Kapitel 1: Endlich zurück
Kurz nach 22 Uhr hebt die Lufthansamaschine in Frankfurt ab. Vor uns liegen knapp 10 Stunden Nachtflug gen Johannesburg. Wie immer haben wir zu viert eine Mittelreihe – und im Vergleich zu unseren Flügen zu Zeiten, als unsere Kinder noch jünger waren, ist das gemeinsame Fliegen jetzt einfach sehr entspannt. Alle essen und trinken selbstständig, können sich mit dem Entertainment-Programm beschäftigen (für die Kids eines der Highlights der Reise…) und schlafen irgendwann friedlich. So vergeht die Zeit schnell und unaufgeregt. Dass wir die ganze Zeit über Masken tragen müssen, stört uns weit weniger, als vorher befürchtet.
In Johannesburg haben wir dann rund 2,5 Stunden Umsteigezeit – durch eine Veränderung des Flugplans bei Airlink etwas weniger Zeit, als wir uns wünschen würden, da wir unser Gepäck abholen und erneut einchecken müssen und nicht einschätzen können, ob Corona die Einreiseformalitäten verzögern wird.
Aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall – noch nie sind wir so schnell durch die Passkontrolle und den Sicherheitsbereich gekommen. Es ist einfach viel weniger Betrieb als zu normalen Zeiten.
Der verpflichtende Gesundheitsfragebogen wird vor der Passkontrolle eingesammelt – sein Inhalt wird dabei kaum eines Blicks gewürdigt… Zu Krankenversicherung und SA-Corona-App werden wir nicht befragt.
Schnell haben wir unsere Koffer zurück und können sie alsbald zum Airlink-Schalter bringen. Für den Inlandsflug ist Corona dann tatsächlich gar kein Thema mehr.
Pünktlich hebt auch die Maschine gen Mpumalanga International Airport ab. Die nun anbrechenden 45 Minuten sind jedoch alles andere als angenehm. Im Luftraum ist es windig und so quälen uns heftige Turbulenzen, die das kleine Flugzeug hin und herschwanken lassen – die Kinder nehmen das sportlich, die Erwachsenen weit weniger…
Als wir endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben, ist die Erleichterung groß. Beim Aussteigen genießen wir den strahlenden Sonnenschein, atmen die trockene Hitze Südafrikas. Endlich…
Schnell haben wir unser Gepäck wieder in unserem Besitz und stehen alsbald am Europcar-Schalter. Hier zieht es sich – wie immer – in die Länge. Die Information, dass wir Kindersitze gebucht haben, ist mal wieder nicht bis nach Nelspruit durchgedrungen. Zum Glück können spontan zwei brauchbare Exemplare organisiert werden.
Bald stehen wir auf dem Parkplatz vor unserem fast fabrikneuen Hyundai H1, der uns die kommenden zwei Wochen treu durch den Kruger schaukeln wird. Leider kann man bei diesem Modell keine Sitze ausbauen und so ist klettern angesagt, um sich von Reihe zu Reihe zu bewegen. Dafür kann das Mittelteil zwischen den Vordersitzen so geklappt werden, dass eine Sitzbank entsteht; das gefällt den Kindern wiederum sehr gut.
An den Linksverkehr gewöhne ich mich schnell wieder und fast ohne zu „wischblinken“. Schnell sind die ca. 70 Kilometer bis Malelane zurückgelegt, während wir die an uns vorbeiziehende Landschaft genießen und enorme Wiedersehensfreude empfinden, die sich aber nicht auf südafrikanische Überholmanöver bei Gegenverkehr ausweiten möchte.
Unser erstes Ziel ist der Superspar in Malelane. Wir mögen es, dass man hier auf dem Parkplatz ganz unbehelligt sein Auto stehen lassen kann und der Supermarkt ist so groß und hat eine entsprechende Auswahl, dass man sich hier gut für zwei Wochen eindecken kann. Und so landen bald Säfte, Obst, Gemüse, Tütensuppen, Nudeln, Soßen und Cereals im Wagen, bis es sich türmt. Auch in Südafrika werden wir keine großen Köche werden…
Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Malelane Gate. Beim Überfahren der Brücke eröffnen sich erste Blicke auf den Crocodile River und seine Bewohner. So vertraut und doch immer wieder schön.
Die Formalitäten sind schnell erledigt und so fahren wir gegen 15 Uhr in den Park, um auf der Crocodile River Road am Fluss entlang zu unserem ersten Camp zu fahren: Crocodile Bridge.
Auf der Fahrt haben wir keine spektakulären Sichtungen, aber die sind auch gar nicht nötig, um Zufriedenheit auszulösen. Wir sind wieder hier!
Und es zeigt sich auch recht viel Wild am Wegesrand. Wir freuen uns über Begegnungen mit Warzenschweinen, Kudus, Wasserböcken, den omnipräsenten (und in ihrer Eleganz viel zu wenig beachteten) Impalas.
Ein Nilwaran wärmt sich in der brennenden Nachmittagssonne.
Auch ein erster Kronenducker beäugt uns neugierig und mag gar nicht - wie sonst so oft - schnell im Unterholz verschwinden.
Die Vogelwelt ist vertreten durch Schwarzbauchtrappen, Gelbschnabeltokos und einen jungen Kampfadler.
Erste Elefanten kreuzen unseren Weg. Was haben wir diese Tiere, zu denen wir respektvollen Abstand halten, vermisst.
Auch Giraffen zeigen sich zur Freude der Kinder, bei denen die friedlichen Riesen seit Jahren ganz hoch im Kurs stehen.
Kurz vor dem Camp – das Tageslicht neigt sich seinem Ende zu – dann ein kleiner Höhepunkt. Eine stattliche Tüpfelhyäne frisst an einem kaum mehr zu identifizierenden Warzenschweinkadaver. Ein optisches und auch olfaktorisches Erlebnis!
Bald schnappt sich das Tier sein Abendessen und trägt es emsig durch die Landschaft. Es ist schon enorm, was Kiefer und Halsmuskulatur hier leisten können.
Kurz vor 18 Uhr und damit zur Schließung der Tore fahren wir in Crocodile Bridge ein. Wir bekommen wie im Jahr 2018 Hütte 19, die im Innenkreis des kleinen Camps liegt. Keine spektakuläre Behausung, aber zweckmäßig. Wir bereiten ein einfaches Abendessen und stromern ein wenig durch das Camp.
Nach der Hitze des Tages kommt am Abend ein enorm starker Wind auf, der Gewitterwolken hereinträgt. In der Nacht beginnt es stark zu regnen. Blitze erhellen den schwarzen Himmel, Donner grollt.
Wir aber freuen uns auf den morgigen Tag. Um 5.30 Uhr soll es zur Toresöffnung auf eine erste Familien-Morgenausfahrt gehen. Unsere Zeit im Kruger kann beginnen.