THEMA: Drei Tage im Addo Elephant Park 2 - der 4x4 Trail
06 Apr 2009 10:49 #97004
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  • Southerndreams am 06 Apr 2009 10:49
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Der Addo Elephant 4x4 Trail - Bedrogfontein oder Kabouga 4x4 Trail

Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes wollen wir den südwestlich gelegenen, wilden Teil des Addo National Park erkunden. 5 - 6 Stunden soll der Trail durch die Zuurberg Mountains dauern. Wir haben uns dazu am Vortag im Büro des Parks angemeldet und auch eine Wegbeschreibung bekommen. Wir sollen zwischen 7 und 8 Uhr am Gate in Kirkwood sein. Danach würde man uns nicht mehr einlassen! Wir sind mit einem Freund aus Deutschland unterwegs und haben kein GPS dabei. Das Auto war eh schon voll genug. Um 7 sind wir in Kirkwood, finden aber die Abzweigung erst mal nicht. Ein Schild gibt es nicht. Nach mehreren Versuchen, in die Berge zu fahren, die klar vor uns liegen, fragen wir in der Tourist-Information nach, die um 8 Uhr öffnet. Man zeigt uns den Weg und wir sind in 20 Minuten am Gate. Es ist 8:30! Keine Frage, wir werden dennoch eingelassen. Der Ranger spricht kaum Englisch, das Ausfüllen des Permits und das Kassieren des Eintrittsgeldes dauert. Es wird klar, er weiß nicht, wie viele Gäste heute kommen sollen. Er lebt hier mit seiner Familie unter ärmlichsten Verhältnissen.



Um 8:45 geht es endlich los. Zunächst fahre ich. Jeder soll ca. 20 km fahren. Es sind ja nur 45 km plus den Loop von 10 km. Der Loop ist easy zu fahren, lt. Plan soll er eine 4x4 Strecke sein und soll eine Stunde dauern. Den 4x4 Antrieb benötigen wir erst mal nicht. Wir sehen Kudus, Kuhantilopen, Straße, Warzenschweine. Wir sind gut gelaunt und so schlimm kann das ja nicht werden, wenn die Strecke so bleibt. Wo ist hier bitte die 4x4 Strecke?



Mehrfach kommen wir an Ruinen der früheren Siedler vorbei. Nach der Hälfte des Loop machen wir auf einer grünen Wiese, die sehr an den Schwarzwald erinnert, würden da weiter oben nicht Baboons und Kudus herumlaufen, Frühstückspause. Man sieht noch die Grundrisse der Häuser, eine Tränke und die Ecke, an der einst der Gemüsegarten war.



Die Tiere sind wesentlich scheuer als im Park selbst. Klar, wann wird hier mal ein Touristenauto vorbei kommen. An manchen Stellen riecht es intensiv nach Raubtier, aber wir bekommen keines zu sehen. Die Rangerstation, die es lt. Plan hier geben sollte, finden wir nicht.



Um kurz vor 10 sind wir wieder an der Stelle, wo der Loop abging. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, weiterzufahren. Der Ranger sagte uns, wir sollten den nördlichen Track nehmen, den Vaalneck River Loop, aber wir nehmen südlichen, den Langrugkloof, denn es hat viel geregnet und der Vaalneck River Loop liegt dicht am Fluss. Wahrscheinlich war das ein Fehler, denn nun geht es ans Eingemachte.



Nun benötigen wir den 4x4 Antrieb immer öfter, der Track wird immer schmaler und es geht immer öfter durch Flussbetten, die zwar glücklicherweise trocken sind, aber voller scharfkantiger Felsbrocken. Nur an einer einzigen Stelle sieht man, dass von Menschenhand etwas entfernt wurde, um um eine Ecke zu kommen. Ansonsten ist der Track verwildert und zugewachsen. Unser Freund, der als zweiter hatte fahren dürfen, verzichtet nun aufs Fahren, ihm wird mulmig. Fred fährt weiter.



An einem Hang, er ist eigentlich nicht sehr steil, aber voll tiefer Löcher der Autos, die hier vorher hochfuhren, kommen wir erstmal nicht mehr weiter. Der Anlauf ist zu kurz, denn er liegt in einer Kurve. Umkehren? Unmöglich, da gibt es keine Chance mehr, unbeschadet durch die ganzen Flussbetten zu gelangen. Wir könnten noch hinunterfahren zum Vaalneck, aber diese Strecke sieht man schon gar nicht mehr und die Flussüberquerung ist Grade 5. Unsere Strecke ist Grade 2 – 3. Wir schleppen Steine und füllen die Löcher. Rings um uns herum dichtes Gestrüpp. Drei Anläufe und wir beiden Beifahrer laufen den Hang hinauf, dann klappt es. OK, wir sind ja vor allem hier, um das Auto zu testen. Weiter geht es immer mehr den Berg hinauf. Atemberaubende Aussicht, aber es fängt an zu regnen. Es donnert und blitzt.



