THEMA: Reisebericht Kenya/Tanzania im Februar/März 2010
30 Mai 2010 14:44 #141354
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Cheetah, Chui & Co – Alle ausgewandert?
Dienstag, den 2.3.2010


Heute brechen wir früh um 6.30 Uhr auf, um auf Leopardenpirsch zu gehen. Doch bis zum Frühstück um 8.30 Uhr bleibt uns Chui weiterhin verborgen. Uns fällt hier in Samburu immer wieder auf, dass es relativ wenig und nur kleine Gruppen, oft sogar nur einzelne Tiere, Kleinwild gibt. Das könnte natürlich auch noch eine Folge der letzten Dürre sein. Doch um das zu beurteilen, kennen wir Samburu zu wenig.

Auch wenn wir Chui nicht begegnen, verläuft unsere Frühpirsch nicht ganz erfolglos. Eine Gruppe von 9 Gerenuks läuft mal nicht vor uns davon und ich bekomme endlich meine Bilder von den sich aufrichtenden eleganten Giraffenhalsgazellen beim Fressen. Wir können gut beobachten, wie sie erst mit den Hinterbeinen festen Halt suchen, sich dann mit den Vorderpfoten aufrichten und das Buschwerk ergreifen und schließlich das frische Grün fressen.

Auch einer größeren Gruppe Oryxantilopen begegnen wir. Bisher haben wir ja nur einzelne oder maximal zwei Tiere gesehen.

Um 10.15 Uhr fahren wir Richtung Campingsite zurück. Wir wollen eine sehr lange Mittagsrast einlegen. Kurz hinter dem Larsens Camp liegt in einer Biegung wie ein großer brauner Stein regungslos ein einsames Hippo mitten im Fluss. Es ist das erste und einzige Hippo, das wir hier sehen.

Nach einem kurzen Schlenker in Buffalo Springs, wo wir auch nur einen einzelnen Grevyzebrahengst sehen, treibt uns der Hunger schließlich kurz nach elf ins Camp zurück. Dort verbringen wir die schwüle Mittagszeit.
Grevyzebra

Wir braten unseren Tilapia. Dazu gibt es warmen Kartoffelsalat mit Gurke und Zwiebel. Danach nutzen wir die Zeit, für morgen das Hähnchenfleisch aus unserer allmählich nachlassenden Kühlung zu braten und einen Teil davon für einen Reissalat zu verwenden. So haben wir unser Abendbrot auch schon vorbereitet.
Heute kocht der Chef persönlich

Zwischendurch kommen immer wieder Tokos ganz nah ans Zelt, so dass wir diese schönen Vögel aus nächster Nähe betrachten und fotografieren können. Irgendwann fällt mir allerdings ein, dass ich die CF-Card aus der Kamera entfernt habe, weil ich ja die Fotos im Netbook sichern wollte. Schade um diese wahrscheinlich einmaligen Toko-Bilder.

Auch die Meerkatzen wittern wieder Beute und obwohl wir alle unsere Sachen gut sichern und bewachen, gelingt es ihnen heute doch tatsächlich eine Tüte Chashewkerne vom Tisch zu stibitzen.

Es ist den ganzen Tag schon stark bewölkt. Zwischendurch hören wir in der Ferne ein dumpfes Donnergrollen und kurz nach 14.00 Uhr beginnt es zu regnen. Das motiviert uns erst einmal nicht zu einem weiteren Gamedrive. Heute Nachmittag chillen wir ein bisschen – schließlich haben wir ja Urlaub.

Ein großer roter Truck - „Das rollende Hotel“ - voll besetzt mit Touristen hält oberhalb auf dem Weg zur Campsite. Irgendwie verfolgen uns diese schrecklichen Fahrzeuge seit dem vergangenen Jahr. Glücklicherweise fährt der Fahrer nach einer kurzen Inspektion des Platzes weiter. Sie haben irgendeine Campsite gebucht und natürlich hoffen wir sehr, dass sie ihren Platz finden.

Um 16.00 Uhr fahren wir doch noch einmal raus – weiterhin in der Hoffnung einen Leoparden, vielleicht auch Cheetas zu sehen. Leider erfüllt sich diese Hoffnung auch heute nicht. Dafür beobachten wir eine Gruppe Netzgiraffen und entdecken im hohen Gras einen Hasen. Seine Tarnung ist exzellent und auch hier war es erst wieder nur eine winzige Bewegung, durch die wir auf das kleine Tier aufmerksam wurden.
Immer wieder schön anzusehen...
…die Netztgiraffen in Samburu

Auf unserem Rückweg zur Campingsite verfolgt uns ein wunderschöner männlicher Ellipsenwasserbock mit seinen großen braunen Augen. Er ist gut zu erkennen an der weißen namengebenden Ellipse um den Schwanzansatz und dem weißen Streifen, der sich von der Kehle bis zum Ohransatz zieht. Seine langen nach vorne gerichteten Hörner sorgen für eine imposante und stolze Erscheinung.

Nach einem mäßig ereignisreichen Safaritag sind wir schon gegen 18.30 Uhr zurück im Camp. Da wir heute nicht mehr kochen müssen, nutze ich die Zeit und das Lagerfeuer, um zwei Körnerbrote für die nächsten Tage zu backen.

Fortsetzung folgt
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30 Mai 2010 14:54 #141357
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Der letzte Gamedrive
Mittwoch, den 3.3.2010

Um 6.30 Uhr erleben wir einen ersten wirklich schönen Sonnenaufgang seit unserer Zeit hier im Samburu.

Wir wollen wir gerade zur Frühpirsch hinaus fahren, als die Jungs vom Nachbarcamp kommen und uns um Starthilfe bitten. Bereitwillig ziehen wir den Minibus den Weg hoch und schleppen ihn bis zum Gate, doch der Motor des Vans springt nicht an. Wir versuchen, mit dem Starthilfekabel die Batterie zu überbrücken und helfen auch noch mit einer Sicherung aus. Leider bleibt unsere Hilfe erfolglos. Das komplette Relais scheint defekt zu sein. Seine drei jungen Safarigäste hat der Fahrer gleich schon in einem anderen vorbeikommenden Lodgefahrzeug zur Frühpirsch mitgegeben.

Nun – was soll‘s – wir kommen so mal wieder nur zu einer späteren Frühpirsch erst um 7.45 Uhr los. Auch heute ist unser Leoparden-Gamedrive nicht von Erfolg gekrönt.

Nach dem Frühstück fahren wir nach Buffalo Springs rüber. Abseits der holperigen Main Road suchen wir nach einem befahrbaren Weg zu den Quellen. Wir sehen wieder mehrere große Gruppen Netzgiraffen und neben einem einzelnen Grevyzebra die hier selten vorkommenden Burchell’s – oder auch Steppenzebras. Diese haben wesentlich breitere ins bräunlich gehende Streifen und Unterbauch und Beine sind komplett gestreift.
Burchell's- oder Steppenzebras
In Buffalo Springs lebt eine sehr kleine Gruppe dieser sonst in Kenya weit verbreiteten Zebraart

Wer hier schnell von A nach B kommen will, keine Pfadfinderambitionen hat und auch nicht den kleinen Forscher oder Entdecker in sich spürt, sollte einfach die Main Road fahren. Der Weg zu den Quellen ist uns versperrt, denn der starke Regen der letzten Tage hat viele Wege so sehr versumpft, dass sie unbefahrbar sind. Joachim steigt immer mal wieder aus und prüft kleine Flussläufe, Modderlöcher und Pfützen auf ihre Durchfahrbarkeit.


