11.12.2016 - Rugged Glen - Hoch hinauf und steil bergab...
Markus schlief schlecht und stand schon um sechs Uhr auf. Gegen sieben weckte er mich schließlich mit einem Tee. Das Wetter sah immer noch ziemlich schlecht aus, überall nur Nebel...
Trotz des schlechten Wetters war auf unserer Terrasse bereits einiges los.
Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich klappen sollte mit dem Ganztagesritt durch die Berge?!
Im Laufe der nächsten Stunde klarte es dann aber doch etwas auf, wir aßen wieder ein wenig Müsli und ich packte mir ein Lunchpaket zusammen.
Die Nebelschwaden zogen im Minutentakt weiter ab und gaben den Blick auf die Berge frei!
Wir packten zusammen und es ging los zum Stall.
Dieses Mal waren wir spät dran und trafen erst ein paar Minuten vor neun ein...
Mehrere Pferde wurden gesattelt und zwei Jugendliche waren ebenfalls zum Reiten vor Ort. Ich hatte für die lange Tour eine ausrangierte Reithose eingepackt und wunderte mich über ihr Outfit für einen Ritt (Sandalen und 7/8-Hose?!)
Doch sie hatten wohl eine kürzere Tour vereinbart und ich war erleichtert…
Nachdem ich mir eine passende Reitkappe ausgesucht hatte, ging es für mich tatsächlich alleine mit einem Guide los.
Was hatte ich ein Glück - die Mailanfrage in einem Stall in der Nähe von Underberg hatte ergeben, dass sie erst ab min. 2 Personen solch einen langen Ritt anbieten. Hier war es zum Glück kein Problem und ich war happy!
(Vielleicht sehe ich deshalb auf dem Bild aus, wie 14 und 'nen Keks?!?!
)
Ein letzter Blick zurück und ab ging es... Mit Markus hatte ich vereinbart, dass ich nach meiner Rückkehr (schätzungsweise gegen 15.00h) auf dem Handy durchklingeln lassen würde, damit er mich wieder einsammelt.
Auch wenn das Sattelzeug einfach (aber bequem) war, machten die Pferde einen etwas strubbeligen, aber sonst guten Eindruck.
Mit meinem Pferd Scorpion hatte ich ein etwas größeres Exemplar erhalten (wobei er wahrscheinlich immer noch 10 cm kleiner war, als die meisten Pferde, mit denen ich hier in Deutschland zu tun habe...
).
Mein Guide, Jen, und ich hielten etwas Small talk und er fragte nach, wie lange ich bereits reiten würde. Wahrscheinlich reichte ihm die Antwort "über 25 Jahre" (was wohl bedeutet, dass ich mit dem Reiten angefangen habe, bevor er geboren wurde...
) aus, um das "Programm" festzulegen.
Kurz nachdem wir den Zaun passiert hatten, ging es im flotten Trab los. Wir überquerten die Straße und kamen an der Rugged Glen Camping Site vorbei - hier galoppierten wir bereits und ich fragte mich, wie die nächsten Stunden wohl verlaufen würden und ob es eine gute Idee gewesen war einen 6 Stunden Ritt zu buchen?!
Schon bald mussten wir durch eine Senke und es war ziemlich buschig und zugewachsen. Und vor allen Dingen feucht und rutschig! Ich war froh, dass mein Pferd so trittsicher war.
Eine ganze Zeit ging es nur bergauf und die Pferde schnauften vor Anstrengung (und taten mir bereits leid).
Aussicht zurück ins Tal
Weit entfernt auf dem Kamm sahen wir Elands - leider habe ich sie nur mit dem Handy fotografieren können, da die Kamera in der Satteltasche lag - aber ihr müsst mir hier mal vertrauen, auch wenn man sie nicht erkennt...
Die Pferde hatten die erste hohe Steigung geschafft und wir befanden uns auf einer Art Plateau - es war wunderschön! Wir schreckten ein paar Rietböcke auf, die in langen Sätzen davon sprangen. Und auch hier gab es wieder etliche Proteabüsche.
Es war traumhaft, in dieser wunderschönen Landschaft unterwegs zu sein. Allerdings nutzte Jen jede Gelegenheit, einen flotten Trab oder Galopp anzuschlagen, sobald es mal nicht bergauf ging...
Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken und Scorpion voll zu vertrauen, denn sehen konnte ich aufgrund des hohen Farns nichts...
Das Wetter sah immer noch nicht einladend aus, doch zum Ausreiten war es trotz allem optimal!
