Hallo Guido und alle die sich für dieses Thema interessieren. Falls ich irgendwo den Eindruck erweckt habe, dass ich einen
monokausalen Zusammenhang zwischen dem Jagdverbot in BW und der Ausbreitung der Elefanten bis in besiedelte Gebiete, mit resultierenden Problemen/Konflikten, herstelle…. muss ich an meiner Ausdrucksweise arbeiten
. Die eigentliche Ursache ist mE eine Überbevölkerung der Schutzgebiete, die über deren Grenzen hinausdrängt. Allerdings trägt das Jagdverbot dazu bei, worauf „Expertenmeinungen“ (die durchaus nicht nur von der Jägerlobby kommen), für mich plausibel, hinweisen.
@(Über)Population:
Dass die Elefanten aus den Schutzgebieten im NW in großer Zahl abwandern, ist wohl ein „phänomenologischer Beweis“ für eine Überbevölkerung in diesen. Die Elefanten haben den Expertenstreit über Zahlen, Tragfähigkeit etc. bereits entschieden, indem sie „mit den Füßen“ abgestimmt haben. Sie sind aus ihrem Garten Eden im und um das Delta abgewandert, obwohl sie es dort so schön haben. Wenn man sich anschaut wie gleichzeitig die Elefantenpopulation in Angola und östlichen Namibia angestiegen ist, was einen offensichtlichen Zusammenhang nahe legt, kann man ermessen, wie (re)produktiv die Elefanten im und um das Delta und am Chobe (sowie im Hwange) in den letzten Jahrzehnten waren.
@Jagdkonzessionen, Jagdverbot
Die „Trophäenjagd“ im nördlichen BW hat sich hauptsächlich auf indirektem Weg, d. h. nicht bloß durch die (sowieso geringen) Abschusszahlen, auf die Überpopulation in den Schutzgebieten ausgewirkt, sagen die Experten. Die Konzessionsinhaber hatten Brunnen betrieben, um jagdbares Wild auf ihr Gebiet anzulocken und zu halten. Damit haben sie einerseits be/verhindert, dass die aus den Schutzgebieten abgewanderten Tiere in besiedelte Gebiete (zum Wasser und Futter) weitergewandert sind und gleichzeitig auch etwas den Bevölkerungsdruck von den Schutzgebieten genommen.
Dass da was dran sein muss, sieht man m.E. daran, dass die Regierung jetzt diese Brunnen wieder aktivieren will. Allerdings fehlt das Geld und Personal, so dass Private einspringen sollen. Am blog der Friends of Hwange war ein Mal zu lesen, dass der Dieselverbrauch eines Elefanten in der Trockenzeit ca. 5 Liter/Tag beträgt. Solarpumpen sind besser und machen weniger Arbeit, kosten aber.
Manche meinen, Botswana könnte/sollte im Norden und Nordosten locker nochmals 200.000 (!!!) Elefanten unterbringen, man müsste nur die Menschen weg und Wasser ran schaffen. Auch wenn man diesen utopistischen Ansatz weiterverfolgt, würde man doch nach einigen Jahren vor der gleichen Frage stehen wie jetzt, nämlich ob es ohne Abschuss geht.
@Natürliche Regelung der Elefantenpopulation
Es gab zwar (seeehr viel) früher fast überall Elefanten, aber ganzjährig nur an den Plätzen, an denen es ganzjährig Wasser und Futter gab; wenn das nicht der Fall war, sind sie dorthin gezogen, wo es das gab oder umgekommen. Aus diesen zyklischen Massensterben sollen die Grassavannen entstanden sein, weil die Elefanten in ihrem Überlebenskampf alle Sträucher und Bäume vernichtet haben. So die Theorie. Fundamentalistische Naturschützer meinen also, dass man die „Natur sich selbst regulieren“ lassen soll, denn nach jedem Sterbezyklus der Elefanten kommt auch wieder der Busch und Wald zurück. Man müsse nur in langen Zykluszeiten von 100 bis 200 Jahren denken, dann ist die Natur auch wieder heile. Für den jetzt geschädigten Farmer ist das besonders tröstlich.
Seit der ersten Wasserpumpe in NPs, GRs etc. (ohne welche diese es aber nicht geben würde) gibt es jedoch kein „natürlich“ mehr. Im Hwange z. B. gibt es überhaupt kein natürliches Oberflächenwasser über die Trockenmonate, überall wird gepumpt. Die Elefantenpopulation dort ist, so schön sie im Juli in großer Zahl zu beobachten ist, total „künstlich“. Das hat anfänglich gut funktioniert als es höchstens ein paar tausend Tiere waren, mit 40.000 funktioniert das aber nicht mehr (siehe oben).
Übrigens gab es auch in moderner Zeit Massensterben durch Kippen des Systems und zwar Anfangs der 70er im (total überbevölkerten) Tsavo. Damals starben in/nach einer Trockenperiode ca. 30.000 Elefanten, Tausend(e) Nashörner und andere Wildtiere durch Hunger, Wassermangel und Stress. In ihrem Todeskampf haben die Elefanten 20.000 km² Buschwald und jegliche Vegetation großflächig vernichtet. Zig hunderttausende Baumleichen mussten in mühevoller Handarbeit ausgebreitet werden um Bodenerosion durch den totalen Vegetationsverlust zu mindern.
Und man könnte das unendlich fortsetzen…….aber keine Angst, mache ich nicht. Ich persönlich kann nicht sehen, wie Botswana auf lange Sicht ohne Elefantenabschuss auskommen kann. Ob das mittels kommerzieller Jagd, culling oder beides, geschieht, ist eine autonome Entscheidung des Landes.
--und wie wären wohl die Reaktionen, wenn bei uns ein Jagdverbot auf Rehe, Hirsche und Wildschweine verordnet werden würde….?
Grüße
PS. Im Kruger Park soll übrigens bereits entschieden sein, Dämme einzureißen und so eine „Selbstregulierung“ der Elefantenpopulation herbeizuführen. Man wird sehen, was die Öffentlichkeit, die culling abgelehnt hat, sagt, wenn hunderte oder tausende Elefanten qualvoll verdursten oder Gebiete in denen es noch Wasser gibt verwüsten.