Einen Stuck wollen wir natürlich auch nicht riskieren, zumal hier fast keine Fahrzeuge unterwegs sind, die uns im Notfall helfen könnten.
Dieses Matschloch umfahren wir lieber weitläufig, denn wenn wir uns hier festfahren, haben wir in den nächsten Stunden viel zu graben.

Insgesamt ist nicht viel los und so fahren wir zum Mittagessen und Relaxen zur Campsite zurück. Am Nachmittag suchen wir den Mechaniker in der benachbarten Samburu Lodge auf. Irgendetwas klappert ganz fürchterlich an unserem Auto. Erfreulicherweise ist es kein großes Problem. Lediglich am inneren Radlaufblech haben sich ein paar Schrauben verselbstständigt. Der Mechaniker fixiert das Blech mit neuen Schrauben, die wir – ebenso wie das entsprechende Werkzeug - selbstverständlich dabei haben. Für die Arbeit zahlen wir 500 Kshs. Mehr war sie leider auch nicht wert, denn schon auf dem kurzen Rückweg zur Campsite rappelt und klappert das Blech schon wieder.

Da es während unseres Aufenthalts in der Werkstatt schon wieder heftig geregnet hat, verspüren wir wenig Lust noch mal zu einem Gamedrive rauszufahren. So sind wir schon um 17.00 Uhr im Camp und nutzen unsere frühe Rückkehr dazu, schon mal wieder etwas Ordnung in unser Auto und ins Zelt zu bringen. Morgen früh bauen wir ab und fahren erst einmal nach Nairobi zurück. Schließlich liegt ja irgendwo in dem großen Times Tower noch ein Logbook, dass wir zwingend haben wollen!

Gemütlich am Lagerfeuer bei unserem Biercocktail sitzend beobachten wir am gegenüberliegenden Flussufer zwei Netzgiraffen. Sie kommen aber nicht zum Trinken an den River herunter.

Gegen Abend schwillt der Fluss wieder gut an und die Fließgeschwindigkeit des Wassers verursacht ein enormes Rauschen. Da die sanitären Anlagen hier mal wieder ohne Wasser sind, fällt die dringend erforderliche Dusche leider aus. Wir haben aber aus Nairobi genügend Wasser in Kanistern mitgenommen, so dass wir die gute alte Waschschüssel füllen und unsere Körperwäsche wie zu Großmutters Zeiten vollziehen. Schließlich wollen wir doch morgen im Times Tower in Nairobi sauber gewaschen und gekämmt auflaufen.
Fortsetzung folgt, aber jetzt brauche ich erst mal 'ne kleine Pause! Bis später!

Wir wünschen schon mal viel Spaß und gute Unterhaltung beim Lesen!

Liebe Grüße
Birgitt & Joachim
Letzte Änderung: 30 Mai 2010 14:56 von bilo.
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30 Mai 2010 18:02 #141384
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Hallo,Birgitt und Joachim
Habe mit grossem Interesse deinen Reisebericht gelesen, freue mich schon auf die Fortsetzung mit weiteren schönen Bildern.
Liebe Grüsse von
der "anderen" Birgitt
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31 Mai 2010 20:21 #141504
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Und noch einmal Wasser marsch!
Donnerstag,den 4.3.2010

Es ist noch sehr früh am Morgen, etwa 4.50 Uhr. Der Ewaso Ngiro lärmt und braust in einer Lautstärke, die jeglichen Tiefschlaf unmöglich macht. Ich döse vor mich hin und nehme schlaftrunken wahr, dass Joachim einen Blick aus dem Zelt wirft. „Alles in Ordnung da draußen?“, murmel ich. „Ja, ja, das Flussbett ist zwar voll, aber das Wasser kommt nicht über die Ufer.“, beruhigt Joachim mich.
Uns bleiben noch zwei maximal drei Stündchen Schlaf bis zum Aufstehen. Wenn wir es ohne Hektik angehen lassen und spätestens bis 17.00 Uhr in Nairobi sein wollen, müssen wir zum Abbauen und Packen früh raus. Also drehen wir uns noch einmal um und versuchen etwas Schlaf zu finden.
Doch irgendwie ist es uns nicht gegönnt. Der tosende Lärm des Wassers beunruhigt mich und so krabbele ich alle 10 Minuten unter meiner Decke hervor und schaue aus dem Moskitoschutz des Zeltes auf den River. Damit halte ich Joachim natürlich auch wach und irgendwann wirft er etwas genervt ein: „Das Wasser kommt nicht. Ich habe doch gerade selbst noch geguckt!“ „Stimmt wohl, aber mittlerweile ist es 5.20 Uhr und wir sollten machen, dass wir hier raus kommen. Das Wasser steht vor dem Zelt!“, presse ich hervor, während ich im Dunklen schon nach meinen Klamotten angel.
Joachim schnellt hoch, wirft nur einen kurzen Blick nach draußen und meint: „Vor 20 Minuten war doch noch nichts!“ Doch auch er schlüpft schnell in seine Kleidung und gemeinsam räumen wir in Windeseile das Zelt leer. Die „Übung“ vor zwei Tagen kommt uns nun vielleicht zu Gute, denn auch wenn wir nicht trockenen Fußes aus dieser Nummer herauskommen, schaffen wir es zumindest unsere gesamte Ausrüstung - mit Ausnahme des Zeltes – ohne Schaden im Auto zu verstauen. Das Zelt lassen wir stehen, haben wir doch die Erfahrung gemacht, dass sich der Fluss nach einiger Zeit wieder beruhigt. Allerdings wird uns schnell klar, dass unsere Behausung dieses Mal wohl ordentlich durchgespült wird und wir eine Menge Dreck zu entfernen haben.
6:19 Uhr –Unser Zelt lassen wir stehen. Mittlerweile steht das Wasser so hoch, dass wir unsere Behausung nicht mehr abbauen können.

Das Wasser steigt rasant schnell. In kurzer Zeit steht der gesamte Campingground unter Wasser. Joachim fährt das voll gepackte Auto hoch auf die Zufahrt zum Campingplatz und von dort oben beobachten wir, wie die schokoladenbraune Brühe steigt. Aus dem Nachbarcamp kommt Esmit mit seinen Freunden rüber und berichtet, dass bei ihm schon alles überschwemmt ist. Fast gleichzeitig trifft ein Trupp Ranger ein. Nur kurz beobachten sie gemeinsam mit uns die Lage, dann ertönen ein paar Kommandos. Ein Ranger drückt Joachim sein Gewehr in die Hand und meint, er solle es im Auto aufbewahren.

