THEMA: Kinder und Katzen im Kruger
23 Nov 2016 15:02 #453361
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19.10.2016

Die vergangene Nacht hat starken Regen gebracht und auch der anbrechende Tag ist verregnet.
Wir unternehmen im Laufe des Morgens zwei getrennte kleine Rundfahrten in der Gegend von Berg-en-Dal und müssen uns nach dem Spektakel des letzten Tages erst einmal wieder daran gewöhnen, dass es auch im Kruger einmal an der Tagesordnung sein kann, nichts Bemerkenswertes zu sichten. Und so vergehen die beiden Ausfahrten fast tier- und fotofrei.
Lediglich ein Graukopfliest, ein Buschhörnchen und ein Wasserbock lassen sich mehr oder weniger adrett ablichten. Einige Elefanten können wir zwar auch entdecken, diese sind aber tief im Busch verborgen und so bleibt die Kamera unbenutzt.





Nach dem gemeinsamen Frühstück in der allzu düsteren Hütte fahren wir zu viert in Richtung Biyamiti. Auf den Dirtroads begegnen uns nur wenige andere Autos. Tiere sind aber leider ebenso rar gesät. So kann ein Tag also auch ablaufen. Wir schwelgen ein wenig in Erinnerungen an die vergangenen Tage und Sichtungen - heute ist schließlich unser letzter vollständiger Tag im Kruger. Wir spinnen herum, was wir heute noch an Besonderheiten sehen möchten: Vielleicht Raubtiere am Riss oder Honeymoon Lions. Das wäre doch fein, liebe Sichtungsfee!
Ab und an sehen wir Impalas und auch vereinzelte Elefanten. Irgendwann auch noch ein Breitmaulnashorn. Der Nahrungsmangel in der Gegend wird viele Tiere veranlasst haben, abzuwandern. Auch der Biyamiti ist weitgehend trocken.
Nach einer Kurve treffen wir schließlich auf ein paar parkende Fahrzeugen, deren Insassen in das trockene Flussbett spähen. Wir halten an, machen es ihnen gleich und entdecken einen Löwen und eine Löwin, die träge unweit eines gerissenen Büffels im Gras liegen. Wir warten eine Weile und andere Autos kommen und fahren wieder ab. Unsere Geduld wird aber belohnt. Irgendwann erheben sich beide Löwen und kehren zu ihrem Riss zurück und beginnen dann abwechselnd an ihm zu fressen. Uns ist es schon fast unheimlich - vor kurzem haben wir noch über unseren Riss-Wunsch gescherzt und nun geht er auch schon in Erfüllung.









Wir fahren am Biyamiti Wehr vorbei, das bis auf ein einzelnes Flusspferd und ein Krokodil verwaist vor uns liegt. Wir sind beruhigt: Wenigstens hier gibt es noch recht viel Wasser.

Eine kleine notwendige Pause machen wir auf dem Picknickplatz Afsaal, den ich überhaupt nicht leiden kann, da er für mich schlimmstes Kaffeefahrtfeeling im Busch verkörpert: Ein großer Parkplatz, viele lärmende Menschen, ein Laden und ein Restaurant. Solche Orte konterkarieren das Gefühl im afrikanischen Busch unterwegs zu sein und wir versuchen daher eigentlich, sie zu meiden. Wenn ich Afsaal beispielsweise mit dem wunderbaren Pafuri Picknickplatz im Norden des Parks vergleiche, kann ich nur den Kopf schütteln.

Auf der Rückfahrt nach Berg-en-Dal entdecken wir am Straßenrand noch einige Zwergmangusten, die wir eine ganze Zeit bei ihrem quirligen Treiben beobachten.



Zurück im Camp machen wir eine lange Pause und spielen mit den Kindern. Unsere Kleine hat riesigen Spaß daran, die Einkaufswagen des Campshops quer über den Platz zu schieben. Wir wissen sehr zu schätzen, dass sich die Angestellten nicht daran stören, sondern sich mit uns freuen. Außerdem machen wir auf den Sitzreihen des Open-Air-Kinos unsere schon traditionellen Fotos: Seit 2013 fotografieren wir unsere Tochter (und jetzt erstmals unsere Töchter) an diesem Ort dabei, wie sie - mit unserer Unterstützung - von Bank zu Bank hüpfen. Und so ergibt sich über die Jahre eine nette Entwicklungsreihe: Unsere Älteste hüpfend im Alter von 1,5 Jahren, von 2,5 Jahren und nun von 4,75 Jahren. Und für unsere Kleine ist es das erste Foto einer Reihe, die wir in den nächsten Jahren an Ort und Stelle gerne auch mit ihr fortsetzen wollen.
Nach einem Nachmittagssnack im wirklich sehr netten Imbiss des Camps, bei dem wir uns aber aufdringlicher Grünmeerkatzen erwehren müssen, beschließen wir, den weiteren Nachmittag noch einmal am Matjulu Wasserloch zu verbringen. Vielleicht zeigt sich ja das eine oder andere Tier von gestern wieder...
Aber heute werden wir enttäuscht. Wir stehen knapp zwei Stunden am Wasserloch und beobachten nur die ausgedörrte Landschaft. Das einzige Foto, das in dieser Zeit entsteht, zeigt diesen Hammerkopf. So kann es also auch gehen und wir finden das im Spiegel des Gewesenen auch durchaus okay.



