THEMA: Ein paar Tipps für die erste Reise nach Namibia
04 Sep 2019 22:55 #566760
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  • Eisvogel am 04 Sep 2019 22:55
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Nachdem ich hier im Forum selbst viele sehr gute Tipps für einen gelungenen Namibia-Campingurlaub bekommen habe, möchte ich die Punkte, die für mich am wertvollsten waren, zusammenfassen, mit ein paar eigenen Tipps ergänzen und mit Euch teilen - vielleicht ist die ein oder andere sinnvolle Anregung für diejenigen dabei, die zum ersten Mal nach Namibia reisen:

Tourenvorbereitung:
- ich persönlich habe mich an der „Ersttäterroute“ aus dem Reisführer von Iwanowski orientiert – dort findet man sehr gute Anhaltspunkte und bekommt einen guten Eindruck, welches Tagesprogramm ohne zu viel Stress machbar ist und welche Fahrstrecke man sich für einen Tag vornehmen kann

Kartenmaterial:
- mit der Namibiakarte von Tracks4Africa kommt man sehr gut durch (hilfreich sind vor allem die Kilometer bzw. Zeitangaben für Teilstrecken). Das Fahren nach Karte ist sehr einfach (so viele Abzweigungen gibt es in Namibia nicht) und machte uns mehr Spaß, als einfach das GPS einzuschalten. Und ja: die Karte ist sehr groß – da gebe ich den anderen Forenbeiträgen recht – aber man kann sie ja auch mal entgegen der Faltkanten auf DIN A4 umfalten
- wer ein Smartphone dabei hat, kann sich vorher die kostenlose maps.me-App holen und die Namibiakarte herunterladen – die kann offline verwendet werden und viele Geschäfte/Restaurants oder Lodges sind damit leichter zu finden als beispielsweise mit der Faltkarte oder dem evtl. im Auto vorhandenen Navigationsgerät. Außerdem muss manchmal selbst in Windhoek der Taxifahrer zum Ziel gelotst werden
- für Etosha kann man in den Shops der dortigen NWR Campsites für ein paar Euro kleine Heftchen kaufen, auf denen die Wege und die Lage der einzelnen Wasserstellen verzeichnet sind. Außerdem sind dort alle vorkommenden Tiere aufgeführt, was die Bestimmung der einzelnen Antilopen einfacher macht und außerdem großen Spaß macht

Mietwagen:
- möglichst früh übers Internet buchen (Frühbucherrabatte)
- überlegen, ob man ein paar Euro mehr für den „double cab“ in die Hand nimmt (darin hat man zusätzlichen Platz bzw. Ablagefläche für Sachen, die man griffbereit haben möchte und die nicht allzu sehr einstauben sollen)
- eine möglichst gute Versicherung abschließen (es fährt sich entspannter, wenn man weiß, dass man nur mit einem sehr begrenzten Betrag für Schäden - insbesondere auch für den ersten kaputten Reifen – haftet, da lohnt es sich meiner Meinung nach nicht, im Vorfeld an 200-300 Euro zu sparen)
- immer mit Licht fahren! Zwischen Walvis Bay und Swakopmund ist dies ohnehin Pflicht und wird von der Polizei relativ streng kontrolliert. Wer ohne Licht fährt riskiert dort bereits heute eine Strafe. Auch sonst zur besseren Sichtbarkeit (Staub!) ratsam und wohl nach einer Übergangszeit bald überall in Namibia Pflicht
- NICHT AM ERSTEN TAG LOSFAHREN! Wir haben diesen Ratschlag in den Wind geschlagen und sind am ersten Tag knapp 300 km gefahren. Unser Fazit: ja, es ist möglich, aber die Fahrerei hat irgendwann keinen Spaß mehr gemacht. Man ist vom Nachtflug müde und kann sich irgendwann nur noch schwer aufs Autofahren konzentrieren. Außerdem muss man sich an das Linksfahren erst mal gewöhnen. Wer trotzdem gleich nach seiner Ankunft Windhoek verlassen will, sollte sich seine erste Unterkunft allenfalls 50 – 100 km außerhalb suchen.

