THEMA: Sicherheitstipps Südafrika
01 Nov 2017 11:11 #495142
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  • Guido. am 01 Nov 2017 11:11
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Hallo,

Man sieht die ganzen Meldungen zur Kriminalität rund um den Flughäfen, zu Carjacking und mehr. Das fühlt sich dann zunehmend wie eine Reise in ein "Kriegsgebiet" und wenig nach Urlaub an. Dann versucht man irgendwie zu beurteilen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, das es einen trifft.

Die Zahl der durch Diebstahl und Hijacking insgesamt entwendeten Fahrzeuge in Südafrika ist wohl seit Jahren recht konstant. Das Verhältnis ändert sich aber. Diebstahl von Fahrzeugen nimmt kontinuierlich ab und Hijacking von Fahrzeugen nimmt seit 5 Jahren um ca. 12-15% pro Jahr zu und hat jetzt wieder die alten Höchststände von 2008/09 erreicht. Der Hintergrund ist wohl, dass moderne Autos ohne Schlüssel kaum noch wegzubewegen sind und einfacher Diebstahl (Zündschloß kurzschließen - wie im Fernsehen gern gezeigt) immer weniger funktioniert. Will man ein modernes Auto erbeuten, muss man es dem Fahrer am besten samt Schlüssel abnehmen.

Wenn man ganz schnell ein paar Zahlen zusammen sucht: Südafrika hat wohl ca. 12 Mio. Fahrzeuge im Bestand. 16.717 wurden im letzten Statistikjahr per Car-Hijacking erbeutet. Nun sind unter den 12 Mio. Fahrzeugen viele alte Autos, die sicher niemand per Car-Hijacking klauen will. Ca. 550.000 bis 600.000 Autos werden in Südafrika jedes Jahr verkauft. 1,7 Mio. Autos dürften deshalb max. 3 Jahre alt sein und auf diese dürften die Car-Hijacking-Fälle primär entfallen. Die Wahrscheinlichkeit läge dann grob bei 1:100 pro Jahr. Als Tourist wird man in der Regel mit einem max. 3 Jahre alten Mietwagen unterwegs sein und in diese Gruppe fallen. Nun sind die Statistiken auf das Jahr gerechnet. Wenn man im Schnitt 2,5 Wochen unterwegs ist, ergäbe sich bei dieser Berechnung ganz grob eine Wahrscheinlichkeit von 1:2000, das man als Tourist Opfer von Car-Hijacking wird. Das ist natürlich wirklich nur eine grobe Annäherung, denn in der Praxis spielen noch viel mehr Parameter eine Rolle, die hier alle nicht berücksichtigt sind.

Beste Grüße

Guido
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01 Nov 2017 11:20 #495146
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  • leser am 01 Nov 2017 11:20
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Hi, jetzt zitiere ich mich selber :whistle:leser schrieb:
Überall wo ihr euch wohl gefühlt habt, war das im (in eurem) Hintergrund immer vorhanden, Ihr habt es nur nicht gewusst.... alles da oben Thematisierte ist business as usual.
…und nochmals, es hat sich (noch) nichts Gravierendes verändert, es war immer da, aber Touristen sind damit selten konfrontiert, weil sie sich nur kurzzeitig und selten in Risikosituationen aufhalten. Aber es ist wichtig zu wissen, dass es das gibt, daher die Info zu Vorfällen, und wie man sich verhalten sollte, (GinaChris, Maputo….). Was man von den Verhaltensregeln im Ernstfall umsetzen kann, ist eine andere Geschichte, weil man das jahrelange „Training“ der Südafrikaner im Trockenkurs einfach nicht so schnell erlernen kann.
Ein car/hijacking- Vorfall an Touristen wird in Medien und Foren blitzartig weltweit publik gemacht. Gemessen an der Häufigkeit dieser Vorfälle (siehe verlinkte Statistiken) sind die Vorfälle an Touristen mE. eine verschwindende Größe. Ich habe mich auch oft gefragt, ob nicht das heute übliche Tracking über die black box dabei eine positive Schutzfunktion erfüllt, das müssten aber die Spezialisten beantworten. Die Kriminellen sind oft hochprofessionell organisiert und durchaus in der Lage Mietautos (mit erhöhtem Verfolgungsrisiko) zu erkennen. Meistens sind die Verbrecher ja hinter dem Auto her, das andere Raubgut ist nur Draufgabe.