Dann krempeln alle mit schwarzer Hautfarbe am Platz die Hosenbeine hoch oder ziehen die Beinkleider gleich ganz aus, ebenso Schuhe, Jacken und Pullover und waten zu unserem Zelt ins Wasser. Wir schauen fassungslos zu, was die Jungs da veranstalten, bis wir kapieren, dass sie unser Zelt aus dem stetig anschwellenden Strom noch abbauen wollen. Wir sind immer noch überzeugt, dass der Fluss dem Zelt nichts anhaben kann und rufen den Helfern zu, sie sollen es stehenlassen. Doch entweder können sie uns nicht hören weil sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre Aktion richten oder sie wollen es einfach nicht, und tun das, was sie für richtig halten. Eigentlich haben wir ja das Bedürfnis zu helfen, aber unsere Furcht vor möglichen Krokodilen in diesem reißenden Strom ist zu groß und so wagen wir uns nur wenige Meter ins Wasser als die Helfer mit dem wassergefüllten Zelt auf uns zukommen und packen beim Herausziehen mit an. Das gelingt zunächst einmal nicht, denn der hintere Zelteingang ist verschlossen und mit einem Vorhängeschloss gesichert. So können wir den Reißverschluss nicht öffnen. Flüchtig drängt sich Joachim der Gedanke auf, dass wir ja immer den Schlüssel im Schloss stecken lassen. Hoffentlich ist der bei dieser Aktion nicht verloren gegangen. Wir müssen das Zelt also unter Wasser erst einmal drehen, so dass der offene Eingang nach unten zeigt und das Wasser beim Herausziehen ablaufen kann und dabei gleichzeitig die Stangen alle im Griff behalten. Mit acht erwachsenen Personen und einem enormen Kraftaufwand bewältigen wir das schließlich.

Während Joachim und ich das Zelt zur Road hochziehen, die Stangen und Seile einsammeln und kontrollieren, ob alles da ist, waten die Ranger und Esmit schon wieder ins Wasser und versuchen, noch ein paar Teile aus dem davon schwimmenden Nachbarcamp zu retten: Matratzen, Schüsseln, Stühle, Pfannen und Töpfe schwimmen mit hoher Geschwindigkeit an ihnen vorbei, sammeln sich kurz an einem Strauch und werden dann doch von der starken Strömung mitgerissen. Esmit leiht sich das Abspannseil unseres Vorzeltes aus. Damit gehen er und seine Freunde noch einmal ins Wasser und versuchen ihre Ausrüstung damit einzufangen – leider völlig vergeblich. Ein riesiger Baumstamm schnellt vorüber – schließlich wird allen klar, dass nichts mehr zu retten und jeglicher Versuch etwas aus dem reißenden Strom zu fischen auch lebensgefährlich ist. Als wir unser Bedauern darüber ausdrücken, meint Esmit lächelnd: That’s nature.“ und „I must buy a lot of things new, but I’ve some tents at home.“ Doch er wirkt dennoch ratlos und niedergeschlagen. Etwas hilflos reiche ich ihm seine Schuhe, die ich noch aus dem Wasser geangelt habe und Joachim fragt, ob er unseren charcoal –oven und die restliche Holzkohle gebrauchen kann. Esmit nimmt es gerne und stellt die Sachen erst mal zu seinen wenigen Habseligkeiten. Wir bedanken uns bei allen ganz herzlich, verabschieden uns von unseren Helfern und packen unser nasses Zelt ins Auto. Früher als wir es ursprünglich geplant haben, nämlich schon um 7.20 Uhr, brechen wir auf nach Nairobi… meinen wir.
Nur wenige Minuten später dürfen wir schon einen Zwangsstopp am Gate vom Samburu zum Buffalo Springs Nationalreserve einlegen.

Die Brücke, die dort über den Fluss führt, ist völlig überspült, hat durch die Kraft des Wassers wahrscheinlich einen Clutch und ist vorläufig unpassierbar.
Das Wasser im Fluss steigt immer noch, denn während ich ein paar Fotos mache, bekomme ich schon wieder nasse Füsse.

Wir beschließen umzukehren und den Umweg über Archers Post in Kauf zu nehmen. Doch auch dieser Weg ist erst einmal unpassierbar. Der Fluss hat mittlerweile die Mainroad erreicht und diese völlig überspült. Da wir nicht wissen, welche Wassermassen uns auf dem weiteren Weg noch erwarten und wir befürchten müssen, im Schlamm stecken zu bleiben oder durch eine zu starke Strömung mitsamt Auto mitgerissen zu werden, fahren wir links vom Fluss in die höher gelegenen Regionen des Reserves. Oben in den Lolkoitoi Bergen halten wir uns erst einmal eine gute Stunde zu einem Gamedrive auf, immer noch in der Hoffnung an diesem letzten nicht geplanten Morgen im Samburu unseren Chui zu entdecken. Doch der Leopard zeigt sich uns nicht. So suchen wir uns einen schönen, gut überschaubaren Platz, packen unsere Tische, Stühle und den kleinen Lebensmittelkorb aus. Abseits der Katastrophe – die sich zu diesem Zeitpunkt für uns noch gar nicht als solche darstellt - sitzen wir mitten in der Landschaft, genießen hier die Ruhe und den Frieden der Natur und ein ausgiebiges Frühstück. Keine Spur von Wasserrauschen, menschliche Aufregung oder Weltuntergangsstimmung – nur das Zwitschern, Rufen und Singen der vielen Vögel rings um uns.
Bevor wir ganz bequem werden oder uns möglicherweise nach dem anstrengenden und aufregenden Morgen noch die Augen zufallen, packen wir etwas träge gegen 9.00 Uhr unsere Sachen wieder zusammen. Joachim ist überzeugt, dass das Wasser nun schon ein gutes Stück zurück gewichen ist und wir einen halbwegs passierbaren Weg zum Archers Post Gate finden werden.
Doch weit gefehlt! Als wir den Weg von Lolkoitoi Richtung Mainroad herunterkommen, sehen wir sowohl am Wegesrand als auch Off Road einige Safariauto parken.

Menschen sammeln sich unter vorstehenden Felsblöcken oder spärlichen Büschen, um sich nicht direkt der sengenden Sonne auszusetzen. Wir sehen schon beim heranfahren, dass der Weg unpassierbar ist. Bis hier oben ist das Wasser des Ewaso Ngiro gestiegen.

Nun wird auch uns das Ausmaß der Katastrophe bewusst und wir realisieren, dass wir heute ganz sicher nicht mehr bis Nairobi, wahrscheinlich nicht mal hier aus dem Samburu Nationalreserve heraus kommen. „Ade Logbook! Kwaheri Tanzania!“, verabschieden wir uns schon mal gedanklich von unserem erhofften Fahrzeugpapier und der geplanten nächsten Reiseetappe. Für uns persönlich ist das aber auch schon das größte Übel. Um alles weitere, z.B. wo wir die Nacht verbringen, was wir essen und trinken, um unser Gepäck, Geld und Reisepapiere brauchen wir uns keine Gedanken machen. Wir haben alles dabei und können auch mit unserer Verpflegung und dem Wasser noch ein paar Tage hier ausharren.

Die meisten Touristen, die sich hier sammeln, sind allerdings sehr verzweifelt. Sie waren auf Frühpirsch, haben ihr gesamtes Gepäck im Camp oder in der Lodge, einige sogar ihr Geld und die Reisepapiere. Ein amerikanischer Forscher, der im Elephant Watch logiert, berichtet dass sie das Camp fluchtartig verlassen mussten. Er rechnet nicht damit, irgendetwas von seinen persönlichen Sachen, seinen wissenschaftlichen Aufzeichnungen, seinen Laptop wiederzusehen.