Parken:
- keine Wertsachen sichtbar im Auto liegen lassen
- Parkwächter (erkennbar an gelben/orangefarbenen Westen) passen überall auf Auto auf (und verdienen sich dadurch ein paar N$ dazu. Wir haben grundsätzlich 5 N$ gegeben, bei längerem Parken am Abend auch mal 20-30 N$)

Campingplätze:
- sehr gute Tipps gibt der Reiseführer von Iwanowski
- ergänzend habe ich meine Auswahl nach den sehr guten Übersichten von Heinz Kube (erhältlich hier im Forum – vielen Dank nochmals an dieser Stelle!) und Thomas Richter (www.thomasrichter.de...g-liste-download.htm) getroffen
- mein persönlicher Tipp: wer sich traut und wem einfachere Campingplätze auch genügen, der sollte lieber die unbekannteren und individuelleren Campingplätze buchen (findet man manchmal auch bei der Routenplanung über google maps) – der schönste Campingplatz auf unserer Reise war das Biro Camp am Bambatsi Guesthouse (ein einziger Stellplatz auf einem einsamen Hügel, kilometerweit vom Farmhaus entfernt. Zwar, sehr, sehr einfach (Campingtoilette, ein Eimer mit angeschweißtem Duschkopf dient als Dusche usw., dafür ist man aber ganz alleine und hat einen unvergleichlich schönen Ausblick; eigentlich nur mit 4x4 im 4L-Gang zu erreichen). Auch der Campingplatz bei der Ameib Ranch war recht wenig besucht, obwohl er perfekter Ausgangspunkt für die Touren zur „Philips Cave“ und der „Bulls Party“ ist und unerwartet viele Tiere in direkter Nähe (insbes. Giraffen) zu sehen sind
- Tipp für Sossuvlei: wenn möglich im Nationalpark campen, da das innere Gate eine Stunde früher als das äußere Gate öffnet. Entgegen der Angaben in den (teils etwas veralteten Reiseführern) gibt es innerhalb des Parks nicht nur den NWR, sondern auch den (noch etwas unbekannteren) Oshana Campsite (sunkarros.com/sesriem.html). Dort hat man übrigens sein eigenes WC/Bad.
- Campsites im Etosha Nationalpark sehr frühzeitig buchen, da dort die Stellplätze sehr begrenzt sind

Gepäck:
- fürs Campen eignet sich definitiv kein Hartschalenkoffer. Also entweder Rucksack oder große Reisetasche
- außerdem würde ich auf einen Schlafsack nicht verzichten. Die Campingausrüstung beinhaltet zwar auch Decken, in der Nacht kann es aber doch empfindlich kalt werden (wir haben unsere Schlafsäcke fast jede Nacht dazu genommen und meine Frau hat sich sehr darüber gefreut, dass ich einen Tipp hier im Forum beherzigt habe und eine Wärmflasche mitgenommen habe)

Einkaufen:
- in den großen Supermärkten bekommt man (fast) alles zu kaufen. Eine beliebte Adresse ist z. B. der Superspar Maerua in der Centaurus Street
- in Namibia grillt man gerne und überall. Das Fleisch dafür gibt es in jedem Supermarkt (hauptsächlich Beef und Wurstwaren, wenig Game). Wir haben vorab in Windhoek in der „Klein Windhoek Schlachterei“ unser Fleisch bestellt (kwsnamibia.com). Die Bestellung per Mail hat super geklappt. Man kann seine Bestellung auf Deutsch aufgeben, die Rechnung vorab auf ein deutsches Konto überweisen oder vor Ort bezahlen und kann sich das Fleisch sogar zu der Mietwagenfirma liefern lassen. Alles hat reibungslos geklappt und das Fleisch war von hervorragender Qualität und zudem noch recht günstig. Außerdem hat man die Möglichkeit, nahezu alle Fleischsorten zu bestellen (Kudu, Strauß, Krokodil, Zebra, Springbock, Eland, Oryx, Gnu, Rinderfilet, T-Bone- Steaks, Biltong...). Das Fleisch wurde gefroren und einvakuumiert geliefert, so kann man das Fleisch gut eine Woche im Kühlschrank lagern
- in Swakopmund kann man in dem kleinen Bauernladen „farmganic“ in der Swakopstreet 15 (ganz in der Nähe vom Campingplatz „Alte Brücke“) eingefrorenes Fleisch (auch Wild) und sehr, sehr leckere Würste kaufen
- Bier gibt es überall, Wein eigentlich auch. Wer aber gerne auch mal einen besseren Wein trinken möchte, muss schon etwas suchen. Die beste Auswahl an Wein haben wir im „Embassy Liquor Store“ in der Nelson Mandela Ave in Windhoek vorgefunden. Entgegen verschiedener Beiträge hier im Forum hat die Vorbestellung und Lieferung zum Mietwagenunternehmen dort leider nicht geklappt, aber der Besuch im gut sortierten Markt macht sowieso mehr Spaß und ist aufgrund der großen Auswahl auch spannend (Vorsicht: schließt Samstags schon um 13 Uhr)

