10. Oktober 2018: De Kelders
Und schon wieder waren zwei weitere Urlaubstage vorbei. So schnell kann das gehen, wenn das Wetter mitspielt und man genug zu tun hat
. Den Aufenthalt in Cape Agulhas hatten wir wirklich sehr genossen. Das raue Klima war für mich als Nordlicht so ganz nach meinem Geschmack: Wind, Sonne, das Meer und die schöne Landschaft, ganz wunderbar, jedoch was für ein Kontrast zu den staubigen, trockenen Nationalparks im Norden des Landes!
Und das nächste Highlight dieser Reise stand schon an, denn heute sollte es für ganze drei Tage nach De Kelders gehen, wo sich nämlich jedes Jahr zwischen Mai und Dezember hunderte von südlichen Glattwalen in den geschützten, flacheren Gewässern der Walker Bay versammeln, um sich zu paaren und ihre Jungen zu bekommen. Hoffentlich hatten wir Glück, denn wir hatten auch schon von Freunden gehört, dass sie im Oktober keine, oder so gut wie keine Wale gesichtet hätten. In freier Natur hatten wir diese Tiere bislang noch nicht gesehen, und dementsprechend war die Vorfreude riesig.
Heute war leider einer dieser Tage, an denen es nur sehr langsam hell werden würde. Dicke Wolken hingen am Himmel, nur langsam lichtete sich der morgendliche Nebel. Zumindest war es trocken
.
Wir frühstückten in Ruhe, packten unsere Sachen, und gegen 9.00 Uhr waren wir dann wieder unterwegs. Wir nahmen die Schotterpiste landeinwärts, rechts und links der Straße verschiedene Salzseen („Soetendalsvlei“ und „Voelvlei“). Ab und an hielten wir an, um Ausschau nach Vögeln zu halten. Bestimmt gab es sie dort reichlich, wir sahen jedoch keine, und eine wahre Freude war es auch nicht, sich außerhalb des Autos aufzuhalten, denn es war ziemlich viel LKW-Verkehr, und da kann man sich vorstellen, was für eine staubige Angelegenheit das war
.
Irgendwann entdeckte ich in der Ferne einen schönen Ibis. Da hatte ich ja doch noch Glück.
Wir fuhren weiter, und gegen 10.00 Uhr erreichten wir eine Ortschaft namens Elim.
Kleine Reet gedeckte Häuser säumten die Dorfstraße. Eigentlich ganz malerisch, und daher hielten wir an. In meinem Reiseführer war zu lesen, dass diese kleine Ortschaft Anfang des 19. Jahrhunderts von deutschen Ordensbrüdern des Mährischen Missionsordens gegründet worden war. Das Motto der Missionsarbeit lautete damals: „penibel, sauber, produktiv sein“.
Heute steht die gesamte Ortschaft unter Denkmalschutz, und alle Bewohner von Elim gehören nach wie vor diesem Missionsorden an, und auch ihre Häuser sind noch heute im Besitz der Kirche.
Ein Mann kam auf uns zu, wohl leicht irritiert, dass wir hier ausgestiegen waren. „It is very quiet here“, so teilte er uns mit. Alle jungen Leute wären gegangen, um woanders ihr Glück zu finden. Übrig geblieben wären nur die Alten. Sehr trostlos, wenn ich mir vorstelle, an einem Ort ohne Kinderlachen, ohne Austausch mit jungen Menschen zu wohnen
.
So klein die Häuser waren, so riesig erschien mir die Kirche.
Mit dem „Seniorenbus“ hatte man Bewohner dieses Dorfes, also alles ältere Herrschaften, zur Kirche gefahren, um dort für den Weihnachtsgottesdienst zu proben. Ich setzte mich eine Weile dazu, und man lud mich ein, mitzusingen. Eine feine Geste, und ich versuchte, so gut es ging, mich einzubringen
. Da saß ich nun an einem Mittwochvormittag irgendwo in einem gottverlassenen Kaff in Südafrika und sang in einer Kirche zusammen mit Senioren Weihnachtslieder. Das hatte ich auch noch nicht gehabt
!
Irgendwann musste ich die Kirche verlassen, um zu schauen, wo Göga geblieben war, denn ich hatte ihn schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen. Er stand in einer Seitenstraße und unterhielt sich mit einem Mann, der ihm stolz seinen Garten zeigte. Er hatte wohl noch gar nicht bemerkt, dass ich eine Zeitlang verschwunden gewesen war. So trostlos dieses Dorf zumindest abseits der Hauptstraße erscheint, so warmherzig und kommunikativ sind wohl seine Bewohner.
Später geht es hier noch weiter..........