Donnerstag, 27.02.2020
Nachts wurden wir plötzlich geweckt von einem sirenenartigem Geräusch – unsere erste Vermutung war der Rauchmelder. Tatsächlich entpuppte sich das Kreischen als Käfer, der in unserem „Ankleidezimmer“ saß und lautstark versuchte, mit seinen Freunden draußen Kontakt aufzunehmen

Er hat sich dann in einer dunklen Ecke verkrochen, bevor wir ihn rausbringen konnten, war aber zum Glück den Rest der Nacht ruhig.
Dieser Tag war als Fahrtag geplant, es ging weiter Richtung Cederberge. Gegen neun frühstückten wir gemütlich und kamen mit einem Pärchen, ebenfalls aus München, ins Gespräch, die in entgegengesetzter Richtung nach Kapstadt unterwegs waren. Sie erzählten davon, dass sie unbedingt mit Haien tauchen wollten, jedoch nicht sehr erfolgreich waren – sie saßen vier Stunden im Neoprenanzug bei über 30 Grad auf dem Boot und haben gewartet, dass Haie auftauchen, was leider nicht passiert ist
Nach dem Frühstück packten wir unsere Siebensachen, checkten aus und machten uns auf den Weg. Recht weit kamen wir erstmal aber nicht, denn wir wollten noch zwei Weingütern einen Besuch abstatten. Zunächst stand Haute Cabrière auf unserem Plan: ein eher kleines Weingut mit Restaurant/ Bistro mit toller Aussicht auf Franschhoek, jedoch von der anderen Talseite aus als Dieu Donné.
Die Weinverkostung fand in einem dunklen Gewölbe statt, was etwas schade war, weil man dadurch die Aussicht gar nicht genießen konnte. Es gab für Marc insgesamt sechs Weine zum Probieren (2 Sparkling, 2 Weißweine, 2 Rotweine), die ihm alle im Vergleich zum gestrigen Tag nicht so gut geschmeckt haben. Wir haben hier entsprechend auch nichts gekauft, sondern sind dann noch nach La Grande Provence gefahren. Das Weingut hatte uns am Vorabend so gut gefallen, das wollten wir uns bei Tageslicht noch genauer anschauen.
Und es hat sich gelohnt! La Grande Provence ist wirklich ein tolles, weitläufig angelegtes Weingut mit schönem Park, eine Weinverkostung kann man draußen im Garten machen, das hatte richtig Flair.
Das Wetter war heute nicht ganz so heiß, für einen Fahrtag aber umso angenehmer. Marc testete hier die Premium Selection, bestehende aus drei Weißweinen und 3 Rotweinen. Ich bin dann im Anschluss natürlich weiter gefahren. Es hieß ja, in 2,5 Stunden wäre man in den Cederbergen, also kein Stress. Um 12:15 Uhr verließen wir Franschhoek in der Erwartung, spätestens gegen 15 Uhr an unserem Ziel anzukommen. Aber weit gefehlt…
Aufgrund einer Kombination aus starkem Verkehr in Paarl (trotz Mittagszeit war dort echt viel los, jede Ampel war rot und dazu diese vielen Stopp-Kreuzungen, an denen immer alle halten) und blöder Streckenführung durch unser Navi haben wir uns hier grandios verkalkuliert. Anstatt bei Paarl einfach direkt rechts abzubiegen, schickte es uns die Strecke über den Bain’s Kloof Pass, die landschaftlich zwar wirklich toll war, aber halt ein Bergpass, auf dem wir richtig viel Zeit liegen ließen.
Danach fuhren wir dann durch die Apfelanbauregion, in der ständig Schwertransporter mit Apfelkisten unterwegs waren, die man nicht gut überholen konnte und die außerdem sehr langsam fuhren. Wer mich kennt, weiß, dass ich prinzipiell kein sehr geduldiger Mensch bin, und wenn ich Hunger habe, macht es das nicht besser
Auf der ganzen Strecke war dann auch kein Restaurant oder Bistro oder auch nur eine Tankstelle mit kleinem Shop oder so zu finden, in dem wir hätten einkehren können. Irgendwann war ein kleines Weingut am Straßenrand angeschrieben, das aber schlicht und einfach nicht existierte (oder wir waren zu doof, es zu finden). Da die Fahrt ja „nur“ zweieinhalb Stunden dauern sollte, hatten wir auch nichts zu essen dabei – dummer Anfängerfehler, der uns in Zukunft nicht wieder passieren sollte.
Das letzte Stück bis zur Mount Ceder Lodge war dann eine Padstraße, die sich malerisch durch die Cederberge wand. Am Ende hatten wir für die Strecke fast fünf Stunden gebraucht, gegen 17 Uhr erreichten wir endlich die Lodge.
Wir wurden sehr herzlich durch Gladston willkommen geheißen, der auf den ersten Blick eher distanziert wirkte, uns aber im Lauf der Zeit mit seinem schwarzen Humor mehr als einmal zum Lachen brachte. Wir bezogen unser Häuschen Puntjie, das eigentlich viel zu groß für uns beide ist, aber uns auf Anhieb sehr gut gefällt. Auf der riesigen Terrasse gibt es neben einer Loungeecke und dem Grill- und Essbereich einen eigenen Jacuzzi, im Haus selbst erwarteten uns zwei Schlafzimmer mit zwei Bädern und ein riesiger Wohnbereich. Man sieht zwar die anderen Häuschen in der Ferne, aber es ist total ruhig hier und man fängt quasi sofort an, sich zu entspannen. Den späten Nachmittag verbringen wir auf der Terrasse mit Lesen, und ich teste natürlich gleich noch den Whirlpool.
Das Abendessen hatten wir schon vorab bei der Lodge gebucht, und es war absolut okay. Vorab gab es Frühlingsrollen, zum Hauptgang Rinderfilet mit Ofenkartoffel und sehr guter Sauce, zum Dessert Erdbeer-Panacotta. So lange es hell war, hatte man von der Terrasse aus einen tollen Blick auf die Umgebung und die Berge, die von der untergehenden Sonne rötlich angestrahlt wurden.
Nach dem Essen fuhren wir zurück zu unserem Häuschen – man hätte die Strecke auch laufen können, aber nachts ist es hier wirklich stockdunkel, und angeblich soll es ja laut Gladston auch einen Leopard auf dem Gelände geben. Wir fielen direkt in die Federn, der Tag hatte uns doch etwas geschafft.