Auf den Felsen sammeln sich immer mehr einheimische Menschen – Angestellte aus den Lodges und Camps mit ihren Familienangehörigen. Die Kunde, dass sämtliche Camps und Lodges entlang des Flusses , ebenso wie das Headquarter der Ranger unter Wasser stehen, die Zeltcamps sogar völlig zerstört und davon geschwemmt sind, breitet sich aus.

Hubschrauber kreisen über uns, landen nacheinander und bringen weitere Touristen aus den Lodges erst einmal in diese sichere Area. Entlang des Flusses haben sich weitere Menschen vor den reißenden Wasserfluten auf Bäume gerettet und harren dort nun aus, bis ein Hubschrauber nach Stunden endlich mit einer Seilwinde ausgestattet ist und sie dann in halsbrecherischer Aktion herausziehen kann.

Ein Helikopter der British Airforce landet und wird von einigen Menschen gleich belagert, die nach Trinkwasser fragen. Pilot und Co-Pilot teilen beruhigend mit, dass ein weiterer Hubschrauber mit Wasser unterwegs ist. Da wir genügend Wasser im Auto haben, verteile ich unsere beiden Literflaschen, die zwei Frauen dankbar annehmen und nach einigen Schlucken erst mal kreisen lassen. Kurz darauf landet aber bereits der nächste Hubschrauber, der zwei Paletten Trinkwasser bringt.

In den nächsten Stunden starten und landen immer wieder die Helikopter von British Airforce, Kenya Police und Kenya Army. Sie bringen weitere Touristen, aber auch noch einmal Wasser für die Menschen, denn mittlerweile knallt eine glühende Sonne erbarmungslos vom Himmel und hier stehen nur vereinzelt vertrocknete kleine Büsche, die kaum Schatten bieten.
Wir unterhalten uns intensiver mit einem älteren britischen und einem jungen deutschen Paar, die beide auf der Dik Dik Campsite untergebracht sind und ebenfalls von ihrer Frühpirsch nicht mehr ins Camp zurück kehren können. Sie machen sich große Sorgen um ihr Gepäck und die beiden Frauen auch um ihre Pässe und ihr Geld, die sie im Camp zurück gelassen haben. Für sie ist es unvorstellbar, die Nacht hier in der Wildnis zu verbringen. Wir versuchen sie zu beruhigen, haben wir doch noch ein zweites Zelt und reichlich Decken dabei. Selbst eine ordentliche warme Mahlzeit würden wir mit ihnen teilen. Doch sie lamentieren lieber darüber, wer für den Schaden aufkommt, wie teuer doch die Reise war und wie schrecklich alles ist. Wir können die vier nicht wirklich aufmuntern. Sie wollen einfach nur raus hier! So haben sie sich Kenya nicht vorgestellt.
Nun ja, unser Angebot für den Notfall steht. Irgendwie können wir die Sorgen der kleinen Gruppe ja auch verstehen – zumal die Engländer übermorgen ab Nairobi nach Hause fliegen. Den Verlust des Gepäcks könnte man ja noch verschmerzen, aber ein pünktlicher Rückflug ohne Papiere und Geld ist eigentlich undenkbar.
Wir fahren erst mal unseren Landrover vom Weg auf die offene Grasfläche hinauf, breiten unser nasses, schmutzig-braunes Zelt aus und bauen es schließlich auf. So ist die Zeit, die wir hier verbringen müssen schon einmal sinnvoll genutzt. Falls wir die Nacht hier verbringen müssen, ist der Standort schon einmal geklärt und bis sich entscheidet, wie es weiter geht, trocknet die Sonne das Zelt und vielleicht können wir den gröbsten Dreck auch schon abbürsten- und klopfen.

Mittlerweile ist es Mittag und die Hubschrauber beginnen damit, einige Touristen auszufliegen – wohin können wir nicht genau in Erfahrung bringen. Es ist die Rede von Nairobi, dann aber auch vom viel näher gelegenen Nanyuki. Letzteres erscheint uns wahrscheinlicher, denn bis Nairobi und zurück wäre ein Helikopter, der maximal zwei Passagiere aufnehmen kann, mindestens zwei Stunden, wahrscheinlich länger, unterwegs.
Unsere vier Gesprächspartner aus dem Dik Dik Camp wollen nicht fliegen, solange sie nicht wissen, was mit ihren Sachen ist. Ihr Fahrer Linus erklärt sich bereit, mit einigen Helfern – unter anderem unser Freund Esmit – zu versuchen, zu Fuß bis zum Camp vorzudringen, in der Hoffnung, dass vielleicht das Gepäck der Touristen noch in Sicherheit gebracht werden konnte. Wo nehmen die Afrikaner nur immer ihren Optimismus her?
Auch wenn wir einen Freiflug über Samburu durchaus attraktiv finden, würden wir doch niemals unseren Landi hier zurücklassen, zumal wir ja nicht in Lebensgefahr schweben. So hängen Joachim und ich uns die Kameras und das Fernglas um den Hals und machen uns an den schweißtreibenden Aufstieg auf die Felsen Von dort haben wir einen Blick weit über das Land und können so vielleicht das Ausmaß der Katastrophe besser einschätzen. Die Idee hätte uns eigentlich schon ein paar Stunden früher kommen können, als es noch nicht so glühend heiß war. Oben angekommen sind wir entsetzt von dem Bild, das sich uns bietet.

Es ist für uns unfassbar, wie weit der Ewaso Ngiro aus seinem Flussbett heraus gekommen ist, wie viel Land überschwemmt wurde. Überall breitet sich das Wasser auch jetzt noch aus, zwischen Büschen und an den Bäumen hängen Einrichtungsgegenstände. Bis jetzt verbreitet sich nicht die Kunde von Menschen, die verletzt oder getötet wurden. Wir hoffen, dass diese Nachricht nicht auch noch eintrifft. Der finanzielle Schaden dürfte in Millionenhöhe liegen, Lodges und Camps sind sicher für einige Monate bis zum Beginn der Hauptsaison geschlossen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Imageschaden für Samburu in Grenzen hält.

Während wir den Abstieg antreten, starten, landen und kreisen die Hubschrauber immer noch. Einige überfliegen sicher das Samburu – Gebiet weitläufig, um einen Überblick über die Schäden zu erhalten. Andere fliegen den Flusslauf ab und halten scheinbar nach Menschen Ausschau, die irgendwo in den Bäumen oder auf Lodgedächern noch auf Rettung warten und unter uns werden weitere Touristen ausgeflogen. Als wir unten ankommen, sitzen das britische und das deutsche Paar immer noch im spärlichen Schatten und warten auf die Rückkehr von Linus. Die Hügelkette leert sich allmählich. Die meisten Einheimischen sind nicht mehr zu sehen. Wo auch immer sie hingegangen sind – wir wissen es nicht. Auch der Wagen vom Elephant Watch Camp entfernt sich. Mit dem zuletzt gestarteten Hubschrauber zieht auch der britische Airforce-Angehörige ab, der wohl hier für Ruhe, Ordnung und Informationen sorgen sollte. Nur noch unser Landi und der Minibus von Linus und seinen vier Insassen stehen am Weg. Dafür ist jetzt ein Regierungsangestellter vor Ort, der uns mitteilt, dass er uns einen befahrbaren Weg zum Archers Point Gate weist, so dass wir Samburu heute noch verlassen können. Nun warten wir lediglich noch auf die Rückkehr von Linus. Seine kleine Reisgruppe hofft immer noch inständig auf ihr Gepäck.

