Hallo Konni,
schön das Du dabei bist
Jetzt geht es weiter ...
Die vergangene Regenzeit hat es nicht wirklich gut gemeint mit Madikwe, dafür regnete es im April umso mehr, der Busch präsentiert sich also sehr grün und sehr dicht. Eigentlich keine idealen Voraussetzungen für gute Tiersichtungen. Zunächst steuern wir eine Wasserstelle an und treffen auf 3 Rhinos. Die schnauben etwas genervt und verziehen sich ins dichte Buschwerk.
ein schöner Rücken kann auch entzücken ...
Ausser ein paar Enten, einem Graureiher und einem Fisheagle sind keine weiteren Tiere zu entdecken. Wir fahren hin, wir fahren her, der Kommentar unseres Guides: „Today it´s really quiet in the bush“. Diesen Spruch sollten wir auf unserer Reise noch öfter hören. Wir passieren Springböcke und Kudus, irgendwann nähern wir uns einem Hyänenbau. Tatsächlich: Ich kann meine ersten braunen Hyänen sehen. Sie liegen vor dem Bau und lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Francois erklärt uns, dass die beiden noch ziemlich jung und von der Mutter abhängig sind. Die ist gerade unterwegs und deshalb liegen die Jungen recht gut versteckt unter einem Busch und dösen. Nur die Köpfe schauen heraus. Eine Hyäne gähnt herzhaft, dann kehrt wieder Ruhe ein. Wir fahren weiter.
Unterwegs mit Francois und Devine
Etwas später wuseln ein paar Erdhörnchen in der Nähe der Pad herum. Aber auch die sind ziemlich schüchtern und ich kann nur einige wenige Bilder machen. Langsam wird es dämmerig. Plötzlich spricht Francois mit jemandem über das Funkgerät. Das Gerät ist stumm geschaltet, unser Guide hat einen Kopfhörer in einem Ohr, deshalb hören wir nicht, was der Gesprächspartner zu sagen hat. Ich finde diese Methode übrigens sehr gut, denn dadurch wird man bei einer interessanten Tiersichtung nicht durch ein quakendes Funkgerät gestört.
Francois beendet das Gespräch und teilt uns mit, dass Löwen gesichtet wurden. Also fahren wir weiter. Irgendwann erreichen wir die Stelle, bleiben aber noch auf der Pad stehen und warten. Hier in Madikwe hat man sich darauf geeinigt dass nie mehr als drei Fahrzeuge gleichzeitig sich den Tieren nähern.
Ein paar Minuten später kommt ein Wagen aus dem Busch, jetzt dürfen wir offroad fahren und uns die Löwen anschauen. Was mich etwas erstaunt: Obwohl wir uns Raubtieren nähern, bleiben die Tracker auf ihrem Sitz ausserhalb des Fahrzeugs. Das kenne ich so nicht. In Botswana ist es üblich, dass sie bei einer Annäherung an Löwen oder Leoparden ins Auto kommen.
Das Löwenrudel hat sich aufgeteilt. Einige Katzen liegen satt und dösend unter einem Busch, ein Löwenmann und zwei Jungtiere knabbern noch an den Resten eines erlegten Gnus herum. Inzwischen ist es so dunkel, dass die Szene mit Scheinwerfern beleuchtet wird. Aus der Dunkelheit taucht ein Schakal auf. Er wagt sich ziemlich dicht an die Löwen, aber die letzten Meter sind ihm dann doch zu riskant. Nach etwa einer Viertelstunde verlassen wir den Platz, denn es gibt noch andere Interessenten, die sich die Löwen anschauen möchten. Immerhin gibt es im Reservat ca. 30 Lodges, da kommen schon einige Safarifahrzeuge zusammen.
Auf der Rückfahrt stoppen wir kurz bei einer Typfelhyäne, dann geht es zurück zur Lodge. Gegen 19:00 ist der Gamedrive beendet. Wir werden mit feuchten Tüchern und einem Getränk empfangen, erfrischen uns kurz und gehen direkt zum Haupthaus. Hierholen wir erst mal den Sundowner nach. Inzwischen ist der Tisch gedeckt und unser Kellner erwartet uns zum Dinner. Um 19:30 sitzen wir bei angenehmen Temperaturen an unserem Zweiertisch auf der offenen Terrasse, über uns den Sternenhimmel. Fledermäuse schwirren um uns herum. Am beleuchteten Wasserloch können wir einen alten Büffel beim Trinken beobachten. Wir nehmen die Speisekarte (Special Dinner for Ruth + Walter) und wählen unsere Gänge aus. Ich mache es wieder kurz: Das Dinner ist äusserst schmackhaft, der südafrikanische Rotwein passt wunderbar dazu, unser netter Kellner kommt singend aus der Küche und serviert uns das Essen, ist das wirklich unser erster Abend in Afrika? Wir können es kaum glauben! In diesem Moment ist Deutschland ja soooooo weit weg. Total entspannt laufen wir nach dem Dinner zu unserem Chalet (die Lodge ist eingezäunt) und lassen uns wenig später in unser bequemes Bett fallen. Wir sind uns ganz sicher: Das war ein toller Auftakt für unsere aktuelle Reise. Wenn es so weiter geht, dann können wir absolut nicht meckern!
