14.12.2016 - Das Glück der Erde...
Bevor ich weiterschreibe, wie unser 6. Urlaubstag verlaufen ist, muss erstmal von den nächtlichen Erlebnissen berichten...
An unserem Ankunftstag im Yellowwood Cottage hatten Elsa und Derryl uns in Empfang genommen und gesagt, dass wir uns ohne Probleme frei in Himeville bewegen könnten. "It's safe..." Und ja, dieser verschlafene Ort machte wirklich keinen gefährlichen Eindruck und wir fühlten uns sicher.
In der zweiten Nacht wurden erst Markus und ich jedoch von einem kratzenden Geräusch wach.
Da es wieder aufhörte, schliefen wir jeweils wieder ein. Um halb zwei hörten wir es dann wieder und ich saß senkrecht im Bett: es hörte sich an, als ob jemand mit Fingernägeln über das Fensterglas kratzte?!
Die Fenster unseres Zimmers waren mit einem kleinen Gitter gesichert, aber gegen Einbrecher würde das wohl nicht viel nutzen...
Ratlos schauten wir uns an und wagten kaum zu sprechen, als das Geräusch erneut ertönte zog ich mir die Decke über den Kopf
, während Markus mit einem Sprung aus dem Bett zum Fenster hechtete und den Vorhang beiseite zog!!! (dazu muss man sagen, dass Markus meinem Vater vor jedem Urlaub hoch und heilig versprechen muss, dass er auf mich aufpasst...
)
Während ich noch seinen Mut bewunderte, schaute uns Bounce mit traurigem Hundeblick von draußen an.... Dieser Schlawiner stand doch tatsächlich vorm Fenster und kratzte, um Aufmerksamkeit zu erhaschen!
Wahrscheinlich war er beleidigt, dass wir am Vortag den ganzen Tag unterwegs gewesen waren und Markus ihm nicht genügend Zuneigung geschenkt hatte...
Wir sprachen ihm gut zu, dass er Ruhe geben sollte und legten uns beruhigt wieder hin. Himeville ist also doch "safe" - auch wenn wir kurzzeitig Panik hatten!
Am nächsten Morgen sahen auch Elsa und Derryl mitgenommen aus, Bounce hatte nicht nur uns, sondern auch sie während der Nacht auf Trab gehalten, da er sich in der kurzen Zeit noch nicht eingewöhnt hatte und natürlich am liebsten im Schlafzimmer übernachtet hätte. Sie entschuldigten sich mehrfach und es war ihnen echt unangenehm, wir beruhigten sie und genossen erneut das leckere Frühstück, welches ganz nach unseren Wünschen serviert wurde!
Danach machte ich einen kleinen Rundgang durch den Garten, da noch etwas Zeit bis zur Abfahrt war, hier blühte und grünte es, nach dem Regen der vergangenen Wochen:
Um viertel nach neun machten wir uns dann auf den Weg zu Khotso Horse Trails, einem Stall, mit deren Mitarbeitern ich im Vorfeld einige Mails hin- und hergeschickt hatte... Auch sie bieten, neben mehrtägigen Horsetrails (die jedoch lt. Aussage vor Ort so gut wie nie gebucht werden) 2h, 3h und 6h Ritte an. Gerne hätte ich hier einen Tagesritt (sechs Stunden) gemacht, doch als Einzelperson konnte ich da nicht viel ausrichten, auch 3h Ritte finden erst ab mind. zwei Teilnehmern statt... Deshalb ließ ich mich auf die Warteliste setzen und bei der letzten Anfrage kurz vor unserem Abflug nach S.A. hieß es, dass es keine weitere Anfrage oder Anmeldung gibt, ich jedoch ansonsten alleine einen 2h Ritt machen könnte...
Noch in Deutschland überraschte mich das ein wenig, nach meiner Tour durch Rugged Glen konnte mich jedoch nicht mehr viel schocken und alleine könnte ich ja zumindest das Tempo selber bestimmen.
