01. September: Die lange Fahrt zum Augrabies Falls Nationalpark
„Heute ist Frühlingsanfang“, informiert uns der Campingwirt. Vor dem Aufbruch müssen wir uns ins Gästebuch eintragen, darauf besteht er. Wir schreiben gerne ein paar freundliche Worte, denn das junge Ehepaar gibt sich große Mühe.
Heute ist Frühlingsanfang
Bei unserem Einkauf in Springbok für drei Tage Nationalpark erleben wir, was Zahltag bedeutet. Lange Schlangen an den ATMs, der Supermarkt so voll, dass man mit den Einkaufswagen nicht aneinander vorbeikommt. Genervte Mütter mit quengelnden Kindern, Familien und ausgemergelte alte Menschen – das Geld fest in der Hand – drängeln sich zwischen den Regalen. Die Einkaufsmengen im XXL-Format deuten darauf hin, dass sie lange reichen müssen. Kein Wunder bei diesen Entfernungen.
Wir atmen auf, als wir schließlich auf der Straße Richtung Osten rollen. Links und rechts Hunderte von Kilometern eingezäuntes Nichts mit Hochspannungsleitungen und Strommasten. Da braucht jemand viel Energie. Abraumhalden verraten, wer das ist. Plattes vertrocknetes Land mit Hügeln aus schwarzem Gestein, das aussieht, als hätte es jemand auf einen Haufen geworfen, begleitet uns über weite Strecken. Es hat in diesem Jahr auch in diesem Landstrich kaum geregnet. Erst wenige Kilometer vor dem Oranje sehen wir die ersten Kühe auf der Weide. Wo das Wasser des Flusses genutzt werden kann, ist Leben, wird Wein angebaut und gedeihen Zitrusfrüchte. Endlich erreichen wir den Nationalpark, lassen das übliche Prozedere über uns ergehen und suchen uns einen Stellplatz, der halbwegs im Schatten liegt. Wenige Meter von uns entfernt zwinkert der Oranje durchs stachlige Gesträuch.
Versteckt in den Büschen schauen neugierige Affengesichter zu uns herüber. Wenn sie zu dreist werden, wird geraten, die Affenwächter zu informieren. Die Viecher sollen nur aufpassen, denn Herbert hat eine Zwille zur Hand! Der Abfall wird jedenfalls affensicher in einem Käfig mit Verriegelung entsorgt. Diese Fehlkonstruktion ist so gebaut, dass die Tür zuschlägt, sobald man drinnen ist, um die Abfälle zu sortieren. Der Riegel rastet ein. Ich habe meinen Mann wie weiland Gretel ihren Hänsel aus dem Käfig befreien müssen. Beweisfoto anbei.
Affenfalle? Oder Menschenfalle?
Vor Sonnenuntergang spazieren wir auf Bohlenwegen zu den Aussichtspunkten des Wasserfalls, der als bombastisch beschrieben wird. Doch auch der Oranje führt aufgrund der Trockenheit weniger Wasser als üblich. Im Moment ist der Wasserfall im Vergleich zu den Werbefotos ein relativ schwaches Rinnsal. Da es für Fotos zu spät ist, werden wir es morgen noch einmal versuchen. Zum Dinner gibt es ein traditionelles Gericht aus meiner Kindheit. Schmeckt lecker! Doch das Schönste daran ist, dass wir bei angenehmen Temperaturen den Abend des Frühlingsbeginns vor dem Camper genießen können.
02. September: Wanderung auf dem Dassie Trail inklusive Outbackfeeling
Uns reicht der Dassie Trail
„Auch für Kinder gut geeignet!“, hat ein Schlauberger im Internet behauptet. Es ist anzunehmen, dass er den Dassie Trail nicht selbst gelaufen ist. Für uns werden es spannende drei Stunden auf einem Weg, der nur durch die zuverlässigen Wegweiser als solcher erkennbar ist.
Am Anfang ist es ganz einfach
Wir balancieren über wacklige Brückenkonstruktionen, die eine Überquerung der rauschenden, gurgelnden und gluckernden Nebenarme des Oranje möglich machen. An einigen Stellen fehlen sie ganz, und wir turnen über und zwischen riesigen Felsbrocken hinüber.
1. Brücke
Unter uns rauscht und gurgelt es
2. Brücke
Nur nicht in die Tiefe blicken! Wie es sich für einen Trail mit dem Namen Dassie gehört, passieren wir mehrere Wohnanlagen der possierlichen Tiere, die jedoch weniger zahm sind als ihre Verwandten auf dem Campingplatz. Wir wandern über riesige glattgeschliffene Felsplatten, die unter unseren Schuhsohlen wie Blätterteig knistern, weil die Erosion Schicht um Schicht abträgt.
Wenn nicht die Myriaden von Fliegen um uns herum sirren würden, wäre es eine perfekte Wanderung. Mundatmung ist dringend zu vermeiden! Wir sind fortwährend damit beschäftigt, die Plagegeister von Nase, Augen und Ohren fernzuhalten. Nur an windigen Stellen halten sie sich fern. Wir erinnern uns an eine Wanderung in Undara am Rande des Outbacks, wo wir uns vor den aufdringlichen Fliegen ebenfalls nicht retten konnten.
Zum Abschluss der Wanderung stehen wir vor einer knietiefen Furt, sofern man meine Kniekehlen als Maßstab nimmt.
Es führt kein anderer Weg zum Campingplatz
Da müssen wir nun hindurch oder den Trail noch einmal machen. Während Herbert mit unbegründetem Optimismus nach einem trockenen Übergang sucht, ziehe ich Schuhe und Strümpfe aus und wate hinüber. Es dauert, bis er wieder auftaucht, um ebenfalls ohne Schuhe herüberzuwaten.
Als die Sonne beginnt, rote Filter einzusetzen, marschieren wir noch einmal zu den Aussichtspunkten des Wasserfalls. Diesmal sind wir rechtzeitig zur Stelle, um ihn im Sonnenlicht schäumen und sprudeln zu sehen.
Sundowner
Für den Abend haben wir ein Dinner im Restaurant des Camps gebucht. Weiße Tischdecken, geschmackvolles Gedeck und eine geschulte Bedienung erheben das Essen zu einem Erlebnis. Ich habe Straußenfilet gegessen, Herbert Kalaharischnitzel, was auch immer für ein Fleisch das sein mag. Beschwipst treten wir den Heimweg an.