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THEMA: Reisebericht Wildblumenblüte im Namaqualand / KTP.
28 Apr 2008 07:04 #66638
  • Pascalinah
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  • Pascalinah am 28 Apr 2008 07:04
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Lieber spät als nie... unser Reisebericht von SA - Kapregion, Namaqualand, KTP, Addo-Park und zurück nach Kapstadt.
Vielleicht mag ihn ja der eine oder andere von euch trotz der Länge lesen. Viel Spaß und LG
Pascalinah

Do. 30.08./ Fr.31.08.: Kapstadt - leichter Regen 16° C

Die Stirn gegen die kalten Fenster des Jets gepresst, sehe ich hinunter auf das Fleckchen Erde, wo eigentlich Kapstadts Lichter zu sehen sein sollen... Nichts, außer tristes Grau. Erst kurz vor dem „Touch down“ liegt das Häusermeer vor uns. Das Display meiner Uhr zeigt 04:53 Uhr. Zu dieser frühen Stunde läuft alles gemächlich ab. Unseren beiden Reisetaschen rotieren schon auf dem Gepäckband. Dank der langwierigen Prozedur beim Geldwechsel – Euro gegen Rand – verlassen wir als Vorletzte den Airport. Die fleißigen Bienen vom Zoll scheinen schon nach Hause gegangen zu sein. Zum Glück haben sie nicht abgeschlossen. So passieren wir allein die heiligen Hallen des Gebäudes. Recht zügig geht die Übernahme unseres Nissan X-Trails von Europcar vonstatten. Wir erreichen die N2 in Richtung Kapstadt... Puuh... Rushour! Das hält jedoch einige nicht davon ab, wie die wilden Säue zu fahren. Will man von der ganz rechten Spur nach links abbiegen, wird das natürlich ohne Vorankündigung mittels Blinker gemacht, man zieht einfach rüber... Und schon passiert es: 10m vor uns auf der rechten Spur kracht es: 4 Autos – teilweise biblischen Alters - knallen auf einander. Hätte Norbert nicht so schnell reagiert, wäre der eine Wagen seitlich in uns hinein geschleudert. Dann wäre unsere Fahrt nach nur 5 km beendet gewesen. Es ist noch mal gut gegangen, doch mein Herz bubbert ganz schön! Um 08.00 Uhr erreichen wir unser B&B und können auch gleich einchecken. Vom „Brenwin Guesthouse“ sind es nur 15 Gehminuten bis zur Waterfront. Oha, hier hat sich in den letzten 10 Jahren viel getan! War da nicht mal eine Markthalle in der man frischen Fisch, Gemüse und fertige Gerichte erstehen konnte? Wir schlendern noch ein wenig umher und gehen dann zurück ins Guesthouse. Am Nachmittag will ich noch mal auf den Green Market; ich suche nach etwas Bestimmtem. Der Besuch dieses bunten Marktes wird uns durch einsetzenden fiesen Nieselregen verleidet. Die Wolken schaffen es nicht über den Lions Head und den Tafelberg und regnen sich hier in der City ab. In Green Point, wo unser Guesthouse ist, ist es trocken. Den Abend verbringen wir im „The Africa Cafe“, in dem jeder Raum nach einem anderen afrikanischen Land ausgestattet ist. Zum Essen erhält man ein 16-gängiges Menue, dass aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern zusammen gestellt ist. Mit dem ganzen Drumherum, wie vorheriges Händewaschen über einer Schüssel, Erklärung der einzelnen Speisen, dem ganzen Ambiente, die nett zurecht gemachte Bedienung... kann man den Abend im „The Africa Cafe“ durchaus als kulinarischen Hochgenuss einstufen. Ein Erlebnis, das wir nicht missen möchten und uns noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.


Sa., 01.09.: Kap der Guten Hoffnung - 20 °C

Am Morgen reißen die Wolken etwas auf. Wir möchten den Chapman`s Peak Drive entlang fahren, da er für uns als die schönste Straße der Welt gilt. Kurz hinter Hout Bay: „ Road closed – Rockfalls“ Uff, na daraus wird nun nichts! Schon unterwegs in Camps Bay haben wir gesehen, dass Erdrutsche ganze Häuser den Hang hinabrutschen ließen. Wo einst prächtige Villen thronten, gähnt jetzt ein hässliches Loch im Felshang. Da wir die Traumstraße zum Kap nun nicht hinuntergondeln können, wählen wir die Route über den Oukaapse Weg / Steenberg Plateau nach Simons Town. Natürlich besuchen wir auch wieder die Pinguine. Die förmlich gekleideten Gesellen watscheln hinter einander her in Richtung Wasser. Andere verstecken sich unter den Büschen und nur ihre klagenden Rufe verraten sie. Vor allem die Kids sehen putzig aus. Manche scheinen edle Pelzkrägen umgelegt zu haben, andere tragen zottelige Wollmäntel. Auf pinguinisch plaudern sie aus, was sie heute so erlebt haben. Weiter geht die Fahrt zum Kap. Ein kurzer Abstecher zur Buffels Bay. Wir werden schon erwartet. Eine ganze Horde Paviane kommt uns hoffungsvoll und hungrigen Blickes entgegen. Ne, ne, Jungs und Mädels, das wird nix! Von uns gibt`s keine Leckerlies. Der Chef des Clans zeigt uns erst einmal wie lang seine Reißzähne sind. O.k., o.k., Du hast gewonnen, wir halten ja schon Abstand. Unser nächstes Ziel ist das legendere „Cap of the Good Hope“ – Schild. Unterwegs staksen einige Straußendamen am Straßenrand entlang. Vor uns hält ein Bus mit Japanern. Und was passiert? Na, Ihr ahnt es längst: Jeder Japaner, jeder Japanerin muss einzeln vor den Straußen auf den Mikrochip gebannt werden. Würden die Viecher doch nur nicht so desinteressiert weiter ziehen! Irgendwann reicht es dem Federvieh und sie flüchten in den Busch. Wir flüchten ebenfalls, weiter in Richtung Kap. Doch hier steht der nächste Bus mit Besuchern aus dem Morgenland. Nun ja, wir haben Zeit, amüsieren uns über das Getümmel und schießen unser Foto (nur das Schild allein – wie profan!) in einer japanerfreien Minute. Am Cape Point beginnt es wieder zu nieseln. So verweilen wir hier nicht lange und machen uns auf den Rückweg nach Hout Bay. Kapstadt ohne einen Besuch im „Mariner`s Warf“ in Hout Bay? Das gibt es bei uns nicht! Wir beenden diesen Tag mit einem wohlschmeckendem King Klip und leckerem südafrikanischen Weißwein.


So., 02.09.: Kapstadt – Paternoster 22°C

Na, endlich! Die Sonne scheint! Bevor wir die Westküste hochfahren, machen wir einen Abstecher zum Signal Hill. Wenigstens ein paar Bilder wollen wir vom Tafelberg mit nach Hause nehmen. Unser heutiges Hauptziel ist der Westcoast NP. Auf dem Weg dorthin biegen wir zur Ortschaft Darling ab und befahren den kurzen Wild-Flower-Drive. Bunte Blumen in allen Farben strecken ihr Köpfchen der Sonne entgegen. An einigen Büschen kriechen schwarz-bunte Raupen hoch, die sich bemühen, einmal hübsche, bunte Schmetterlinge zu werden. Unser nächster Halt gilt Yzerfontein. Der Ort ist sauber und adrett. Da gerade Ebbe ist, zeigt sich das Meer von seiner sanften Seite und lässt seine langen Wellen am Strand auslaufen. Nur wenige Kilometer weiter ist der Wildcoast NP erreicht. Hier gibt es keine hohen Bäume, nur halb-hohes Buschwerk, das teilweise blüht. Eine kleine Schildkröte (Tent Tortoise) kreuzt den Fahrweg. Mit einem Ausdruck gedankenverlorener Entschlossenheit, den Hals vorgestreckt, marschiert sie vorwärts. Der sichere Straßenrand ist erreicht und schon bald verschwindet sie im Dickicht. Zwischen dem Buschwerk erstrecken sich jetzt größere und kleinere Lichtungen, die mit einem Blumenteppich übersäht sind. Mal überwiegen „Monokulturen“, dann wieder sind Felder unterschiedlicher, bunter Blumen dominierend. Weit ab im Busch staksen Strauße durchs Gestrüpp. Auf einer großen, mit Gras und Blumen bedeckten Fläche haben sich Zebras, Springböcke und andere Antilopen zum gemeinsamen Schmauß eingefunden. Das für uns interessanteste Stück des Wildparks ist die Tsaarsbank zu Beginn der Postberg Section. Wild und aufbrausend schlagen die Wellen des Antlantiks an die Felsküste. In einiger Entfernung liegt ein rostiges Schiffswrack am Strand.
Blumenteppiche gehen nahezu nahtlos ins türkisblaue Meer über. In einer Lagune finden wir rote, braune, schwarze und blaue Seeigel, die auf die hereinbrechende Flut warten. Ein Stück weit draußen auf dem Meer springt ein Wal. Logisch, zum fotografieren ist es wieder mal zu spät! Nachdem wir noch den Loop zum Aussichtspunkt mit Blick nach Langebaan gefahren haben, machen wir uns auf den Weg nach Paternoster. Oh je, wir finden kaum die Straßennamen, denn sie sind – teils zugewuchert – an die Bordsteinkanten geschrieben. Eine geschlagene Stunde suchen wir nach unserer gebuchten Unterkunft, bis uns letztendlich eine freundlich Frau dort hin begleitet. Nach einem kurzen Spaziergang hinunter zum Strand, um den Sonnenuntergang zu beobachten, genießen wir noch einen Sundowner auf der Terrasse unseres B&B`s.