Es ging immer weiter hoch und teilweise blickte man mehrere hundert Meter runter.
Vielleicht muss ich dazu sagen, dass wir in NRW wohnen und bei uns jede Eisenbahnbrücke beim Ausritt schon einen "Hügel" darstellt...
Ich nutzte jede Schrittpause, um ein paar Bilder zu knipsen.
Aussicht auf das Mont Aux Scources Hotel
Es ging immer weiter hoch in die Berge und das bedeutete im Gegenzug, dass es zwischendurch auch immer wieder steil bergab ging...
Vorsichtig fragte ich nach, ob sich jemals ein Pferd hier in den Bergen ein Bein o.ä. gebrochen hätte, aber mein Guide lächelte nur, verneinte dies und gab wieder Gas. Nach gut, dachte ich mir, dann würde wohl auch heute alles "schiefgehen"...
Nach ca. 1,5h hielten wir an und stiegen ab. Mein Knie zitterten, allerdings nicht vor Anstrengung...
Wir ließen die Pferde einfach stehen - sie wurden noch nicht mal angebunden - und liefen zu Fuß ein Stück weiter den Berg hinauf... Jetzt merkte ich nochmal deutlich, wie rutschig der Untergrund doch war, denn trotz meiner Wanderschuhe schlitterte ich ganz schön auf dem durchweichten Boden und war froh, dass wir dieses Stück Fuß gingen.
Nach einigen Minuten erreichten wir einen riesigen Felsvorsprung - The Cannibal Cavern.
Es war beeindruckend und auch etwas unheimlich, denn Jen ließ mich einige Zeit alleine dort und ich war mir nicht sicher, ob ich jemals wieder alleine zurück finden würde... ?!
Doch dann holte er mich zum Glück doch wieder ab und wir liefen zurück zu den Pferden, die immer noch ganz brav an Ort und Stelle standen.
Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht nachgefragt habe, wie man das seinem Pferd beibringt...
Nach dem Aufsitzen ging es flott weiter durch die wunderschöne Landschaft...
An einer Stelle wurden fix ein paar Felsbrocken übereinander gelegt - was soll's Augen zu und drüber!
Mittlerweile hatte ich zu Scorpion solch ein Vertrauen entwickelt, dass ich ihn bei schwierigen Passagen frei entscheiden ließ und nur versuchte, ihn nicht unnötig zu stören...
Weitere 1,5h später ließen wir unsere Pferde erneut hinter uns und machten uns zu Fuß auf den Weg. Wohin nur?!
Ah - das Wort "Grotto" hatte ich in den letzten Tagen zumindest in irgendwelchen Unterlagen schon mal gelesen...
Wir stiegen in ein Felsloch hinein - mittlerweile schockte mich nix mehr - und unten angekommen befand man sich erneut in einer kleineren Höhle, von der man auf einen Wasserfall schaute, der auf der anderen Seite hinunter kam. Ein wunderschönes Plätzchen - mit fließendem Wasser!
Ein letzter Blick nach oben, bevor es über die glitschigen Steine untenrum wieder aus der Grotte raus ging. Beim Überqueren eines Felsens rutschte ich ab, doch ich hatte Glück, dass meine Beine genau lang genug waren, um den Stoß auf's Steißbein zu verhindern.
Unsere treuen Pferde standen immer noch brav an Ort und Stelle, wo wir sie abgestellt hatten.
Warum wir sie ca. 30 Meter steil bergauf abseits des Weges abstellen mussten, verstand ich jedoch nicht, denn so mussten wir dort ja auch wieder runter...
Bevor es weiterging, teilten wir uns meine Wasserflasche und Jen sagte mir, dass das nächste Ziel das Mahai Camp wäre... Prima, dachte ich, dort kaufe ich uns eine Coke o.ä. und dann geht's gemütlich heim!
Bis es soweit war, ging es nun jedoch erstmal stetig bergab.
Die ersten Wanderer des Tages kamen uns entgegen und wir dienten als Fotomotiv. Wahrscheinlich hätten sie gerne mit uns getauscht - für sie ging es ja auch bergauf! Ich hätte auch gerne getauscht, denn die Pferde kraxelten im wahrsten Sinne des Wortes den Berg hinunter...
Schließlich wurde es immer ebener und wir näherten uns dem Camp.
