03.06.2016 Bushman Trail - Teil 1- Morningwalk
Bereits um vier war ich wach und lag im Bett und lauschte den Geräuschen, bis wir schließlich um viertel nach fünf geweckt wurden. Wieder gab es nur eine kurze Katzenwäsche vor der Hütte und nach einem Kaffee mit Rusks, ging es um sechs Uhr los.
Wie am Vortag liefen wir direkt am Camp los, die Stimmung war jedoch etwas bedrückt und nach einiger Zeit rückte Nicole mit der Nachricht raus, dass wohl Wilderer in der Nacht am Werk gewesen sein sollen. Kollegen hatten verdächtige Schüsse gehört und die Ranger hatten sich über Funk gegenseitig informiert. Betroffen liefen wir hintereinander her...
Am Flusslauf hatten Elefanten wohl nach Wasser gebuddelt und ein kleiner Cinnamon-breasted (Rock) Bunting nutze die Gelegenheit, um ein Bad zu nehmen und seinen Durst zu stillen.
Im Gelände verteilt waren immer wieder einzelne White-backed Vulture (Weißrückengeier) zu sehen.
Wir wanderten ein Stück weiter und trafen plötzlich auf einen Nashorn Bullen. Dieser war so nah, dass Nicole's Anweisung nicht ein leises "Stopp" sondern ein lautes "RUN! RUN!" war!

Wir sollten ein Stück die hinter uns liegende Anhöhe hoch laufen und uns hinter einem Felsen verstecken. Doch alles ging gut, der Bulle schaute nur noch einmal in unsere Richtung und verzog sich wieder.

Puh, eine spannende Erfahrung war das gewesen, schlagartig waren wir alle richtig wach!
Ein Marula-Tree, der von Elefanten anscheinend regelmäßig zur Körperpflege genutzt wird.
Dann sahen wir massig Geier in den Bäumen, die nichts Gutes verhießen, denn das gewilderte Rhino wurde in der Nähe vermutet.
Nicole blieb stehen und erklärte uns, dass wir dem Flußlauf weiter folgen würden, um zu sehen, ob wir das getöte Rhino finden würden. Man merkte ihm deutlich an, dass dieser so unerschrocken und erfahrene Ranger sichtlich betroffen war.

Der Kampf gegen das Poaching ist wie der Kampf gegen Windmühlen... Die Männer nutzen den Weg über die nahe gelegene Eisenbahnstrecke, um in diesen Teil des Kruger Parks zu gelangen. Die Nashörner werden aufgespürt, erschossen und abgeschlachtet, das Horn entfernt und die Poacher fliehen wieder über die Grenze und sind weg. Das Ganze wird von dem Zuglärm noch übertüncht, so dass die Schüsse oftmals ungehört bleiben...

Die Anti-Poaching Einheiten kontrollieren hingegen mit zu wenig Leuten viel zu große Gebiete, wenn dann noch Korruption hinzukommt, haben die Tiere keine Chance...
Noch vor ein paar Jahren, hatte er mit den Trailteilnehmern hier 8-15 Rhinos pro Walk gesehen, heute sieht man hauptsächlich Skelette und mit Glück 2-3 Tiere pro Walk.
So schlimm es ist, daheim über Poaching zu lesen und die Bilder zu sehen, so viel schlimmer ist es, im vermeintlichen Tierparadies zu stehen und es zu hören bzw. zu erleben...
Die nächsten zwei Stunden begaben wir uns, bei gedrückter Stimmung, auf die Suche. Innerlich war ich wie zerrissen, ich wusste nicht, ob ich den Anblick eines frisch getöteten Rhinos ertragen hätte. Trotzdem wollten wir wissen, ob wirklich ein weiteres Nashorn sein Leben lassen musste.
Zuerst fanden wir erneut Löwentracks.
Kurze Zeit später trafen wir auf Fußspuren, vermutlich die eines Wilderers.
Die Abdrücke der Sohlen stammten eindeutig nicht von SanParks Rangern und es wurden Fotoaufnahmen gemacht, die im Camp direkt weitergeleitet wurden. Nicole klärte uns auf, dass erfahrene Poacher nicht so eindeutige Spuren hinterlassen würden, das Geschäft ist für die Bevölkerung jedoch anscheinend so attraktiv, dass auch immer mehr "Anfänger" einsteigen...
Es war unglaublich aufregend und spannend, wäre die Sache an sich nicht so traurig gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wohl alle drei Gäste eher etwas Angst oder Respekt davor, einem Poacher, als einem wilden Tier zu begegnen...
Beobachtet wurde unsere "Beweisaufnahme" von einem Vervet Monkey, leider konnte er uns keine weitere Auskunft erteilen.
Wir liefen weiter und ein leichter Verwesungsgeruch stieg uns in die Nase... Als wir die Stelle erreichten, klärte sich jedoch auf, dass es sich um einen Giraffenkadaver handelte.
Anhand der Kopfform erklärte uns Nicole, dass es sich wohl um einen alten Giraffenbullen handelte, der durchaus eines natürlichen Todes gestorben sein konnte.
Ein weiterer Nashornschädel lag entfernt von unserem "Weg".
Unsere Sichtungsquote des Tages lag bisher somit bei 1:1. Ein lebendiges Rhino zu einem Skelett.
Die Pause verbrachten wir an einer schattigen Stelle an einem trockenen Flusslauf.
Geredet wurde so gut wie gar nicht, jeder hing seinen Gedanken nach...
Dann ging es bei ansteigender Hitze weiter. Insgesamt sahen wir weniger Tiere als am Vortag.
Nicole stoppte erneut und machte uns auf die Spuren im Sand aufmerksam. Kaum zu glauben, aber wahr, es waren die Abdrücke der Big 5 auf einer Stelle!!!
Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard hatten hier ihre Abdrücke gut erkennbar hinterlassen. Leider kommt es jedoch auf dem Bild nicht so gut rüber… Wir waren begeistert!
Ein paar Meter weiter sahen wir deutlich die Abdrücke zweier unterschiedlich großer Leoparden – ein Liebespaar hatte sich wohl zur Paarung getroffen und zog zusammen durchs Gelände.
Natürlich entdeckten wir sie nicht, dafür trafen wir bald auf diesen hübschen Gesellen, der etwas unterhalb von uns stand und fraß.
Es wurde immer heißer und wir schwitzten in unseren Langarmshirts und dicken Hosen, trauten uns aufgrund der Zeckeninvasion am Vortag jedoch nicht, uns weiter auszuziehen.
Auf einer Anhöhe trafen wir auf ein größeres Termitennest. Nicole erklärte uns einige interessante Fakten über diese Tiere. Elefantenspuren und Liegeabdrücke zeigten, dass sie die diesen Ort als Ruhestätte genutzt hatten. Warum Termitenerdnester so beliebt bei ihnen sind, kriege ich jedoch jetzt nicht mehr zusammen…

Kann da jemand weiterhelfen bzw. hat jemand schon mal etwas darüber gehört?
So langsam bewegten wir uns wieder auf das Camp zu, mittlerweile war es kurz vor elf und mächtig warm.
Diesen schönen (toten) Schmetterling konnten wir uns genaustens ansehen.
Auch auf ein paar Büffel trafen wir zum Ende noch – dies ist allerdings das einzige Bild, bevor sie sich im gestreckten Galopp davonmachten. Von wegen angriffslustig…
Geschafft und ko nach diesem aufregenden Walk, kamen wir schließlich um halb zwölf am Camp an.