Unser Zelt ist mittlerweile getrocknet und wir versuchen den gröbsten Dreck mit einem Besen abzufegen. Bis wir unsere Behausung wieder einigermaßen sauber haben, müssen wir wohl noch viel schrubben und klopfen. Aber immerhin können wir es jetzt erst einmal trocken abbauen.

Gerade legen wir das Zelt zusammen, als vier Einheimische, schwer bepackt mit Treckingrucksäcken den Weg aus Flussrichtung heraufkommen. Linus, Esmit und zwei andere Helfer haben tatsächlich das Gepäck gefunden und machen damit vier Menschen erst einmal überglücklich.

Linus berichtet, dass der Koch des Camps die Rucksäcke der Touristen und sich selbst in einen Baum gerettet hat. Wir bemerken erstaunt, wie unbeschadet und sauber die Rucksäcke doch aussehen, doch gleich klagen die Engländer, dass die Kleidung im Inneren doch nass und schmutzig geworden sei.

Oh, je, welch schlimmes Ereignis! Wir äußern uns lieber nicht mehr dazu, sondern packen mit Hilfe des Regierungsangestellten unser Zelt ins Auto, reihen uns dann um 13.30 Uhr in den kleinen Convoi ein und verlassen über das Archers Point Gate eine gute halbe Stunde später das Samburu Nationareserve.

Unterwegs telefonieren wir schon mal mit Elvira und informieren sie, dass wir heute doch noch nach Nairobi fahren und sie zwischen 20.00 und 21.00 Uhr mit uns rechnen kann. Das bedeutet für uns zwar schon wieder eine 2-stündige Fahrt in der Dunkelheit, aber da wir ja nicht mitten in der Nacht unterwegs sind, ist das Risiko kalkulierbar.
Als wir auf die Hauptstraße des Ortes Archers Post zufahren, sind wir angesichts des hohen Verkehrsaufkommens schon leicht irritiert. Die Auflösung folgt sogleich: der Ewaso Ngiro fließt auch durch diesen Ort und die Brücke, die über die Straße Richtung Isiolo führt, ist völlig überflutet und somit gesperrt.

Super! Wir legen also unseren nächsten Zwangsstopp ein, schauen uns das Desaster an der Brücke an und telefonieren dann noch einmal mit Elvira, um ihr mitzuteilen, dass es heute mit unserer Ankunft in Nairobi doch nichts mehr wird. Ein Ende der Sperrung ist auch noch nicht abzusehen, denn der Fluss fließt mit einer ungeheuren Geschwindigkeit und reißt weiterhin Baumstämme, Mobiliar, Küchenausrüstung usw. mit sich. Im Ort selbst sind keine Menschen oder deren Behausungen in Mitleidenschaft gezogen, denn direkt am Fluss gibt es keine Bebauung. So hat das Wasser eine weite Auslaufzone, ohne allzu große Zerstörung anzurichten.

Wir fahren zurück in die Ortsmitte und setzen uns zusammen mit Linus und seinen Fahrgästen in eine kleine Bar. Zur Zeit können wir nur abwarten und einen Plan B entwickeln. Die Engländer telefonieren mehrmals mit ihrer Botschaft, und versuchen mit allen Mitteln zu erreichen, dass sie und die beiden jungen Deutschen zumindest in das etwa 160 km entfernte Nanyuki ausgeflogen werden.
Als sich irgendwann am Nachmittag das Wasser im Fluss endlich beruhigt und sogar langsam zurück geht, verbreitet sich schnell die Kunde: „The Bridge has gone!“ Die nächsten Meldungen lauten, dass die Brücke nicht völlig mitgerissen wurde, sondern nur so stark beschädigt ist, dass in den nächsten zwei bis drei Tagen niemand passieren kann. Der gesamte Ranger-Trupp von heute morgen kehrt ebenfalls in der Bar ein. Wir entscheiden, dass wir eine Nacht in Archers Point verbringen und mieten für 500 Kshs ein einfaches Doppelzimmer. Unser Auto können wir im Innenhof der Bar abstellen und saubere, heiße Duschen und Toiletten gibt es auch. Wenn die Brücke tatsächlich für mehrere Tage gesperrt ist, wollen wir nordwestlich über Wamba, Lodungokwe, Kisima, und dann weiter in südlicher Richtung über Sukuta Lol Marmar, Mukuta, Baringo nach Nairobi fahren. Diese Strecke kennen wir vom letzten Jahr. Wir müssen dann zwar auch in Baringo einen Zwischenstopp einlegen und kommen so erst am Samstag in Nairobi an – aber das ist immer noch besser als in Archers Post auszuharren. Der Ort ist überhaupt nicht reizvoll und auch nicht sehr Vertrauen erweckend. Wir fragen die Ranger, was sie von unserem Plan halten. Sie machen uns nicht viel Hoffnung – meinen aber, dass wir es versuchen könnten. Die Strecke ist wahrscheinlich sehr schlecht zu befahren, weil es auch dort seit Tagen immer wieder starke Regenfälle gibt, Straßen aufgeweicht und unterspült sind und wir so damit rechnen müssen, auch dort nicht weiter zu kommen.
In der Zwischenzeit haben die Engländer tatsächlich ihr Ziel erreicht. Sie und auch die beiden jungen Deutschen werden mit einem Hubschrauber ausgeflogen. Per Handy versuchen sie einigermaßen genau ihre Position durchzugeben und erhalten genaue Regieanweisungen.
Diese aufregenden Verhandlungen mit der britischen Botschaft, besonders die Beschreibung des Standortes, verfolgen wir ein wenig amüsiert. Man möge uns verzeihen, aber die beiden sind furchtbar aufgeregt und so sehr auf das Gespräch und die Instruktionen mit der Botschaft fixiert, dass wir uns ungerne einmischen wollen. Ansonsten hätten wir recht unkompliziert mit dem Navi die Koordinaten nehmen und weitergeben können. Nach Beendigung des Telefongesprächs wird das deutsche Pärchen noch genauestens unterwiesen, wie sie sich zu verhalten haben, wenn der Hubschrauber landet.

Die vier machen sich auf zu einer großen freien, als Helikopter-Landeplatz geeigneten Fläche. Dort sollen sie sich in einem großen Karree aufstellen und mit einem weißen Stoff winken, wenn die Hubschrauber nahen. Nach der Landung der Helikopter dürfen sie sich aber nicht von der Stelle bewegen, sondern müssen stehenbleiben und warten, bis sie geholt werden. In Nanyuki wollen sie dann mit einem Taxi bis zur Simba’s Lodge fahren, dort übernachten und sehen, wie sie morgen weiter kommen.