Und steiler als im Nordteil der Drakensberge konnte es auch nicht wirklich sein...
Frohen Mutes fuhren wir also, bei angenehmen 17 Grad und blauem Himmel, los...
Reed cormorant/Riedscharbe
Die Farm war gut ausgeschildert und einfach zu finden und so begrüßten uns die ersten Pferde auf der Wiese bereits nach guten 20 minütiger Fahrtzeit.
Beim Vorbeifahren am Paddock konnten wir erkennen, dass bereits Pferde gesattelt wurden...
Am Haupttrakt angekommen, erwartete uns ein Bild des Grauens!
Der Eingangsbereich war komplett durch einen umgestürzten Baum verdeckt, Fenster eingeschlagen, überall lagen Äste und Blätter verstreut auf dem Boden... Vorsichtig pirschte ich mit zu einem zerbrochenen Fenster neben der (nicht passierbaren) Eingangstür und rief hinein. Bald kam eine junge Frau nach vorne und berichtete uns, dass der Hagelsturm vom Vortag für dieses Desaster verantwortlich war.
Ok, während wir "nur" Nebel auf dem Sani Pass gehabt hatten, waren kurz neben Underberg tennisballgroße Hagelkörner abgegangen...
Zwar hatten Elsa und Derryl am Vorabend auch etwas von Hagel erzählt, aber weder im Garten waren große Verwüstungen zu sehen gewesen, noch hatte unser Auto in Underberg während unserer Abwesenheit etwas abbekommen!
Während die Sonne vom blauen Himmel schien, waren hier nun sämtliche Mitarbeiter damit beschäftigt, das Chaos zu beseitigen. Der Ausritt könne aber trotzdem stattfinden und ich freute mich... Kurz, denn als ich an der Rezeption stand, um zu bezahlen, checkte gerade ein junges deutsches Paar aus (neben Ausritten bietet Khotso auch Accomodation an) und erkundigte sich gleichzeitig, welche Kleidung denn zum Reiten empfehlenswert wäre?!
Die beiden würden also mitkommen, was an sich ja kein Problem war, dadurch müsste ich ja auch nicht alleine los... Der Haken an der Sache war jedoch, dass es für beide das "erste" Mal war!
So hatte ich mir meinen zweiten Ritt in den Drakensbergen natürlich nicht vorgestellt...
Ich war enttäuscht und hätte meine Buchung am liebsten wieder rückgängig gemacht, doch Markus sprach mir gut zu, dass ich doch einfach die schöne Landschaft während des Rittes genießen sollte...
Wir liefen also rüber zum Paddock und Markus - der alte Pferdeflüster - schloss direkt neue Freundschaften...
Nachdem wir uns alle drei mit passenden Reithelmen ausgerüstet hatten, wies Sam mir "Mr. Jones" zu.
Mr. Jones war ein "kleineres Modell" und ich bei seinem Anblick etwas skeptisch... Doch das war schnell wieder vorbei und ich hatte wieder meinen "Nadja-sitzt-auf-einem-Pferd"-Ausdruck im Gesicht.
In zwei bis drei Sätzen wurde den Nichtreitern dann noch erklärt, wie sie die Zügel halten und "lenken" sollten und dann ging es los, also fast, denn ihre Pferde wollten nicht so richtig und so sollte ich vorreiten und Sam hinterher.
Während wir den Hof zu Pferde verließen, machte Markus einen Rundgang, da es sich während der zwei Stunden für ihn nicht lohnte, zurück nach Himeville zu fahren. Dabei entstanden noch einige sehr schöne Bilder...
Für uns ging es zuerst einmal einen gemäßigten Hügel hinauf:
Weitere Impressionen rund um Khotso:
Auch wenn es überall recht grün ist, das Gras auf der anderen Seite schmeckt IMMER besser...
Unsere Gruppe war mittlerweile nur noch als kleine Punkte in der Landschaft zu erkennen...
