein kleines Stück durch den Busch, kriegen aber keine freie Sicht mehr. Egal, wir sind mehr als zufrieden!
Jetzt ist auch George erleichtert, dass er seine Mindestanforderungen für heute erfüllt hat. Aber er wäre nicht George, würde da nicht noch eine Zugabe erfolgen. Oder zwei? Oder drei? Es fängt wieder an zu regnen und ich schieße eins meiner Lieblingsbilder der Reise, ein tolles Topi-Portrait.
Bei einer letzten kurzen Pause beobachten wir etwas weiter entfernt einige Elefanten. In mir raunt es... Geoooorge, wenn ich noch ein Elefantenbild knipsen könnte, hätte ich auch bilder technisch 5 von 5 für heute zusammen
Gesagt, getan, auch wenn Petra meint, es wäre doch mal gut für heute. Leider sind die Elefanten in dichtes Buschwerk gezogen, bis wir sie erreichen und das hier kommt dabei heraus, zumindest bildlich alle 5 heute abgelichtet zu haben
wunderschöne Fokussetzung...
Was sagte ich eben? George sei nicht George..... Wenn nicht noch etwas Wundervolles folgen würde! Wir begegnen nun einer fünfköpfigen Elefantenfamilie in der offenen Grassavanne, aber haben nur Augen für den kleinsten Spross. Laut George nicht älter als acht Wochen. Wir stellen den Moter ab und beobachten Mama und Kalb neben unserem Auto.
Sie bringt uns so viel Vertrauen entgegen, dass sie mit ihrem Kleinen direkt vor uns den Weg überquert und es nicht von uns abschirmt. Als sie langsam weiter wandern, bin ich sehr gerührt von diesem Moment und der Ehre, die uns hier zu teil wurde.
So, das Soll wäre hiermit mehr als erfüllt! Haha, falsch gedacht. In der nächsten Senke treffen wir auf die nächste kleine Elefantenfamilie. Alle sind irgendwie in ständiger Bewegung und als wir uns nähern, erkennen wir auch den Grund! Ein irrwitziges Elefantenkalb hält hier die Büffel gewaltig auf Trab! Dies soll zu dem lustigsten Moment des Urlaubs werden! Wir alle vier kriegen uns kaum ein vor Lachen, sogar George, während das Kalb wohl denkt, es sei ein großer Tusker und kann hier alle herumschubsen. Das aller witzigste daran ist aber, dass die Büffel sich nicht trauen, irgendeine Art von Gegenwehr zu zeigen, denn dann hat der kleine "Kevin" direkt seine Mama und Tanten im Rücken. Ein unfassbar tolles Schauspiel! Und ein unvergesslicher Moment, denn die Freude durch vier zu teilen, ist nochmals schöner!
Nach etwa 10 Minuten ist das Spektakel vorüber und Mama und Tante haben anscheinend keine Lust mehr. So, JETZT können wir aber zurück ins Camp. Denkste... Na gut, schauen wir nochmal am Termiten-Schakalbau vorbei, deren Bewohner gestern und heute Morgen zu schüchtern waren. Siehe da, jetzt zeigen sich die Kleinen.
Irgendwie haben wir nicht das Gefühl, dass George das Camp jetzt ansteuert. Wir begegnen einer kleinen Autoansammlung und schnell ist klar, dass wir uns wieder im Gebiet von Fig und Faulo befinden. Der Sohnemann liegt sogar recht gut erkennbar im Gras.
Mama Fig hat sich in einen dichten Busch verzogen, aber ein Beweisfoto muss sein
Mittlerweile ist die Sonne wahrscheinlich fast untergegangen, wir können es leider nicht erkennen. Um 18:45 Uhr erreichen wir im Starkregen unser Camp. In der Ferne gewittert es gewaltig und wir warten noch kurz im Auto. Einer der Angestellten bringt uns Regenschirme, was für ein Service! Mit George verabreden wir uns für morgen früh, 5:30 Uhr.
Auf dem schmalen Steinpfad zum Zelt kreuzt ein großer, schwarzer Skorpion unseren Weg! Dem ist es wohl unter seinem Stein zu nass geworden. Fasziniert muss ich sofort drauf halten und Petra erstarrt ein wenig. Der war aber auch bestimmt 15 cm lang! Unser Roomboy Simon kommt vorbei und fragt Petra freundlich "How are you?" - alles was sie rauskriegt, ist "...there's a Skorpion." Er "kümmert" sich darum, was nicht in meinem Sinne ist, aber ich möchte hier niemanden zu etwas ermahnen. Immerhin kann Petra jetzt besser schlafen, sagt sie. "Naja, was meinste, unter wie vielen Steinen hier noch welche sitzen?" - Ehrlichkeit kann ich
An unserem Zelt sehen wir dann zumindest noch, wo vor einer halben Stunde die Sonne unterging und Blitze erhellen den wolkenbedeckten Himmel in der Ferne.
Morgen erwartet uns der spannendste Tag der Reise und Kenia zeigt uns eindrucksvoll den "Circle of Life"