Tanken:
- Diesel ist in Namibia um einiges günstiger als bei uns und auf unserer Tour war es ÜBERALL möglich, mit Kreditkarte zu bezahlen. Einmal kam es vor, dass das Gerät aufgrund des schlechten Empfangs keine Verbindung bekam und wir deshalb bar bezahlen mussten. Deshalb ist es ratsam, zur Sicherheit immer ausreichend Bargeld für eine Tankfüllung dabei zu haben
- da die Entfernungen doch ziemlich groß sind, ist es insgesamt ratsam, zu tanken, sobald sich dafür die Gelegenheit ergibt (wir hatten einen mit dem Tank gekoppelten Zusatztank und haben immer geschaut, dass wir ausschließlich damit gefahren sind – den Haupttank haben wir so gut wie nie angerührt, sodass wir die Tankstellensuche immer sehr entspannt angehen konnten)
- der Tankwart freut sich über ein kleines Trinkgeld. Wir haben an den Tankstellen meist auch den Reifendruck überprüfen lassen und 10 N$ gegeben

Stromversorgung:
- Reiseadapter erst in Namibia kaufen (die gängigen Reiseadapter, die man in Deutschland kaufen kann, passen meist nicht für die Steckdosen in Namibia, Reiseadapter sind relativ unproblematisch z. B. im Supermarkt (Superspar Maerua) für ca. 2 Euro erhältlich; auf den Campingplätzen gibt es – im Gegensatz zu den Hotels und den Lodges – meist keine Steckdosen für die bei uns gängigen Stecker)
- evtl. Adapter für Zigarettenanzünder -> USB fürs Auto mitnehmen (an vielen Campingplätzen gibt es – wenn überhaupt - nur eine Steckdose und die braucht man meist für den Kühlschrank). Mit dem Adapter kann man auch tagsüber während der Fahrt Kamera oder Smartphone aufladen

Handy:
- mit meiner deutschen SIM-Karte hatte ich eigentlich nirgendwo Empfang. Wer auf sein Handy angewiesen ist, sollte sich also für wenige Cent eine namibische SIM-Karte kaufen und nach Bedarf mit Guthaben aufladen – oder man verzichtet einfach mal für ein paar Tage aufs Handy – ist erstaunlich gut möglich und trägt unglaublich zur Entschleunigung bei. Für das Lebenszeichen nach Hause kann man auf vielen Campingplätzen (teilweise gegen Gebühr) das – recht langsame – W-LAN nutzen, aber für eine WhatsApp reicht es allemal

Kamera:
- gute Kamera mit ausreichend großer SIM-Karte mitnehmen
- bei Kompaktkameras mit großem Zoom evtl. überlegen, ob man eine zweite (Backup-) Kamera mitnimmt (der automatisch ausfahrbare Zoom ist recht anfällig für Sand – unserer hat in den Dünen in Sossuvlei den Geist aufgegeben (nach Auskunft in einem Fotoladen wohl kein Einzelfall) und wir waren froh, dass wir eine zweite Kamera dabei hatten)