An einem der nächsten Hänge kommt das unvermeidliche, wir haben einen Platten. Wir sind schon fast oben auf dem Berg. Die Vegetation hat sich geändert und während die beiden Männer den Reifen wechseln, sichere ich die Umgebung und fotografiere Palmen und Termitenhügel. Nach dem Fynbos Biome sind wir nun im Subtropical Thicket Biome. Es regnet ein wenig und es blitzt und donnert heftiger. Hoffentlich wird das nicht schlimmer.



Endlich sind wir oben. Es ist 13 Uhr. Ein Schild verkündet das Ende der Kabouga Section und den Beginn der Darlington Section. Bei Strafe ist es verboten, hier weiter zu fahren ohne 4x4 Antrieb. Und wie soll man bitteschön hierher gekommen sein?
Es geht nun den Berg wieder hinauf und hinab, der Track wird noch schlechter. Nach dem Bedrogsfonteinpoort fangen einige heftige Serpentinen an. Fred hat das Auto aber gut im Griff, nur ich, weil nicht schwindelfrei, werde immer kleiner im Sitz. 10 cm neben dem Reifen geht es einige hundert Meter tief hinab. Nach einer halben Stunde kommen wir an einen Elektrozaun. Zum Glück haben wir das Gewitter hinter uns gelassen.



Kein Schloss, kein Ranger, gar nichts, nur ein Schild, welches auf die potentielle Gefahr durch die hier lebenden Rhinos hinweist. Please close the gate. Die Trasse wird glücklicherweise etwas besser, es wäre nicht auszudenken, wenn wir hier einen weiteren Platten hätten. Das nächste Gate muss noch 15 km weit entfernt sein. Einen zweiten Reservereifen haben wir nicht dabei. Im schlimmsten Fall müssten wir auf der Felge weiterfahren.



Zum Glück sind wir relativ schnell über den letzten Pass. Nun geht es in frisch angelegten Serpentinen den kahlen Hang hinunter. Wir haben die dritte Vegetationszone erreicht, das trockene Nama-Karoo Biome. In der Ferne sieht man schon den Stausee hinter dem Metz-Damm. Die Serpentinen hinunter geht es immer wieder über Schwellen, die unseren Unterboden streifen. Also Schrittempo. Die Schwellen verhindern das Abspülen der Strecke bei starkem Regen.



Ich lasse es mir nicht nehmen, ein Foto zu machen, obwohl ich weiß, dass es ja Rhinos geben soll. Wir zweifeln aber ein wenig dran, angesichts der laschen Sicherheitsmaßnahmen. Wir sehen wieder jede Menge scheue Kudus und Elande, Warzenschweine und einige wenige Vögel. Am Gate angekommen sind wir erst mal erleichtert. Wir sind draußen und hatten keinen weiteren Platten. Wir sehen keines der Black Rhinos. Leider hatten wir aber auch keine Zeit, lange zu suchen. Das Rhino auf dem Foto gibt es dort wirklich, aber es lebt außerhalb des Parks in einem privaten Game-Reserve ca. 40 km vom Trail entfernt.



Wir passieren noch eine Wasserstelle, dahinter liegt der berühmte Ox Waggon aus dem Anglo Boer War, der sich auch hier in den Bergen abgespielt hatte. Unvorstellbar. Auch unvorstellbar, dass hier in den Zuurberg Mountains einmal Farmer lebten, aber wir sahen die Überreste von 4 oder 5 Anwesen. Teilweise gruselte es uns an den verfallenen Orten. Die Geister der Menschen, die hier einmal lebten, schienen noch da zu sein.



Nach einem weiteren Gate, es steht offen und es gibt wieder weit und breit keinen Menschen zu sehen, fahren wir über eine Low Level Bridge durch ca. 35 cm tiefes Wasser. Ups, was wäre, wenn der Fluss mehr Wasser hätte? Den ganzen Weg wieder zurück ? Ne, nie im Leben. Wir sind erst mal erleichtert, in der Nähe der Zivilisation zu sein. Das Land ist leer, staubig und das Gelände wird von Kakteen dominiert.



