Mountain Zebra National Park: Gewitter in der Wüste
Unser voller Tag im Mountain Zebra begann früh, wenn auch ohne Eile. Ohnehin war es auch das, was uns für den Park so einnahm: seine Ruhe und Beschaulichkeit. Wir erwarteten natürlich schöne, allerdings keine "Giga-Sichtungen", und so hatten wir nie das Gefühl, möglicherweise an anderer Stelle etwas zu verpassen. Das hatte einen sehr erholsamen Effekt.
In der Nacht hatte es geregnet, überall standen Pfützen, sehr zur Freude der vielen kleinen Fröschchen, die munter in den Felsen vor unserer Terrasse umherhüpften. Überhaupt präsentierte sich die Umgebung im grünen Kleid. Ich hatte Fotos im Netz gesehen von einer braunen, trocknen Landschaft, nun kam die Halbwüste ganz anders daher. Auch das mochten wir und war schön fürs Auge.
Vom Restcamp aus ging es zunächst wieder steil bergauf, wir kannten die Strecke schon vom Vortag. Die Sonne hatte noch Mühe, sich durch die Wolken zu kämpfen, und tauchte das herrliche Bergpanorama in ein pastellfarbenes Licht. Manch einer war noch nicht ganz wach und ließ es im Zwielicht so kurz nach Tagesanbruch ebenso wie wir gemächlich angehen.
Auf rund 1.500 m blieben wir nicht weiter auf dem Kranskop Loop mit seinen steilen Berghängen, sondern bogen nach rechts zum Hochplateau ab.
Wegenetz im Nationalpark. Es gibt auch Offroad-Strecken, die wir ohne 4x4 nicht fahren durften (und wollten). Außerdem Aussichtspunkte und umzäunte Picknickplätze (mitsamt Bademöglichkeit), an denen man (ausnahmsweise) aussteigen darf.
Auf dem Rooiplaat Loop soll es die meisten Tiere zu sehen geben, die weiten Grasebenen ziehen große Herden an, und das bestätigte sich auch. Die vielen Springböcke zeigten die geringste Scheu, die Weißschwanz-Gnus die meiste. Kaum näherten wir uns, zogen sie sich so weit wie möglich von den Wegen zurück. Die Sonne setzte sich zusehends durch und der Himmel wurde immer blauer.
Am Ende des Loops rollten wir über die steile und deshalb teilweise asphaltierte Link Road vom ersten Stock hinunter ins Erdgeschoss. Wieder Szenenwechsel. Dickicht, hohes Gras und ganz andere Bewohner trafen wir im üppig grünen Tal, durch das der relativ kurze Ubejane Loop führt.
Lange beobachteten wir eine Erdhörnchen-Kolonie - Thomas hat die putzigen Kerlchen ganz besonders ins Herz geschlossen.
Sie gingen eifrig ihren Beschäftigungen nach und ließen sich von uns nicht stören (möglicherweise haben sie andere Besucher schon einmal gefüttert, denn sie liefen anfangs sogar auf uns zu).
Nur wenige Meter weiter sahen wir zwei Fuchsmangusten Seite an Seite davonziehen, und es dauerte nicht lange, da krabbelte auch der Nachwuchs des Pärchens aus seinem Bau.
Die drolligen Geschwister nahmen uns neugierig in Augenschein, verloren aber schließlich das Interesse und rauften ausdauernd miteinander im dichten Gras.
Wir ließen uns jede Menge Zeit und genossen einmal mehr eine der größten Qualitäten des Parks: seine Ruhe. Man hat die Tiere stundenlang für sich, es gibt kein Drängeln und keinen Stau.
Schließlich fuhren wir auf die Hauptstraße, die vom Gate zum Restcamp führt,...
...und legten in unserem Häuschen eine Pause ein. Das neue Schloss für die zweite Schlafzimmertür war nicht gekommen, uns war's egal, das Chalet bietet ohnehin weit mehr Platz als wir brauchten.
Am Nachmittag fuhren wir praktisch dieselbe Strecke, nur andersherum. Auf dem Plateau war die Szenerie spektakulär, es braute sich was zusammen.
In der Ferne gingen erste heftige Regenfälle nieder, und sie rückten näher. Die Tiere zogen sich weit auf die Wiesen zurück, drehten ihren Allerwertesten in den Wind und ließen das Geprassel stoisch über sich ergehen. Die Zebras bildeten Grüppchen und sahen aus, als würden sie ein Happening abhalten. Es dürfte allerdings ziemlich ungemütlich gewesen sein.
Wir warteten den Regen ab, Gewitterstimmung in der Wüste, das hatte was, und schnell riss die Wolkendecke wieder auf.
Das Plateau gefiel uns sowieso besonders gut mit seiner Weite, den Tierherden und den Bergen im Hintergrund, und wir freuten uns, als eine quirlige Zebraherde mitsamt Nachwuchs genau auf uns zusteuerte und vor uns die Pad querte.
Der Nationalpark war Ende der 1930er-Jahre gegründet worden, um die Kap-Bergzebras zu schützen. Das klappte zunächst nicht besonders gut, Mitte der 1960er gab es nur noch 25 Zebras im Park. Erweiterungen führten dann zum Erfolg, heute sind einige hundert Zebras im MZNP Zuhause und regelmäßig können Zebrafamilien an andere Wildreservate abgegeben und dort wieder angesiedelt werden (z.B. De Hoop).
Auch Löwen wurden im Mountain Zebra ausgewildert, nachdem sie seit langer Zeit ausgerottet gewesen waren. Wir sind ihnen leider nicht begegnet, auf das mögliche Cheetah-Tracking haben wir verzichtet. Wer auf Großkatzen aus ist, ist trotz dieser Möglichkeiten wohl fehl am Platz in diesem Park, der aber so viel anderes bietet. Vor allem eine sofort spürbare Stille und eine Landschaft zum Niederknien.
Mit der Ruhe war es allerdings am Abend vorbei. Wir erlebten das Gewitter unseres Lebens. Urplötzlich wurde es stockfinster und Blitz und Donner tobten in einer Frequenz über uns und um uns herum, wie ich es noch nie erlebt hatte. Erst als sich der erste Sturm gelegt hatte, bemerkten wir, dass es noch relativ früh und gar nicht Nacht war.
Der Sonnenuntergang war speziell und hatte was von Endzeit, bevor das Unwetter mit Karacho zurückkehrte. Ich verzog mich unter die vermeintlich schützende Bettdecke. Wie es wohl den Tieren in dieser Apokalypse gehen mochte?