Mittlerweile kursiert auch das Gerücht, dass der Brückenanschluss zur Straße auf der anderen Seite lediglich etwa 5m breit und knapp 3m tief weggespült ist. Ein chinesischer Bautrupp soll schon mit den Reparaturarbeiten begonnen haben. „Früher Vogel fängt den Wurm“, denken wir uns, und da wir nichts Besseres zu tun haben, fahren wir zur Hauptstraße und reihen uns einfach mal in die Autoschlange vor der Brücke ein. Zu Fuß machen wir uns von dort auf den Weg direkt zur Brücke, um das Gerücht zu überprüfen. Tatsächlich fahren ständig mit Füllmaterial beladene LKW’s hin und her und bemühen sich, die defekte Anschlussstelle aufzufüllen. Jede Menge Militär ist in Archers Post zusammengezogen um die aufgeregte Menschenmenge von der Brücke fernzuhalten, die Sperrung abzusichern und gefährliche Sammelaktionen aus dem Fluss abzuwehren. Joachim findet heraus, dass die Brücke vielleicht zwischen 18.00 und 19.00 Uhr notdürftig wieder hergestellt ist und leichte PKW’s passieren können. Das lässt doch hoffen und die Arbeiten auf der anderen Seite nähren unseren Optimismus. Während ich am Auto warte und endlich um 17.15 Uhr den Abflug der Deutschen und Engländer von dort beobachte, , läuft Joachim zurück zur Bar, wo wir unser Zimmer für die Nacht gebucht haben und bringt den Schlüssel zurück. Die 500 Kshs können wir zwar abschreiben, aber das ist uns ziemlich egal. Wenn es irgendwie geht, wollen wir heute auf jeden Fall noch hier raus und bis Nanyuki fahren. Mit Linus, der mit seinem Minibus noch in einem Workshop steht und irgendetwas fixieren lässt, verabredet Joachim, dass wir möglichst zusammen bis zur Simba’s Lodge fahren. Jeder Kilometer, der uns heute näher an Nairobi heranbringt, erhöht unsere Chancen, bis morgen Mittag noch rechtzeitig im Times Tower zu sein und unser Logbook zu bekommen.
Während ich am Auto warte, beobachte ich den Menschenstrom, der zur Brücke hin oder zurück pilgert, um die aktuellsten Neuigkeiten auszutauschen, die Reparaturarbeiten zu beobachten, um einfach nur dabei zu sein oder etwas Treibgut aus dem Fluss zu ergattern und stolz für den Hausstand beizusteuern. Die meisten grüßen oder winken, die Kinder schauen mich mit ihren großen Augen an. Manche - besonders die Kleinkinder - senken ihren Blick oder verstecken sich hinter einem Erwachsenen, wenn ich ihnen „Jambo“ zurufe, andere wiederum lachen zurück. Ältere Kinder kommen ganz offen auf mich zu, viele tragen noch ihre Schuluniform und so komme ich mit einigen über ihre Schule ins Gespräch. Sie wollen im Display unserer Kamera die Fotos sehen, die ich gemacht habe. Mir fällt angenehm auf, dass keines von den Kindern anfängt zu betteln. Eine Kindergruppe kommt vom Fluss herauf. Unter ihnen ist ein kleiner Junge, der eine rosafarbene Toilettenbürste aus dem Fluss gefischt hat und diese jetzt liebevoll an sich drückt und küsst. Ich habe den Eindruck, dass er ein solches Teil noch nie gesehen hat und auch seinen Zweck nicht weiß. Für ihn scheint es ein tolles buntes Spielzeug zu sein und ich hoffe sehr, dass seine Immunkräfte ausreichen, den Kampfangriff von Kolibakterien und sonstigen Krankheitserregern abzuwehren.
Eine junge Mutter mit ihrem Baby im Tragetuch auf dem Rücken stoppt mit ihrer Freundin bei mir. Sie riechen beide stark nach Alkohol, kichern unkontolliert und lallen mir etwas entgegen. Ich verstehe sie zunächst nicht und glaube dann, dass sie mich auffordern ein Foto von dem Baby zu machen. Als ich das ablehne, sichern sie mir beide gleich eifrig zu: „It’s for free!“ Na, da verbrenne ich mir ganz sicher nicht die Finger dran. Konsequent lehne ich das Angebot eines kostenfreien Babyfotos ab. Da sie sich nicht abwimmeln lassen, versuche ich, sie in ein belangloses Gespräch über das Baby zu verwickeln und erfahre so, dass es sich um ein 8 Monate altes Mädchen handelt. Die Mutter will mir nun ihr Baby schenken: „You can take it! You don’t must pay! It’s free!”, betont sie noch einmal. “Oh no, I’m too old and your nice girl needs her mother”, schlage ich ihre verzweifelt vorgetragene Bitte ab. „But she is hungry and I’m too. Her Father has died. I have no money and I don’t can give her milk!”, jammert mir die junge Frau vor und drückt zum Beweis ihre Brust zusammen. Auch wenn mich diese Situation sehr berührt und ich echtes Mitleid mit dem kleinen Mädchen – weniger mit der Mutter – habe, bleibe ich freundlich-konsequent bei meinem „No“ und gebe auch nicht meinem inneren Drang nach, der Mutter etwas zu essen, geschweige denn Geld, in die Hand zu drücken. Es würde ihr nicht nachhaltig helfen, sondern sie nur darin bestätigen ihr eigenes Leben und das ihres Kindes mit dieser Strategie fortzusetzen. Als die beiden Frauen merken, dass bei mir nichts zu holen ist, verabschieden sie sich und setzen ihre „Tour“ kichernd und ein wenig schwankend fort.
Ich bin froh, als endlich Joachim wieder da ist. Niemand hat mich angefeindet, bedroht oder schlimm bedrängt und doch beschleicht mich – je länger ich alleine unser Auto „bewache“ und mit einer gewissen „Fremdheit“ konfrontiert werde – ein Gefühl der Unsicherheit.
Kurz nach 18.00 Uhr wird die Brücke tatsächlich frei gegeben. Linus, auf den wir eigentlich hier warten wollen, ist weit und breit nirgends zu sehen. Wir stehen relativ weit vorne in der mittlerweile langen Fahrzeugschlange und beschließen, schon mal zu fahren. Mit seinem Minibus ist Linus eh schneller unterwegs als wir mit unserem Landi, so dass er uns sicher bald einholen wird.
In Isiolo legen wir einen Tankstopp ein. Es wird schon dunkel, als wir nach Nanyuki weiterfahren – und immer noch keine Spur von Linus. Die Fahrt in der Dunkelheit ist wirklich kein Vergnügen auf dieser schlaglochreichen Piste. So schlecht haben wir die Straße von der Herfahrt gar nicht in Erinnerung. Wir treffen einige Schlaglöcher mit voller Geschwindigkeit (max. 60 km/h), andere sieht Joachim im allerletzten Moment und muss erst mal eine Vollbremsung hinlegen, bevor er sie umfahren kann. Es ist – was uns ja durchaus bekannt ist – stockdunkel in Kenya, keine Straßenbeleuchtung, kein Streulicht von irgendwelchen Ortschaften- einfach nur tiefschwarze Nacht um kurz nach 19.00 Uhr. Wir haben noch mindestens 1,5 Stunden Fahrzeit vor uns und mehr als einmal zweifle ich unsere Entscheidung, heute noch bis Nanyuki zu fahren, an. Das schlimmste an dieser Fahrt aber sind die uns noch zahlreich entgegenkommenden Autos, die mit aufgeblendetem Licht auf sich aufmerksam machen, bis sie an uns vorbei sind. Damit haben wir eine Sicht nach vorne, die gegen Null tendiert. Und so muss Joachim nicht nur ständig vor den Schlaglöchern heftig abbremsen, sondern auch bei jedem entgegenkommenden Auto - und das auf einer Straße, die über weite Strecken bergauf führt. Ich entspanne mich erst wieder, als wir endlich kurz nach 21.00 Uhr in Nanyuki eintreffen. Obwohl wir jedes Auto, das uns überholt hat, genau studiert haben, konnten wir keines als Linus‘ Minubus ausmachen. So müssen wir jetzt auch noch selbst herausfinden, wo die Simba’s Lodge ist. An einer Tankstelle mitten im Ort fragen wir zwei Einheimische nach dem Weg. Sie erklären ihn uns und einer von ihnen bietet dann auch an, uns für 450 Kshs zu begleiten. „400 is too much,“ sagt Joachim. Doch der junge Mann erwidert, er müsse ja den ganzen Weg auch wieder zu Fuß zurück laufen. „Na, für 400 Kshs kann der Weg dann ja nicht wirklich weit sein,“ murmelt Joachim mir zu. Er sagt, dass eine Begleitung nicht nötig ist und bedankt sich freundlich für die Auskunft. Wir müssen die Mainroad einen knappen Kilometer zurückfahren und gegenüber der Policestation links abbiegen. Bei Tageslicht kann man die Hinweisschilder zur Lodge eigentlich gar nicht verfehlen, aber im Dunkeln gibt es nur die Chance daran vorbeizufahren. Wir müssen sogar noch einmal einen Fahrradfahrer fragen, obwohl wir nur noch 100 m von dem Abzweig entfernt sind. Schließlich finden wir den Weg, auch dank des Radfahrers, der noch einmal absteigt und an der Biegung stehenbleibt, um uns den Weg zu weisen.
Die Zufahrt zur Lodge ist noch einmal eine echte Herausforderung! Dicker schwarzer Modder, in dem schon ein PKW feststeckt und gerade ausgegraben wird, macht die letzen 500 m noch einmal zu einer Zitterpartie. Doch mein „weltbester“ Safaridriver Joachim bringt uns souverän zum Ziel. Und so können wir uns um 21.30 Uhr für eine Nacht in dieser einfachen, aber preiswerten und ordentlichen Lodge einmieten. Das Restaurant ist auch noch geöffnet. Dort sitzen frisch geduscht, satt und fröhlich lachend unsere deutschen und britischen Bekannten vom heutigen Tag. Nur Linus ist noch nicht eingetroffen. Als wir eine gute Stunde später auch unser warmes Hühnchen mit Chips verspeist haben, erreicht die junge Frau aus Deutschland Linus per Handy. Mit seinem Mobile am Ohr betritt er das Restaurant und meint breit grinsend: „Hakuna matata! No problem. I’m here!“ Er ist gerade frisch eingetroffen. Er ist wohl nur kurze Zeit nach uns über die Brücke gefahren, hatte aber leider das Pech, dass vor ihm ein LKW im Modder auf der Straße steckengeblieben ist und sich quer gestellt hat. So war zwar die Brücke frei, aber die Straße erst einmal für längere Zeit blockiert. Trotz der späten Stunde bekommt auch Linus noch etwas Warmes zu essen. Im Fernsehen wird in den Nachrichten über die Überschwemmung in Samburu berichtet und wir erfahren, dass bei dieser Katastrophe doch einige einheimische Menschen zu Tode gekommen sind.
Eine Weile unterhalten wir uns noch über die weiteren Pläne eines jeden. Doch kurz nach Mitternacht sind wir zum Umfallen müde. Jeder zieht sich in sein Zimmer zurück. Wir gönnen uns noch eine heiße Dusche und schicken den Dreck des Tages durch den Abfluss, bevor wir fix und fertig ins Bett sinken und auf der Stelle einschlafen.