Mo., 03.09.: Paternoster – Clanwilliams 26°C

Am Morgen verlassen wir den kleinen Fischerort mit seinen weißgetünchten Häuschen. Entlang der Küste fahren wir auf der gut geteerten R 27 (in einigen Karten noch als Gravelroad gezeichnet) nach Lambertsbay. Irgendwo an der St. Helena Bay biegen wir in ein kleines Naturreservat ab und beobachten Flamingos – die Eleganz auf zwei Beinen. Sie staksen mit ihren langen Beinen durch das Flachwasser der Lagune. Die Schnäbel sacht durchs Wasser ziehend, seihen sie ihre Nahrung heraus – Krebstierchen, die ihrem Gefieder die rote Farbe geben. Ganz in der Nähe : Blesshühner, die auf der Stelle kreisend ebenfalls nach Nahrung picken. Die herrlich rot-schwarz gefiederten Feuerweber flattern aufgeregt zwischen den Schilfhalmen umher. Kaum haben wir die Kamera scharf gestellt, ist dieser unstete Geselle schon wieder weg. Weiter geht die Fahrt durch die (wie bisher) unspektakuläre Landschaft. Wenigstens blühen am Wegesrand bunte Blumen um die Wette. Bald ist Lamberts Bay und somit auch die Tölpelkolonie erreicht. Circa 17.000 Vögel tummeln sich hier auf engstem Raum. Es herrscht ein Höllenlärm, wobei die Luftakrobaten die brüllende Brandung des Atlantiks noch übertönen. Verstehe einer, was die den ganzen Tag zu quatschen haben! Ständig starten und landen viele dieser hübschen, großen Vögel. Ein wunder, dass sich die Paare immer wieder finden, wo sie doch für uns Menschen alle gleich aussehen. Na gut, der eine ist sauberer als sein Kumpel, aber das ist Nebensache.
Knapp 1 Std. nachdem wir die Küste verlassen haben, erreichen wir Clanwilliams. Noch haben wir keine Unterkunft, na vielleicht sind ja die Hütten im Traveller`s Rest beim „Sevilla Rock Art Trail“ o.k.? Ouups... Die Farm ist ein einziger... na, sagen wir es mal gelinde: Saustall! Nein, hier wollen wir auf gar keinen Fall bleiben. So erkunden wir nur den Rock Art Trail. Zwar stehen Nummernschilder an den einzelnen San-Zeichnungen, dennoch hat man das Gefühl es sei Ostern. Ja, wo ist denn nur die Zeichnung?... Hier unter dem Felsen nachgeschaut.... 20m weiter... dort nachgeschaut.. oh, sie ist gefunden! Die Felszeichnungen der San erzählen Geschichten von der Jagd, der Magie und vom Leben längst verstorbener Bewohner dieser Gegend. Zum Teil sind die Zeichnungen noch sehr gut erhalten. Nach 1,5 Std. sind wir wieder am Auto und wollen zurück nach Clanwilliams um uns eine Unterkunft zu suchen. Nach mehreren vergeblichen Versuchen landen wir schließlich im „Clanwilliams Hotel“. Mit 700.- Rand für ein Hotel ein annehmbarer Preis, dass jedoch Bade-/ und Handtücher dreckig und fleckig sind, die Fußmatte ebenso, kann ich nicht dulden und erhebe Einspruch.... Na ja, die vom desinteressierten Personal neu gebrachten sehen auch nicht besser aus. Dass die Bettwäsche Löcher hat, beide Nachttischlampen kaputte Lampenschirme haben und die Teppichleiste zw. Bad und Schlafzimmer gefährlich hoch steht, brauche ich ja wohl nicht extra zu erwähnen, oder? Na, diese eine Nacht werden wir überstehen und dann sieht uns dieses Hotel garantiert niemals wieder!


Di., 04. 09.: Clanwilliams – Kamieskroon 22°C

Schon um 08.15 Uhr sind wir wieder auf der Piste. Es ist noch frisch, nur 9°C und zwischen den Bergen wabert der Hochnebel. Die N1 bis Kamieskroon verläuft recht unspektakulär, erst auf den letzten 50 km werden die Bergformationen interessanter. Wir haben Glück und können schon um 11.00 Uhr im Kamieskroon Hotel einchecken. Danach fahren wir sofort die holprige Bergstraße zum Namaqua NP hoch. Erst, als wir den Park erreicht haben, lassen sich die ersten Blumenfelder blicken. Auf dem Skilpad-Rundweg wird unsere Neugierde gestillt. Vorhang auf für Mutter Natur! Das Land scheint zu glühen. Milliarden orange-farbener Blütenköpfchen wiegen sich sanft im Wind und recken ihre Köpfchen der Sonne entgegen. Es handelt sich um die Namaqualand-Daisy, die um diese Jahreszeit riesige leuchtende Teppiche bilden. Die gelben Blumen dazwischen haben ihre Blüten noch fest geschlossen. Sie wollen wohl noch ein paar Tage warten, bis sie bereit sind, sich bewundern zu lassen. Vögel zwitschern und flattern von Busch zu Busch um am Nektar der kleinen Buschblüten zu naschen. Eine kleine Padloper – landläufig auch als Schildkröte bekannt – überquert mit unbeholfenen Schrittchen den buckeligen Schotterweg. Norbert springt aus dem Auto, wirft sich der Länge nach auf den Boden und liegt nun Auge in Auge mit dem Reptil im Staub. Die Kleine kann es gar nicht fassen und vergisst sogar, sich in ihren Panzer zurück zu ziehen. Geduldig spielt sie Fotomodell bis sie beschließt dass jetzt genug ist. Entschlossen dreht sie sich um und marschiert dahin zurück, wo sie hergekommen ist. Ende des Fotoshootings! Auf dem Rückweg nach Kamieskroon kreuzt eine Fuchsmanguste unseren Weg und verschwindet rasch im schützenden Gebüsch. Da es erst früher Nachmittag ist, rumpeln wir über eine ausgefahrene Piste in die Kamiesberge. Als das Hochland erreicht ist, erschlägt uns fast die Blütenpracht. Anders als im Namaqua NP leuchtet es hier in allen Farben. Dabei dominiert mal das Gelb-orange der Namaqualand-Daisy, dann das Pink des Geiskrautes... blaue, weiße, rosafarbene und tief-orange Blüten bilden riesige Felder, die sich farblich vereinigen. Die Sonne bringt die Blütenblätter zum Leuchten. Dazu strahlt über den Bergen der kobaltblaue Himmel. Man kann diesen Anblick fast gar nicht beschreiben. Nur schwer trennen wir uns und fahren zurück zu unserer Unterkunft.


Mi., 05.09.: Kamieskroon – Augrabis Falls 29°C


Schon gegen Mittag sind wir an den Augrabis Falls. Wir versuchen heute schon einen Bungalow im NP zu ergattern (wir sind einen Tag früher als gebucht hier). Pech, „fully booked“! Aber gleich 3 Kilometer vor dem Parkentrance beziehen wir Quartier in einem wunderschönen Guesthouse, dem „The Falls Guest House“. Nachdem wir es uns ein wenig gemütlich gemacht haben, fahren wir noch einmal in den Park hinein und genießen in stiller Zweisamkeit den Anblick auf die im gleißenden Licht stehenden Wasserfälle. Kein Mensch weit und breit. Unaufhörlich brausen die Wassermassen des Orange River die Felskatarakte herunter. Zur Zeit führt der Fluss nur wenig Wasser. Wie mag es nach einer ausgiebigen Regenzeit sein? Von mehreren View-Points hat man einen guten Blick auf den Fluss. Je nach Sonnenstand bilden sich Regenbögen, die die Szenerie verzaubern.



