THEMA: Zwischen Daisies und Dassies
11 Okt 2016 10:46 #447782
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29. August: Kein Supermarkt in Nieuwoudtville und auch nicht in Kamieskroon

Wir müssen die Idylle auf der Groenrivier Farm leider verlassen. Herbert gibt in sein Navi für Nieuwoudtville „Einkaufen“ ein, doch außer einem Dorfladen mit verstaubten Konserven und Softdrinks sowie einer geschlossenen Schlachterei hat der Ort nichts zu bieten.

Tante Emma Laden auf Südafrikanisch

Der nächste Supermarkt wird in Calvinia angegeben. Das sind siebzig Kilometer nach Osten, aber wir müssen nach Westen. Wir sind optimistisch, bis Kamieskroon einen Lebensmittelmarkt zu finden und steigen ins Auto.
Über den Vanrhyns Pass geht es zurück auf die N 7, die uns an unser Ziel nahe der Einfahrt zum Namakwa Nationalpark bringt.

VanRhyns Pass

Immer häufiger zeigen sich größere und kleinere Blütenteppiche am Straßenrand. Sie leuchten lila, gelb und orange. Kamieskroon ist allerdings ein armseliges Nest mit denselben beschränkten Einkaufsmöglichkeiten wie Nieuwoudtville. Der Campingplatz der Kroon Lodge ist neu und wirkt wie eine frisch bezogene Wohnung, in der Gardinen und Lampen noch fehlen. Aber alles ist blitzsauber und bis auf die abgezirkelten Stellplätze großzügig eingerichtet. Wir checken ein und fahren zum Einkaufen nach Springbok siebenundsechzig Kilometer nach Norden. Die Bewohner zwischen Lamberts Bay und Springbok müssen sich selbst versorgen oder lange Anfahrten fürs Einkaufen in Kauf nehmen. Wehe, die Familie will Kuchen backen und hat den Zucker vergessen!

Später fragen wir unsere Campingwirtin, wo wir nett essen können. Sie schickt uns über einen 4×4-Pfad fünfzehn Kilometer in die Berge auf die Taaiboskraal Farm, die von einer umtriebigen Burin betrieben wird.

Weg zur Taaiboskraalfarm

Heidekraut

Wir haben die Farm erreicht

Netter Willkommensgruß

Außer dem Restaurant bietet sie einzelne Zimmer und Buschcamping in der „Wilderness“ an. Der Ausflug zur Farm führt über einen kurzweiligen Pfad und ist zum Abschluss dieses drögen Tages eine willkommene Abwechslung. Die Speisekarte offenbart, dass die Haupteinnahmequelle eine Schafzucht ist. Leider mag Herbert kein Lamm, weshalb wir auf Hähnchen Pie ausweichen.

Von der Frucht zum Getränk :)

Die Gaststube

Sie darf nur eigene Produkte anbieten, sagt die Farmerin, aber als wir nach Wein fragen, bekommen wir ein Glas Weißwein, den Freunde mitgebracht haben sollen. Aha! Im Licht der untergehenden Sonne fahren wir zurück ins Tal und finden, dass der Tipp unserer Campingwirtin empfehlenswert war.
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11 Okt 2016 13:14 #447799
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Hallo freshy,

ich bin auch noch schnell zugestiegen und kann mich an der Blütenpracht gar nicht satt sehen! Freue mich auf die Fortsetzung mit ganz vielen Fotos.

LG Konni
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11 Okt 2016 16:59 #447826
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Daxiang schrieb:
Hallo freshy,
ich bin auch noch schnell zugestiegen und kann mich an der Blütenpracht gar nicht satt sehen! Freue mich auf die Fortsetzung mit ganz vielen Fotos.
LG Konni

Hallo Konni, wir haben den Namakwa NP vor uns, dort wirst du noch einmal auf deine Kosten kommen :laugh: .
Danach stehen andere Höhepunkte im Vordergrund.
Bis denne dann!
freshy
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12 Okt 2016 10:33 #447904
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Hier kommen alle Blumenliebhaber noch einmal auf ihre Kosten:
30. August: Blütenrausch im Namakwa Nationalpark

Laut Informationen des Nationalparks öffnen die Blumen frühestens ab 10:00 Uhr ihre Blüten, was uns Nachtigallen sehr entgegenkommt. Wir schlafen lang und bevor wir starten, frühstücken wir in Ruhe. Mit der Wirtin ist verabredet, dass wir gegebenenfalls in Hondeklip Bay an der Küste übernachten und erst morgen zurück sein werden.

