Kerstin schrieb:
Hallo,
entschuldigt, aber die Quatscherei, wer Schuld ist, macht mich traurig. Es ist nun mal so, dass die Widerer super ausgestattet sind. Ich finde es gut, dass es im südlichen Afrika Menschen gibt, die mit Ihren wenigen Mitteln aber mit Ihrer Kraft dagegen kämpfen und die wollen wir unterstützen.
Kerstin
Eine Diskussion über das Warum und die Schuld an der Misere ist eben doch notwendig, um die Hintergründe zu erhellen und vielleicht doch Abhilfe zu schaffen.
Über das Problem wurden bereits Riesenabhandlungen geschrieben, das würde auch den Rahmen des Forums sprengen, daher nur stichwortigartig einige Fakten – wenn dadurch eine Schwarz-Weiss Zeichnung entsteht, sei`s drum.
Fakt: 333 Rhinos (davon 10 schwarze) wurden 2010 gewildert, mit 146 Rhinos wurde der Krüger Park anteilig am schwersten getroffen, 177 sind`s bereits dieses Jahr.
Grund: Gestiegene Nachfrage (und Preise) für Rhinohornprodukte in der asiatischen Medizin, da denen Hilfe bei Krebs, Aids und Impotenz nachgesagt wird.
Schlussfolgerung: Die hohen Endpreise können nur Konsumenten mit hohem Einkommen also auch höherer Bildung bezahlen. Wenn wir aber schon einem gebildeten Endverbraucher nicht klarmachen können, dass die Hornmasse genauso wirksam ist wie Nägelkauen, kann man hier keine Lösung herbeiführen. Das Statussymbol Rhino Powder und der Abnehmermarkt wird vorläufig bleiben.
Am anderen Ende der Kette steht der Wilderer: solange ein ungelernter oder auch angelernter Arbeiter 15 Rand die Stunde verdient und dazu noch bis über 50% der erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos ist sind fünf- bis zehntausend Rand für ein paar Tage Risiko akzeptabel und oft auch die einzige Einnahmequelle. Man darf nicht übersehen, dass selbst im Krüger viel für den Pott (also Impalas, Warzenschweine etc) gewildert wird. Die Hemmschwelle ein Rhino zu erlegen sinkt mit der Aussicht auf ein Jahresgehalt für ein paar Tage und Nächte Arbeit. Nicht immer geht es für die Wilderer so schlecht aus wie Anfang Januar dieses Jahres bei Pretoriuskop. Daher wird auch dieses Problem über die nächsten Jahre bestehen.
Dazwischen hängt die Struktur der Organisierer, Logistiker und – leider – auch korrupter Offizieller die fürs Wegschauen oder auch für direktes Mitarbeiten ebenfalls die Hand aufhalten. Hier existiert eine lukrative Schattenwirtschaft mit vielen „Arbeitsplätzen“. Dort anzusetzen durch aktive Ermittlung – auch Unterwandern der Organisation etc - ist die einzige kurzfristige Möglichkeit die Kette zu unterbrechen. Hier wären allerdings (nicht mehr existierende) Formationen wie die Scorpions nötig, und der notwendige Wille dazu ist leider noch nicht feststellbar. Zumindest wurde jetzt die Garnison in Komatipoort verstärkt und aufgerüstet und patrouilliert mit den Park Rangern die Grenze zu Moz.
Im Mafikeng Reserve läuft derzeit ein viel versprechendes Projekt, bei dem durch Implantation eines GPS Chips in das Horn eine komplette Überwachung sichergestellt ist und selbst im Falle eines Absägens des Horns dieses jederzeit lokalisiert werden kann. Damit ist das Horn für den Wilderer wertlos. Traurig, dass zu solchen Maßnahmen gegriffen werden muss.
Bei der Bekämpfung der Wilderei können die Honary Rangers nur eine unterstützende Rolle einnehmen, da sie gesetzlich auf das Beobachten und Melden beschränkt sind und allenfalls ein Citizens Arrest durchführen können. Umso mehr ist ihr Engagement für die Sache zu schätzen, es ist nicht jedermanns Sache, seine Freizeit, eigenes Geld und manchmal auch seine Gesundheit zu opfern. Nur in der Kooperation von HR, privater Security und den staatlichen Organisationen kann die Wilderei derzeit eingedämmt werden. Danke dafür, dass es Leute gibt, die das unterstützen.
Grüsse aus Marloth Park
Karl