Do., 06.09.: Augrabis Falls 27°C

Heute faulenzen wir den ganzen Tag. Wir haben ein schönes Chalet mit Blick auf die Falls, d.h. eigentlich auf die Felswände, denn der Wasserstand ist derart niedrig, dass sich das Nass weit unten in der Schlucht austobt. Eine 43-köpfige Dassie-Familie mit vielen Babys sonnt sich am letzten Viewpoint. Putzig sind die Kleinen anzuschauen. Sie ruhen sich auf Mutters Rücken aus, tanken die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und naschen ab und zu an deren Zitzen. Im Laufe des immer wärmer werdenden Tages ziehen sich alle in die schattigen Felsspalten zurück. Bunte Eidechsen huschen geschäftig über die glatten Felsen. Ihnen scheint die Hitze nichts auszumachen. Am Abend zieht laut kreischend eine Pavianfamilie in Richtung Falls. Hier haben sie ihre Schlafplätze. Langsam verkriecht sich die rot-glühende Sonne hinter den Felsen. Es wird stiller an den Falls, die Vogelstimmen verstummen, nur das Rauschen des Wassers erfüllt die sternenklare Nacht.


Fr., 07.09.: Augrabis Falls 29°C

06:45 Uhr: Die Sonne kriecht über den Bergrücken. Einen Wecker brauchen wir hier nicht. Vögel hüpfen auf dem Blechdach herum. Plötzlich kriegt Norbert große Augen: Ein Pavian schaut zum Fenster herein. Er ist auf unser Autodach geklettert, schaut rein, ob wir schon wach sind, und springt dann behände auf das Dach. Unserem Nachbarn passt das gar nicht und wirft dem Primaten ein paar Steine hinterher. Diese erreichen natürlich nicht ihr Ziel, sondern landen auf dem Blechdach und rollen scheppernd wieder herunter. Na gut, dann ist die Nachtruhe eben vorbei. Seufzend erheben wir uns von unserer weichen Unterlage. Beim Frühstück auf der Terrasse kommen wir uns vor wie Darsteller im Film „Die Vögel“. 26 Glanzstare, Tauben und andere Flattertiere belagern unseren Frühstücksplatz. Sie sitzen überall - auf den Stufen, auf der Mauer, auf den Bäumen und natürlich auf dem Dach über uns und lauern auf herabfallende Brotbrocken. Später machen wir uns auf den gut 3-stündigen Weg zu diversen Aussichtspunkten. Wir klettern den Moon-Rock hoch und haben hier wahrlich das Gefühl auf dem Mond zu sein. Die Umgebung gleicht leicht der Mondlandschaft an der Welwitschia-Plan in Namibia. Ein paar Kilometer weiter stoppen wir am Orangekom. In einer kurvigen Schlucht fließt der Orange River tief unter uns ruhig vor sich hin. Nur eine kleine Stromschnelle unterbricht die Stille. Der schönste Lookout ist am Echo Corner. Herrlich still ist es hier! Tief unten zwischen den Bäumen zwitschern zaghaft ein paar Vögel. Ruhig liegt der Fluss in seinem Bett. Ein Klippspringer hüpft leichtfüßig vor uns zwischen den Felsen umher, stellt sich auf einen erhöhten Felsvorsprung und beobachtet uns. Dieser Ort strahlt eine tiefe Ruhe aus. Genau das, wonach wir uns in den letzten Tagen vor unserem Urlaub so gesehnt haben. Nach einer weile beschließen wir noch den ersten Loop zu fahren. Lt. Aussage im Office ist hier 4x4 erforderlich. Na, das war wohl nichts. Das schlimmste, was den Loop ausmacht, sind die künstlich hergestellten „Bumps“, zur Reduzierung der Geschwindigkeit. Aber wenn so ein nerviges Teil alle 20m kommt, kann man kaum eine Geschwindigkeit über 30 km/h erreichen! Viel Sehenswertes gibt der Loop nicht her; ein paar schöne Köcherbäume und das war`s. Da es mittlerweile Mittag geworden ist, haben sich die Tier in den Schatten zurück gezogen. Unsere „tierische“ Ausbeute auf unseren Ausflug: 12 Klippspringer und 2 Weißbürzel-Singhabichte, einer davon mit Beutetier. Wir fahren zurück in unser Chalet und genießen einen Kaffee auf der Terrasse, bei dem wir unseren Gedanken nachhängen. Es dauert nicht lange und Kollege Pavian schaut neugierig um die Ecke, ob es vielleicht etwas zum Klauen gäbe... „Mist, die sitzen ja immer noch da!“ Man kann seine Gedanken förmlich lesen. Frustriert zieht er von dannen. Am frühen Abend koche ich, decke draußen den Tisch, während Norbert im Reiseführer stöbert. Irgendwann steht er auf und geht ins Bad. Als hätte der freche Pavian nur auf diese Gelegenheit gewartet, steht er plötzlich und leise auf der Terrasse. Mit meinem langen Fleischmesser fuchtelnd, renne ich schimpfend hinter ihm her und verscheuche ihn von unserem Essplatz. Nun hat er endlich begriffen, dass er bei uns unerwünscht ist. Unser Nachbar kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein, als er mich mit dem Messer hinter dem Primaten herrennen sieht.


Sa., 08.09.: Augrabis Falls – Kgalagadi Transfrontier Park 31°C

Erst weit hinter Upington beginnt die typische Kalaharilandschaft mit ihren roten Dünen. Die letzten 40 km bis zum Park sind noch Schotterstraße, doch bis 2009 soll auch dieses letzte Stück bis zum KTP geteert sein. Wir beziehen die Hütte #1, weit am Camprand vom Tree Revieren Camp; eine herrliche Ruhe rund um uns herum. Ich passe natürlich wieder mal nicht auf und rumple mit dem linken Vorderrad in eine Hörnchengrube. Wer diese Dinger kennt, weiß, wie groß und tief solch eine Grube sein kann! Müßig zu erwähnen, dass mein Alphamännchen wieder mal „oben auf“ ist. Zum Glück hat unser X-Trail das Loch schadlos überstanden. Kaum eingezogen, werden wir auch sogleich von den Bewohnern dieser Erdlöcher besucht. Wir stiften ein paar ungesalzene Erdnüsse. Ein Männchen nimmt sie mir ganz vorsichtig aus der Hand, während das Weibchen mir herzhaft in den Finger beißt. Gut, dann gibt`s eben nichts mehr, basta! Wir starten zu unserer ersten Pirschfahrt, immer dem Nossob folgend, dessen trockenes Flussbett verdorrte Akazien säumen. Zuvor müssen wir uns bei der Rezeption abmelden und wenn wir dann wieder heim kommen, wieder anmelden. Das dient der Sicherheit, damit niemand verschütt geht. Wir kommen nur wenige Kilometer weit, denn 7 Löwen liegen faul am Sammevloeiing Wasserloch herum. Sie wälzen sich hin und her und dösen im Schatten einiger Büsche. Ihre Bäuche hängen tief herunter und wir mutmaßen, dass sie wohl satt sind. Ja, genau, unweit des einen Busches liegen die Überreste einer Elenantilope. Familie Simba bewegt sich gerade so viel, wie sie unbedingt muss um der wandernden Sonne auszuweichen. Wir fahren noch ein Stück weiter den Nossob entlang. Mal begegnen uns Elenantilopen, Oryx-Antilopen, Gnus, 2 Adler und – in einem Baum, gut getarnt – sitzt ein Blassuhu. Auf der Rückfahrt halten wir natürlich noch einmal bei den Löwen. Sie pennen immer noch. Erst, als sich zögernd 4 Schakale dem Riss nähern, legt sich eine Löwin demonstrativ neben ihre Beute. Die hungrigen Schakale wollen es auf keinen Kampf ankommen lassen und suchen vorerst das Weite. Sie wissen genau, dass sie doch noch irgendwann zum Zuge kommen werden. Erst gegen 18.00 Uhr (wenn man schon an die Heimfahrt ins Camp denken muss) bequemt sich ein junger, männlicher Leo zum Wasser zu gehen. Natürlich geschieht das mit der stoischen Gelassenheit eines Königs. Uns Touristen in ihren Blechkisten schenkt er keinerlei Beachtung. Eine hübsche, junge Löwin folgt ihm und sie trinken ausgiebig das erfrischende Nass. Zwischendurch wird immer wieder geschmust und die Köpfe aneinander gerieben. Die Zeit drängt. Um 18.30 schließt das Tor und es ist schon kurz vor halb sieben. Wir müssen zurück. Schade, immer, wenn es interessant wird...