Die Südafrikaner mit denen ich über die Jahre Kontakt gehalten habe, sagen mir immer, dass es vor 10 bis 20 Jahren schlimmer war*) (ob das so bleibt, wird sich zeigen). Sie gehen aber auch sehr unterschiedlich mit diesen Lebensumständen um. Die Einen kriegen einen Herzinfarkt wenn ich zum Begleichen der Rechnung Geldscheine aus der Hosentasche ziehe, würden nie Geld ziehen wo ich das mache, fahren NIE nach Einbruch der Dunkelheit, gehen im öffentlichen Raum NIE zu Fuß, außer in großen Malls, mit überdachtem Parkplatz und vielen Wachleuten. Andere gehen in das kleine shopping centre in ihrem Viertel, zu Fuß ins Pub und spät nachts nach Hause….aber Allen ist gemeinsam, dass sie selber, oder Familienangehörige oder Freunde schon überfallen wurden oder nahe dran waren.
Und vor Allem: DAS Südafrika gibt es nicht, genauso wenig wie andere DASs. Es gibt das oben beschriebene SA in Ballungsräumen und es gibt ländliche Gebiete mit Häusern ohne Mauern und Stacheldraht, sogar ohne Fenstergitter, mit den Gartenmöbeln auf der offenen stoep etc…..
Also, entspannt euch und genießt die Reise.
*) PS: Vor 9 Jahren war ich 4 Wochen an der Namaqualandküste und -hinterland und habe in einfachen B&Bs abseits des internationalen Tourismus übernachtet. Praktische alle Wirtsleute waren, unabhängig vom Alter, "Kriminalitätsflüchtlinge" aus dem Großraum Pretoria/Johannesburg.
Letzte Änderung: 01 Nov 2017 11:32 von leser.
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01 Nov 2017 21:44 #495192
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  • Margrit am 01 Nov 2017 21:44
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Situationen wie sie Leser beschreibt, haben wir auch so in Graff-Reinert 2003 erlebt. Wir waren für paar Tage bei Freunden. Auch sie versuchten uns händeringend davon abzuhalten, dass wir abends zu fuss zum Essen gehen wollten. Obwohl sie auch nicht ums Haus eingemauert waren, hatten sie kein Verständnis für unser Vorhaben.
Als wir später in Durban unterwegs waren, lief uns ein älterer Mann nach & machte uns aufmerksam, dass wir die Uhr nicht am Handgelenk tragen sollten.

In Südafrika prallen nach wie vor Welten aufeinander. Zwar herrschen seit dem Ende der Apartheid Demokratie & gesetzliche Gleichheit. Von wirtschaftlicher Ausgewogenheit & sozialer Gerechtigkeit kann jedoch noch lange keine Rede sein
Auch fast 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid bleibt das Land gespalten. Statt der Hautfarbe trennt die extrem ungleiche Einkommensverteilung das Land.
Trotz der beachtlichen Entwicklungen in den vergangenen Jahren bestehen weiterhin grosse soziale Unterschiede. Für einen grossen Teil der Bevölkerung verbessern sich die Lebensumstände nur langsam & die Arbeitslosigkeit ist hoch. Dies sind unter anderem Ursachen für die hohe Kriminalitätsrate, lokal begrenzte Streiks mit teilweise gewaltsamen Auseinandersetzungen sorgen für örtliche soziale Unruhen.
Gewaltkriminalität ist verbreitet & in den grossen Städten besonders hoch (Johannesburg, Kapstadt, Durban & Pretoria). Die Kriminellen sind häufig bewaffnet, gut organisiert & gehen oft brutal vor: Raubüberfälle, Diebstahl von Autos unter Androhung oder Anwendung von Gewalt.
Trotzdem denke ich durch gute Vorbereitung & vernünftiges, Risiko minimierendes Verhalten lässt sich die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat in Südafrika zu werden, deutlich reduzieren. Doch sollte man die Gefahrenlage nicht unterschätzen.