Unspektakuläres Gate in den Namakwa NP

Blick auf das Infocenter

Wir sehen uns an den Blütenfeldern satt, die weithin in der Nationalfarbe der holländischen Vorfahren der Buren leuchten.

Orange, die Lieblingsfarbe der Oranjes :)

Gelbe Margerite

Zwischendurch entdecken wir auch Pflanzen in blau, weiß und rot, fotografieren die Kameras heiß und fahren schließlich Richtung Küste weiter.

Geranie

Meersenfblättrige Bärenblume

Gute Mischung

Nochmals Landschaft in Orange

Und in Weiß-Orange

Pietsnot oder Rotzäugiger Peter

Grabstein

Wachsranke

Unsichere Position

Bobbejaantjie oder Dreges Pavianschmaus

Steile Abfahrt

Buntes Wiesenstück

Ruine ohne Namen

Auch hier gibt es "Feenkreise"

Strandvygie, Durchmesser 10cm

Als die bergige Landschaft in die Ebene übergeht, wird die Strecke langweilig. Kurz vor Hondeklip Bay überraschen uns Minenfahrzeuge und Abraumhalden, und wir wundern uns, warum das Örtchen gepriesen wird. Direkt am Strand finden wir ein Fischlokal, wo wir zur Kaffeezeit mit Seehecht ein ordentliches Mittagessen einnehmen. Vor dem Lokal spielen Kinder mit Autoreifen, die sie vor sich herrollen und wieder einfangen. Der Spielplatz ist wohl mit Bedacht gewählt, denn ein Mitarbeiter aus der Küche bringt ihnen einen große Portion Pommes.

Über dem Meer hängt eine dicke graue Wolke, die immer näher heranrollt. Wir schließen die Reißverschlüsse der Fleecejacken bis zum Kinn und suchen das Tented Camp „Skulpieskraal“ auf, um ein möbliertes Zelt zu mieten. Wir hätten ein B&B nehmen sollen, denn wir können das Auto nicht bis ans Zelt fahren und müssen alles was wir brauchen herbeitragen. Inzwischen hat die Wolkenwand den Ort voll im Griff, der dichte Nebel ist patschnass. Rötlich leuchtende Straßenlaternen hoch wie Stadionleuchten versuchen, Orientierung zu geben. Dazu die ärmlichen Behausungen der Einwohner von Hondeklip Bay – was für ein trostloses Nest. Der Wetterbericht im Internet meldet: 0% Niederschläge, 92% Luftfeuchtigkeit, +14°C. Alles trieft, wir frieren und verkriechen uns mit unserem Campingtisch und einer Flasche Wein ins Zelt. Gut, dass wir unser Heizöfchen einschalten können, ohne dass die Sicherung durchknallt.
0 % Niederschlag, 92 % Luftfeuchtigkeit :angry:

31. August: Flucht aus Hondeklip Bay und Hausarbeitstag

Wir haben unser Zelt nachts mit dem Heizöfchen trocken gehalten. Kaum öffnen wir morgens den Eingang, überfällt uns die Nebelwand wie ein nasser Waschlappen. Ich bevorzuge Regen, weil das Wasser dann nur von oben kommt! In der ungemütlichen und schmierigen Küche kochen wir Wasser für einen Cappuccino, essen ein paar Kekse dazu und haben es eilig, den Ort zu verlassen. Die schnellste Strecke nach Kamieskroon führt über Garies, wo wir wieder die N 7 erreichen. Endlich hebt sich die Nebelwand und die Sonne versucht ihr Bestes, Wärme zu vermitteln. Doch ein kalter Wind macht ihr einen Strich durch die Rechnung.