So., 09.09.: Twee Rivieren – Mata Mata 34°C

Das erste Stück der Strecke zu unserem heutigen Camp führt bergauf und bergab durch die Dünen. Nur selten ist ein Tier zu sehen. Bald jedoch ist das ausgetrocknete Flussbett des Auob-Rivers erreicht. Dieser Fluss führt nur alle 10 Jahre Wasser, zuletzt im Jahre 2000. Eine große Herde Impalas grast friedlich im Flussbett und am Dünenhang. Von weitem hören wir das Brüllen eines Löwen. Und plötzlich sehen wir ihn! Er scheint es eilig zu haben. Zielstrebig läuft er im Flussbett nach Süden. Kaum einmal dreht er seinen riesigen Kopf mit der buschigen, schwarzen Mähne. Schon von weitem brüllt er den Impalas zu, dass sie gefälligst Platz machen sollen. Wenig aufgeregt fügen sie sich. Der König der Tiere hat anscheinend besseres vor, als sich einen Impalabraten zu gönnen. Das wissen was er vorhat, bleibt uns verwehrt, denn der Flusslauf biegt von der Straße ab. Weiter geht es auf staubiger Piste nach Mata Mata. Unterwegs passiert nichts spektakuläres. Gnus trotten mit ihrem ewig an der Welt und am Lebenssinn zweifelnden Gesichtsausdruck durch den staubigen Grund. Oryx, Strauße und Trappen harren in der Hitze aus. Schnell huscht eine Wildkatze hinter einen Busch, als sie unser Fahrzeug kommen hört. Gegen Mittag scheint sämtliches Leben entlang des Auob zu verharren. Nach knapp 5 Stunden Fahrzeit erreichen wir das Camp. Die Hütte (#3) ist lange nicht so schön, wie die in Twee Rivieren, aber das macht nichts.


Mo., 10.09.: Mata Mata – über kl. Querverbindung - Twee Rivieren 35°C

Die Sonne ist noch nicht über den Horizont gekrochen, als wir starten. Es ist windstill. So verziehen sich die Staubwolken der vorausfahrenden Fahrzeuge nur langsam. Es scheint, als würden Nebelschwaden durch das Tal ziehen. Nahe dem Wasserloch Dalkeith wärmt sich ein Weißrückengeier in der aufgehenden Sonne. Zwischen den beiden Wasserlöchern Dalkeith und Veertiende boorgat sehen wir sie endlich, die Giraffen – die Riesen mit den sanften Augen! Und gleich 13 Stück an der Zahl. Gestern, auf der Hinfahrt, habe ich sie so vermisst. Eine weibliche, junge Giraffe trinkt am Veertiende boorgat ausgiebig, ehe sie mit ihrem typisch schwankendem Gang in der Kalahari verschwindet. Ansonsten sind nur die üblichen Steppenbewohner – die aber nicht minder beachtenswert sind – zu sehen: da wären die hübschen Springböcke, die traurigen Gnus, die mit wenig Intelligenz ausgestatteten Strauße, die mit trabendem Gang neben unserem Auto herrennen und nicht zu vergessen, die stets geschäftigen Schakale. Von Raubtieren keine Spur. In wunderbarem Fotografier-Licht präsentiert sich heute der Blassuhu von gestern, der in einem riesigen Kameldornbaum nahe des Gemsbokplain Lookouts seinen Stammbaum hat. Wir biegen die 40 km lange Verbindungsstraße zur Nossob Rd. Ab. Zu Beginn der Straße geht es wieder bergauf und bergab, ohne nennenswerte Highlights. Doch schon bald wendet sich das Blatt und die Kalaharidünen strahlen um die Wette. Bei Kij Gamies stehen einige Leierantilopen; Oryx sind überall zu sehen. Schwarzhalsreiher bevölkern die Tränke. Auffallend ist, das die Tiere hier vor den herannahenden Autos scheuen. Wir hoffen in den roten Dünen auf Familie Erdmann zu treffen, doch von diesen putzige Gesellen ist weit und breit niemand zu sehen. Überall an der folgenden Strecke finden wir alte Risse. Also müssen doch Löwen hier zu Hause sein! Aber es geht auf die Mittagszeit zu und das Thermometer klettert auf 32°C. Sicherlich dösen sie irgendwo außerhalb unseres Blickfeldes. Die T-Kreuzung bei Kij Kij ist erreicht. Lediglich ein paar durstige Gnus sind an der Tränke. Wir biegen nach Twee Rivieren ab. Der Weg schlängelt sich tief im Flussbett entlang. Die Piste rappelt fürchterlich. Nach 5 Stunden Fahrt ist man dieses Gerappel doch irgendwann mal Leid. Im Camp angekommen beziehen wir diesmal das Chalet #2. Die Chalets hier sind im Gegensatz zu Mata Mata richtig exclusiv. Natürlich werden wir wieder von bettelnden Erdhörnchen und Gelbschnabeltokkos begrüßt. Die zaghaften „Flying Bananas“ haben aber keine Chance gegen die frechen Erdhörnchen. Fauchend werden sie von unserer Terrasse vertrieben. Gegen 16.00 Uhr machen wir noch einen Abendgame Richtung Kij Kij Wasserloch. Es ist absolut nichts los hier. Wir biegen in das Verbindungsstück nach Mata Mata ein. Nach ca. einem Kilometer liegt seine Majestät Leo, der XXVIII., unter einer Akazie und bewacht seinen Riss. Der war heute Mittag noch nicht hier, garantiert! Nach einem Schläfchen wird sich gewälzt und geleckt, bevor man gähnend aufsteht und sich zu Tisch begibt. Verflixt, diese stinkenden Eingeweide müssen doch rauszuziehen sein! ... zerr, ...zerr, ...zerr. Der Magen des Beuteopfers wird geöffnet. Ihhh, nur Grünfutter! Leo schüttelt sich um das vorverdaute Gras vom Maul zu entfernen. Bäh! Da gönne ich mir doch lieber ein saftiges Hüftsteak. Ausgiebig wird das Bein beleckt und bekaut. Wir schauen der imposanten, großen Katze mit der schwarzen Mähne noch ein wenig zu, ehe wir uns wieder einmal verabschieden müssen. Das Camptor schließt bald und wir haben noch knapp eine Stunde Rüttelpiste vor uns.


