Hallo Julia,
machen kann man viel, aber ob das alles wirklich sinnvoll ist?
Du schreibst nicht, zu welcher Jahreszeit du unterwegs sein willst. In unserem Sommer (Juli-September) sind die Nächte recht kalt (2022 um Windhuk mehrfach -15°C), so dass Zelten schon anspruchsvoll ist. Jetzt ist Hochsommer und es regnet schon ordentlich. Abkommende Reviere machen da oft spontane Änderungen der Routenplanung nötig. Danach kommt das Wasser aus dem Norden, so dass Kavango und Zambesi aber insbesondere das Okavangodelta sehr viel Wasser haben können. Am ehesten scheint mir daher das Ende der Trockenzeit (Oktober/November) geeignet, durch die fehlenden Blätter sind Wildtiere gut zu sehen und diese sind auf die Wasserlöcher angewiesen und können dort beobachtet werden.
In und nach der Regenzeit kommen die Mücken, so dass du auch über Malariagefahren im gesamten Norden nachdenken musst. Eine wirksame Propylaxe und Behandlung ist aber bei den jungen Kindern gar nicht gut möglich (mind. 50% der Malariatodesfälle der einheimischen Bevölkerung sind Kinder unter 5 Jahren). Natürlich kann man viel machen, aber ob das alles sinnvoll ist?
Die Kinder werden kaum unterscheiden können, ob der Elephant jetzt im Etohspark war, im Chobe oder sonstwo. Außerdem werden die Tiere irgendwann langweilig. In Senyati Camp hatten wir unsere Kinder zum Beobachten der Elefanten auf die Restaurant-plattform am Wasserloch geschickt während wir die Zelte aufbauen und das Essenvorbereiten wollten. Die 4 kamen aber zurück, bevor wir fertig waren - sie hatten angefangen die Elefanten zu zählen, kamen dann aber deutlich über 100 und fanden die Tiere dann doch zu langweilig...., In Etosha sehen sich die Kinder an den Haupttierarten (Zebra, Springbock, Impala, Gnu etc) sehr schnell satt.
3 Kinder bis max. 6 Jahre sind alle potentielles Prädatorenfutter. Je kleiner umso größer das Spektrum der potentiellen Beutegreifer. Also musst du alle 3 ständig im Auge haben, wenn du nicht in prädatorenfreien Bereichen campst. Das ist anstrengend.
Je jünger die Kinder umso bodennäher der Aufenthalts- und Spielbereich. Hier kommen neben Schlangen vor allem Skorpione ins Spiel, die beide auch in urbanen, besiedelten Bereichen zu finden sind. Spinnen gibt es zwar auch, aber die gefährlichen sind nicht wirklich leicht zu finden.
Meine Kinder haben z.B. im Sand einer Düne südlich von Swakopmund gespielt und gebuddelt. Kurze Zeit danach (die Kinder waren schon unterwegs zum Auto) habe ich dort noch einen verlorengegangenen Gegenstand gesucht und den Sand mit unserem Rechen bearbeitet (zur Reinigung der Zeltfläche als notorischer Bodenzeltverwender dabei) und dabei aus Versehen eine Sandviper herausgearbeitet. Die Kinder waren weniger als 100cm davon vorher beim Spiel.... Bei einer Wanderung auf Ameib (kein wirklich gefährliches Areal) stießen wir auf einen Leoparden, der nicht wie sonst floh sondern uns folgte und meinen jüngsten Sohn ständig mit den Augen verfolgte. Ich musste die Familie eng zusammenrufen ohne ihnen dabei zu sagen, um was es mir ging, weil das sicher Panik ausgelöst hätte.
Namibia ist nicht wirklich gefährlich, das oben sind Ausnahmen, die passieren können. Botsuana ist viel gefährlicher, weil die Raubtiere gewohnt sind die Campsites nach Nahrung abzusuchen oder die Wasserstellen und Toiletten zur Wasserversorgung nutzen.
Die Aufsicht auf die so kleinen Kinder erfordert ständige Aufmerksamkeit einer Person, die andere ist mit Kochen etc. ebenfalls gut
beschäftigt.