Hoffnungsschimmer am Horizont

Trübe Aussichten

Im Landesinnern ist nichts zu sehen von "hoher Luftfeuchtigkeit"

Auf dem Campingplatz Kroon Lodge werden wir wie alte Bekannte empfangen. Bis hierher sind die dicken Wolken nicht gekommen. Der Campingwirt hofft auf Regen, seine Tanks hätten nur noch für drei Tage Wasser. Ich fülle trotzdem eine Waschmaschine, die leider nur kalt wäscht. Wer auf einer so langen Reise 100%ig klinisch rein daherkommen will, darf keinen Campingurlaub machen! Bis zum Sonnenuntergang ist die gesamte Wäsche aufgrund des tüchtigen Windes trocken.
Letzte Änderung: 12 Okt 2016 11:58 von freshy.
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13 Okt 2016 10:06 #447995
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01. September: Die lange Fahrt zum Augrabies Falls Nationalpark

„Heute ist Frühlingsanfang“, informiert uns der Campingwirt. Vor dem Aufbruch müssen wir uns ins Gästebuch eintragen, darauf besteht er. Wir schreiben gerne ein paar freundliche Worte, denn das junge Ehepaar gibt sich große Mühe.

Heute ist Frühlingsanfang

Bei unserem Einkauf in Springbok für drei Tage Nationalpark erleben wir, was Zahltag bedeutet. Lange Schlangen an den ATMs, der Supermarkt so voll, dass man mit den Einkaufswagen nicht aneinander vorbeikommt. Genervte Mütter mit quengelnden Kindern, Familien und ausgemergelte alte Menschen – das Geld fest in der Hand – drängeln sich zwischen den Regalen. Die Einkaufsmengen im XXL-Format deuten darauf hin, dass sie lange reichen müssen. Kein Wunder bei diesen Entfernungen.

Wir atmen auf, als wir schließlich auf der Straße Richtung Osten rollen. Links und rechts Hunderte von Kilometern eingezäuntes Nichts mit Hochspannungsleitungen und Strommasten. Da braucht jemand viel Energie. Abraumhalden verraten, wer das ist. Plattes vertrocknetes Land mit Hügeln aus schwarzem Gestein, das aussieht, als hätte es jemand auf einen Haufen geworfen, begleitet uns über weite Strecken. Es hat in diesem Jahr auch in diesem Landstrich kaum geregnet. Erst wenige Kilometer vor dem Oranje sehen wir die ersten Kühe auf der Weide. Wo das Wasser des Flusses genutzt werden kann, ist Leben, wird Wein angebaut und gedeihen Zitrusfrüchte. Endlich erreichen wir den Nationalpark, lassen das übliche Prozedere über uns ergehen und suchen uns einen Stellplatz, der halbwegs im Schatten liegt. Wenige Meter von uns entfernt zwinkert der Oranje durchs stachlige Gesträuch.

Versteckt in den Büschen schauen neugierige Affengesichter zu uns herüber. Wenn sie zu dreist werden, wird geraten, die Affenwächter zu informieren. Die Viecher sollen nur aufpassen, denn Herbert hat eine Zwille zur Hand! Der Abfall wird jedenfalls affensicher in einem Käfig mit Verriegelung entsorgt. Diese Fehlkonstruktion ist so gebaut, dass die Tür zuschlägt, sobald man drinnen ist, um die Abfälle zu sortieren. Der Riegel rastet ein. Ich habe meinen Mann wie weiland Gretel ihren Hänsel aus dem Käfig befreien müssen. Beweisfoto anbei.

Affenfalle? Oder Menschenfalle?

Vor Sonnenuntergang spazieren wir auf Bohlenwegen zu den Aussichtspunkten des Wasserfalls, der als bombastisch beschrieben wird. Doch auch der Oranje führt aufgrund der Trockenheit weniger Wasser als üblich. Im Moment ist der Wasserfall im Vergleich zu den Werbefotos ein relativ schwaches Rinnsal. Da es für Fotos zu spät ist, werden wir es morgen noch einmal versuchen. Zum Dinner gibt es ein traditionelles Gericht aus meiner Kindheit. Schmeckt lecker! Doch das Schönste daran ist, dass wir bei angenehmen Temperaturen den Abend des Frühlingsbeginns vor dem Camper genießen können.