Di., 11.09.: Twee Rivieren – Nossob 43°C

Ich öffne morgens die Vorhänge. „Schau mal Norbert, der Himmel gen Norden sieht irgendwie komisch aus. Zu Hause würde ich sagen, es gibt gleich einen heftigen Regenschauer.“ Doch im Osten geht gerade die Sonne als glühender Ball auf, als wir den Motor unseres X-Trails starten. Früher Vogel fängt den Löwen... oder so ähnlich... Wir wollen zu unserem Löwen von gestern Abend schauen. Doch so weit kommen wir vorerst nicht. Kurz vor Kij Kij ein Stau. Dicht am Straßenrand bedienen sich 5 Schakale an einem Elendriss. Gestern Abend lag der Kadaver noch nicht dort. Der Boss der diebischen Bande beißt alle anderen weg. Entweder ist er sauer, oder stinksauer auf seine Zeitgenossen. Dabei ist der Braten doch so groß, dass alle davon satt werden. Zwei etwas abseits stehende Tiere tun mir richtig Leid, auch sie sind hungrig und wollen noch gerne ein paar Sahnestücke abhaben. Doch keine Chance! Nach einer halben Stunde löst sich der Stau auf – alle haben genug Film- und Fotomaterial verschossen – so geht`s weiter. Nur wenige Minuten später entdecken wir noch einen Riss, der von Schakalen vertilgt wird. Aber zum fotografieren liegt der Schauplatz zu weit oben am Dünenkamm. Wir kommen am Löwenplatz an. Es ist nicht zu glauben! Der Freshkill des gestrigen Tages wurde im Laufe der Nacht weg geputzt. Nur noch das armselige Skelett erzählt vom grausamen Geschehen der letzten 24 Stunden. Von Seiner Majestät keine Spur! Beim Wasserloch Gunang sehen wir noch zwei Geier, die ebenfalls frühstücken und die Reste eines erneuten Risses vertilgen. Dann passiert Kilometer um Kilometer nichts mehr. Nahe dem Jaan se draai – Wasserloch macht sich ein Sandsturm auf. Erst wehen nur ein paar Sandfahnen über die Piste, dann werden es immer mehr. Der Sturm zault an den Bäumen, dünne Äste fliegen waagerecht durch die Luft. Abschnittsweise kann man 10 m vor sich kaum noch die Fahrbahn erkennen. Die Sicht ist gleich „0“. Und ausgerechnet, wenn die Sichtverhältnisse am schlechtesten sind, kommt einem ein Fahrzeug entgegen. Wie immer! Das war also das komische Wetterphänomen heute Morgen! Die Temperatur steigt auch stetig. Um 10.00 Uhr zeigt das Quecksilber schon 30°C an, dann 33°C, ... 36°C Zwischen der Ausfahrt Marie se gat und dem Rooikop Wasserloch gehrt dann nichts mehr. Tiefsand ist angesagt. Eine kleine Kuppe wurde vom Sandsturm zu geweht und vor uns steckt ein Mini-Hunday Marke „Taschenkrebs“ im tiefen Sand (natürlich mitten auf der Pad) fest. Das kleine Vehikel ruht sich locker auf der Ölwanne aus und lässt sich auch mit vereinten Kräften mehrerer Teams nicht von der Stelle bewegen. Einem hilfreichen Autofahrer ist das Abschleppseil(chen) schon gerissen. ...Und das Thermometer klettert weiter... 38°C sind erreicht. Der Sturm peitscht die Sandkörner an unsere Beine, als wären sie Nadeln. Überall nistet sich Staub ein. Vor und hinter uns stehen einige Fahrzeuge, die auch nicht vorbei kommen können. Darunter auch einige Pkw`s. Und der Sand bläst weiter die Piste zu... Zum Glück kommt ein gut ausgerüsteter Offroad-Fahrer mit entsprechendem Fahrzeug und Equipment und zieht den kleinen Hunday raus. Zuvor müssen wir unseren Wagen aber etwas weiter vorfahren. An einem anderen Pkw müssen wir stoppen und es kommt wie es kommen musste: auch wir stecken im tiefen Sand fest. Unser X-Trail (leider nur 2x4) schafft es nicht, sich selbst zu befreien. Wie die Erdhörnchen buddeln wir mit beiden Händen unsere Antriebsräder frei... mit nur mäßigem Erfolg. Die Hitze wird heftig, die Sandkörner peitschen uns um die Ohren, nisten sich überall ein. Zu allem Übel muss man auch noch ein Auge auf die Umgebung haben. Überall könnten sich Löwen das Mäulchen lecken... bei so vielen gut genährten Touristen... Wir heißt es so schön? „The last one was delicious...“! Erst als der Offroad-Fahrer auch uns einen kurzen Anschub gibt, können wir uns aus dem Sandkasten befreien. Unser Auto pflügt tapfer durch das sandige Flussbett, wühlt sich vorwärts... eine kurze Phase festen Boden unter den Rädern... dann die nächste Sandpassage, und noch eine, eine letzte und dann ist das Nossob Camp erreicht. Ein Blick auf das Thermometer: 43°C! Wir haben Durst und sehnen uns nach einer Dusche. Der Wind heult und zault gewaltig an den Flaggen, die hoch oben über der Rezeption wehen. Sandschwaden wehen durch das Camp. Am Nachmittag, als der Sturm dann endlich etwas nachlässt, fahren wir noch ein Stück nach Norden. Am Qubit`je Quap Wasserloch schauen wir zwei Gauklern (Adler) beim Baden zu. Es sind wunderschön anzusehende Vögel mit roten Schnäbeln. Danach fahren wir zurück. Allmählich wird es dunkel. Die Sterne leuchten mit unglaublicher Kraft. Nach dem Glauben der San ist die Milchstraße das Rückgrat der Nacht. In der Nacht hören wir Schakale ihr schauriges Lied singen.



Mi., 12.09.: rund um Nossob 34°C

Die Nacht weicht einem neuen, klaren Tag, als wir unsere heutige Pirschfahrt starten. Ja, wohin denn? Nach Norden oder Süden? Wir entscheiden uns für den Süden und peilen als Ziel das Kaspersdraai Wasserloch an. Bis dorthin müssen wir etwa 40 km die staubige Sandpiste entlang schütteln. Die gestrigen Sandpassagen bereiten unserem Nissan heute keinerlei Probleme. Zwei, sich in der Morgensonne wärmende Erdhörnchen begrüßen uns am Ziel. Spuren eines großen Löwen führen direkt zum Wasserloch. Vom Verursacher dieser Tatzenabdrücke jedoch keine Spur. Am Wasserloch tut sich absolut nichts! Nach einer Stunde beschließen wir zurück ins Camp zu fahren und erst einmal zu frühstücken. Ab 11.00 Uhr rutschen wir unruhig auf unseren Stühlen hin und her und sind der Meinung, rumsitzen können wir auch woanders. Also Zettel aus der Rezeption geholt und gen Norden gestartet. Am Quibit`je Quap Hole vergnügt sich eine Herde Gnus an der Tränke. Sie sind erstaunlich entspannt, das kann nur heißen, dass wahrscheinlich keine Raubtiere in der Nähe sind. Wir fahren weiter und entdecken oberhalb des Kwang Wasserlochs 4 Löwen (1 Männchen und 3 Weibchen). Sie dösen ca. 100m vom erfrischenden Nass entfernt im Schatten der Büsche. Ab und zu hebt mal ein Mitglied der Familie Leo den Kopf und wir beobachten uns gegenseitig. Das geht eine ganze Weile so. Entweder ist es Neugierde, oder Kurzsichtigkeit, oder beides: eine noch junge Löwin erhebt sich und trottet zielstrebig auf unser Fahrzeug zu. Wir parken am linken Fahrbahnrand, sie setzt sich in 1,5m Abstand zu uns und schaut uns an. Das arme Tier ist voller Zecken. Mir juckt es in den Fingern, am liebsten würde ich sie, so wie unsere Katze, davon befreien. Sie zeigt keine Spur von Aggression oder Nervosität. Die großen, braunen Augen signalisieren pure Neugierde. Langsam lasse ich die Scheibe herunter, den Finger jedoch immer am Knöpfchen. Die Frage ist, ob mir das im Ernstfall etwas nützen würde, aber ich bilde es mir wenigstens ein. Wir können herrliche Fotos schießen, denn sie zieht allerlei Grimmassen. Mal zeigt sie uns mit weiß aufgerissenem Maul ihr makellos weißes Gebiss, mal gähnt sie herzhaft, mal zieht sie die Nase kraus und scheint breit zu grinsen. Das Sitzen wird ihr zu anstrengend, drum legt sie sich wieder hin; kratzt sich mal hier, kratzt sich mal da. Hier ruht sie nun zu unseren Rädern. Vielleicht sucht sie auch mal andere Gesellschaft, als nur die ihrer Artgenossen. Irgendwann werden wir ihr dann aber doch wohl zu langweilig und sie schreitet hoch erhobenen Hauptes zu ihrer Familie zurück. Vater Leo erhebt sich kurz – Himmel ist das ein Riesenbrocken – und kracht sich gleich darauf wieder in den Schatten. Einer nach dem anderen schleicht dem wandernden Schatten hinterher. Bald haben sie den Busch umrundet. So geht das geschlagene 6 Stunden lang! Zwischenzeitlich verziehen auch wir uns in den Schatten eines großen Kameldornbaumes, die Löwen und das Wasserloch immer im Blick. Stunde um Stunde stehen wir allein da und beobachten das Kommen und Gehen an der Tränke. Zeitweise sieht die Szenerie wie gemalt aus: Ohrengeier, Weißrückengeier, die hübschen Gaukler und eine Riesentrappe streiten sich um den besten Platz am Wasserloch. Scheu treten Impalas an den Rand der Erfrischungsquelle, die übervorsichtigen Gnus schaffen es nur bis 10 m vor das kühlende Nass. Über Stunden umkreisen 4 Oryx das Kwang-Loch. Ein Straußenmännchen bleibt in sicherer Entfernung stehen. Alle sind sich der Anwesenheit der mächtigen Räuber auf der anderen Straßenseite bewusst, doch keiner rechnet mit deren Faulheit. Ein vorwitziger Schakal trinkt rasch ein paar Schlucke und flieht dann durch das breite Tal des Flussbettes. Gelbschnabeltokkos hüpfen vor uns im Gebüsch herum. Mit ihren kurzen Ruflauten verständigen sich die rastlosen Namaflughühner. Erstaunt sind wir über den melodischen Gesang der Kapkrähen. Also kann man doch, wenn man nur will! Dabei dachten wir immer, die Viecher können nur krächzen. Ab 16.30 Uhr kommen allmählich andere Touristen angefahren. Zwischenzeitlich sind mehr und mehr Tiere wieder von der Tränke verschwunden, sodass sie schließlich total verwaist daliegt. Die faule Löwenbande rührt sich immer noch nicht. Dabei ist doch kein Tierchen mehr da, das sie erschrecken (ironisch gemeint) und vom Trinken abhalten könnte! Um 18.00 Uhr müssen auch wir uns wieder verabschieden, denn in einer halben Stunde schließt unweigerlich das Camptor.