Touren:
- wir hatten neben den obligatorischen Gamedrives besonders großen Spaß bei der Kajaktour zur Robbenkolonie in Walvis Bay (es gibt verschiedene Anbieter) und der Dünentour zu den little five in Swakopmund (z.B. mit Living Desert Adventures, es gibt aber auch da eine ganze Reihe anderer Anbieter)
- insgesamt gilt bei den Touren und Gamedrives, dass sich nahezu alles ganz unkompliziert und kurzfristig vor Ort buchen lässt. Wer aber seine Reiseroute sowieso vorher ausarbeitet, kann auch die Touren schon vorher buchen (würde ich für die Touren in Walvis Bay und Swakopmund eher empfehlen, da diese sehr nachgefragt sind)
- wer vor hat, in Windhoek nach Katutura zu fahren (z. B. mit Bwana Tucke Tucke), hat die Gelegenheit, dort seine nicht mehr gebrauchte Kleidung zu verschenken. Die Kinder freuen sich immer über Süßigkeiten oder Stift und Papier

Stichwort Spenden/Betteln/Kaufen zur Unterstützung des Verkäufers:
- es gibt vereinzelt Menschen, die betteln. Ob oder was man gibt ist eine persönliche Entscheidung und muss wohl jeder für sich im Einzelfall entscheiden
- In Windhoek gibt es im Bereich der Christuskirche seit Jahren eine Masche mit Spendenbetrug (man wird in perfektem Deutsch angesprochen, ob man etwas für ein Treffen von Waisenkindern aus der Ex-DDR spenden will)
- im Bereich Swakopmund gibt es eine Vielzahl von Verkäufern mit geschnitzten Nüssen, die teilweise aufdringlich werden (I'm no criminal, my Name is Franz...). Das Gespräch lässt sich am schnellsten beenden, wenn man sagt, man hat schon eine gekauft
- Straßenstände der Damara u. a.: die gleiche Ware selbst bekommt man in Läden z. T. viel billiger, aber die Stände bieten eine gute Gelegenheit, die Menschen zu unterstützen. Leider ist man als einer der wenigen Anhalter am Straßenrand wahrscheinlich das einzige Geschäft des Tages, sodass die einzelnen Standverkäufer z. T. etwas aufdringlich werden und man später nach Essen und Kleidung gefragt wird. Ein entspanntes "ich schau nur mal" funktioniert dort eher nicht

Essen:
- wie schon beschrieben würde ich jedem raten, sein Grilltalent auszutesten
- klare Restaurantempfehlungen kann ich für das „Stellenbosch“ in Windhoek geben und aufgrund der unvergleichlichen Lage des Restaurants auf Stelzen im Meer das „The Raft“ in Walvis Bay (dort sollte man unbedingt einmal die namibischen Austern (frisch oder gratiniert) testen, die wirklich sehr frisch und lecker sind und meiner Meinung nach sehr viel besser, als alles, was man in Deutschland kaufen kann. Eine klare Empfehlung deshalb auch an alle, die eigentlich kein großer Fan von Austern sind)

Reiseliteratur mit Namibiabezug:
- Henno Martin: Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste
- Dominik Prantl: Gebrauchsanweisung für Namibia
- Tommy Jaud: Hummeldumm
Letzte Änderung: 29 Mai 2022 14:58 von Eisvogel.
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05 Sep 2019 09:16 #566774
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  • busko am 05 Sep 2019 09:16
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Hallo Eisvogel,

besten Dank für die kurze, aber, wie ich denke, auch gerade für Ersttäter sehr nützliche Zusammenfassung!
Ich denke es ist gut, dass gerade ein Ersttäter so etwas verfasst, denn manch ein "Profi" hat schon gar nicht mehr ein Gefühl dafür was wichtig ist (erscheint) wenn man als "blutiger Anfänger" am Flughafen in Windhoek steht und keine Ahnung hat von Land, Leute und Sprache(n) .
Danke und viel Spass bei der "Vertiefung" die mit einiger Wahrscheinlichkeit folgt?!

Liebe Grüsse,
Ulli
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
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20 Jun 2021 22:36 #619157
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  • crockydile am 20 Jun 2021 22:36
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Daumen hoch fuer die Literaturliste :)
Beste Gruesse
Piet

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