3. Kapitel: Auf nach Satara!
Die Nacht in unserer einfachen Vierer-Hut war ruhig. Als wir aufstehen, sehen wir mit Freude, dass es erneut ein sonniger Tag werden wird. Wir ahnen noch nichts davon, dass auch heute wieder über 40 Grad herrschen werden.
Zügig werden die Sachen gepackt, denn wir wollen die frühe Morgenausfahrt heute direkt mit der Transferfahrt nach Satara verbinden.
Wir beschließen zuerst zum Rissbaum zu fahren und begegnen dort den Gauklern vom Vortag, die müde in den Ästen eines nahen Baumes hocken. Der Impalariss ist fort – in der letzten Nacht ist der Leopard also tatsächlich da gewesen. Wir beschließen das positiv zu sehen – wenn der Riss jetzt fort ist, können auch wir getrost weiterziehen.
Wir drehen um und fahren gen Westen am Sabie entlang. Bald erreichen wir den Hyänenbau und erfreuen uns einmal mehr an dem quirligen Nachwuchs. Eine adulte Hyäne wirft uns müde Blicke zu, das ältere Jungtier ist auch wenig aktiv. Aber die beiden Kleinen wuseln wieder herzallerliebst herum, wollen aber nicht so recht aus dem Dickicht treten.
Wir entscheiden uns weiter am Sabie entlang zu fahren und erst in der Nähe von Skukuza den Fluss zu queren. Ob das eine gute Entscheidung war, wissen wir nicht: Es ist doch ein beträchtlicher Umweg, der heute Morgen leider nicht mit irgendwelchen nennenswerten Sichtungen einhergeht. So fahren wir lange erst südlich und dann nördlich des Sabie durch weitgehend trockenen Busch und sind zunehmend frustriert. So ohne Sichtung sind Game-Drives eine recht absurd anmutende Sache – pures „in den Busch starren“.
Immerhin kommen wir so an einer der Lieblingsstellen meiner Frau vorbei.
Wir erreichen irgendwann den Picknickplatz Tshokwane und machen eine kleine Rast. In dem kleinen Shop auf dem Gelände kaufen wir in der anbrechenden Backofenhitze des Tages ein Eis – ein sehr ausgewogenes Frühstück. Immerhin lässt sich ein Namaspecht (weibl. bearded woodpecker - Danke Matthias!) bei seiner emsigen Nahrungssuche beobachten.
Bald geht es weiter schnurstracks gen Norden. Die Landschaft öffnet sich immer mehr, nach dem dichten Busch entlang des Sabie ist das eine Wohltat. Neben den verbreiteten Savannentieren, die sporadisch die Landschaft beleben, ist aber auch hier nicht viel zu sehen. Einzig ein Sattelstorch lässt sich in einem Flussbett in kurioser Sitzhaltung ablichten - von den Kindern wird der Storch liebevoll "Deutschlandvogel" genannt.
Irgendwann biegen wir links zur Nkaya-Pfanne ab. Auf der kurzen Stichstraße steht ein Gamedrive-Fahrzeug. Die Insassen gucken suchend ins Grasland. Wir halten an und fragen, was sie beobachten würden und der Fahrer erwidert freundlich, dass hier wohl ein Leopard gesichtet worden ist, er ihn aber bisher nicht gesehen hat. Das Tier habe sich wohl niedergelegt.
Etwas enttäuscht fahren wir weiter zur Pfanne, aber auch dort ist nichts los. Also drehen wir bald um und kommen erneut am Gamedrive-Fahrzeug vorbei. Der Leopard ist noch nicht wieder aufgetaucht und wir beschließen, hier auch kurz auszuharren. Und wir werden belohnt: Plötzlich entdeckt meine Frau die Raubkatze gar nicht weit von unserem Wagen. Sie steht einfach da, als wäre sie plötzlich materialisiert. Ganz aufgeregt sind wir jetzt: Wird der Leopard so schnell verschwinden, wie er aufgetaucht ist? Aber wir haben Glück. Der Kater streift in aller Ruhe herum, bleibt hier und dort stehen, beobachtet die Umgebung und uns. Wir verbringen also sehr intensive und beeindruckende Minuten mit dem wunderschönen Tier.
Irgendwann quert er schließlich die Straße und verschwindet endgültig im hohen Gras. Glücklich setzen wir unseren Weg nach Satara fort.
Weit müssen wir nicht fahren, bis wir die nächste Sichtung erreichen. Südlich des Sweni-Flusses lagert ein Löwenrudel. Wir zählen sieben Löwinnen mitsamt Nachwuchs. Da es schön spät am Vormittag ist und die Hitze entsprechend stark, ist hier nicht mit nennenswerter Aktivität von Seiten der Katzen zu rechnen. Wir freuen uns trotzdem über diese Löwensichtung in schöner Landschaft.
Bald erreichen wir Satara. Unsere Hütte werden wir erst um 14 Uhr beziehen können und so erledigen wir schonmal die Formalitäten – denn jetzt ist an der Rezeption noch wenig los. Wir stromern ein wenig durch das Camp und konsultieren das Sighting-Board. Nicht weit entfernt vom Camp ist auf der S100 ein Löwenmarker gesetzt. Die Kinder haben keine rechte Lust schon wieder in den Bus zu steigen und so bleibt meine Frau mit ihnen in Satara – der Pool ruft. Nebenbei werden natürlich wieder Vögel beobachtet - auch hier sind Haubenbartvögel prominent vertreten.
Ich fahre das kurze Stück bis zur vermuteten Markerposition und tatsächlich: Unter einem Baum in mittlerer Entfernung liegen drei Löwen. Zwei anwesende Fahrzeuge machen das Auffinden leicht. Die Hitze lässt keine überzeugenden Fotos zu – das ist schade. Aber mehr als müde Blicke sind hier auch nicht zu erwarten.
Ich beobachte also eine Weile, bis mich der Fahrer eines der anderen Autos mitteilt, dass auf der anderen Straßenseite ein Löwenkater schlafen würde – ganz nah und völlig verdeckt von den Autos und dem hohen Gras. Ich suche mir also eine neue Position und nach einiger Zeit kommt zum Glück Bewegung in die Sache. Die Raubkatze lagert sich um und wird für einige Zeit sichtbar. Es ist immer wieder beeindruckend, einem Löwen so nah zu sein. Als er sich schließlich wieder zur Seite fallen lässt, wird er erneut unsichtbar und verschmilzt mit dem goldenen Gras.
Zufrieden fahre ich zurück ins Camp und treffe meine Familie am Pool.
Dem Nachmittag des heutigen Tages widme ich dann ein eigenes Kapitel.