Do., 13.09.: Nossob – Molopolo Kalahari Lodge 26°C

Wir frühstücken auf der Terrasse unseres Chalets. Natürlich sind wir wieder von Vögeln umringt. Hauptsächlich Glanzstare und Flying Bananas. Einer ist besonders eitel und springt immer wieder auf den Fenstersims unseres Autos, um sich ausgiebig im Autospiegel zu bewundern. Ja, du bist ein hübscher Kerl... doch dein Kumpel ist trotzdem hübscher als du. Bald starten wir nach Tree Rivieren. Unterwegs können wir noch eine Wildkatze und einen Wüstenluchs beobachten. Alle Fotosachen sind verstaut, als kurz vor dem Parkausgang hoch oben auf dem Kamm einer roten Düne 3 Löwen liegen, ein Kater und zwei Weibchen. Alle drei noch im Halbstarkenalter und lange nicht so groß, wie die gestrigen. Vermutlich gehören sie zu dem Rudel, dass wir am ersten Tag am Samevloeiing Wasserloch gesehen haben. Kaum haben wir den Park verlassen, laufen uns noch - im wahrsten Sinne des Wortes - Erdmännchen über den Weg. Dabei hatten wir im KTP ständig nach ihnen Ausschau gehalten.
Auf der ausgewaschenen Behelfspiste (Ähnlichkeiten mit einer Straße sind reinzufällig) rumpeln wir zur Molopo Kalahari Lodge. Die letzten Kilometer sind geteert und unser Wägelchen schnurrt nur so dahin. Welch eine Wohltat für die Ohren.


Fr., 14.09.: Molopo – Middelburg 26°C

“Grrrr, gleich mach ich dich nackig, reiß dir all deine schönen Federn aus, wenn du nicht bald ruhig bist…!” Der schreiende Pfau, hoch oben auf dem Dach unserer Hütte raubt mir den Schlaf. Ein Blick auf die Uhr: 06:05 Uhr. Na gut, dann eben nicht ausschlafen. Wir stehen auf. Heute haben wir einen Fahrtag eingeplant, quer durch die Große Karoo. Zu sehen gibt es auf der Strecke wenig, warum also Zeit verplempern? Die Straße geht gerade aus bis zum Horizont und wenn man dort angekommen ist, geht sie wieder bis zum Horizont. Nach 8 Stunden haben wir Middelburg erreicht.

Sa., 15.09.: Middelburg – Mountain Zebra NP – Addo Park 22°C

Schade, es ist bewölkt. Die Wettervorhersage sprach von 30%-iger Regenwahrscheinlichkeit. Gegen 9.00 Uhr biegen wir in den Mountain Zebra NP ab. Zuerst befahren wir den 12 km langen Rooipat Loop. Hier sehen wir etliche Tiere: die namensgebenden Bergzebras, die viel dunkler sind, als die normalen Zebras, Weißschwanzgnus, die auf dem Nasenrücken lustige Haarpuschel haben, die hübschen Buntböcke, sowie Kuhantilopen. Natürlich sind auch Impalas zahlreich vertreten. Auf dem 28 Kilometer langen Kranskop Loop sind kaum Tiere zu sehen. Dieser Loop führt als teils heftige Schotterpiste durch atemberaubende Landschaft. Die Bergkuppen um uns herum ragen zwischen 1.700 m und 2.000 m aus der Erde. Steil fällt das Gelände neben uns ab. Gegen 13.00 Uhr verlassen wir den Mountain Zebra NP um uns in Richtung Addo Elephant Park zu begeben. Nahe des Eingangs finden wir hübsche Chalets, von denen wir eines für diese Nacht buchen.


So., 16.09.: Addo Elephant Park 27°C

Ich war immer der Meinung, dass der Pfau von der Molopolo Lodge gewaltig nervt, aber bis dato habe ich noch nie das nächtliche Gezirpe einer Zikade auf einem Blechdach erlebt. Nur mit Oropax können wir schlafen. Von Stunde zu Stunde hoffe ich mehr, dass sie sich endlich die Flügelchen wund scheuert. Gemein, ich weiß, aber mein Schlaf ist mir auch wichtig. Aber auch das nervende Gezirpe ist am kommenden, sonnigen Morgen vergessen. Wir sind schon um 9:00 Uhr im Addo Park und machen, bevor wir unseren Cabinschlüssel bekommen, unseren ersten Game Drive. Kudus, Zebras, Warzenschweine, ja sogar die lange gesuchten Erdmännchen begrüßen uns, ehe der erste Elefant besitzergreifend vor uns die Fahrbahn betritt. Das dichte Gestrüpp gestattet nur wenig Einblick hinter die Kulissen der wehrhaften, grünen Akazienbüsche. Am Hapooro Wasserloch finden wir dann die gigantischen Komödianten. Einer Herde nach der anderen trudelt zwischen 11.30 Uhr und 14.00 Uhr ein. Fröhlich planschen die Halbstarken im trüben Wasser, bespritzen sich und andere und rollen im kühlenden Nass herum. Kaum entsteht ein kleiner Streit, ist das Getöse groß. Wild rennt die ganze Herde umeinander. Eine noch junge, werdende Elefantenmama steht etwa 6 m von uns entfernt und lässt uns nicht aus den Augen. Warzenschweine wuseln umher und versuchen im Getümmel der Dickhäuter ein Schluck des kühlen Nasses zu ergattern. Dabei werden sie von einigen jungen Elis als zu jagende Opfer auserkoren. Macht ja auch Spaß, die kleinen Schweinchen mit hoch erhobenen Schwänzen flüchten zu sehen. Auch Schildkröten wagen sich unbeholfenen Schrittes ans Wasser – gaaaanz langsam, nur nicht auffallen. Es kommt Bewegung in die Herde. Hui, jetzt wird’s für das Panzertier brenzlig. Schnell werden Kopf, Schwanz und Füßchen eingezogen und auf die vernichtenden Tritte gewartet. Puuuh, nix pasiert. Man kann sich langsam wieder aufrichten. So schnell es geht sucht Methusalem das Weite. Nach über 2 Stunden am Hapooro Wasserloch beziehen wir erst einmal unsere Forest Cabin und machen Siesta. Beim Nachmittags Drive entdecken wir am Carols Rest Wasserloch eine Herde Büffel, wahrlich wehrhafte Trutzburgen, die sich ihrer Stärke bewusst sind. Friedlich grasen die einen, die anderen saugen literweise das frische Nass in sich hinein. Die Jungen springen übermütig, immer jedoch in Mutters Nähe bleibend, über die Weide.


Mo., 17.09.: Addo Elephant Park 27°C

In der Nacht haben wir Löwengebrüll gehört. Aber am Morgen ist die königliche Familie nirgendwo zu entdecken. Wieder sind nur am Hapooro Pool & Bar mehrere Dickhäuter vereint. Ein kleiner Baby-Elefant hat sich zu weit ins Wasser gewagt und hat nun Schwierigkeiten das rettende Ufer zu erklimmen. Rasch sind die größeren Geschwister zur Stelle und reichen ihm helfend ihre Rüssel. Er klammert sich daran fest. Der eine Bruder zieht und der andere schiebt von hinten und so ist das Jüngste bald wieder an Land. Nachdem alle ausgiebig getrunken, gebadet, geduscht und sich anschließend eingepudert haben, verschwinden sie wieder im Busch. Auf der Rückfahrt entdecken wir endlich auch 2 Pillendreher (Dungbeatle). Leider haben sie ihre Bällchen noch nicht fertig, sondern wühlen sich noch kräftig durch den frischen, stinkenden Mist. Am frühen Abend besuchen wir noch das Nyati Wasserloch am Eingangstor. Es liegt wunderschön, ist beleuchtet und man kann einen Underground Hide begehen. Doch was nützt das alles, wenn sich kaum ein Tier dort blicken lässt. Anscheinend ist diese Wasserstelle nicht so beliebt bei den Tieren. Ein paar Kudus stillen zögerlich ihren Durst. Wasserschildkröten betreten nur wenige Schritte das Land und schon kommt ein großer Elefantenbulle und scheucht sie zurück in ihr Reich. Man muss doch zeigen, wer hier das Sagen hat! Dann geht er zum nächsten Loch um sich an einem Baum zu scheuern, ausgiebig zu baden, und sich mit Schlamm zu bespritzen. Hygiene muss sein! Nach einer Stunde verschwindet er wieder im Busch und es kehrt Ruhe am Wasserloch ein.


Di., 18.09.: Addo – Tsitsikamma NP 28°C

Dass Port Elisabeth eine fürchterlich hässliche Stadt (soweit man sie vom Durchfahren auf der N2 kennt) ist, das haben wir ja gewusst. Aber die R335 von Addo nach P.E. ist einfach schrecklich. Nicht nur die Strecke selbst ist nichts für Bandscheibengeschädigte, auch der Dreck und das Elend der Slums ist bedrückend. Wir atmen richtig auf, als wir P.E. weit hinter uns gelassen haben und schönere Gegenden erreichen. Schon gegen Mittag sind wir im Storms River Mouth Restcamp im Tsitsikamma NP. Vor der Terrasse unseres Chalets peitscht der Indische Ozean über die aufgestauten Wellen an die felsige Küste. Salz liegt in der Luft. Wir wollen noch den Weg zur Suspension Bridge gehen, doch der ist leider gesperrt. Waldbrände mit nachfolgenden Erdrutschen lassen kein Passieren des Wanderweges zu. Nun gut, so faulenzen wir den Rest des Tages. Am Abend erleben wir einen besonderen Sonnenuntergang. Die Sonne taucht hinter salzgeschwängerter Luft ins Meer. Kein klarer, roter Sonnenuntergang wie sonst, dieser Abend endet in Pastelltönen.


