So, 22.11.15
Durch Sappiland nach Swaziland
Unterkunft: Luxury Tented Camp, Phophonyane Falls Eco Lodge, Piggs Peak (Swaziland)
Tageskilometer: ca. 180 km
Nachdem unser Cottage nun wieder blitzsauber und käferfrei ist, verläuft die Nacht entsprechend ruhig und erholsam. Voller Tatendrang machen wir uns auf zu einem „Pre-Breakfast-Walk“ zum Wasserfall. Auf dem Hinweg sehen wir Nyalas, Impalas und Zebras.
Diesmal ist‘s am Wasserfall menschenleer, vom gestrigen Picknick ist nichts mehr zu sehen. Auf dem Rückweg durch die baumlose „Savanne“ entdecken wir einige hundert Meter entfernt Gerry. Auch er hat uns erblickt und läuft in unsere Richtung los.
Nach dem gestrigen Erlebnis habe ich nun so gar keine Lust auf Giraffenbesuch ohne einen einzigen schützenden Baum in der Nähe.
Leichte Panik ergreift mich und nach einem Blick auf unser Cottage, welches nicht mehr allzu weit weg ist, lasse ich Mäthu stehen und sprinte los. Ja ja, die Urinstinkte…
Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Gerry einen leckeren Frühstücksbaum entdeckt hat, der noch interessanter ist als wir. Also können wir nun unser spartanisches Frühstück – bestehend aus trockenen Weizenscheiben, Butter, Salz und O-Saft – auch verspeisen.
Unsere Unterkunft: Figtree Lodge
Danach müssen wir leider schon zusammenpacken, denn wir wissen nicht, was heute auf der Fahrt bezüglich Strassen auf uns zukommt. Wir fahren rüber zur Farm, wo wir noch kurz den Ausflug von gestern bezahlen müssen, steigen aus, aber weit und breit ist niemand zu sehen. Ich greife ins offene Autofenster, um etwas herauszunehmen, da schrillt die Alarmanlage los.
Und wie stellt man die wieder aus?? Aber immerhin scheinen uns Maria und Joseph gehört zu haben, denn sie kommen mit dem Auto angebraust. Wir zahlen und verabschieden uns von den Beiden und schauen uns danach noch etwas in der originell eingerichteten „Rooikat se Gat“-Bar der Farm um.
Gerrys wilde Frauen, im Hintergrund die Bar "Rooikat se Gat"
Dann wird es Zeit für Mäthus diesjährigen Ersteinsatz als Fahrer und die holprige Piste bis zur Teerstrasse eignet sich hervorragend für eine Übungseinheit
(die Umstellung auf manuell UND Linksverkehr für ihn als Automatfahrer immer etwas schwierig).
Die Brückenquerung klappt schon mal gut...
Auf der N4 fahren wir nach Nelspruit, dort machen wir Halt im Farmstall, denn nach dem mickrigen Frühstück brauche ich dringend einen Kaffee. Dazu finden wir auch noch leckere Muffins. An der Kasse lese ich die Überschrift in der Zeitung „Swiss women killed by Leopard“. Ich schnappe mir das Blatt und lese, dass eine Schweizerin in einem Tented Camp in der Nähe des Krüger NP von einem Leo im Schlaf getötet wurde.
Wir unterhalten uns mit der Verkäuferin darüber, die es ganz „horrible“ findet. Wir haben ein mulmiges Gefühl, denn die nächsten 2 Nächte verbringen wir auch im Tented Camp.
Weiter geht die Fahrt Richtung Barberton, von dort geht es in rauf in die Hügel, welche geprägt sind von Holzindustrie („Sappi-Land“). Man hat auf der Strecke einen "Geotrail" angelegt, wo sich der interessierte Autofahrer über die Gesteine und das Gebirge informieren kann. Wir nutzen die vielen Infopoints für Pausen und geniessen die Aussicht. Beim ersten Aussichtspunkt stehen 2 coole schwarze Jungs mit ihrem getunten Auto, aus den Boxen dröhnt in voller Lautstärke Adele’s Hit „Hello“ – bei uns läuft dasselbe; scheinbar hören wir die gleiche Frequenz. Der eine ruft - dem Songtext entsprechend - von der anderen Seite des Parkplatzes her: „Hello from the other side“! Alle lachen.
