Regeländerung
Der Nachmittagsdrive fällt mit der Startzeit um 16 Uhr und frühzeitiger Dämmerung immer recht kurz aus. Fahrten nach Sonnenuntergang - so mein Kenntnisstand bis zu diesem Tag nach Ones' Erklärungen zum Auftakt - sind nicht erlaubt, um den Tieren in der Dunkelheit den Freiraum zu lassen, der am Tag häufig zu kurz kommt. Mir machen diese Regeln nichts aus, ohnehin waren Nightdrives nie richtig mein Ding. Eher schon vermisse ich den Klassiker Sundowner. Man kann ihn zwar im Camp (für teures Geld) separat dazubuchen, ich habe aber nie mitbekommen, dass Gäste darauf zurückgegriffen hätten. Sicher auch, weil es etwas anderes ist, nach einem Gamedrive unterwegs anzuhalten, als extra noch einmal (und auch wohl nur ein paar Meter weit) aus dem Camp herauszufahren.
An diesem Nachmittag fahnden wir nach einem Löwenrudel und fahren eine ziemliche lange Strecke, ohne überhaupt irgendwelche Tiere zu sehen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Dann sind wir da. Und auch wenn wir diesmal etwas suchen mussten: Katzen sind in der Mara gefühlt überall, ihre Anzahl ist erstaunlich.
Diese Löwen erwachen gerade so richtig zum Leben und wir verbringen über eine Stunde bei ihnen.
Der Jüngste erobert mein Herz im Sturm. Diese Augen - und die Haare hat er auch schön
Ich könnte ewig bleiben, doch es dämmert schon...
...und Ones wird nervös. Nicht nur, weil wir noch einen längere Rückweg vor uns haben. Sondern, erläutert er uns, weil vor wenigen Tagen eine neue Parkregel in Kraft getreten sei. Demnach müssen die Autos nun bereits um 18 Uhr und damit weit vor Sonnenuntergang in den Camps sein. Die Guides, berichtet Ones, könnten diese Neuerung überhaupt nicht verstehen und wollen sie deshalb alle gemeinsam so lange ignorieren, bis möglicherweise Strafen folgen. Aber zumindest in der Nähe des Camps möchte er zum Zeitpunkt X sein.
Für mich liegt auf der Hand, was Sinn und Zweck dieser Regel ist - mehr Schonzeit für die Tiere. Die Guides allerdings sehen ihre Felle davonschwimmen, wenn sie ihren Gästen keinen Sonnenuntergang und keine Tiere in ihrer aktivsten Zeit mehr zeigen dürfen. Mein eigener Standpunkt liegt irgendwo dazwischen: insgesamt weniger Gäste bei akzeptablen Regeln.
Am Abend regnet es und unter großem Gelächter tragen alle gemeinsam Mobiliar, Töpfe und Besteck ins große Zelt. Die familiäre Atmosphäre im Camp begeistert mich immer wieder. Ich hoffe inständig, dass es sich in der Nacht abregnet und am nächsten Tag endlich wieder die Sonne scheint. Noch zweieinhalb Tage - ganz langsam rückt das Ende näher. Noch gelingt es mir, den Gedanken daran zu vertreiben...