9. Kapitel: Viel Regen und zwei Erstsichtungen
Auch der heutige Morgen beginnt wolkenverhangen, kalt und nass.
Ich fahre zur Toresöffnung eine kleine Runde allein gen Süden. Die Fahrt stellt sich als einer der ereignislosesten Gamedrives überhaupt heraus. Wegen des trüben Wetters macht es eingeschränkt Spaß, in die Landschaft zu schauen. Fernsicht hat man sowieso heute keine – zu tief hängen die Wolken, aus denen es beständig mal mehr und mal weniger stark regnet. Für die Natur freut mich das natürlich.
Nach langem Buschstarren finde ich in einem Braunkopfliest ein erstes Motiv.
Und dann kommt bis zu einem Elefantenroadblock erstmal wieder nichts. Etwas genervt fahre ich den Umweg über eine Dirtroad, die mich zurück nach Lower Sabie bringen soll – und siehe da: Völlig überraschend queren plötzlich drei Löwinnen in schnellem Schritt die schmale Straße. Ich bin überrumpelt und überhaupt nicht bereit und so existiert nur dieses eine (kaum vorzeigbare) Beweisfoto. Aber immerhin: Das tägliche Löwensoll ist erfüllt.
Zurück im Camp frühstücken wir bei Mugg and Bean – zum letzten Mal auf dieser Reise. Dabei wird ein wenig nach Vögeln Ausschau gehalten. Braunkopflieste scheinen in diesem Jahr überall zu sitzen. Maskenweber sowieso.
Auch den Tausendfüßlern ist es zu kalt.
Nach dem leckeren Frühstück fahren wir vier wieder los – jetzt geht es gen Skukuza. Es ist noch immer nass und kalt – das Wild hat sich wahrscheinlich tief in den Schutz der Büsche zurückgezogen. Heute ist einfach nicht unser Tag: Einzig ein Wasserbock schafft es auf unsere Speicherkarte.
Am Büffelriss lassen sich einige Kappengeier und einige faule Rudelmitglieder beobachten. Immerhin.
Wir machen eine kurze Pause in Skukuza. Die Kinder spielen Pferdchen, während wir einige Halsband-Bartvögel beobachten.
Weil es noch zu früh ist, um unser schönes Riverview-Chalet zu beziehen, fahren wir nochmal raus. Dieses Mal gen Westen. Diese kurze Ausfahrt hält ein kleines Highlight für uns bereit.
Neben einigen Hornraben können wir einen jungen Leoparden entdecken, der leider so gar nicht aus dem dichten Busch heraustreten will. Ich sehe ihn kaum, meiner Frau gelingt ein Beweisfoto. Irgendwann ist er ganz verschwunden. Wir suchen und suchen die Umgebung ab und können ihn nach einigen Minuten nochmal erblicken – leider weiter weg und nicht in unsere Richtung unterwegs. Aber immer: Ein junger Leopard. (Ich muss mich immer etwas zwingen, mich über eine Sichtung zu freuen, von der kein nennenswertes Foto gelingt… Eigentlich doof.
)
Bald sind wir zurück in Skukuza. Unsere Hütte liegt wunderbar weitab des Trubels direkt am Fluss. Hier lässt es sich gut aushalten. Schade, dass wir nur eine Nacht gebucht haben – Skukuza schreckt uns durch seine Größe immer wieder etwas ab. Aber wie gesagt: Hier merkt man die Anzahl der Hütten im Camp nicht wirklich. Und birden macht hier große Freude. In kurzer Zeit kommen uns Braunkopfpapageien, Helmperlhühner, speckled Mousebird in interessanter Verrenkung, ein collared sunbird und eine striped swallow vor die Linse.
Und zum Abschluss ein kleiner Höhepunkt: Ganz besonders freuen wir uns nämlich über den folgenden Gesellen, der sich gemeinsam mit zwei Artgenossen erst nicht aus dem dichten Geäst herauswagen will, dann aber doch (in schlechtem Licht) kurz stillhält: ein purple crested turako – zu Deutsch: Glanzhaubenturako. Die erste Erstsichtung des heutigen Tages.