THEMA: Landenteignung ohne Abfindung
14 Aug 2018 17:49 #529136
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  • loser am 14 Aug 2018 17:49
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vor einiger Zeit gab es hier schon eine Diskussion über die Landverteilung in SA, die ich nicht mehr finden kann.
Ich hänge hier einen der damals geposteten Artikel nochmals an, zum Thema:
Land Reform And White Ownership Of Agricultural Land In South Africa
hsf.org.za/publicati...70-oct-e-pringle.pdf

Werner
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15 Aug 2018 08:14 #529189
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  • Dreamliner am 15 Aug 2018 08:14
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Hallo,

hinsichtlich der Farmenteignungen in Simbabwe muss man glaube ich mal mit ein paar Märchen aufräumen. Das Allgemeinwissen dazu sieht in der Regel so aus: "Simbabwe war einst die Brotkammer Afrikas und konnte viel Getreideüberschuß exportieren. Durch die Landenteignungen liegen nun die ganzen Farmen brach. Simbabwe produziert deshalb nicht mal mehr genug Getreide für den Eigenbedarf, muss Getreide importieren und viele müssen hungern."

Schauen wir uns mal die Maisproduktion an:
1978 1,205 Mio. Tonnen (unter weißer Herrschaft)
1979 1,760 Mio. Tonnen (unter weißer Herrschaft)
1980 2,767 Mio. Tonnen (Mugabe kam an die Macht)
2000 2,148 Mio. Tonnen (Mugabe startet Landreform)
2017 2,155 Mio. Tonnen

Generell ist die Maisproduktion sehr stark wetterabhängig (siehe aktuell Deutschland) und zwischendurch gab es in Simbabwe in Dürrejahren immer mal Produktionseinbrüche mit nur 600 Mio. Tonnen im Jahr. Es gibt auch belegbar Farmen, die nach der Enteignung nicht mehr produktiv sind/waren. Das generell die landwirtschaftliche Produktion zusammen gebrochen ist, stimmt aber einfach nicht. Sie ist ungefähr gleich geblieben. Auch beim wichtigen Exportprodukt Tabak ist die Produktionsmenge ungefähr gleich geblieben.

Wenn also die Getreideproduktion abgesehen von Dürrejahren ungefähr auf dem selben Niveau verblieben ist: Wie kann es sein, dass Simbabwe heute Getreide importieren muss und Simbabwer teilweise hungern? Als Mugabe 1980 an die Macht kam, hatte Simbabwe 7 Mio. Einwohner. Heute sind es je nach Statistik 12-17 Mio. Einwohner. D.h. der Eigenbedarf an Getreide hat sich verdoppelt und ist bei ungefähr gleich gebliebener Produktionsmenge nicht mehr gedeckt. Die primäre Ursache der Knappheit an Grundnahrungsmitteln liegt im Bevölkerungswachstum und nicht in der Landreform

Nichtsdestotrotz haben die Nebenwirkungen der Politik der Landenteignungen im Verbund mit anderen rassistisch motivierten Maßnahmen (fast alle Unternehmen sollten mehrheitlich schwarzen Simbabwer gehören) Simbabwe wirtschaftlich das Genick gebrochen. Wenn entschädigungslose Enteignungen drohen, wird jeder Investor vergrault. IWF, Weltbank und andere internationale Institutionen machen einen gewissen Rechtsrahmen zur Voraussetzung für Unterstützung. Da hat sich Simbawe auch selbst weitgehend den Zugriff auf Mittel abgeschnitten. Bezogen auf die Landwirtschaft kommt hinzu, dass sich ohne Enteignungen der allgemeine Fortschritt (Maschinen, Dünger, Saatgut, ...) wahrscheinlich in einer stärkeren Steigerung der Produktionsmenge niedergeschlagen hätte.

Südafrika und Namibia wird es bei entschädigungslosen Landenteignungen ähnlich wie Zimbabwe ergehen. Die globalen Rahmenbedingungen haben sich nicht geändert. Investoren werden fern bleiben. Namibia und Südafrika haben wie Simbabwe Jahr für Jahr ein Leistungsbilanzdefizit und sind auf Geldzuflüsse aus dem Ausland angewiesen. Die wird es nicht mehr geben. Die Wirtschaft wird in beiden Länder kollabieren. Das ist nicht das einzig mögliche Szenario für diese Länder, aber aus meiner Sicht das derzeit wahrscheinlichste Szenario.

