Das ist der letzte Eintrag vor der Fahrt auf den Sani Pass.
26. und 27. Oktober:
Die Wetlands machen ihrem Namen alle Ehre
Der Morgen beginnt diesig, es nieselt leicht. Ich verzichte auf die Dusche in den ekligen Sanitäreinrichtungen, wasche mich am Wasserhahn neben dem Wohnmobil. Während Herbert fürs Abwaschen unterwegs ist, werde ich von einer Horde Meerkatzen überfallen. Sie turnen auf dem Auto herum, springen ins Fahrerhaus, versuchen, die Handtücher von der Leine zu zerren, kurzum, sie sind überall. Nur mit Mühe gelingt es mir, sie zu verjagen.
Wir fahren in den Wetland Park, besuchen noch einmal Missions Rock und erreichen gegen Mittag Cape Vidal. Der Strand liegt herrlich und ist erstaunlich gut besucht. Einige Gäste baden in den Wellen, obwohl der Himmel trüb und der Wind stürmisch ist. Auf dem Parkplatz treffen wir einen Hochseeangler mit seiner Beute. Zwei prächtige Doraden hat er gefangen und lässt sich voller Stolz mit ihnen fotografieren. Hinter den Dünen ist ein Feriendorf angelegt, das wir durchstreifen, weil ein Cache versteckt sein soll. Die Meerkatzenkolonie, die hier wohnt, ist besonders dreist. Als ich eine Affenmutter fotografieren will, die ihr winziges Baby laust, springt ein anderer Affe dazwischen und verjagt Mutter und Kind. „Blöder Affe!“, schimpfe ich. „Krch, krch!“ faucht der Affe zurück. Ja, geht’s noch!
Mit Blick auf die Uhr brechen wir die Suche ergebnislos ab, denn wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit in Ballito sein. Kaum sitzen wir im Auto, beginnt es zu regnen. Es wird dunkel, der Himmel öffnet seine Schleusen, die Scheibenwischer arbeiten im Akkord. Daran ändert sich auch nichts, als wir in Ballito eintreffen.
Das Dolphin Resort sollte sich beim ADAC um fünf Sterne bewerben. Die Sanitäranlagen sind hell, intakt und sauber, das Wasser ist kuschelig warm. Doch die Lage des Platzes ist gewöhnungsbedürftig. Gleich daneben ragen Betonbauten mit Ferienwohnungen bis zu siebenstöckig in die Höhe. Man hört zwar das Meer, aber sehen kann man es nicht. An der Rezeption wird uns ein Restaurant im Einkaufszentrum empfohlen, das wir zu Fuß über eine belebte Straße erreichen. Wir ziehen unsere Regenjacken über und essen im „Mozambik“ ausgezeichnet zu Abend, Herbert ein Riesensteak und ich ein schmackhaft zubereitetes Doradenfilet.
Es ist schwierig, bei dem anhaltenden Regen unsere Miniwohnung nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Beim Einsteigen tragen wir nassen Sand hinein, wir wissen nicht, wo wir die nassen Jacken trocknen können. Irgendwie gelingt es uns, den Campingtisch hineinzustellen, uns dahinterzuklemmen, Fotos zu übertragen und im Internet nach Mails und Kommentaren zu schauen. Wir sind ein bisschen enttäuscht, weil keine Reaktionen eintreffen.
In der Nacht trommelt in Abständen Regen aufs Dach, auch heute Morgen regnet es weiter. Herbert trägt das Frühstücksequipment ins sogenannte Café unters Dach, so dass wir im Trockenen frühstücken können. Wir planen unseren weiteren Weg und die Stationen. Hoffentlich lässt der Regen nach. Vor allem Lesotho liegt uns am Herzen, denn wolkenverhangen und hinter Regenschleiern taugt die beste Aussicht nichts.
Die Natur kommt in diesem Ort eindeutig zu kurz. Stattdessen werden kostspielige Vergnügungen wie Tandemspringen, Paintballschießen, Tauchlehrgänge und Ethno-Führungen angeboten. Wir wandern auf Holzbohlen vor den Betonburgen zwei Kilometer am Strand entlang. Das Meer ist aufgepeitscht, immer wieder brechen sich die Wogen an den vorgelagerten Felsen. Nach einem kleinen Imbiss in einer Gaststätte direkt am Strand laufen wir zurück. Am Nachmittag setzen wir uns bei hoher Flut an den Strand und schauen den wagehalsigen Manövern der Wellenreiter zu.
Es hat seit heute Vormittag nicht mehr geregnet, bis zu ihrem Untergang schien sogar die Sonne. Wir freuen uns natürlich, dass zumindest in dieser Gegend dringend gebrauchter Regen fällt, aber für unsere Behausung ist dieses Wetter nicht geeignet.
Ich wusste gar nicht, dass Doraden so groß sein können!
Cape Vidal kurz vor dem großen Regen
Typischer Urlaubsort - fast wie am Mittelmeer
Waghalsiger Wellenreiter
28. Oktober:
Von 0 auf 1685 in fünf Stunden
Bei strahlendem Sonnenschein brechen wir in die Midlands auf, wie die Vorgebirge im Schatten der Drakensberge heißen. Die Straße führt vorbei an Holzplantagen, eingezäunten Viehweiden, kleinen Waldstücken und riesigen Grasflächen, durch die an einigen Stellen das gelbe oder rote Erdreich schimmert. Vom Meer bis auf 1685 m.ü.NN. schleichen wir oft im zweiten Gang, denn die Aufstiege sind heftig. Das Auf und Ab der Straße lässt uns immer wieder auf eine atemberaubend schöne Landschaft blicken. In Underberg – nein, hier wird kein Magenbitter destilliert – kaufen wir Proviant für die Tage in Lesotho ein und tanken das letzte Mal vor dem Ende unserer Reise voll.
Dragon`s Restcamp liegt einige Kilometer entfernt von Underberg und bietet eine phantastische Aussicht auf die Drakensberge. Es ist trotz der Abgeschiedenheit alles da, was ein Camperherz erfreut: Herrliche Aussicht, heißes Wasser, Elektrizität, Sanitäranlagen und viel Platz. Leider ist alles stark vernachlässigt, der Männerbereich verschmutzt, eine Schande für dieses idyllische Plätzchen. Der Boden ist mit Gras und kurzen Bodendeckern bewachsen, man kann barfuß laufen, ohne schmutzige Füße zu bekommen. Ist das schön! Wir sind außer einem Dauercamper die einzigen Gäste und entscheiden uns für die Stelle mit der besten Aussicht.
Abends zünden wir ein Lagerfeuer an, das letzte Mal in Südafrika, denn in Lesotho gibt es nach unseren Informationen kein Holz. So warm es tagsüber in der Sonne war, am Abend ist es lausig kalt. Zum Schluss wärmt nicht einmal mehr das Feuerchen, und wir ziehen uns ins Fahrzeug zurück. Morgen früh werden wir zu unserer Fahrt auf den Sani Pass starten und sind ein bisschen aufgeregt.
Auf der Fahrt durch die Midlands
Underberg hat sich ein Denkmal gesetzt
Dragon's Restcamp: In der Ferne winken die Drakensberge