THEMA: Landenteignung ohne Abfindung
15 Aug 2018 16:58 #529258
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  • ron74 am 15 Aug 2018 16:58
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In Österreich vielleicht nicht (so wie auch in Deutschland). In Südafrika gibt es schon ein Register / eine Liste. Schau mal unter Property24.com (Sold Prices), wer welches Grundstück für welchen Preis gekauft hat. Es ist ganz interessant wenn man sieht, für wie "wenig" Rand man vor 20 Jahren kaufen konnte.
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15 Aug 2018 20:24 #529294
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  • GinaChris am 15 Aug 2018 20:24
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Hallo ihr beiden,

bei Property24.com, sehe ich zwar um welchen Betrag eine Liegenschaft verkauft wurde,
möchte ich aber wissen wer sie gekauft hat, muss ich für die Info bezahlen.
Quasi genauso ist es bei der österr. Grundbuchabfrage.
Also, ohne Moos nix los. ;)

Gefragt wurde ursprüglich nach (Zitat A-Wolf):
Gibt es eigentlich eine „Liste“ wer welche Farm (Größe) in Namibia zu welchem Preis erworben hat?

In Südafrika kommt man so zur gewünschten Info > www.gov.za/services/...registry-information
Gruß Gina
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15 Aug 2018 21:06 #529301
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  • ron74 am 15 Aug 2018 16:58
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Stimmt auch wieder nicht ganz.

Wenn Du die Adresse hast, kannst Du bei der CCT ganz bequem und kostenlos herausfinden, wer der aktuelle Eigentümer ist und wie das Grundstück von der Stadt valutiert wird. Dann weißt Du natürlich auch, wer und zu welchen Preis gekauft hat.

Hier mal als Beispiel unser Präsident, der sich auf zwei Grundstücken in der Head Road eine neue "Hütte" baut oder fast fertig ist:

web1.capetown.gov.za...Search=ADD%2c%2cHEAD (Man muss auf Seite 2 weiterklicken)

Da steht zwar nicht Ramaphosa, aber Tshivhase Trust ist das gleiche:-).

Sollte man sich mal anschauen, wenn man vor Ort ist. Dann kann man sicherlich auch nachvollziehen, wieso unser Präsident sicherlich kein wirkliches Interesse daran hat, dass wirklich alles Land komplett verstaatlicht wird, so wie es ja wohl die EFF wollen?


Ron
Letzte Änderung: 15 Aug 2018 21:10 von ron74.
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16 Aug 2018 16:15 #529393
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@ Die „schwarze Liste“….es scheint sie zu geben, aber wer hat die Richtige? Die jetzt zirkulierte soll „fake“ sein. Siehe www.farmersweekly.co...rica/farm-list-fake/ und die Tagespresse betr. die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Enteignungen auf der „echten“ Liste, die (noch) niemand kennt.

@ Landreform
„Als Alternative zu den privaten Farmen wäre ja wirklich sowas wie eine LPG vorstellbar. So in die Richtung suggeriert ja auch der Artikel“ (Christian).
Es wurden schon viele Modelle diskutiert, es ist aber (zu) wenig weitergegangen. Es gibt auch eigentumsbasierte Ansätze, z.B. Witzenberg PALS googeln, siehe Kurzbeschreibungen hier
www.farmersweekly.co...serious-land-reform/
www.farmersweekly.co...armers-give-away-30/

Generell stehen Teile der weißen Farmercommunity einer „Landreform“ schon lange nicht mehr grundsätzlich ablehnend gegenüber, sie haben längst kapiert was auf dem Spiel steht.

www.farmersweekly.co...form-lets-make-work/

Das Alles ist nicht neu, wird aber durch den von Malema geschickt aufgezogenen Popanz (von welchem sich der ANC über den Platz treiben lässt) medial vollkommen überdeckt.


@Zimbabwe als realistisches Muster für den zukünftigen Ablauf in SA.

Jetzt wurde das Zimbabwe-Thema für SA zweckentfremdet und jetzt schreiben wir/ich im deswegen eröffneten SA-Thema über Zimbabwe :) . Das ergibt sich aber betr. LANDENTEIGNUNG irgendwie zwangsläufig. Ich habe kein Problem damit und die Wenigen, die sich für so ein Randthema interessieren, hoffentlich auch nicht, deswegen gebe ich auch noch meinen Senf drein…. alles aus dem Gedächtnis geschrieben.