Wir waren schon des Öfteren & längere Zeiten im südlichen Teil Afrika unterwegs, hatten nie nennenswerte Probleme, ausser in Nata ein Überfall.

All das ändert nichts an meiner positiven Einstellung diesem Land gegenüber.

Gruss Margrit
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02 Nov 2017 11:27 #495231
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  • Logi am 02 Nov 2017 11:27
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Ticktack schrieb:
Es sind hunderte von Famern gegen die Farmermorde auf die Straße gegangen.
Währenddessen gab es 3 neue Farmer Killings....

www.timeslive.co.za/...-the-killing-fields/

Darüber gibt es heute in der AZ auch einen langen Artikel:

Bewaffnet zur Kirche: Die Freiheit auf dem Land ist vorbei

Seit Monaten schlief Bokkie Potgieter nur noch mit dem Gewehr im Anschlag. Wenn die Sonne am frühen Abend hinter seinen Gemüsebeeten nahe des Ortes Vryheid in der südafrikanischen Provinz KwaZulu Natal versank, bereitete sich der 70-Jährige auf die einsame Nachtwache vor. Wie so viele andere Farmer in der Kap-Republik verschanzte sich Potgieter bei Einbruch der Dämmerung im Farmhaus, um erst am Morgen wieder herauszukommen....

...Geholfen hat ihm seine Vorsicht dennoch nicht: Ausgerechnet am „schwarzen Montag“, dem Tag, an dem zu Wochenbeginn tausende Südafrikaner landesweit zusammenkamen, um gegen die vielen Morde auf den Farmen des Landes zu protestieren und der Ermordeten zu gedenken, wurde Potgieter von einem Mann getötet, der den Pritschenwagen des Farmers stehlen wollte. Der Killer selbst wurde wenig später von Arbeitern auf einer Nachbarfarm erschlagen, nachdem er zuvor auf der Flucht mit dem gestohlenen Auto verunglückt war.

Auslöser der Proteste am Montag war jedoch der Mord an dem 47-jährigen Winzer Joubert Conradie, der vergangene Woche auf seiner Farm nahe des Weinortes Stellenbosch erschossen worden war. Dies hatte wiederum den Farmer Chris Loubser zu einer flammenden Protestaktion auf Facebook animiert. „Ich war über das Ausmaß der Reaktion auf meinen Aufruf total überrascht, aber natürlich auch erfreut“, sagte Loubser. Zumal die Farmmorde seit 25 Jahren unvermindert anhalten - und die Regierung hartnäckig schweigt. ...


LG
Logi
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Das ist ein anderes tristes Kapitel. Als Farmer in RSA gehört man zu einer Hochrisiko Gruppe.

Pro Jahr werden momentan etwa 50-60 Farmer oder auch deren Kinder und Frauen ermordet. Wer Lust und starke Nerven hat kann einmal in Google etwas suchen und sich Bilder anschauen. Zum Teil sind es bestialische Morde.

Früher waren es jeweils um die 140 Farmer die ermordet wurden.

Lg Maputo
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  • GinaChris am 02 Nov 2017 12:45
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Für mehr Sicherheit ist seit kurzer Zeit ein "Rapid Response App" in Südafrika verfügbar.
Für Touristen mit 30 Tagen Gültigkeit um U$ 20 in Android und Apple stores erhältlich.
Bringt rasche Hilfe bei Überfällen und auch medizinischen Notfällen.
Quelle: www.tourismupdate.co...-tourists-from-crime
youtube Video dazu:
Gruß Gina
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