13.9.2017: Unser ganz persönliches Paradies
Am nächsten Morgen weckt mich ein leises "Plop Plop", als ein über mir nächtigender Gecko knapp neben meinem Kopf etwas fallen lässt. Wir haben ausgeschlafen, es ist die letzte Gelegenheit in diesem Urlaub dazu, um Sieben bin ich trotzdem putzmunter. Draußen herrscht reger Betrieb. Eine Ente schnattert aufgeregt von unserem Dach, Kraniche ziehen über den Fluss und an der Uferböschung direkt unterhalb unserer Veranda tankt ein Nilwaran in der Morgensonne Energie.
Wir frühstücken in aller Seelenruhe aus der schönen Terrasse der Lodge und genießen die Ruhe. Die anderen Gäste sind schon längst im Krüger und sonstwo unterwegs. Beim Packen rätseln wir, was wir mit dem Fehlkauf von zehn (!) Litern supersüßer Limonade mit Kaugummigeschmack anfangen wollen, den wir zunächst für schlichtes Wasser gehalten und über den wir uns sehr geärgert haben. Wir beschließen, die Flaschen in der Küche stehen zu lassen, vielleicht findet sich ja ein Abnehmer für die Plörre nebst Pfand.
Wir sind kaum vom Hof gerollt, da fällt Thomas siedend heiß ein, dass er das Trinkgeld für das Housekeeping vergessen hat. Wir kehren um und als wir vor unserer Unterkunft parken, werden wir freudestrahlend begrüßt. Das Zimmermädchen hat beim Saubermachen die Limonade entdeckt und kriegt sich nun kaum mehr ein. "It's Christmas Day" meint sie, umarmt uns beide stürmisch und klatscht in die Hände. Ihre Kinder lieben diese Limo. Sie sei aber teuer und deshalb ganz besonders. Als Thomas noch Tip drauflegt, geht der Freudentanz von vorne los, der uns beiden die Tränen in die Augen treibt. Wir freuen uns mit ihr und lernen gleichzeitig eine Lektion in Demut: Wie privilegiert wir doch sind...
Knapp 200 Kilometer sind es bis Timbavati, wir fahren streckenweise am Außenzaun des Greater Krüger entlang und können schon die ersten Giraffenhälse und Zebras erspähen. Im Umlani Bush Camp angekommen, fühlen wir uns auf Anhieb sauwohl. Das Camp ist klein, rustikal und ebenso charmant wie die sehr persönliche Ansprache der Angestellten. Hier ist man unter Freunden. Auch unsere Hütte (ich glaube, die Nummer sechs, Rhino) gefällt uns richtig gut. Der Betreiber setzt auf Solarenergie, die zum Laden unserer Akkus und für eine Solar-Leselampe am Bett völlig ausreicht. Und die Petroleumlampe nachts im Freiluft-Bad hat schon etwas sehr Wildromantisches...
Die meisten anderen Hütten - ich denke, es gibt insgesamt acht - sehen anders aus und sind nicht wie unsere gemauert, sondern bestehen aus so etwas wie Schilf, haben auch keine Fenster, sondern ausschließlich ein Fliegengitter. Ich war in keinem dieser anderen, älteren Modelle drin. Andere Gäste schwärmen später aber von der Naturnähe und der Luftdurchlässigkeit. Ich kann nur für uns sagen, dass uns das andere bestimmt auch sehr gut gefallen hätte, wir aber mit unserem Teilzeit-Zuhause sehr glücklich waren. Was ich später zu schätzen lerne, ist die Tür vom Außenbad ins Haus, über die offenbar nur unser Rondavel verfügt. Es können zwar keine größeren Tiere hineinkommen, weil die Außenwand des Badezimmers sie abhält. Die frechen Affen scheren sich allerdings gar nicht um diese Hürde und gehen in den anderen, offenen Hütten zuweilen auf Beutezug. Die auf diese Weise abhanden gekommenen Malaria-Tabletten einer Camp-Mitbewohnerin haben hoffentlich keine bleibenden Schäden bei den Dieben hinterlassen...
Affen überall - auch am campeigenen Minipool.
Häufige Besucher im Camp: Nyalas
Beim Mittagessen lernen wir die anderen Besucher kennen, wir sind eine multinationale Truppe und alle sind unfassbar nett. Um 15 Uhr geht's schließlich los: Wie ich es liebe, auf einem Safaritruck zu sitzen! Neu ist für uns der Luxus eines Driverguides UND eines Trackers. Shadrack und Cabinet sind ein eingespieltes Duo, sehen alles und geben auch alles. Ein echtes Dreamteam.
An einem Wasserloch beobachten wir zwei Rhinos.
Die eingestanzten Löcher im Ohr, erklärt uns Shadrack, seien ein Signal an potenzielle Wilderer: Diese Tiere sind nicht nur mit einem Chip, sondern ihr Horn auch mit einem Gift versehen, das es für Menschen unbrauchbar macht. Ich hoffe, dass ich das richtig verstanden habe. Wenn es so wäre, könnte das doch die Lösung aller Probleme sein? Es scheint mir zumindest einfacher zu sein als die armen Tiere zu enthornen. Aber ich weiß natürlich nicht, wie aufwändig die Prozedur ist und ob sie tatsächlich hilft.
An der Hauptstraße, über die wir mittags hergefahren sind, finden wir ein großes Rudel Wilddogs. Sie kommen netterweise direkt auf die Straße und tollen um uns herum.
Ich wusste, dass es sie im Krüger gibt, hatte aber nicht damit gerechnet, sie zu sehen. Wir freuen uns riesig, es ist unsere zweite Wilddog-Sichtung nach Botswana 2014. Es sind auch einige junge Hunde dabei, die uns beste Unterhaltung bieten.
Auch die jungen Tüpfelhyänen treibt es in der Abenddämmerung aus ihrem Bau unter der Straße.
Beim Abendessen bestätigt sich einmal mehr: Dieses Camp ist genau unser Ding. So eine ungezwungene, anregende Atmosphäre haben wir erst einmal erlebt, ebenfalls 2014 in Botswana im Khwai Tented Camp. Die Gäste sitzen bunt zusammengewürfelt an großen Holztischen, Guide, Tracker und Co. mischen sich darunter, dazu das tolle Essen und danach noch ein Drink am Feuer im schönen Boma - mehr geht nicht. Um neun Uhr strecke ich trotzdem die Waffen. Wir werden zu unserer Hütte begleitet, das Bushcamp macht seinem Namen alle Ehre. Ich werde schlafen wie ein Stein - und freue mich auf die nächsten Tage in diesem Paradies.