Danke, Mzee, dass Du endlich mal mit etwas Konkreterem herausgerückt bist! Damit kann man ja wieder einordnen, woher Deine Äußerungen kamen. Bloß so isolierte, kurze Einzelaussagen - damit habe ich Mühe. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die Afrika glorifizieren. Mein Verhältnis ist schon lange sehr ambivalent. Aus ähnlichen Gründen wie Du sie schilderst. Als ich Anfang der 90er Jahre nach meinem Abitur nach Deutschland zurückging, sagte ich mal: das einzige, worauf ich mich freue, ist, dass ich dort nachts ruhig schlafen kann.
Und mit deshalb habe ich mich dagegen gewehrt, dass es nun so dargestellt wird, als wäre es vor 20 oder 30 Jahren noch das Paradies gewesen, was es nun nicht mehr ist.
Zu Deinen Anmerkungen wegen der Reisewarnungen:
Nein, ich habe sie nicht selektiv gelesen oder interpretiert. Ich habe nur nicht alles kommentiert. Bis auf die von Dir zitierte Schilderung der MotorradÜberfalle in Staus waren mir alle anderen Dinge auch aus den 80er und 90er Jahren bekannt. Zwischen Amboseli und Tsavo West durfte man schon damals nur mit bewaffneter Bewachung in Konvois fahren. Das selbe galt auch damals schon für die Strecken in den Norden nach und um z.B. Maralal. Es gab auch damals schon tödliche Überfälle in Camps der Maasai Mara (da die wohl wieder zunahmen, hat man dann das mit der Bewachung eingeführt). Freunde von uns wurden Anfang der 90er auf der von Dir genannten Zufahrt zur Tiwi Beach überfallen, wir ebenfalls dort in einem Ferienhaus (glücklicherweise gewaltfrei - andere Freunde nicht gewaltfrei). Car HIjacking mit Waffen war damals auch im Gange. Nairobbery hiess es schon damals. Mein kleiner Bruder und seine Freunde wurden tags zwischen Yaya Center und Dagoretti corner mit einem Messer bedroht (auch 80er Jahre), und nicht nur bei uns um die Ecke wurden Leute vor ihrem Gate erschossen. Andere in ihren Häusern überfallen. Auch ich könnte von vielen mehr erzählen - und das war halt alles eben nicht erst in den letzten 5 Jahren. Darauf habe ich reagiert.
Bei Dunkelheit sollte man schon damals nicht über Land fahren - und das gleiche gilt für Malawi, Tanzania - und ich persönlich versuche es in allen Ländern dieses Kontinents zu vermeiden.
Dass eine Stadt, die in 30 Jahren aus 1 Million zu mehr als 7 Millionen geworden ist auch an Gewalt zunimmt, erst Recht mit all den diversen Spannungen, denen Kenya ausgesetzt ist (ethnisch, und arm-reich), ist klar. Diverse Freunde von uns, die entweder immer noch oder wieder in Nairobi leben, leben heute nicht viel anders dort als früher.
Dass es viele "Desillusionierte" über "Afrika" gibt, ist bekannt, und ich kann es auch verstehen. Malawi ist auch für uns alles andere als ein Paradies - auch wenn die Gewaltbereitschaft hier wesentlich geringer ist als sie in Kenya immer schon war. Ich kämpfe aber insgesamt weiter um einen Blick nach vorne - denn ich empfinde, dass man ebenso über die gesamte Welt und deren Zustände desillusioniert sein könnte. Und egal - ich muss (und will!) leben, und den Kopf nicht in den Sand stecken. Das ist meiner Meinung nach nicht gleich zusetzen mit "Scheuklappen Blick".
Ich habe übrigens anfangs, als ich zu diesem Forum stieß, beim Lesen gemerkt, wie in mir manchmal ähnliche Gefühle hochstiege: immer nur sich die Rosinen raus picken als Reisender, und vom Land und deren Probleme nichts wissen wollen. Damit kann ich schlecht. Aber ich habe darüber nachgedacht, wozu dieses Forum dient, und dass man (wie Elvira schrieb) auch nicht jedes Land auf der Welt sich zu eigen machen kann, und schon gar nicht dessen Probleme lösen kann. Dass genügend afrikanische Länder zu einem hohen Anteil vom Tourismus leben - von einem Tourismus, den ich persönlich nicht kenne, da wir immer nur mit Zelt als Selbstversorger unterwegs waren. Und dass ich mich entscheiden muss, ob ich das in Ordnung finde, dass Menschen so reisen, oder nicht. Ich habe mich entschieden, dass ich es in Ordnung finde, und dass dieses Forum deshalb nicht der Ort ist, an dem ich meine vielen anderen Afrika-verlinkten Gedanken und Gefühle teilen muss.
Das Leben ist so komplex.....
Ich wünsche Dir, Mzee, dass Du nicht in der Verbitterung Deinen Lebensabend verbringst. Das meine ich von Herzen.
Antje