Zurück im Camp essen wir aus dem Restaurant geholte Speisen im Freiluftkino und sehen uns gemeinsam eine Doku über die großen Säuger des Kruger an. In der Hütte packen wir schon einmal ein wenig zusammen. Heute ist schließlich unsere letzte Nacht im Nationalpark. Da unser Flug aber erst am Nachmittag des morgigen Tages abhebt, verspüren wir noch keinen Abschiedsschmerz, sondern sind gespannt, was die letzten Fahrten im Park für uns bereithalten werden.
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24 Nov 2016 22:18 #453526
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20.10.2016

Heute bricht unser letzter Tag im Kruger an. Ein wenig Wehmut mischt sich in die Erinnerung an die begeisternden Erlebnisse der letzten Tage. Irgendwie können wir nicht genug Zeit im Busch verbringen...
Zur Öffnung des Gates fahre ich auf eine kurze Ausfahrt. Meine Frau und die Kinder schlafen noch. Wie in den Tagen zuvor, werden wir uns in ca. zwei Stunden abwechseln.

Zuerst fahre ich erneut in Richtung Matjulu Wasserloch. Heute ist es wieder stark bewölkt und die Landschaft liegt im feuchtkalten Morgennebel. Wild ist erneut wenig zu sehen. Einzig eine Giraffe beäugt mich genauso aufmerksam wie ich sie.



Am Wasserloch selbst ist es - genau wie gestern - sehr einsam. Da die Zeit heute etwas knapp ist, warte ich nicht lange und fahre bald zurück auf die Teerstraße. Das stellt sich als gute Entscheidung heraus, denn nach nur einigen hundert Metern treffe ich auf einen vollgefressenen Löwenkater, der seinen Durst in einer tiefen Pfütze am Rand der Straße stillt.





Nach einigen Minuten kommt ein zweiter Kater hinzu, beide begrüßen sich freundschaftlich und legen sich gleich neben der Straße nieder. Immer wieder steht einer der beiden auf und trinkt und so beschließe ich ein wenig bei den Löwen zu bleiben und dann zum Camp zurück zu fahren.









Bedrohlich nah an den Löwen erscheint auf einmal ein Warzenschwein, aber die beiden sind so vollgefressen, dass sie sich für das Schwein kein Stück interessieren.



Als ich im Camp ankomme, hat meine Frau - die Fleißige - bereits weitgehend gepackt. Ich erzähle von den Löwen und sie fährt mit unserer Großen hin, während ich mit der Kleinen frühstücke und spiele.

Nachdem wir wieder zu viert im Camp sind, packen wir ein letztes Mal unsere Koffer in unser treues Auto und brechen zu unserer letzten Pirschfahrt in den Kruger auf. Gegen 13 Uhr wollen wir den Park verlassen und so bleiben uns noch ein paar Stunden, um unseren Abschied gedanklich hinauszuzögern.
Liebe Sichtungsfee, auf zum Endspurt!

Fortsetzung folgt... (wahrscheinlich am Sonntag)
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28 Nov 2016 16:50 #453894
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Fortsetzung

So, jetzt ist es soweit, unsere letzte Fahrt durch den Kruger beginnt.
Wir wollen die uns verbleibende Zeit nutzen, um noch einmal zu dem Büffelriss von gestern zu fahren. Vielleicht sind die Löwen ja noch immer vor Ort. Außerdem ist am Biyamiti Wehr schließlich auch noch Wasser und etwas Grün vorhanden. Auch das könnte das ein oder andere Tier anziehen, das uns unseren Abschied versüßen könnte.
Also fahren wir die S110 und dann die S114 in Richtung Biyamiti.
In der ausgedörrten Landschaft sehen wir nur wenige Tiere.
Als wir am Wehr ankommen, ändert sich dies. Einige Büffel sind zum Trinken ans Wasser gekommen und lassen sich aus der Froschperspektive beobachten, die uns die tiefe Straßenführung entlang der Staumauer ermöglicht.





