Fortsetzung:
Jetzt sagen wir dem KTP für dieses Jahr Adieu.
Der Grenzübertritt nach Namibia verläuft zügig. Wir sind allein bei der Grenzkontrolle, erledigen die anstehenden Formalitäten und entrichten die Straßennutzungsgebühr.
Dann geht die Fahrt auch schon weiter - eine Fahrt, die sich als zu lang herausstellen wird, denn unser Ziel ist die Canyon Lodge am Fish River Canyon. Wir haben also ca. 420 km zumeist auf ungeteerten Straßen vor uns. Solche Strecken hatten wir schon einige Male, als wir in Namibia unterwegs waren, aber eben nie mit zwei Kindern... Und diese allzu optimistische Planung rächt sich jetzt etwas, denn unsere Kleine hat heute (gerade heute!!!) überhaupt keine Lust auf ihren Kindersitz, in dem sie, da wir außerhalb eines Nationalparks unterwegs sind, auch verbleiben sollte. Nur unter großem Protest findet sie irgendwann in den Schlaf...
Wir fahren ohne Stopps Richtung Keetmanshoop und verabschieden uns von den Richtung Westen auslaufenden Dünen der Kalahari. In den Pfannen links und rechts von der Straße steht Wasser. Hier war der Regen wohl ganz ergiebig.
Wir fahren bis zum Köcherbaumwald nahe Keetmanshoop, den wir im Rahmen unserer ersten Namibiatour vor acht Jahren bereits besucht hatten und damals auch zum Sonnenuntergang da waren. Heute wird es eine ganz prosaische Mittagspause werden, die wir auf der Farm nutzen, um etwas Kaltes zu trinken und die Kinder ein wenig im Schatten toben zu lassen.
Einen kurzen Abstecher zu den Bäumen machen wir dann aber doch, die Mittagshitze lässt den Spaziergang jedoch anstrengend und in Folge dessen auch sehr kurz ausfallen. Nach wenigen schnell geschossenen Fotos ziehen wir uns wieder in den Schatten zurück und fahren auch bald weiter, denn wir haben ja noch einiges an Strecke hinter uns zu bringen.
In Keetmanshoop halten wir kurz, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Hier hat sich seit unserem letzten Besuch nicht viel verändert. Noch immer werden einem recht ausdauernd Wachdienste für das abgestellte Auto angeboten.
Die Fahrt führt uns dann weiter durch die karge Landschaft Südnamibias vorbei am Naute Dam Richtung Fish River Canyon. Unterwegs begegnen uns nur ganz wenige andere Fahrzeuge. Die Weite und Einsamkeit sind immer wieder faszinierend.
Die Strecke zieht sich trotzdem sehr und manchmal denken wir schon, dass wir uns verfahren haben, so lange lassen ersehnte Wegmarker auf sich warten.
Einige Kilometer vor dem Erreichen der Abfahrt zur Canyon Lodge - irgendwo hinter dem Canyon Roadhouse - stellt unsere Große auf einmal fest, dass irgendetwas seltsam riecht. Sobald ich es auch bemerke, sehe ich im Rückspiegel bereits unseren linken Vorderreifen mit hohem Tempo nach hinten fliegen. Wir sind relativ flott unterwegs, trotzdem ist es zum Glück kein Problem, den Bus sicher zum Stehen zu bekommen.
Hier stehen wir nun. Es ist schon später Nachmittag, aber immer noch sehr heiß. Nirgends ist ein anderes Auto zu sehen und die Wahrscheinlichkeit, dass heute noch eines vorbeikommt, schätzen wir als nicht sehr hoch ein.
Da wir einen Reifen wechseln können, machen wir uns ersteinmal nicht sehr große Sorgen, es ist einfach nur lästig, das Gepäck auszuladen, um an den Reifen unter dem Kofferraum zu gelangen. Aber Moment mal - unter dem Gepäckbereich ist gar keine Versenkung wie sich nach dem Ausladen der Koffer herausstellt: hier befindet sich keine Reserverad... Ein wenig Sorge kommt jetzt schon auf, denn mit kleinen Kindern im Nirgendwo steckenzubleiben fühlt sich einfach anders an als nur zu zweit gestrandet zu sein. Ein Blick auf unsere Mobiltelefone (die deutschen und das in Südafrika gekaufte) verrät uns, dass wir hier außerdem kein Netz haben. Toll.
Wir haben aber genug Wasser und Nahrung dabei, Platz bietet der Bus auch - wir machen uns also schonmal mit dem Gedanken einer mit wildem Camping verbrachten Nacht vertraut.
Wir konsultieren die Betriebsanleitung des Busses, um zu sehen, ob dort verraten wird, ob das Auto nur mit Reparaturset und Kompressor ausgestattet ist, was in unserem Fall nicht weiter geholfen hätte (vgl. Foto...), oder wo der Reservereifen aufbewahrt wird. Aber die Anleitung schweigt sich aus. Es wird zwar alles Nötige und Unnötige kommentiert und auch erklärt, wie man Reifen wechselt, aber die Frage nach dem womit bleibt offen.
Ein genervter letzter Blick unter das Auto bringt dann unverhofft die Lösung. Das Rad ist tatsächlich unter dem Bodenblech angebracht, was wir mit unserer versammelten Automobilinkompetenz nicht geahnt hatten. Einmal entdeckt, lässt das Rad sich aber recht gut abschrauben und die Felgen sind in wenigen Minuten ausgetauscht und das Gepäck wieder verladen.
Ohne Reserverad geht die Fahrt mit einem etwas mulmigen Gefühl weiter, denn wir wissen, was uns beim nächsten Defekt erwarten würde.
Zum Glück geht alles gut und wir erreichen noch vor Sonnenuntergang die malerische Umgebung der Canyon-Lodge, die uns mit ihren großen verstreut liegenden Felsblöcken in ihren Bann zieht und die ärgerliche Panne verblassen lässt.
Die Begrüßung ist freundlich und wir bekommen eine große Hütte ganz zuoberst zugewiesen, die einen schönen Ausblick auf die Landschaft bietet und zum Ausruhen nach dieser strapaziösen und (zu) langen Fahrt einlädt.
Wir genießen die Abendstimmung und sind ganz begeistert von der Schönheit der Landschaft und der geschmackvollen Ausstattung der in den Fels gebauten Hütte.
Mit einbrechender Dunkelheit gehen wir zum Essen, heute gibt es ein Braai. So schön die Lodge gelegen ist und so hochwertig die Chalets gestaltet sind - das Essen bleibt leider hinter unseren Erwartungen zurück. Das Fleisch wird in großen Massen gegrillt und in Wärmebehälter gefüllt, wo es sich leider sehr schnell in halbwarme Schuhsohlen verwandelt. Da die Lodge alles andere als ausgebucht ist, können wir diese Grilltaktik nicht so recht nachvollziehen. Satt werden wir trotzdem und die Kinder können toll auf der großen Terrasse am Haupthaus herumrennen bzw. -krabbeln.
Als die Kinder schließlich im Bett sind, wird es Zeit, sich vor die Hütte zu setzen und den unvergleichlichen Sternenhimmel Namibias zu genießen. Das haben wir uns heute verdient.