Hadeda Ibis/Hagedasch
Red Bishop/Oryxweber und ein Cape weaver Paar (Vielen Dank, maddy
) auf Futtersuche im Blätter-Chaos...
Cape Crows
Nachdem die Pferde den ersten Hügel erklommen hatten, lag eine tolle Ebene vor uns. Man, man, man, das war ja ein Gelände Traum im Vergleich zu dem rauen Rugged Glen Gebiet (welches Landschaftlich sehr toll war, aber eben unübersichtlich und zerklüftet).
Wir versuchten einen Trab, doch das gab' leider nix...
Sam sagte mir, dass ich ruhig vortraben sollte, das gefiel jedoch Mr. Jones nicht so wirklich - als einziges Pferd aus der Gruppe sollte er nun etwas tun?!
Er ließ sich schließlich überzeugen und so trabte ich einige hundert Meter von der Gruppe weg und in entsprechendem Tempo wieder zurück. Das soll jetzt nicht überheblich klingen, aber die Reiter unter euch wissen bestimmt, wie ich mich fühlte...
Auf diesem Stück galoppierte ich dann mit Mr. Jones ein Stück, der mir seinen Ärger darüber mit einigen Bucklern ausdrückte. Nachdem er jedoch merkte, dass er damit nicht durchkommt, fasste er wohl Vertrauen und entspannte sich...
Ich ergab' mich meinem Schicksal - mein erster Ritt vor einigen Tagen war schließlich abenteuerlich genug gewesen - genoss die Landschaft und unterhielt mich mit meinen Mitreitern, die nach dem Studium für ein halbes Jahr in Windhoek gearbeitet hatten und nun ein wenig durch S.A. reisten.
Nach einer Stunde stiegen wir auf einem Hügel ab und machten eine kurze Pause. Sam hatte Saft und ein paar Kekse für uns dabei und wir genossen die Aussicht und die Pferde das Gras.
Nachdem wir wieder in der Ebene waren, schafften wir sogar einen gemeinsamen Galopp - ich muss schon sagen, die beiden haben sich für ihren ersten Ausritt echt gut geschlagen!
Den Rest des Weges zurück zum Stall unterhielt ich mich mit unserem Guide Sam und er wollte für alle möglichen Dinge, an denen wir vorbei kamen die deutsche Übersetzung hören.
Dabei erfuhr ich auch, dass "Mr. Jones" vor fünf Jahren mal das Opfer einer Entführung wurde!
Aus Lesotho kommen über die Berge wohl immer mal wieder Viehdiebe, die Rinder oder auch Pferde entführen. Gemarkt werden diese Tiere mit einem Cut im Ohr, welchen man auf dem nächsten Bild erkennen kann.
Zum Glück wurde "Mr. Jones" wieder gefunden und zurück geholt... Ob das auch sein Glück war, bleibt jedoch sein Geheimnis!
Fazit: Die beiden Ritte waren so unterschiedlich, dass man sie kaum miteinander vergleichen kann. Von einem Extrem ins andere sozusagen...
Von der rauen Bergwelt sieht und erlebt man bei Rugged Glen mehr (Vorteil, dass keine Mindestteilnehmerzahl erforderlich ist und die Preise trotzdem sehr günstig sind), bei Khotso ist da anders organisiert... Dafür das ich mehrere Wochen im Voraus angefragt hatte, wurde ich immer wieder vertröstet und dann wurden alle Reitlevel ohne Nachfrage zusammen gewürfelt. Aber vielleicht lag es auch an dem Chaos welches der Sturm vom Vortag hinterlassen hatte, dass sie dafür keinen Kopf hatten...
Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg in die nahe gelegene Cheesery, wo wir diverse Käsesorten probierten und auch kauften, da bald schon Selfservice auf dem Programm stand.
Außerdem erstanden wir noch einen super leckeren Joghurt, den wir prompt nach unserer Rückkehr im Cottage verzehrten. Mmh...