Spannende Unterhaltung wünschen euch
Birgitt & Joachim

Fortsetzung folgt
Letzte Änderung: 31 Mai 2010 20:38 von bilo.
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31 Mai 2010 20:35 #141507
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  • engelstrompete am 31 Mai 2010 20:35
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Hi Birgitt,
spannend war dieser urlaub allemal. :laugh: Unglaublich was ihr da alles erlebt habt. :laugh: Danke auch für die schönen Tierbilder :) Also in dieser Jahreszeit werde ich dort nicht hinreisen :woohoo:
Lieben Gruß
Cécile
"I never knew of a morning in africa when I woke up and was not happy". Ernest Hemingway
Reisebericht:2010 "Nach 4 Anläufen als Selbstfahrer in Namibia"
namibia-forum.ch/for...hrer-in-namibia.html
Reisebericht 2011 Eine neue Erfahrung....
www.namibia-forum.ch...eiseberichte/187663- eine-neue-erfahrung.html[/size]
2007 ,2008 ,2009 2mal ,2010,2011 Namibia Botswana.
2011 Shanghai, 2012 Florida Virgin islands Karibik.
2012 Namibia und KTP
2013 Das erste Mal Südafrika Kruger NP
2014 Kapstadt und Kruger NP
2015 Kruger National Park
2016 kruger National Park
2017 Kruger National Park
[/url]
2 KLICKS auf die "SONNE" und man liest den Reisebericht OHNE Kommentare !!!!!
Letzte Änderung: 31 Mai 2010 21:11 von engelstrompete.
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02 Jun 2010 20:10 #141742
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Catching the Logbook – nächster Versuch
Freitag, den 5.3.2010

Nach einem guten Frühstück im Kreise der beiden Engländer und des deutschen jungen Pärchens starten wir um 9.00 Uhr zurück nach Nairobi. Wenn wir unterwegs keine unfreiwilligen Stopps mehr einlegen müssen, sollten wir gegen 13.00 Uhr in Kenyas Hauptstadt sein - zeitlich noch passend, um am Nachmittag unser Logbook im Times Tower abholen zu können.

Am Nanyuki Airport herrscht reger Betrieb. Da Safaris in Samburu für die kommenden 2-3 Monate wohl gecancelt werden, liegt die Vermutung nahe, dass noch jede Menge Touristen, die erst einmal bis Archers Point, Isiolo und Nanyuki in Sicherheit gebracht wurden, heute noch nach Nairobi geflogen werden.

Wir schaffen es bis 12.45 Uhr am Times Tower in der Haille Selassie Avenue zu sein (Koordinaten: S 01.29139°, EO 36.82317°).

Die Türe am Customer Desk ist schon verschlossen. So ein Mist! Die Herrschaften beginnen ihre Lunchtime aber überpünktlich. Ein Beamter ist aber noch in dem kleinen Raum und macht sich am Computer zu schaffen. Daher mache ich mich bemerkbar und zeige auf meine Uhr, um anzudeuten dass es noch keine 13.00 Uhr ist. Deutsche Pünktlichkeit halt!!!