Mi., 19.09.: Robberg Nature Reserve 30°C

Da wir den gestrigen Weg nicht wandern konnten, fahren wir heute zum hübschen, sauberen Städtchen Plettenberg Bay. Am Ende der Stadt biegen wir zum weniger bekannten, dennoch sehr schönen Robberg Nature Reserve ab. Hier gibt es 3 Rundwege zu erwandern. Wir wählen den mittleren. Die 5,5 Kilometer soll man in 2 Stunden schaffen. Nun ja, ich bin ja schließlich nicht als Gemse geboren und meine Kondition liegt bei –3. So fällt mir das Gekraxel nicht immer leicht, zumal etliche Stufen die Höhe meiner Oberschenkel haben. Gerne lege ich eine schöpferische Pause ein, um ausgiebig die schöne Gegend zu bewundern. Die wunderbare Aussicht entschädigt die Anstrengung allemal. Es ist ja die Zeit der Wildblumenblüte und so blühen auch hier die Sträucher rechts und links des ausgetretenen Pfades. Von oben schauen wir den Seelöwen zu, die in der türkisblauen Brandung spielen. Bald ist der Kamm erreicht und auf einer sandigen Düne geht es 100 Höhenmeter hinab zum Strand mit der Halbinsel „Die Eiland“. Meine Schuhe werden beim Bergabrennen immer enger, denn der Sand behauptet seinen Platz darin. Endlich! Das Meer mit einem perfekten Strand ist erreicht. Schnell ziehen wir Schuhe und Strümpfe aus und planschen in den anrollenden Wellen des Indischen Ozeans. Dabei müssen wir auf die kleinen blauen Quallen aufpassen, die einem bei Berührung höllische Qualen bereiten können. Ihr Nesselgift brennt gewaltig (unsere Tochter durfte schon einmal Bekanntschaft mit solch einem Tierchen machen!). Nachdem wir fast eine ¾ Stunde am Strand rumgelungert haben, machen wir uns auf den Rückweg. Man muss gut aufpassen, denn die Felsen oberhalb der Wasserlinie sind sehr glitschig und noch nass von der letzten Flut. Ein einziger Fehltritt und es könnte mein letzter sein! Kaum ist der rettende Boardwalk erreicht, wird meine Kondition wieder auf eine harte Probe gestellt. Über steile Felsen mit hohen Trittstufen geht es hinauf auf den Kamm. Wenigstens liegt diese Kraxelstrecke im Schatten. Die Anstrengung und der Durst bringen mich nahezu um den Verstand. Na ja, ohne Verstand lässt es sich eh entspannter laufen! Wie ein Geschenk geht bald darauf geradeaus bis zum Parkplatz. Ich bin ziemlich k.o., durstig, ...aber glücklich! Eine Stunde später sind wir zurück im Mouth River Camp. Nach dem Duschen gehe ich auf die Terrasse und genieße erst einmal ein kühles Bier... Ich werde unruhig... der Wald der Tsitsikamma reizt mich. Ich muss wissen, wir es im Inneren des undurchdringlich erscheinenden Dschungels ausschaut. Schnell sind noch mal die Sportschuhe angezogen und der Fotorucksack geschultert. Ehe ich mich versehe, bin ich auf dem Weg zum Lorrie Trail. Er ist kurz und dauert nur eine Stunde. Zu Beginn geht’s recht steil über Stufen hoch in den Urwald. Komisch, jetzt mach mir das Kraxeln nichts mehr aus! Auf verschlungenen Pfaden geht es weiter durch den dichten Wald; das rauschende Meer immer in Hörweite. Dank der Lianen winden sich die Bäume und geben seltsame Formationen ab. Es ist glitschig. Dick und feucht lagert das nasse Laub am Boden. Ich rutsche aus und meine Nase darf den würzigen Duft des Waldes ganz nah erleben. Ein Hoch auf die Schwerkraft! Die Bäume weichen dichten, blühenden Büschen und schon bald ist die Passhöhe erreicht. Am Wegesrand leuchten ein paar rote Lilien. Etwa auf der Hälfte des Weges befindet sich eine Plattform, von der aus man einen Blick auf das schäumende Meer werfen kann. Dann geht es wieder tiefer in den Wald. Fremdartige Vogelstimmen begleiten mich. Die Tierchen selber aber bleiben unsichtbar. Ich genieße die Stille und das Alleinsein. Kurz vor Ende des Trails passiere ich einen Damm, über den braunes, mineralhaltiges Wasser in Kaskaden in Richtung Ozean springt. Noch ein paar absteigende Stufen und nur wenige Meter hinter unserem Chalet habe ich wieder festen Boden unter den Schuhen. Ich bin glücklich. Abends genießen wir unseren Sundowner auf der Terrasse und schauen den Delfinen beim Wellenreiten zu.


Do., 20.09.: Tsitsikamma – Arniston 28°C

Um 13.00 Uhr erreichen wir den kleinen Fischerort Arniston. Wir haben Glück und erwischen noch eines der hübschen Seaside Cottages im Kapholländischen Stil. Wenige Minuten später befinden wir uns auf dem Weg zur an den Klippen liegenden Höhle „Wainhuiskraan“. Leider haben wir Pech und die Flut hat schon wieder eingesetzt, sodass es zu gefährlich ist, durch die anschlagenden Wellen die Höhle zu erreichen. Macht nichts, auch so ist die kurze Wanderung entlang der herrlich weißen Dünen schön. Das Wasser ist jetzt im September noch recht frisch und nur ein paar einheimische Kinder wagen es zu baden. Bevor wir zurück zu unserem Cottage gehen, schauen wir uns natürlich noch die urtümlichen, weiß getünchten Fischerhütten von Kassiesbaai an. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Fischernetze hängen zum Trocknen über dem Zaun und die Menschen sitzen gemütlich vor ihren Hütten. Munter flattert die Wäsche auf der Leine. Doch die Armut straft der Idylle Lügen.
Zurück auf dem Balkon unseres Cottages beobachten wir mehrere Southern Right Wales, die gemütlich vor unseren Augen im Meer dümpeln.


Fr., 21.09.: Cape Agulhas, De Hoop NR 29°C

Wir starten zum südlichsten Zipfel Afrikas, dem Cape Agulhas. Das vor gelagerte Örtchen Struisbaai empfängt uns mit hübschen, alten, mit weißer Kalkfarbe gewitschten Fischerhütten. Die Orte Struisbaai und Agulhas gehen ineinander über und machen einen sauberen und ordentlichen Eindruck. Der Leuchtturm am Cape Agulhas blitzt in der Sonne und wir lassen es uns nicht nehmen die 3 steile Leitern zum Aussichtsbalkon hinauf zu steigen. Von hier oben haben wir einen schönen Blick auf den Ort, die stark zerklüftete Küstenlinie und den Zusammenfluss der beiden Meere. Dunkel strömt der Atlantik von Westen, türkis leuchtend der Indische Ozean von Osten. Natürlich fahren wir noch die wenigen Meter, bis wir direkt am Cape Point mit seinem Schild stehen. Schäumend nagt der Ozean an den bizarr geschliffenen Felsen.
Gegen Mittag starten wir zum De Hoop Nature Reserve. Kurz hinter Bredasdorp biegt eine gut zu fahrende, jedoch gewaltig staubende Schotterpiste zum Reserve ab. Schon von weitem erkennt man entgegenkommende Fahrzeuge an deren Staubfahnen. Roadrunner is comming. Noch 58 km bis Koppie Allen, dem traumhaften Aussichtspunkt im Nature Reserve. Nach knapp einer Stunde ist das Traumziel im De Hoop erreicht. Vom Parkplatz aus gehen wir zwischen blühenden Büschen und Blumen den Schotterweg zum Meer hinab. Vor uns strahlt das türkisblaue Meer. Schäfchenwolken setzen das ganze in Szene. Weiß leuchtet das kleine Info-Häuschen aus den Büschen heraus. Schon von hier oben sehen wir etliche Southern Right Wales. Es sind 8 Kühe mit ihren Kälbern. Über Stunden bewegen sie sich nur wenige Meter von der Stelle. Zwischen den schroffen Felsklippen quetschen sich kleine, sandige Badebuchten, an denen sich tosend die Wellen brechen. Während Norbert geduldig auf dem Felsen hockend auf sein „Walfoto des Jahres wartet“, stecke ich meine Füße ins Meer. Eine heftige Welle kommt und ich bin bis zum Bauch nass. Wären nicht noch mehr Leute hier, würde ich nackend baden gehen. Aber das verkneife ich mir doch geflissentlich. Also, wer`s nass macht, macht`s auch wieder trocken. Die Sonne und der Wind werden`s schon richten. Ich klettere den Felsen hoch und beobachte zusammen mit meiner besseren Hälfte die Walmütter mit ihren Jungen. Weit schweift der Blick über das türkisfarbene Meer, die eingebetteten Badebuchten und die riesigen leuchtend weißen Dünen, die in einem 13 km langen Sandstrand zum Meer hin abfallen. Noch lange sitzen wir hier oben und genießen den Tag.