Ein wenig weiter kommt uns ein Wagen mit einem älteren Ehepaar entgegen und macht uns ein Zeichen, dass wir anhalten. Fröhlich erzählen sie uns von einigen Löwen, die direkt an der Straße lagern würden. In froher Erwartung fahren wir weiter und treffen bald auf die Löwen. Einer von ihnen lagert direkt am Wegesrand. Die beiden anderen sind die Löwen, die wir gestern am Riss gesehen haben, jedenfalls glauben wir, den Kater wiederzuerkennen. Vom Riss selbst ist nur noch wenig übrig, einige Wollhalsstörche stochern in den Überresten herum.







Und jetzt folgt der letzte Höhepunkt dieser Reise. Während der etwas abseits lagernde Löwe weitgehend passiv bleibt und den Tag verdöst, beginnen die beiden übrigen Katzen damit, sich zu paaren. Zuerst sind sie dabei noch von Gestrüpp verdeckt. Nach einem absgeschlossenen Akt und der obligatorischen Ruhepause postieren sich die beiden aber so, dass sie unverdeckt in unsere Seitenscheiben schauen können. Ganz begeistert wohnen wir der Paarung bei und fahren erst nach längerer Zeit weiter, als unsere Vernunft uns zur Eile ruft.





Aber nur wenige hundert Meter hinter den Löwen versperrt ein Elefantenbulle die Straße und frisst gemütlich an einem Baum, den er umgestoßen hat. Der Weg ist also auf mittlere Sicht verperrt und wir drehen um und fahren an den Löwen vorbei wieder zum Wehr.
Hier haben sich nun auch Elefanten eingefunden und wir ringen uns durch, auch hier noch einige Minuten zu bleiben, um sie und ein großes Krokodil zu beobachten.



Jetzt müssen wir aber wirklich los! Ohne weitere Sichtungen geht es weiter, bis wir die Teerstraße und damit unseren letzten Abschnitt in Kruger erreichen. Auf dem Weg zum Malelane Gate treffen wir noch auf ein Breitmaulnashorn, das seine Mittagsruhe hält und sehen dann das Tor und nähern uns ihm mit großer Wehmut. Jetzt neigt sich unsere so ereignisreiche Tour endgültig ihrem Ende entgegen.





Die Ausfahrt erfolgt unkompliziert und schnell. Auf der Brücke über den Crocodile steigen wir noch einmal aus und genießen den Blick auf den Fluss und einen dahinschreitenden Sattelstorch. Dann hat uns der normale Straßenverkehr wieder.

Die Fahrt zum Flughafen bringen wir flott hinter uns, essen dort in der Wimpy's Filiale ein spätes Mittagessen und sind ganz begeistert von dem überaus freundlichen Service, mit dem wir hier gar nicht gerechnet hätten.
Der kurze Flug nach Johannesburg vergeht schnell, die Wartezeit am O.R. Tambo ebenso.
Bald heben wir mit der Lufthansa in Richtung Frankfurt ab und verbringen - Babybett sei dank - einen ruhigen Flug. Die weitere Rückreise verläuft ähnlich unspektakulär und das ist auch gut so.
Erschöpft und glücklich über die vergangene Zeit im Kruger kommen wir nach Hause. Wir freuen uns auf die Nachbereitung der Tour - die Sichtung der Fotos und das Ausarbeiten der Tagebuchnotizen zu diesem kleinen Reisebericht.
Die Wehmut, die uns bei solchen Anlässen zu überfallen neigt, hält sich dieses Mal zum Glück in Grenzen, denn aus der "Nachfreude" wird so langsam wieder Vorfreude - im Sommer 2017 sehen wir Afrika wieder. Flüge, Auto und die meisten Unterkünfte sind bereits gebucht. Dann geht es für uns zurück in den KTP und dann quer durch Namibia zum Etosha NP, den unsere Kinder zum ersten Mal erleben werden und der für meine Frau und mich - vielleicht weil es unser erster afrikanischer Nationalpark war - auch nach einigen Besuchen immer etwas ganz Besonderes bleiben wird.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei allen "Danke"-Drückern und vor allem bei allen KommentatorInnen bedanken. Es hat mich beim Schreiben immer sehr motiviert, wenn ich ein Feedback erhalten habe.
Nächstes Jahr folgt dann aller Voraussicht nach ein neuer Reisebericht von unserer Seite, dann wohl mit einem Titel, der ohne Alliterationen auskommen muss.
Bis dahin freue ich mich darauf, mich mit euch in anderen Themen auszutauschen und euren wunderbar bebilderten Reiseerzählungen gebannt zu folgen.

Alles Liebe
Sascha
Aktuell: Kruger 10.23 www.namibia-forum.ch...nacht-im-kruger.html

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