Tatsächlich schlendert der Beamte heran, öffnet die Türe und hört sich mein Anliegen an. Er nimmt die Papiere mit diversen Bearbeitungsnummern darauf und geht zu seinem PC. Zuvor schließt er aber sorgfältig die Türe wieder ab. Ich muss draußen warten. Wenige Minuten später kehrt er zurück und meint, unser Logbook sei noch nicht im System erfasst. Ich protestiere, sage ihm, dass ich es doch schon am Dienstag abholen sollte und heute ist Freitag – 3 Tage später. Da muss ein Fehler vorliegen. Doch er lässt sich von mir nicht über die Maßen strapazieren und schickt mich zu Counter 23. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich dort hinzubegeben. Nur 3 Leute stehen vor mir. Wenigstens keine lange Warteschlange heute – leider sitzt auch kein Beamter hinter dem Schalter. „He is going for lunch“, erfahre ich von der Security, die dafür zuständig ist, dass die Warteschlangen vor den einzelnen Schaltern – immerhin sind es um die 30 – nicht durcheinandergeraten und in britischer Genauigkeit eine ordentliche Linie bilden. Ich überlege hin und her, wäge ab ob ich hier eine Stunde lang stehen bleibe oder das Logbook sausen lasse. Hinter mir sammeln sich weitere Menschen, dafür verlassen vor mir die 3 Wartenden den Times Tower, so dass ich nun die erste in der Reihe bin.
Ich muss dringend zur Toilette. Das ist ja wirklich wieder eine verzwickte Situation. Als ich es nicht mehr aushalten kann, bedeute ich meinem Hintermann, dass ich gleich wiederkomme, nur mal eben zum Klo gehe. Zurück am Schalter stelle ich mich ganz selbstverständlich wieder als erste hin – so habe ich es bei den Kenyanern auch beobachtet und warum sollte ich meinen schönen 1. Platz so einfach aufgeben. Kein Mensch murrt - alles richtig gemacht also!

Meine Geduld wird noch auf eine harte Probe gestellt. Während an allen anderen Schaltern ab 13.55
Uhr so ganz allmählich und nacheinander der Betrieb wieder aufgenommen wird, tut sich am Schalter 23 nichts! Um 14.05 fange ich mal das Moppern an – frage erst die Security, wann es denn hier endlich weiter geht. Der grinst nur, zuckt die Schultern und meint „I don’t know, but I think he is
coming in a few minutes.”
Es ist kaum zu glauben, aber Mittagspause in Kenya scheint doch sehr dehnbar zu sein. „Is it normally here?“, frage ich meine Nachbarn, die vor counter 24 warten. „Yes, because they must cook their ugali“, erhalte ich grinsend zur Antwort.“ Na warte!“ denke ich mir, „Ihr amüsiert euch nicht auf meine Kosten!“ „So next time, I will cook ugali for them here at the counter and then they can eat, while they are working!” Damit ernte ich allgemeine fröhliche Zustimmung und das Warten ist nicht ganz so eintönig.

Um 14.20 Uhr wird als letzter „mein“ Schalter23 besetzt und dann drängeln sich doch tatsächlich zwei von der Seite einfach vor. Dagegen protestiere ich, muss aber dann doch feststellen „Dreist siegt meist“. Die beiden Drängler können
erst ihre Anliegen klären und dann bin ich endlich an der Reihe. Mit all meinem verbliebenen Rest von Fröhlichkeit, Höflichkeit und meinem freundlichsten Lächeln sag ich dem Beamten : „I hope you enjoyed your lunchtime and can help me now.“ (Lieber würde ich ihm ja sein Ugali aus dem Magen
pumpen lassen). Ich zeige ihm meine diversen Zettel, erkläre ihm den bisherigen Weg unseres Logbooks, nur um zu erfahren, dass es nicht im System verzeichnet ist und zu hören ich solle zur GPO gehen.
Nein, das tue ich ganz sicher nicht. Ich entgegne, dass wir dort schon in der vergangenen Woche waren und GPO das Logbook zum Times Tower zurückgeschickt hat. Es muss mittlerweile hier sein und ich brauche es ganz dringend. Der Beamte zieht einen Stapel Post – alles Logbooks – von irgendwoher und blättert sie durch. Unseres ist nicht dabei. „It must be here. Please look in the other post!“, bitte ich ihn.
Er hat schon den nächsten aus der Schlange herbei gewunken und bedient sein Anliegen. Doch der Mann ist multitasking-fähig. Mit der rechten Hand blättert er die Papiere des nächsten „Kunden“ durch und mit der linken greift er nach einem weiteren dicken Stapel Post, den er mir nun reicht und mir bedeutet, ich solle sie selbst durchsehen.

Drei Kunden und vier Poststapel später stelle ich ernüchtert fest, dass unsere Papiere nicht dabei sind. Mittlerweile
beiße ich mich an meiner Mission hier fest und sage, dass ich nicht ohne unsere Fahrzeugpapiere den Schalter verlassen kann. Der Beamte scheint tatsächlich Verständnis für mich aufzubringen. Er telefoniert und meint dann, er habe jemanden beauftragt, den Brief mit dem Logbook zu suchen. Ich warte noch einmal 15 Minuten direkt am Schalter, ohne meinen Platz dort aufzugeben. Wer weiß, ob der Beamte nicht mit seinen Bemühungen nachlässt, wenn er mich nicht dauerhaft im Blickfeld hat.

Dann endlich kommt jemand mit einem weiteren Stapel Post, den der Beamte selbst durchblättert und endlich das heiß ersehnte Papier herauszieht. Mit einem breiten Lächeln überreicht er es mir, kontrolliert noch anhand meines Passes, ob ich die rechtmäßige Besitzerin bin und dann muss ich schließlich im Signbook den Empfang unseres Fahrzeugpapieres bestätigen.

Endlich, um kurz nach 15.00 Uhr verlasse ich den Times Tower. Joachim sitzt mittlerweile gebraten im Auto. Ich weiß ja nicht, wer von uns beiden den schlechteren Job hatte. Als ich ihm stolz das Logbook zeige, meint er: „War doch klar, dass du ohne das Ding keinen Schritt mehr aus dem Laden
heraussetzt!“

Während wir losfahren, erzählt er mir von den zahlreichen Angeboten diverser Frauen. Selbst das Mädel, dass die Parktickets verkauft, hat ihm von ihrer Einsamkeit ein Lied gesungen, ihn eingeladen sich mit ihr in den Schatten zu setzen und gefragt, ob sie nicht sein girl-friend sein kann. Selbst als Joachim dankend ablehnt und meint, er warte auf seine Frau, lässt das Parkticketmädel nicht locker und bietet sich wenigstens für „sometimes“ an.

Zufrieden schleichen wir nun durch den Traffic-Jam von Nairobi zum Nakumatt Junction und anschließend zum Lavington Green Center. Wir geben unser Leergut ab, füllen unsere Vorräte für heute Abend und die nächste Safari auf und sind schließlich gegen 17.30 Uhr bei Elvira. Dort räumen wir solange es noch hell ist das Auto auf, kochen etwas zum Abendessen und verbringen den restlichen Abend gemeinsam mit Erzählen und Fotos gucken. Morgen wollen wir auf jeden Fall versuchen, nach Tanzania einzureisen.

Und hier noch ein paar Bilder von der Skyline Nairobi, alle aufgenommen am:
Public View Point Nairobi

Fortsetzung folgt

Schöne Grüße
Birgitt
Letzte Änderung: 06 Jun 2010 10:57 von bilo.
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