Sa., 22. 09.: Arniston –Stellenbosch 21°C

Als Abschiedsgruß zeigen 2 Wale ihre Flunken, genau das, worauf Norbert die ganze Zeit gewartet hat. Und nun ist kein Fotoapparat schussbereit – wie immer! Bei klarem Himmel verlassen wir das Küstenstädtchen Arniston. Durch wogende Kornfelder führt die Straße bergauf und bergab nach Hermanus. Hier empfängt uns nicht nur leichter Regen, sondern auch ein dicker Verkehrsstau. Hermanus feiert an diesem Wochenende das Walfestival. Alles scheint in die Stadt zu strömen. Über dieses Verkehrschaos kann man nur noch lachen. Nichts geht mehr. Jeder fährt wie er will. Irgendwann erreichen wir doch noch Betty`s Bay. Als wäre es bestellt, hört der Regen auf. Wir besuchen die kleine Pinguin Kolonie, die hier ansässig ist. Sie ist bald schöner anzuschauen, als die weitaus bekanntere Pinguinkolonie am Boulders Beach, denn hier sind wir fast ganz allein... und ohne Japaner. Diese Kolonie ist an der R44 nicht ausgeschildert. Man muss dem Hinweisschild zum Stony Point folgen, wo dann irgendwann einmal ein kleines Schildchen mit dem Abbild eines Pinguins erscheint. Für nur 10 Rand /p.P Eintritt darf man die putzigen Gesellen besuchen. Ein Boardwalk, den natürlich auch die befrackten Watscheltiere benutzen, führt uns oberhalb der Kolonie entlang. Es stinkt gewaltig, doch das possierliche Verhalten dieser kleinen Frackträger entschädigt den beißenden Geruch. Im Gänsemarsch kommen sie hin und her wackelnd den Hügel hinunter. Zwei Junge betteln die Mutter gleichzeitig um Futter an, werden abwechselnd von ihr gefüttert, und an anderer Stelle buhlt ein Männchen um eine hübsche Pinguindame.
Wir fahren die R44 weiter in Reichtung Gordon`S Bay. Traumhafte Ausblicke ergeben sich entlang der False Bay. Man kann die ganze Küste entlang, bis hinunter zum Kap der Guten Hoffnung schauen. Zwar ist das Wasser lange nicht so klar, wie gestern im De Hoop NR, dennoch sehen wir ein paar Wale dicht am Ufer. Diese Küstenstraße ist dem Capman`s Peak Drive fast ebenbürdig. Kaum ist Gordon`s Bay erreicht, geht eine Stadt nahtlos in die andere über... Gordon`s Bay, Strand, Sommerset West... Erst in Richtung Stellenbosch weitet sich das Häusermeer. Die Weingüter liegen inzwischen fast eingebettet in Ortschaften. Wir haben das von unseren vorherigen Südafrikabesuchen noch anders in Erinnerung. Ein Weingut besuchen wir in diesem Urlaub nicht; schauen nur kurz am Waterford Weingut vorbei, weil es das schönste sein soll. Wir sind enttäuscht. Die Anlage ist zwar sehr gepflegt, doch wir hatten uns ein Gebäude im Kapholländischen Stil erhofft. Uns empfängt ein brauner Prunkbau an dem Cäsar seine Freude gehabt hätte. Nein, nichts für uns, wir kehren um. Wenigstens ist unsere gebuchte Unterkunft, das „The Beautiful South“ B&B wunderschön. Stellenbosch ist „sicher“, so können wir auch zu Fuß in die Stadt hinunter gehen. Wir schauen uns um, bummeln ein wenig und genießen bei einem guten Cappuccino das Geschehen um uns herum. Zum Abschied schlemmen wir im CTFM (Cape Town Fish Market) noch einmal vorzüglichen Fisch, bevor wir unsere letzte Nacht in Südafrika verbringen.


So., 23.09.: Rückflug 22°C

Pünktlich startet unsere Maschine der SAA über Johannisburg nach Frankfurt. In Jo`burg müssen wir vom Domestic Airport zum International Airport laufen. Das ist die reiste Schnitzeljagd, denn die Ausschilderung ist katastrophal. Der Flughafen ist z.Zt. eine riesige Baustelle und nach einer geschlagenen Stunde haben wir unser Gate endlich erreicht. Wir sitzen wieder in der selben Maschine, auf den selben Plätzen. Die Sitzabstände in der SAA–Maschine sind sehr groß, man hat einen Bildschirm im Vordersitz und kann Start und Landung live über die Boardkamera miterleben.
Nimm dich vor Leuten in Acht, die damit angeben, wer sie sind.
Ein Löwe wird dir nie sagen müssen, dass er ein Löwe ist.
Letzte Änderung: 28 Apr 2008 07:10 von Pascalinah.
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19 Jun 2008 21:24 #70343
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  • KUPo am 19 Jun 2008 21:24
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Hallo Pascalinah,

danke für deinen wunderschönen Reisebericht, den wir beide mit viel Freude gelesen haben. Vielleicht bekommen wir ja bei unserem Nordlichtertreffen dann auch noch ein schönes Album darüber zusehen? :blush:

Nächsten März/April werden wir während unserer 4-wöchigen Namibia–Tour für 9 Tage im KTP sein. Die Camps haben wir vor ein paar Tagen ganz problemlos und schnell gebucht. Nun warten wir nur noch auf die Freischaltung der Air Berlin-Flüge. Hoffen das dies am Montag klappt. Keine Frage, dass wir schon wieder im totalen Afrika-Fieber sind. Dabei sind wir ja erst seit 54 Tage aus Namibia zurück. Mir kommt es fast schon wie eine Ewigkeit vor. Wow, kann die Zeit nicht etwas schneller vergehen?:(

Alles Liebe bis zum 28. Juni

Uschi und Karl-Heinz
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24 Jun 2008 08:28 #70672
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  • Ina am 24 Jun 2008 08:28
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Hallo Pascalinah,

auch von mir herzlichen Dank für Deinen wunderschönen, ausführlichen Bericht. Ich habe ihn verschlungen, gerade auch weil wir vor ein paar Jahren eine ähnliche Route hatten.

Gleich noch eine Frage. Du schreibst:
Da es erst früher Nachmittag ist, rumpeln wir über eine ausgefahrene Piste in die Kamiesberge. Als das Hochland erreicht ist, erschlägt uns fast die Blütenpracht.

Wir sind Ende August auch in Kamieskroon. Kannst Du näher beschreiben, wo Ihr langgefahren seit? Das wäre toll!

Viele Grüße
Ina
Unsere Website - Reisen ins südliche Afrika:
www.inado.de => SCHWERPUNKT KGALAGADI
Letzte Änderung: 24 Jun 2008 10:28 von Ina.
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24 Jun 2008 08:49 #70673
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  • chrissie am 24 Jun 2008 08:49
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Hallo Pascalina,
ich habe mir deinen RB schon vorgemerkt,bin leider noch nicht dazu gekommen, ihn vollständig zu lesen. Aber der Anfang liest sich schon mal sehr gut :) und der KTP reizt mich durchaus.
Danke, dass du uns an deinen Erlebnissen teilhaben lässt.
Im übrigen waren wir auch im August/September 07 in SA und haben teilweise auch die gleichen Ziele (u.a.Tsitsikamma, Kapstadt) gehabt.
Gruss Chrissie
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Letzte Änderung: 24 Jun 2008 08:52 von chrissie.
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24 Jun 2008 08:49 #70674
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Gruss Chrissie
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24 Jun 2008 09:17 #70676
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  • Guido. am 24 Jun 2008 09:17
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Hallo Pascalinah,

wirklich sehr schön geschrieben der Bericht! Aber Fotos hätte ich sehr gern noch gesehen.

Falls Du nichts mit einer eigenen Website und Programmierung am Hut hast, könntest Du Dir irgendwo einen Blog einrichten (kostenfrei) und das als bebilderten Reisebericht benutzen. Das erfordert keine speziellen Kenntnisse.
de.wordpress.com/signup/
www.blogger.com/start

Beste Grüße

Guido
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