Mugabe/ZANU-PF hatten von Anfang an entschädigungslose Enteignungen der „Siedler“ geplant, „willing-seller willing-buyer“ für die zwingend notwendige Neuverteilung von Land wurde ihnen aber beim Lancaster House Abkommen aufgezwungen bzw. abgerungen, mit dem Versprechen, dass UK (und auch USA!) dafür finanzielle Unterstützung leisten werden. Der Exodus Weißer und Farmer begann unmittelbar nach der Staatsgündung, weil viele nicht unter einem schwarzen Regime leben wollten, mit der Folge dass viele Farmen zum Verkauf angeboten wurden. Diese mussten zuerst dem Staat angeboten werden, erst wenn der Staat diese Option nicht ausübte, durfte verkauft werden bzw. war der neue Besitzer dann auch rechtmäßiger Besitzer. Die Ironie der Geschichte war nun, dass mit jeder vom Staat nicht genutzten Kaufoption aus Kolonisten rechtmäßige Farmbesitzer wurden. Mugabe musste dem zähneknirschend mangels Geld eine Zeit lang zuschauen, die Comrades und Veteranen, die die ihnen versprochene Farm einforderten, wurden immer ungeduldiger und wie Bob das dann gelöst hat ist heute Geschichte. Gerechtfertigt hat er sich anfänglich immer mit den gebrochenen Versprechen von UK, EWG und USA zur Finanzierung von willing-seller willing-buyer. Da ist was dran, aber realistischerweise hätte er das sowieso gemacht, weil er zum Machterhalt an seine Klientel liefern musste und auch selber (Nachtrag: und für sich und family) wollte. Diese von Mugabe immer wieder behauptete Nebenvereinbarung wurde in den letzten Jahren nach Ablauf von Geheimhaltungsfristen von Teilnehmern an den Verhandlungen bestätigt. Die spätere Labourregierung hat die Zahlungen eingestellt mit dem Argument, dass sie immer gegen den Kolonialismus war und daher auch Kolonialisten nicht noch entschädigen wollte, außerdem hat Mugabe dafür gewidmete Mittel nicht dafür verwendet und sich i. A. international unbeliebt gemacht. Die USA soll überhaupt nie bezahlt haben.
Dreamliner macht mE wichtige Feststellungen betr. den landwirtschaftlichen Ertrag in Zimbabwe. Die guten Maisernten in den ersten Jahren waren wohl einerseits den günstigen Bedingungen zu verdanken, wurden aber eingefahren, als und obwohl weiße Farmer bereits auswanderten, wurden also maßgeblich auch von schwarzen Kleinbauern eingefahren, die erstmals auch auf den Markt konnten. Dieser Umstand war damals DAS Gegenargument gegen die Prophezeiungen, dass unter schwarzer Herrschaft alles sofort den Bach hinuntergehen würde. Das kam erst später, aber aus anderen Gründen bzw. nicht weil die schwarzen Farmer grundsätzlich Versager wären.
Den anfänglich freiwillig ausgewanderten und später vertriebenen weißen Farmern wurde in SA, aber auch Zambia, Mozambique und sogar Nigeria der rote Teppich aufgerollt und es wurde ihnen Land zur Bewirtschaftung angeboten und zur Verfügung gestellt bzw. konnten sie sich ankaufen, weil ja einige Vermögen hatten. Ich nehme an, dass die meisten wieder auf die Beine gekommen sind und dass es auch heute noch weiße Farmer in Zimbabwe gibt, sei es als Teilhaber (anstelle Alleinbesitzer), Manager oder durch irgendwelche „Arrangements“ mit der Nomenklatura etc. Wie viele, würde mich sehr interessieren.
Die schwersten Verlierer der Enteignungen waren jedoch die hunderttausende schwarzen Farmarbeiter samt Familien, die von den Bes(i)etzern vertrieben wurden, weil die neuen Eigentümer mangels Absicht zu kommerziellem Farmen oder Abwirtschaftens für sie keine Verwendung hatten. Sie wurden in die Armut gestoßen und über sie wird hier nie geredet.

@ Bevölkerungswachstum
Jede Debatte über Lebensmittelversorgung und –sicherheit in Afrika muss sich, wie von Dreamliner gesagt, mit dem untragbar hohen Bevölkerungswachstum auseinandersetzen. Wenn ich in Südafrika die heutigen Stadt- und Ortsgrenzen und die Besiedlungsdichte mit vor 50 Jahren vergleiche, wird mir angst und bange, wo zigzig kilometerweit unbesiedeltes Land war, leben heute überall Leute.

