Am nächsten Morgen sind wir über die wie üblich mit Menschen, Tieren und Schlaglöchern bevölkerten Straßen und vorbei an Siedlungen mit Häuschen und Hütten an die Küste nach St. Lucia zur Lake St. Lucia Lodge gefahren. Die Landschaft ist in der Gegend heftig zersiedelt mit Baummonokulturen zwischen den recht ärmlich anmutenden Siedlungen. Der Holzwirtschaft ist es offenbar gelungen, Baumspargel mit einer mickerigen Krone hoch oben zu züchten. Für die spätere Verwertung des Holzes bestimmt ideal, fürs Auge etwas weniger...
St. Lucia hat was und ist, etwas außergewöhnlich für unsere bisherigen Erfahrungen, nicht nur eine Aneinanderreihung von Einkaufszentren mit ein paar Wohnhäusern außenrum, sondern eine fast europäisch anmutende Kleinstadt mit sowas wie einer Fußgängerzone, Geschäften, Gastronomiebetrieben und so weiter. Es gab sogar ein Fotofachgeschäft, das ich natürlich gleich mal aufgesucht habe. Die Preise für Fotoequipment waren auf dem gleichen Niveau wie in Deutschland, also für südafrikanische Verhältnisse ziemlich teurer.
Apropos Fotoausrüstung: Ich hatte eine nette Begegnung an einem mir nicht näher erinnerlichen Fluß. Dort wollte ich ein Krokodil fotografieren, während eine Gruppe einheimischer Damen am Ufer einen ausgewachsenen Kaffeeklatsch abgehalten hat. Eine der Damen interessierte sich sehr für meine Kamera, hat sie genau inspeziert und ist nur beim erfragten Preis zusammengezuckt. Ich wurde gebeten, mit meiner Kamera ein Foto der Gruppe zu machen. Auf meinen Einwand, dann hätte ich ein Foto, aber sie nicht, wurde eine Speicherkarte herbeitelefoniert, die auch zügig von einem Verwandten gebracht wurde. Speicherkarte in die Kamera, Fotos der Kaffeegesellschaft gemacht, Karte zurück an die Dame. Das Posieren hat offenbar Spaß gemacht. Leider habe ich vergessen, mit meiner Karte auch noch ein Foto zu machen
St. Lucia ist ganz offensichtlich "hippo-county", denn auf den Straßen wurde vor freilaufenden Flußpferden gewarnt

. Was die Warnung nützt, wenn einem so ein "Tierchen" auf der Straße entgegen kommt, das weiß der Himmel.
Die Lake St. Lucia Lodge liegt am Ende der Hauptstraße und hat einen wunderschönen Garten mit Palmen, Mangos, Blumen und Pflanzen aller Art. Der Betreiber ist so pflanzenlieb wie der Betreiber der Bushbaby Lodge tierlieb. Offenbar kennt er jeden Baum und jeden Busch in seinem Garten mit Namen und hegt und pflegt jede Pflanze persönlich und liebevoll

. Hinter dem Garten kommt Rasen und dahinter dann der Fluß.
Der Host war sehr nett und hat uns gleich Fußspuren im Sand unter einer Palme gezeigt, die eine Flußpferdmutter mit ihrem Kalb in der Nacht zuvor zurückgelassen hat. Offenbar kommen die Flußpferde abends aus dem Wasser, latschen durch den Garten, quer über die Straße, grasen dort in der öffentlichen Grünanlage und dackeln in den Ort (vermutlich in den Pub, um ein Bier zu trinken). Wir wurden jedenfalls instruiert wie wir uns verhalten sollen, wenn Flußpferde durch den Garten wandern - "not very friendly animals", so der O-Ton, dürfte wohl die Untertreibung des Jahren sein. Jedenfalls nicht reden, nicht bewegen, auf keinen Fall anfassen, provozieren oder versuchen, darauf zu reiten

: und im Falle eins Angriffs hinter das Cottage quetschen (also sich selbst, nicht das Hippo). Er hat uns dann noch auf seinem Handy Fotos von einem Zusammenstoß Rhino - Auto auf der Straße des Orts gezeigt. Nicht so schön....
Das erklärt auch, warum die Grundstücke nicht wie sonst üblich mit massiven Zäunen gesichert sind. Offenbar mögen Hippos keine Zäune zwischen sich und dem Ort ihrer Begierde
Wie schon so oft in kleinen inhabergeführten Unterkünften wurden wir mit Tips für Unternehmungen und Restaurants wohl versorgt. Das hat uns besonders gut gefallen, weil öfter der eine oder andere Geheimtip dabei war oder wem man Grüße bestellen sollte, um bessere Preise als den üblichen "Touritarif" zu bekommen.
Den ernst gemeinten Tip, bei einer Kontrolle durch eine (nach seiner Aussage immer korrupte) Polizeistreife einen 100 Rand Schein in den Paß zu legen, fand ich allerdings nicht so wirklich schlau. Ich meine, mit so einer Nummer kann man sich - zu Recht - richtig Ärger einhandeln, wenn man an den falschen gerät. Wir haben ohnehin gleich zu Beginn der Reise in einer Touristeninformation ein Kärtchen mit Instruktionen und Telefonnummern von Anti-Korruptionsdienstellen erhalten, die wir notfalls vorzeigen bzw. anrufen sollten.
Abends sind wir nach einem Tip des Host in einen etwas außerhalb gelegenen Grill gefahren, der auf dem Gelände eines Angelvereins betrieben wird. Hamburger, Wein und Blick von der Terrasse über die Wetlands konnten überzeugen

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Am nächsten Tag sind wir durch den Isimangaliso Wet Park zum Strand gefahren, wo es nicht besonders spektakulär aber sehr schön war und haben die Füße ins Meer gehalten und uns ein bißchen durchpusten lassen. Abends haben wieder den Grill aufgesucht, wo wir, diesmal mit dutzenden kreischender Kleinkinder Wein, Hamburger und Aussicht genossen haben.
Ach ja, wir haben nicht ein einziges Flußpferd gesehen, weder im Garten noch im Ort noch in den Wetlands
Aber das war sehr wahrscheinlich (in den Wetlands) unsere eigene Schuld, notorische Verweigerer organisierter Touren die wir sind. Von St. Lucia aus kann man diverse Ausflüge per Boot buchen, bei denen man bestimmt Hippos und diverse Wasservögel hätte beobachten können. Aber uns stand gerade nicht der Sinn nach Ausflugsboot, wir sind lieber auf eigener Achse zum Strand gefahren.
Yanjep