02. September: Wanderung auf dem Dassie Trail inklusive Outbackfeeling

Uns reicht der Dassie Trail

„Auch für Kinder gut geeignet!“, hat ein Schlauberger im Internet behauptet. Es ist anzunehmen, dass er den Dassie Trail nicht selbst gelaufen ist. Für uns werden es spannende drei Stunden auf einem Weg, der nur durch die zuverlässigen Wegweiser als solcher erkennbar ist.

Am Anfang ist es ganz einfach

Wir balancieren über wacklige Brückenkonstruktionen, die eine Überquerung der rauschenden, gurgelnden und gluckernden Nebenarme des Oranje möglich machen. An einigen Stellen fehlen sie ganz, und wir turnen über und zwischen riesigen Felsbrocken hinüber.

1. Brücke

Unter uns rauscht und gurgelt es

2. Brücke

Nur nicht in die Tiefe blicken! Wie es sich für einen Trail mit dem Namen Dassie gehört, passieren wir mehrere Wohnanlagen der possierlichen Tiere, die jedoch weniger zahm sind als ihre Verwandten auf dem Campingplatz. Wir wandern über riesige glattgeschliffene Felsplatten, die unter unseren Schuhsohlen wie Blätterteig knistern, weil die Erosion Schicht um Schicht abträgt.

Wenn nicht die Myriaden von Fliegen um uns herum sirren würden, wäre es eine perfekte Wanderung. Mundatmung ist dringend zu vermeiden! Wir sind fortwährend damit beschäftigt, die Plagegeister von Nase, Augen und Ohren fernzuhalten. Nur an windigen Stellen halten sie sich fern. Wir erinnern uns an eine Wanderung in Undara am Rande des Outbacks, wo wir uns vor den aufdringlichen Fliegen ebenfalls nicht retten konnten.

Zum Abschluss der Wanderung stehen wir vor einer knietiefen Furt, sofern man meine Kniekehlen als Maßstab nimmt.
Es führt kein anderer Weg zum Campingplatz

Da müssen wir nun hindurch oder den Trail noch einmal machen. Während Herbert mit unbegründetem Optimismus nach einem trockenen Übergang sucht, ziehe ich Schuhe und Strümpfe aus und wate hinüber. Es dauert, bis er wieder auftaucht, um ebenfalls ohne Schuhe herüberzuwaten.

Als die Sonne beginnt, rote Filter einzusetzen, marschieren wir noch einmal zu den Aussichtspunkten des Wasserfalls. Diesmal sind wir rechtzeitig zur Stelle, um ihn im Sonnenlicht schäumen und sprudeln zu sehen.



Sundowner

Für den Abend haben wir ein Dinner im Restaurant des Camps gebucht. Weiße Tischdecken, geschmackvolles Gedeck und eine geschulte Bedienung erheben das Essen zu einem Erlebnis. Ich habe Straußenfilet gegessen, Herbert Kalaharischnitzel, was auch immer für ein Fleisch das sein mag. Beschwipst treten wir den Heimweg an.
Letzte Änderung: 13 Okt 2016 12:22 von freshy.
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13 Okt 2016 12:49 #448011
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Hallo Freshy,

toll deinen Bericht zu lesen. Wir haben eine ähnliche Route nur 2 Wochen kürzer gemacht. Wir sind halt keine Rentner, da muss man mit dem Urlaub haushalten :) Die Furt die ihr durchwandern musstet habe ich mit unserem Ranger durchfahren. Der Augrabies N.P. hat uns gut gefallen. Da werden wir bestimmt noch einmal hinfahren und dann auch länger bleiben. Ich freue mich mit euch mitreisen zu können.
Gruß
Lothar
Alle Reiseberichte auf meiner Homepage:
fldegen.jimdo.com/
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