Als uns nur noch eine asphaltierte Brücke vom Weg zum Gate trennte, trabte Jen an - was war denn nun los?! Wollten wir denn nicht zum Mahai Camp?! Ich trabte hinterher, doch er war so schnell, dass ich Scorpion lieber am Wegesrand galoppieren ließ, da es deutlich angenehmer war... Einige Besucher der Picnic Site winkten uns zu. Fehler: Als er merkte, dass ich galoppierte, gab er noch mehr Gas und stürmte im gestreckten Galopp über die Asphaltstraße. Einige Sekunden überlegte ich, mein Pferd zurückzuhalten, doch bevor es Theater machte, ließ ich es lieber laufen. Mir war schlecht! Plötzlich bogen wir links auf eine Wiese ab und es ging ein über einen Hang und dann den Rest bis zum Gate wieder auf dem Asphalt weiter. Hingegen aller Befürchtungen passierten wir das Gate zum Glück nicht im Sprung...
Wir hatten das Nature Reserve verlassen und nun wurde mir auch die Bedeutung des Straßenschildes bewusst, welches ich am Tage zuvor fotografiert hatte!
Mein Guide wollte es nochmal richtig wissen und galoppierte über die Asphaltstraße. Ich entschied zwischen Pest und Cholera und ließ Scorpion schließlich laufen. Leider hörten weder das Pferd noch ich ein Stopp Kommando und ich geriet kurz in Panik, als Jen mir den Weg abschneiden wollte, um uns aufzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt war mir wohl alle Farbe aus dem Gesicht gewichen...
Woher die Pferde nach über vier Stunden noch die Kraftreserven nahmen, war mir schleierhaft?!
Den Rest des Weges ging es über Wiesen zurück und immer, sobald es nicht bergab ging, galoppierten wir. Hier war mir alles egal, auf den letzten Metern sollte wohl nix mehr passieren und das die Pferde mehr als trittsicher waren, wusste ich nun.
Bereits um zwei waren wir wieder am Stall. Wir hatten eine Stunde rausgeholt - kein Wunder!
Die beiden Pferdchen bekamen erstmal eine Extraportion Futter, die sie sich auch redlich verdient hatten, bevor sie weiter auf die Wiese trabten.
Markus wunderte sich etwas, dass ich ihn bereits so früh anrief und ich wartete eine ganze Zeit, bis er schließlich da war.
Hier nochmal die Übersicht der 2 und 3 Stunden Touren, die wohl im Gegensatz zu den Fullday Touren des Öfteren stattfinden:
Wir sind wohl noch ein ganzes Stück weiter entlang des Bergkamms Richtung Royal Natal geritten und es war ein unvergessliches Erlebnis, auch wenn ich des Öfteren die Augen zumachen musste beim Bergabreiten und im normalen Leben niemals freiwillig über eine Asphaltstraße galoppieren würde! Auf alle Fälle war es eins der sehr besonderen Erlebnisse, in meinem bisherigen Reiterleben...
Als Markus kam, nahmen wir Jen noch mit und setzten ihn im Ort ab. Auf dem Rückweg kauften wir an der Brücke zwei Tontiere bei zwei Kindern. Erst im Nachhinein fiel mir auf, dass sie zwar Giraffen, Rhinos etc. verkauften, wahrscheinlich selber jedoch noch nie eins der Tiere live gesehen haben...
Während ich hoch zu Ross durch die Gegend streifte, war Markus rund ums Camp unterwegs und erkundete, nach einem Mittagsschlaf, die Umgebung bis zu den Tiger Falls:
Da es den ganzen Tag nicht richtig hell geworden war, wollten wir vorm entgültigen Dunkelwerden nochmal gemeinsam zu den Tiger Falls laufen, nachdem ich mich etwas erholt und gestärkt hatte.
Doch bereits nach 20 Minuten fing der Regen erneut um, so dass wir umkehrten. Es bestand ja noch die Chance, den recht kurzen Walk am nächsten Morgen zu machen....
Selbst die Vögel am Camp sahen nicht begeistert aus vom Wetter und dem Guinea Fowl standen regelrecht die "Haare zu Berge", als unter unserer Terrassendach Schutz suchte.
Aufgrund der Schlechtwetterlage, bereiteten wir schon für unser Abendessen zu. Erneut war an Grillen nicht zu denken und wir brieten den Butternut sowie die restlichen Steaks und Würste in der Pfanne. Dazu gab es noch Salat und Schafskäse und pappsatt verschwanden wir, nach diesem aufregenden Tag, früh im Bett.
Gute Nacht!