Tag 12
Um 5 Uhr rappelte der Wecker, reißte uns aus unseren Träumen und forderte uns unmißverständlich dazu auf, das bequeme, kuschelig-warme Bett zu verlassen. Das wie immer am Vorabend vorbereitete Mokkakännchen wartete bereits ungeduldig auf der Herdplatte unserer Außenküche, um duftenden Espresso hochkatapultieren zu dürfen. Mit Milchkaffee standen wir dann auf unserer Terrasse und blickten etwas fröstelnd in den noch dunklen Morgenhimmel. Die heutige Tagesetappe sollte uns über den Orpen Damm und einen Frühstücksstopp in Tshokwane ins Lower Sabie Restcamp führen. Dort hatten wir für zwei Nächte unsere Schlafstatt gebucht; die erste Nacht in einem Bush View Safari Tent und die Folgenacht in einem River View Safari Tent. Mittlerweile bietet das Lower Sabie Restcamp eine Großzahl an solchen Safarizelten. Bei unserem letzten Aufenthalt in Lower Sabie über den Jahreswechsel 2015/16 gab es nur fünf
(glaube ich mich zu erinnern) dieser Safarizelte und diese direkt über dem Sabie-Fluß gelegen. Von diesen Erstzelten steht kein einziges mehr; alle wurden durch neue Zelte ersetzt, die sich aber eigentlich gar nicht Zelte schimpfen dürften, denn die Außenwände dieser Zelte sind in Leichtbauweise gemauert und mit dem üblichen olivgrünfarbenen Safarizeltstoff tapeziert.
Kurz vor sechs Uhr standen wir stramm am Gate und warteten auf dessen Öffnung. Wie allseits bekannt, ist die Gegend um Satara Katzenland und so reihten sich hinter uns viele weitere Fahrzeuge, um sich ebenfalls auf die Suche nach dem Raubgetier zu machen. Kaum war das Gate geöffnet und wir allerhöchstens 200 m vorangeschritten, da bremsten wir, der Straßenverkehrsregel des KNPs folgend:
Animals have the right of way, abrupt ab. Von linker Seite wackelte ein stattlicher Herr Löwe auf die Fahrbahn, um dann schnurstracks auf dieser seinen Weg fortzusetzen. Das Tierchen hatten die wenigen Fahrzeuge, die vor uns fuhren, vermutlich in ihren Rückspiegeln gesehen, denn sie stiegen ebenfalls auf ihre Bremspedale.
Wir waren noch beschäftigt, den Leo abzulichten, als auch schon der zweite seiner Gattung an unserem Fahrzeug vorbeischlenderte. Im Laufe des Tages haben wir erfahren, daß der Albinolöwe Kasper genannt wird.
Es sollte nicht der letzte bleiben! Insgesamt fünf Großkatzen okkupierten, ohne sich am Lärm der Motorengeräusche zu stören, gemeinsam an diesem frühen Morgen das Asphaltband.
Nach einer knappen viertel Stunde hatten wir genug von dieser gemähnten Bande und fuhren, an eleganten Giraffen, schüchternen Kudus und kessen Hyänen weiter gen Süden, bevor wir links auf einen Loop abbogen und dann am Parkplatz des Orpen Damms unseren Wagen abstellten. Die Oberfläche des Wassers war mal wieder mit invasivem Grünzeug übersät. Ich glaube, die Pflanze hat ihren Ursprung in Südamerika und wurde irgendwann in fernen Zeiten in den KNP eingeschleppt. Nun hat man seit vielen Jahren ein Riesenproblem damit. Ein, fürs Auge netter Farbtupfer ist es jedoch allemal.
Da sowohl die Vierbeiner- als auch die Vogelwelt sich am Orpen Damm rarmachten, begaben wir uns nach 20 Minuten auf den Weg zur Tshokwane Picnic Site, um ein deftiges Frühstück in der Sonne einzunehmen.
So gestärkt fuhren wir auf der H 10 zum Nkumbe Lookout, um unseren obligatorischen Weitsichtstopp einzulegen. Trotz daß es bereits kurz nach zehn Uhr war, war es im dortigen Hide noch stinkkalt. Deshalb platzierten wir uns auf eine der Bänke am Parkplatz, genossen von dort die Savannenlandschaft und unterhielten uns angeregt mit einigen spanischen Touristen. Im Anschluß fuhren wir gemütlich die H 10 runter bis zum Lower Sabie Restcamp, wo wir bis zur Schlüsselübergabe unseres Bush View Safarizelts die Zeit mit einem Latte Macchiato auf der großen Terrasse des Restaurants überbrückten. Nachdem wir das Zelt beziehen durften, machten wir uns auf den Weg zum Ntandanyathi Hide und über die S 137, ohne daß es zu spektakulären Treffen gekommen war.
Ebenfalls nix los auf der südwärts folgenden H 4-2. Naja, der Tag begann ja schon mit reichlich Sondersichtungen, deshalb durften wir nicht meckern. Irgendwo auf halber Strecke zwischen Lower Sabie Restcamp und dem Crocodile Bridge Restcamp drehten wir um, um zurückzufahren. Kaum nordwärts eingeschlagen, erblickten wir auf der Rechten eine Löwendame mit nicht näher definierbarem Anhang. Beide jedoch verschwanden recht rasch im hohen Gras und Gebüsch.
Von weitem sahen wir nun einige Fahrzeuge mit aus den Fenstern schauenden langen Fotoobjektiven, welche auf einen Baum gerichtet waren. Und siehe da… Beim Annähern zeigte sich doch glatt ein Leopard in relaxter Lage auf einem dicken Ast.
Nach ausreichender Beobachtungszeit ließen wir den Leo Leo sein und fuhren zum Lower Sabie. Dort machten wir es uns auf unserer Terrasse mit Bierchen, Kartoffelchips und Büchern bequem, bevor wir den Tag mit einem leckeren Steak, Avocados & friends beendeten.