Für die gewollten Kontakte mit den "Ureinwohnern" empfehle ich die lebenden Museen, die es in vielen Bereichen und von verschiedenen Ethnitäten gibt. Wenig interessant für die Kinder aber zur Kultur der Herero kann auch eine Fahrt durch das Komunalgebiet über Okakara sein. Dort ist auch das EU- Geförderte Kulturzentrum, bzw. das was heute daraus geworden ist.
Ansonsten war es für meine größeren Kindern völlig ausreichend genügend (Leder-)fußbälle mitzunehmen. Auch wenn wir ohne erkennbare Anbindung an eine Siedlung campten dauerte es meist nur wenige Minuten und einheimische Spielkameraden fanden sich ein. Du bist dort selten wirklich alleine.
Wenn ich sowas machen würde, dann nicht als Selbstfahrter sondern lieber als geführte Tour z.B. mit
www.buschmann-safaris.de/. dann haben beide Erwachsene Zeit während der Fahrt sich mit den Kindern zu befassen und nach Ankunft bin ich nicht erschöpft vom Fahren sondern kann mich mit den Kindern der Erkundung der Umgebung widmen. Viele unterschätzen die Entfernungen massiv. Etappen von 400-600 km Tagesstrecke sind bei den üblichen Tourplänen unvermeidbar und auch bei Eurer Vorplanung kommt das auf vermutlich ca. 6.000 km. Mit Kindern bleibe ich gerne nach einem Fahrtag mind. einen Tag am Ort bevor ein neuer Fahrtag kommt. Dachzelte haben den Nachteil, dass du alles einpacken musst, bevor du z.B. eine Pirschfahrt machen kannst. Deshalb verwende ich ausschließlich Bodenzelt bzw. ich hatte auch mal einen Trailer mit Zeltaufbau, der dann stehen bleichen konnte.
Wenn es eine Selbstfahrertour sein muss, dann würde ich mit so kleinen Kindern in Namibia bleiben. Und ich würde 2 Zelte nehmen (Ich war mit 4 Kindern unterwegs, die beiden Jungs schliefen mit mir im Zelt, die 2 Mädchen bei der Mutter) auf dem Trailer) bei der ersten geführte Tour mit Kindern waren Sie (8,11,11,14), ich hatte schon reichlich Afrikaerfahrung alleine bzw. im Jahr davor nur mit dem ältesten Sohn. Trotzdem blieben wir in Namibia, allerdings mit Nordwesten (Epupa, Hobatere, Huab und Ugab mit Wüstenelefanten etc.). Die erste große Selbstfahrertour dann mit 2 eigenen Fahrzeugen war 2 Jahre später und wir lebten damals in Windhuk und hatten bei Kurztripps zuvor auch als Familie einiges an Vorerfahrungen gesammelt. Alleine das Backen von frischem Brot im Dutch Oven erforderte viele Übungsdurchgänge am Braiplatz. Diese Tour ging dann durch KTP, Moremi, Khwai, Chobe, Lyanti und zurück über die Parks im Caprivi. Das hätte ich mit den kleineren Kindern nicht machen wollen, nicht weil es nicht geht sondern weil es so schon anstrengend sein kann und die Komplikationen dann schnell sehr hoch werden können. Senyati stand eigentlich nicht auf dem Plan, war aber wegen einer notwendigen Reparatur einen Autos in Kasane dazu gekommen. wir konnten einfach schieben, weil wir auch keinen Rückflugtermin einhalten mussten, nur der Schulbeginn der Kinder war ein weiches Enddatum. Fragt Euch, was brauchen die Kinder und was ist (nur) für Euch wichtig. Kinder wollen sicher keine ewig langen Autofahrten und sehen sich auch mit Spielen an Landschaft und auffindbaren Tieren satt. Und sind die Kinder schlecht gelaunt macht auch der Urlaub den Erwachsenen wenig Spaß.
Aber das müsst ihr natürlich selbst entscheiden.
Viele Grüße
jaw