Hi Sam,
perfekt von Dir auf den Punkt gebracht.
Dem gewöhnlichen Touri, wie vermutlich in 95% der Fälle der hier anwesenden Forumsmitglieder, wird mit einem Nissan ein potentes Fahrzeug erhalten, daß den Ansprüchen einer typischen Touri-Runde absolut entspricht.
Auf den vielen unserer Self-Drive-4x4-Reisen in Afrika hatten wir so einige diverse Wagen. Bei unseren ersten 4x4-Tour gurkten wir mit einem alten Landy Defender, der laut wie ein alter Sowjetpanzer aus den 40er Jahren war, dessen Sitz einem eine unveränderbare 90°-Winkelsitzposition aufdoktriniert und über 220.000 km auf dem Buckel hatte, dessen Tür- und Fensterdichtungsringe derart porös und labberig waren, daß gefühlt der halbe Staub von Afrikas Straßen und Pads sich im Wageninneren bequem machte. Trotz allem – das war ein klasse Fahrzeug und ließ ein ganz spezielles Afrikafeeling aufkommen. Im nächsten Jahr optierten wir für einen quasi neuen Hilux mit allem Chichi, das kein Mensch in Afrika braucht; zumindest gemäß unserem Dafürhalten. Denn wenn ich z. Bsp. an Schubkästen zur ordentlichen Aufbewahrung von Kochutensilien, etc. denke, dann kommt mir unsere Bulthaup-Küche in den Sinn und kein Allradfahrzeug zum Abenteurcamping in der afrikanischen Wildniss, das mit hyperdurchdachtem, stylischem Interiorschnickschnack aufwartet. Der Wagen soll mich nur zuverlässig über Asphalt oder Stock und Stein von A nach B bringen und die notwendigen Rescuegerätschaften, etc. bereithalten. Luxus habe ich at home, dementsprechend such ich diesen nicht bei einer 4x4-durch-Africas-nature-Tour. Somit kam bei uns mit diesem motorpotenten Hilux kaum das ersehnte Afrikaabenteuergefühl auf. Wenn wundert es… Der Wagen lief wie geschmiert und hatte ein Dashboard wie mein damaliger Saab 9-3.
In all den Folgejahren hatten wir dann immer wieder auch einen Nissan, der zweifelsohne keine Bequemlichkeiten wie ein Hilux aufzuweisen hatte. Der Nissan war jedoch stets zuverlässig und gerade wegen seiner, ich nenne es einmal Steifigkeit in allen Sinnen des Wortes und seiner 0815-Bauart uns herrlichstes Fahrüberdiepadgefühl bescherte. Da konnten die anderen Hilux wahrlich nicht mithalten.
Am Ende ist es wie mit allem: Jedes Individuum setzt und hat seine persönlichen Präferenzen und/oder Notwendigkeiten. Der, der es mit permanenten Ischiasbeschwerden zu tun hat, der wird wohl auf ein sitzbequemes Fahrzeug achten. Der, der mit dem spitzen Bleistift seine Self-Drive-Tour plant, der wird sich für eine wirtschaftlich günstige Option entscheiden. Der, der in Explorermanier und in Fjällrävenklamotten gekleidet durch Afrika gurken will und sich absolut gerüstet und versiert genug sieht, sich im Falle einer Mobilmachung mit Freude mit dem Werkzeugkasten unter einen abgerockten Wagen auf der O5 Escaprment Route in den Staub zu legen, der wird sich für Fahrzeuge entscheiden, die z. Bsp. ehemals von Voyager in Sambia als Miet-4x4 u. ä. angeboten wurden. Die ökonomisch gut ausbalancierten, mit Augenmerk auf gutmotorisierte Zuverlässigkeit und adäquate Campausrüstung Reisenden werden zum Fuhrpark von Bushlore tendieren oder sich einem der hier wohlbekannten, alteingesessenen 4x4-Vermieter mit dem anfänglichem S in ihren Unternehmensnamen und deren Highclassfahrzeugen hingezogen fühlen. Trotz allem muß der gemeine Reisende aber immer damit rechnen, daß ein gemieteter Wagen auch mal Motten und Marotten hat und Probleme bereiten kann. Dies gilt für alle Fahrzeuge aller Vermieter - keiner ausgenommen.
Gruß vom Alm