D.
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15 Aug 2018 09:06 #529194
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Hi,
danke für die Links!
Danke Dreamliner, für die Zusammenfassung.
Ich glaube, dass das grundlegende Problem die Auffassung und der Umgang mit privatem Eigentum ist. Das schafft für Investoren, die ja gern mit dem investierten Geld Profit machen wollen, ein unsicheres Klima. Außerdem ist ja die Reform immer nur eine Fassade. Wenn das dann unter ANC Größen aufgeteilt würde, so wie in ZIM am Ende die ZANU-PF Größen bedient wurden, ändert sich nichts.
Landeigentum hat natürlich auch immer etwas symbolisches. Ob man damit nun reich wird, oder eben nicht, ist wahrscheinlich zweitrangig. Die Meinung, viel Land - viel Geld, ist in Afrika sicherlich sehr verbreitet. Bei uns hier ist ja landwirtschaftliche Fläche an sich nicht gerade viel wert.
Interessant wäre ja auch, ob das nur der Anfang ist, oder ob prinzipiell die Enteignung von Produktionsmitteln zum Zwecke der Umverteilung an andere von staatswegen vorgesehen ist.
Als Alternative zu den privaten Farmen wäre ja wirklich sowas wie eine LPG vorstellbar. So in die Richtung suggeriert ja auch der Artikel. Dann wird es für den Farmbetrieb an sich wohl egal sein, wer der Eigentümer ist.
Die Frage, welche Implikationen für RSA insgesamt eine entschädigungslose Enteignung hat, kann man sich ja gut ausmalen. Wäre auch wirklich interessant, was die Banken, denen ja de-facto ein Großteil des Landes gehört, dazu meinen. Der Hypothekenausfall wäre sicherlich beträchtlich. ME ist nun auch davon auszugehen, dass eine Beleihung aufgrund der aktuellen politischen Diskussion um dieses Thema sicherlich mit großen Risikoaufschlägen versehen wird und damit einige in den Bankrott getrieben werden.
Gruss
Christian
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"Land expropriation: Here's how it could be implemented, says Mantashe"
"ANC chairperson Gwede Mantashe says the Constitution must be amended to limit land ownership to 12 000 hectares per farm owner, and white farmers who own more than that should hand over the rest to the state without compensation...."
www.news24.com/South...ys-mantashe-20180815

Viele Grüße
Christian
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15 Aug 2018 13:23 #529232
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Hallo,

AfriForum ist ja durch eine Quelle, die sie verständlicher Weise nicht nennen wollen,
an die Liste jener Farmen gekommen, die als erste enteignet werden sollen.
www.afriforum.co.za/...2-Plaaslys-Media.pdf

Das Forum würde rechtliche Schritte dagegen vorbereiten, meldet zB EWN >
ewn.co.za/2018/08/15...m-expropriation-list

Gruß Gina
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15 Aug 2018 14:44 #529242
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A-Wolf schrieb:
Also nur "weiße" Landbesitzer - Schwarze oder Politikern dürfen selbstverständlich ihren Besitz behalten egal ob legal oder illegal erworben.
Wenn das „weiße“ Farmland mit einem Kredit belastet ist wird dieser anteilig vom „neuen“ Eigentümer übernommen?
„Dürfen“ die auch die Maschinen, Rindviecher bzw. Ernteerträge „kostengünstig“ übernehmen.
Da wird der Korruption Tür und Tor geöffnet.
Gibt es eigentlich eine „Liste“ wer welche Farm (Größe) in Namibia zu welchem Preis erworben hat?
MfG
A-Wolf

Hallo A-Wolf,
ja, darum gehts, dass das Land an Menschen mit schwarzer Hautfarbe "zurückgegeben" wird.
Zu Krediten, Maschinen, und Viehbestand: lies bitte meinen Eintrag #529057 auf der Seite 1.
Gibt es in Österreich eine "Liste" wieviel der Huaber-Bauer aus Unterstinkenbrunn für seine 2,5ha Acker bezahlt hat?
Nimms mir nicht übel! ;)
Gruß Gina
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