26.10.15
Gestern hatte ich mit Lodge-Manager Patrick versucht abzusprechen,
dass wir heute einfach nur mal ausruhen wollen und unser Fahrer Didier frei hat.
Er riet uns aber zu einer Bootstour auf dem See, bei der wir eine unbewohnte ehemalige Gefangeneninsel und die einzige bewohnte Insel des Sees
besuchen werden.
Heute noch sind wir froh, auf diesen Rat gehört zu haben!
Heut werden wir das erste Mal von ein paar Sonnenstrahlen geweckt.
Ich nutze das gleich Mal für ein Foto von unserem Bungalow, denn das Wetter wechselt hier alle 10 Minuten.
Gegen 9.30 Uhr beginnt unsere Bootsfahrt.
Vorbei an einem Pelikanbaum
Fischerbooten
Bienenstöcken
geht es zur Punishment island
Auf diese Insel wurden in vergangenen Jahrhunderten zum Tod Verurteilte gebracht.
Dort gab es keine Nahrung. Man überließ sie einfach ihrem Schicksal.
Irgendwann fuhr man dann wieder hin und schleppte ihre toten Körper in eine Höhle.
Hier der Eingang
Die Höhle hat sehr salzhaltige Wände und so sind die Leichen teilweise mumifiziert.
Dann geht es weiter nach Mutanda island, die einzige bewohnte Insel des Sees.
Unterwegs kommen uns einige Boote entgegen.
Je näher wir der Insel kommen, desto mehr beschleicht uns ein mulmiges Gefühl.
Wir haben nämlich außer unserer Fotoausrüstung nichts dabei. Als wir heute Morgen in das Boot stiegen, hab ich unserem Guide Spencer gefragt, ob ich noch mal zurück gehen kann und Geld holen. Er sagte aber das ist nicht nötig.
Kaum auf der Insel angekommen, stehen wir den ersten Kindern gegenüber.
Keines der Kinder bettelt. Sie stehen einfach nur vor uns und schauen uns mit ihren großen Kinderaugen an.
Wir sind mit dieser Situation ein wenig überfordert, Kontakt zu Einheimischen
war für uns bis jetzt eher die Ausnahme.
Ramona verteilt erstmal ihre Pfefferminzbonbons an die Kinder.
Dann wandern wir Richtung Dorf und die Menschen um uns herum werden immer mehr.
Zu diesem Haus dort oben soll unsere Wanderung gehen. Es ist die Kirche.
Spencer erklärt mir das Dorfleben.
Immer wieder werden wir von Kindern umringt. Sie wollen fotografiert werden und anschließend das Foto sehen.
In der Kirche angekommen, stößt auch der Dorfälteste zu uns.
Gemeinsam mit Spencer erklären sie uns, das dieses Gebäude unter der Woche als Schule genutzt wird und am Sonntag als Kirche. Das Gebäude ist in keinem guten Zustand.
Aber die Dorfgemeinde ist dabei, eine neue Kirche zu bauen. Immer - wenn sie etwas Geld zusammen haben - wird weiter gebaut.
Vor den Grundmauern des neuen Gebäudes unterhalten wir uns eine Zeit lang
über das Leben auf der Insel. Am Ende sollen wir uns noch in eine Art Besucherliste eintragen.
Dann machen wir uns auf den Rückweg.
Dieser Besuch auf der Insel beschäftigt uns bis heute.
Ich könnte jetzt viele meiner Gedanken hier niederschreiben.
Statt dessen zeig ich noch ein Foto.
Nachmittags gehe ich dann zum Manager der Lodge, Patrick, und habe mit ihm ein sehr nettes längeres Gespräch.
Ich erzähle ihm, dass wir die ganze Zeit auf der Insel Schuldgefühle hatten.
Dafür, dass es uns in unserer Welt viel besser geht. Dafür, dass wir auf ihre Insel gehen und sie begaffen wie eine Touri- Attraktion. Und dafür, dass wir ihnen nichts geben konnten.
Er erzählt uns, dass er sich seit Jahren für die Inselbewohner und vor allem für die Kinder einsetzt. Er sammelt Geld und kauft davon Schulmaterial und Arzneimittel.
Sein Traum ist es, auf der Insel eine kleine Arzt-Praxis und einen Laden für die nötigsten Dinge einzurichten.
Und dann sagt er einen bemerkenswerten Satz:
Meine Frau und ich sind alt, wir brauchen doch nicht mehr viel, aber den Kindern muss man helfen, die wollen doch leben.
Und Patrick hat noch mehr Baustellen. Er besorgt Kondome und versucht den jungen Menschen, nicht nur auf der Insel, begreiflich zu machen, dass 5 und mehr Kinder pro Familie zu viel sind.
Er wird nicht müde den Leuten zu erklären, dass sie das Wasser aus den Quellen abkochen und filtern müssen.
Und er sagt mir, dass es richtig war, kein Geld auf der Insel zu lassen.
Patrick verspricht mir, wenn wir etwas übrig haben, egal ob Geld oder Sachen, sollen wir es ihm geben, es wird bei nächster Gelegenheit auf der Insel ankommen.
Ich verabschiede mich und gehe zurück zu unserem Bungalow.
Gemeinsam packen Ramona und ich unsere Koffer aus und wieder ein.
Das Zeug, welches den Weg zurück in den Koffer nicht gefunden hat und einen
Kuvert übergeben wir beim Abendessen an Patrick.
Er verspricht uns Bilder von den Sachen zu schicken die er besorgt.
Und 14 Tage später hatte ich die Fotos im Postfach.
Unser vorletzter Tag in Uganda geht zu Ende.
Ein Tag, den wir nie vergessen werden.