THEMA: Morgen ist sie tot
11 Mär 2011 22:33 #179662
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  • siggi am 11 Mär 2011 22:33
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Auf der Suche nach der Löwin Kamuniak.
John klein von Statur, aber riesig im aufspüren des Wildes.
Zwei Löwinnen, Elsa und Kamuniak sind weltbekannt geworden.
Es ist immer ein besonderes Erlebnis, wenn man das Schicksal von Tieren in freier Wildbahn über längere Zeit beobachten kann. Meinen Freund Gabriel, Senior Game Warden im Samburu Reservat hatte ich gebeten mich anzurufen, wenn die Löwin Kamuniak (die Gesegnete) wieder ein Antilopenjunges adoptiert hat.
Leider bin ich zu spät gekommen, da die Zweisamkeit nur wenige Tage dauerte. Entweder haben andere Löwen das Antilopenjunge getötet, obwohl sie es verteidigt hat, oder die Kälber sind verhungert. Bei einem Adoptivkind hat sie sogar zugelassen, dass die kleine Antilope zu der in der Nähe weidenden Mutter zum säugen laufen konnte.


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Dieses Mal bin ich in der Zeit der Jungtiere im Reservat. Gabriel, John unser langjähriger Scout/Fahrer und ich suchen Kamuniak.


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Am späten Nachmittag des zweiten Tages finden wir sie bei einem toten Gravyzebra. Sie, oder andere Löwen haben es nicht gerissen. John und ich vermuten, das Zebra ist gestorben, weil es nicht gebären konnte. Kamuniak. ist allein und verhält sich sehr seltsam. Sie bewegt sich wie in Zeitlupe. Irgend etwas stimmt nicht mit ihr.


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Ihre Bewegungen sind fast asynchron und kraftlos.


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Löwen brechen ihre Beutetiere von der Bauchseite auf. Es sieht so aus als könne sie nicht zubeißen. Löwen sind nicht wählerisch. Aas wird nicht verschmäht. Das Grevyzebra muss am Vortag verendet sein.



Dann sehen wir weshalb sie sich so seltsam verhält. Aus ihrem Maul läuft weißer Schaum.
Kamuniak ist krank, schwer krank.
Frage an Gabriel - was hat sie? Es fällt ihm sichtlich schwer. Sie hat Anthrax. Das Grevyzebra ist an Anthrax/Milzbrand gestorben. Ich schlage vor einen Veterinär aus Isiolo zu holen, denn die Symptome bei Anthrax müssten anders sein.
Gabriel meint dass wäre bereits zu spät. Außerdem gäbe es Probleme mit dem KWS (Kenya Wildlife Service).
Anthrax ist in ganz Afrika verbreitet. Besonders betroffen sind Huftiere. Die Erkrankungen bei Löwen sind sehr unterschiedlich. In Etosha sind die Löwen weitgehend immun. Im Krüger Park erkranken Löwen häufig an Anthrax und TBC.



Obwohl sie kaum laufen kann hat sie sich zurückgezogen. Sie ist völlig aphatisch.



Es geht ihr sehr schlecht. Ihre Augen sind glanzlos. Sie hat Mühe den Kopf hoch zu halten.



Es schmerzt diese wundervolle Löwin so zu sehen, die ich mehrere Jahre beobachten konnte. Noch viel schlimmer ist nichts tun zu können.



Die Geier haben sich schon versammelt. Morgen werden sie sich über das Grevyzebra hermachen. Anthrax ist für Geier kein Problem.





Sie hat sich mühevoll vom Zebra entfernt. Entkräftet ist sie auf die Seite gefallen. Wir bleiben fast bis Mitternacht bei ihr. In Samburu gibt es sehr wenig Hyänen. Der Zebrakadaver ist zu frisch und wird keine Hyänen anlocken. Die Geier werden morgen den Zebrakadaver zerreißen.
Gabriel : Morgen ist sie tot.
Am nächsten Morgen brechen wir vor Sonnenaufgang auf. Der Zebrakadaver ist noch unberührt. Kamuniak können wir trotz intensiver Suche nicht finden.
Gabriel und John sind exzellente Spurenleser, doch auf dem betonharten Boden gibt es keine Spuren von ihr. Wir finden bluthaltigen Kot. Trotzdem glaube ich nicht an Anthrax. Ihr Ernährungszustand war zu gut. Ich vermute sie ist vergiftet worden.
Nach mehreren Stunden brechen wir die Suche ab.
Was ist geschehen? Das Rätsel löst sich ein paar Monate später.
Siggi
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Letzte Änderung: 11 Mär 2011 22:40 von siggi.
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12 Mär 2011 10:06 #179686
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  • myrio am 12 Mär 2011 10:06
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Danke Siggi,
für den beeindruckenden Bericht mit den Fotos, schade um das Tier, aber so ist das eben, entweder war es das unerbittliche Gesetz der Wildnis, oder?
HG von myrio
Letzte Änderung: 12 Mär 2011 10:10 von myrio.
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13 Mär 2011 12:04 #179818
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  • siggi am 11 Mär 2011 22:33
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Hallo myrio,
Samburu, Buffalo Springs und Shaba sind kleine Reservate. Wildwechsel zwischen Samburu und Buffalo Springs sind kein Problem. Ausnahme der River Ewaso Nyiro führt starkes Hochwasser. Zwischen Samburu, Buffalo Springs und Shaba ist eine Samburu-Siedlung. Das führt zu Konflikten zwischen den Löwen und den Weidetieren der Samburu.
Es ist nicht auszuschließen, dass wie in den Randzonen anderer Parks, von den Bewohnern Gift ausgelegt wird.

Bei unserem nächsten Reservatsbesuch, ein paar Monate später, haben wir sie gesund und munter gefunden.
Das Adoptieren von Antilopenjungen hat sie aufgegeben. Sie hält sich meist etwas abseits von anderen Löwen.

Gruß
Sigi
Siggi
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Letzte Änderung: 13 Mär 2011 17:43 von siggi.
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