Werner

PS: Es gibt übrigens ein aktuelles und kaum beachtetes Beispiel kaltschnäuziger, entschädigungsloser Enteignung in der EU, nämlich die der rechtmäßigen, im Grundbuch eingetragenen, ausländischen Pächter, korrigiert nach berechtigtem Einspruch von A-Wolf auf "Nießbrauchpächter", in Ungarn.
Letzte Änderung: 16 Aug 2018 19:18 von loser.
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16 Aug 2018 21:05 #529448
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  • GinaChris am 15 Aug 2018 20:24
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@loser
Ich habe einen Buchtipp für dich: The Great South African Land Scandal, by Dr. Philip Du Toit

Es beschreibt schonungslos, was mit Farmen in Südafrika geschehen ist, die dem "Land Act" zum Opfer gefallen sind.
Viele unterstellen Du Toits Werk, es wäre rassistische Propaganda, die die Unfähigkeit der neuen schwarzen Eigentümer zum Hauptthema hat.
Nun ja, zugegeben, habe ich selbst einige Ausnahmen kennengelernt, die Willens waren, das Angebot der ehemaligen weißen Besitzer, ihr Wissen über die Landwirtschaft an sie weiterzugeben, angenommen und umgesetzt haben,
doch der Großteil war daran in keiner Weise interessiert.
Ein Paradebeispiel dafür ist die Farm Murlebrook meiner Freunde Mike und Monica Amm im Letsitele Valley nahe Tzaneen.
Du Toit widmet ihr ein Kapitel in seinem Buch.
Ich habe mitangesehen, wie jahrzehntelange Arbeit, florierende Avo, Macadamian, und Zitrusplantagen von Exportqualität,
innerhalb einer einzigen Saison den Bach hinuntergegangen sind.
Die Früchte verrottet auf den Boden gefallen, das Farmhaus geplündert, die Holzböden verheizt, die Bewässerungsleitungen herausgerissen und vermutlich zum Metallschrottpreis verkauft, die Gerätschaft verrostet.

Ob Landenteignung ohne Abfindung in der heutigen Zeit wohl anders enden wird?
Gruß Gina
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17 Aug 2018 11:44 #529508
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Danke für den Buchtipp GinaChris, ich hatte schon davon gehört, aber noch nicht gelesen, ist jetzt vorgemerkt. Es hätte mich schon auch interessiert, wo ich in meinen Beiträgen zu erkennen gab, dass ich über Vorkommnisse, wie von dir geschildert, nicht informiert wäre oder diese in Abrede stellen würde. Wie meistens, ist etwas nicht nur so oder so, die augenblickliche und zukünftige Realität liegt dort, wo sie gestaltungsfähige Menschen herstellen. Ich persönlich sehe eben augenblicklich keine Anzeichen dafür, dass aus Ramaphosa oa. in absehbarer Zeit ein durchgeknallter Diktator wie Mugabe wird. Ich dachte, so ein Thema soll dem Informationsgewinn und –austausch dienen*), wenn aber alle sowieso schon wissen was demnächst passiert, erübrigt sich das eigentlich.

Ich verabschiede mich in allem Respekt und auch mit ein bisschen Neid von der erlauchten Runde der Kristallkugelbesitzer und werde mit Interesse weiterlesen, so es noch etwas geben wird. Vielleicht erfahre ich z.B. warum AfriForum glaubwürdiger ist als AgriSA. Jedenfalls hat AfriForum mE mit der Veröffentlichung einer wahrscheinlich unverifizierten Liste der Regierung betr. entschädigungsloser Enteignung bereits den Rang abgelaufen, denn die geouteten Farmen haben wohl bereits jetzt und dadurch an Wert verloren.

Grüße, Werner
*) Dazu noch eine Serviceleistung @ Murlebrook greatsalandscandal.b...etsitele-valley.html
udgl. www.fr.de/panorama/l...hte-farmer-a-1522990 (war auch unlängst im Profil)

PS @ A-Wolf. Ich habe „Pächter“ auf „Nießbrauch-Pächter“ geändert, damit ist das jetzt sprachlich korrekt.
Letzte Änderung: 17 Aug 2018 13:12 von loser.
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