"Sappi-Land"
Nach etlichen Kurven geht es plötzlich runter und kurz darauf ist die Grenze da. Die Ausreise aus Südafrika geht schnell: Stempel eingeholt, nix zu verzollen. Weiter zu den Swazis. Das Zollbüro gleicht einer Bartheke. Ein Mitarbeiter ist für den Personenstempel zuständig, eine Mitarbeiterin für die Fahrzeuge. Die Dame lässt prompt das ganze schwere Buch auf den Boden fallen, wobei es fast auseinander fällt.
Wir erhalten eine Quittung, die uns der Zuständige für den Schlagbaum 2 Meter vom Tresen weg gleich wieder abnimmt. Wir sitzen ins Auto und die Schranke öffnet sich!
Über eine Holperpiste fahren wir durch den Grenzort Bulembu, bekannt für die einst längste Materialseilbahn der Welt, welche Asbest nach Barberton transportierte.
Bulembu
Plötzlich sehen wir ein Schild „End of tarred road“ – Ok. Moment
– da war doch bisher auch kein Teer?!
Was kommt denn jetzt? An der nächsten Kreuzung haben wir die Wahl zwischen der Zufahrt zu einer Sägerei und einer Strasse, die steil und „bumpy“ runter zu einem Schlagbaum führt. Wir fragen den Mann an der Schranke, ob das die Strasse nach Piggs Peak ist. „Yeess“, sagt er und grinst. Er notiert unsere Angaben und lässt uns durch. Dann folgt eine knapp 20 km lange Rüttelfahrt durch hügelige Kiefern- und Eukalyptusplantagen, vorbei an grasenden oder auf der Strasse stehenden Kühen.
Unser Jeep macht fast schlapp. Rauf kommen wir im ersten Gang nur mit Mühe.
Irgendwo steht mitten auf der Strasse ein verlassenes Auto ohne Hinterreifen. Zum Glück ist die Strasse einigermassen breit und wir kommen vorbei.
Dann endlich erreichen wir Piggs Peak. Wir tanken und plaudern kurz mit dem Angestellten. Er fragt uns nach den Anschlägen in Paris; ob man denn schon wisse, wer es gewesen sei. Er erklärt uns auch den Weg zur Phophonyane Lodge. Auf bester Teerstrasse fahren wir also ein kurzes Stück nordwärts und sehen bald ein passendes braunes Info-Schild „Phophonyane Falls 1 km“. Nach ebendiesem Kilometer steht dasselbe Schild mit einem Pfeil nach Links. Wir biegen links ab und stehen bald vor einem „Betreten für Unbefugte“-Schild.
Nun ja, als Hotelgäste sind wir sicher befugt. Wir landen jedoch im Nirgendwo einer Baumplantage, keine Lodge weit und breit. Also rufen wir dort an, was uns aber nicht gross weiter hilft. Die Dame erklärt, wir sollen zurück auf die Hauptstrasse und beim zweiten braunen Schild abbiegen. Das hatten wir ja.
Wir fahren also zurück und dann nochmal weiter Richtung Norden. Plötzlich taucht ein WEISSES Schild auf mit der richtigen Beschriftung.
Wir biegen ab und finden endlich unsere Unterkunft. Auch hier ist die Erde staubtrocken, aber inbrünstig hoffen wir, dass es die nächsten Tage nicht regnen wird, denn bei Nässe werden wir die steile Anfahrt mit unserem Auto nicht wieder hochkommen.
Wir erhalten ein tolles Zelt in den Bäumen und sind ganz für uns allein, Nachbarn haben wir nicht. Nur die Meerkatzen besuchen uns auf der Terrasse. Wir erkunden noch kurz den Wasserfall (führt natürlich kaum Wasser) und vertreten uns auf dem kurzen Trail No. 1 etwas die Beine.
Phophonyane Falls
Nach einer Dusche gehen wir durch die schöne (bewässerte) Parkanlage zum Restaurant. Es gibt Linsencurry für mich und Swazi-Chicken für Mäthu, schmeckt alles hervorragend. Nebst uns sind heute nur 2 weitere Gäste anwesend. Ich melde mich noch kurz zuhause, damit sich niemand Sorgen macht, falls die Nachricht mit dem Leo bereits bis in die Schweiz gelangt ist. Schliesslich ist das Opfer in meinem Alter.
Zurück im Zelt lesen wir noch etwas und lauschen den vielen unbekannten Geräuschen draussen, bevor uns der Schlaf übermannt...