Es ist nach 17 Uhr, bis wir wieder in der Nähe von Menschen sind. Vom letzten Gate bis zur ersten Straße mit Straßenschild sind es noch mal 40 km Gravel Road nach Osten. Wir beschließen, die kürzere Gravel Road zurück zu nehmen und nicht auf die R 75 zu fahren. Parallel zu den Zuurberg Mountains führt diese Straße uns in eine immer finsterer werdende, menschenleere, ausgestorbene Gegend. Es gibt keinen Gegenverkehr, die Häuser sind allesamt verlassen und verfallen. Die Straße wird immer schlechter und es wird dunkel. Nun müssen wir auch noch zugewachsene Farm Gates öffnen und schließen, denen man ansieht, dass hier seit Wochen keiner durchkam. Nach über 50 km, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen, erreichen wir die R 75 und damit sind wir endgültig zurück im Leben. Die Anspannung weicht nun langsam. Wir müssen immer noch 40 km bis zu unserer Unterkunft fahren. Das hätte auch ganz anders ausgehen können. Im B&B kommen wir spät im Dunklen an.

Fazit: Wir haben uns gnadenlos überschätzt. Wir fuhren über 250 km an diesem Tag. Eigentlich waren wir von + - 80 ausgegangen. Unser größter Fehler war, wir haben uns zu sehr auf Sanpark und das Parkmanagement verlassen, nie im Leben hätten wir erwartet, dass es am Ende des Trails niemanden gibt, der uns kontrolliert. Wir hatten uns die Strecke nicht vorher auf der Karte angesehen, sondern nur auf dem Flyer. Ein GPS hatten wir nicht dabei. Sonst hätten wir merken müssen, dass es zu weit ist für einen Tag. Wir hätten überpünktlich losfahren oder in einer der beiden Unterkünfte in der Kabouga Section übernachten sollen. Wir hätten zumindest in unserem B&B Bescheid geben sollen, wohin wir wollen und wann wir in etwa zurück sein müssten. Und, wir hätten diese Strecke nie ohne zweiten Reservereifen fahren dürfen. Wir haben einiges dazugelernt an diesem Tag.......

Hier findet ihr alle Fotos des Tages. http://picasaweb.google.de/BeeTeeDesign/28112008AddoElephantPark4x4Trail?feat=directlink


Viele Grüße,

Bee Tee
Letzte Änderung: 06 Apr 2009 10:51 von Southerndreams.
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06 Apr 2009 17:01 #97048
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  • ANNICK am 06 Apr 2009 17:01
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Hallo Bee Tee,

Vielen Dank für den spannenden Bericht. Ich kann mir schon vorstellen wie es da ist. Die Bilder ergänzen die Situation.


Annick
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06 Apr 2009 20:24 #97067
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  • uyukon am 06 Apr 2009 20:24
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Hallo Bee Tee
super Reiseberichte - danke! Auch uns hätte die 4x4 Route interessiert, werden uns nun aber genauere Informationen dazu einholen. Ich glaube meine Nerven würden euer Abenteuer nicht aushalten.
Ich habe in eurer Homepage rumgeschmökert. Ich kann nur sagen Chapeau!! Fügte sie gerade unter Lesezeichen ein. Gerne werde ich eure 2009 Tour mitverfolgen.
Viel Glück, unvergessliche Erlebnisse und ich freu mich bereits auf die Reiseberichte.
Ursi
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06 Apr 2009 20:37 #97069
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Hallo Ursi,

vielen Dank für das Lob... das freut mich sehr.

Wenn du noch zwei Tage Zeit hast,
kann ich dir alle Informationen geben,
inklusive Routenbeschreibung in einer T4A Karte.

Ich muss nur leider morgen nach Cape Town und hab erst übermorgen wieder Zeit :)

Wir waren ja auch noch einen dritten Tag im Addo Elephant Park.
Alle Beschreibungen kommen mit den Infos auf die Website.

Plane den Trail mit zwei Tagen,
einer Übernachtung in der Kabouga Lodge,
es gibt aber auch noch eine Campsite,
dann ist es eine wunderschöne Tour.

Viele grüße,

Bee Tee
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10 Apr 2009 11:38 #97383
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  • Southerndreams am 06 Apr 2009 10:49
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Für alle 4x4 Enthusiasten habe ich hier zusätzlich zum Reisebericht

http://www.southerndreams.de/html/der_addo_park_ii.html

die Routenbeschreibung, mögliche Unterkünfte und Sicherheitstipps eingefügt.

Venünftig geplant ist der Addo 4x4 Trail eine tolle Tour.

Wenn Ihr sowieso im Addo seit und ein 4x4 Fahrzeug habt,
macht ihn, Ihr werdet es nicht bereuen.

Viele Grüße,

Bee Tee
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10 Apr 2009 16:20 #97416
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  • ANNICK am 06 Apr 2009 17:01
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Hallo Bee Tee,

Vielen Dank für die nette Addo Karte die ich gleich geprintet habe. Dein Bericht treibt einen gleich in den Urlaub. Ich muss aber noch 8 Monate Geduld bringen bis es wieder soweit ist.

Frohes Osterfest

Annick
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