Dienstag 14.04.2015
Um 05:15 klingelt das Telefon. Wakeup Call! Wir sind allerdings schon wach und können uns ganz entspannt auf den Tag vorbereiten. Es ist noch kühl draussen, aber wie immer haben wir uns nach dem „Zwiebelprinzip“ angezogen. Erst das Hemd / T-Shirt, darüber eine Fleecejacke, darüber eine Weste. Sobald es wärmer wird, können wir uns also Stück für Stück entblättern. Francois erwartet uns schon. Es bietet uns Tee / Kaffee und Muffins an. Um kurz vor 06:00 begrüssen wir Devine, kurz darauf sind wir schon wieder auf der Pirsch. Auch heute ist es ziemlich ruhig im Busch. Um 06:20 erscheint die Sonne am Horizont. Was für ein prachtvolles Farbenspiel! Wir können uns gar nicht satt sehen.
Sonnenaufgang in Madikwe
Weiter geht es. Ein verschlafener Schakal, ein paar Gnus und Zebras, natürlich die Impalas, als Highlight am Morgen finden wir drei (Breitmaul) Rhinos. Gegen 08:00 stoppen wir für einen Kaffee und ein paar Cracker. Später kreuzt ein imposanter Nashornbulle unseren Weg. Irgendwann folgen wir einer Büffelherde, doch die Tiere sind sehr misstrauisch und lassen uns nicht wirklich nah herankommen. Die Vogelwelt präsentiert sich auch nicht unbedingt von ihrer Schokoladenseite. Einige Glanzstare, hier und da ein Drongo, ein Korhaan lugt aus dem hohen Gras. Als Highlight kann ich einen Purple Roller fotografieren. Den hatte ich bisher noch nicht vor der Linse. Auf dem Weg zur Lodge sehen wir noch ein paar Zwergmangusten, dann wird es wieder ruhig.
Gegen 09:15 sind wir zurück. Wir gehen kurz ins Chalet und ziehen uns etwas luftiger an, denn es ist angenehm warm geworden. Dann wird es Zeit für das Frühstück. Als wir den gedeckten Tisch auf der Terrasse erreichen müssen wir kurz nach Luft schnappen. Wer bitte soll DAS alles essen? Wir sind doch nur zu zweit! Der komplette Tisch ist „zugebaut“. Da gibt es Croissants, Muffins, kleine Brötchen, Obstsalat, grünen Salat, Wurst, Lachs, verschiedene Sorten Käse und selbstverständlich auch Cornflakes, Joghurt, Müsli, und so weiter. Und – wie gesagt – das alles für zwei Leute. Ach ja, später werden wir noch gefragt, ob wir gebratene Eier, Schinken, Bohnen usw aus der Küche haben wollen. Ursprünglich hatte ich den Plan, mein Gewicht zu halten. Das kann ich nach diesem Angebot hier komplett vergessen!
Als wir unser Frühstück beendet haben erscheint der Koch und fragt uns, was wir denn gerne zum Lunch essen wollen. Juhu! Wir haben ja noch 3 Stunden, um wieder hungrig zu werden! In weiser Voraussicht entscheiden wir uns wieder „nur“ für einen Salat mit Krabben, das sollte absolut genügen.
Die Zeit bis zum Nachmittag verbringen wir mit duschen, entspannen, unserem Lunch, meine Frau vergnügt sich in unserem Privatpool, dann ist es auch schon wieder Zeit für die nächste Ausfahrt. Francois hatte vorgeschlagen, dass wir am Nachmittag etwas früher aufbrechen. Wir wollen in den südlichen Teil des Reservats fahren, dort sollen sich die Cheetahs aufhalten. Natürlich haben wir sofort zugestimmt.
Gegen 16:45 treffen wir auf die Geparde. Um den Genpool der Rennkatzen aufzufrischen hat man von ausserhalb ein Weibchen geholt. Das ist jetzt in der Boma (mit einem Elektrozaun gesichertes Areal) eingesperrt und soll sich an die neue Umgebung gewöhnen. Auf der anderen Seite des Zauns befinden sich vier Gepardenbrüder. Die sind scheinbar mit der Anwesenheit des Weibchens überhaupt nicht einverstanden. Sie rasen am Zaun entlang, fauchen, springen in die Luft und „verprügeln“ sich vor Aufregung gegenseitig. Manchmal haben wir die Befürchtung, dass sie uns und unser Fahrzeug über den Haufen rennen, so knapp laufen sie vorbei und fixieren immer wieder fauchend das Weibchen. Die gibt quiekende Töne von sich, kommt an den Zaun um sich einige Sekunden später wieder zu verstecken. Irgendwann beruhigen sich die Brüder und legen sich – völlig ausgepumpt – in den Schatten. Francois erklärt uns, es wäre nicht klar ob die Brüder das Weibchen – sobald es in die Freiheit entlassen wird – akzeptieren. Es könnte durchaus sein, dass es von seinen Artgenossen getötet wird.
Gegen 17:15 wird es Zeit für uns, den Rückweg anzutreten. Unterwegs kreuzt eine ausgewachsene braune Hyäne unseren Weg. Für schaut sie richtig traurig „aus der Wäsche“. Auch die leicht gebückte Haltung passt gut dazu. Um 17:40 stoppen wir. Jetzt ist es Zeit für unseren Sundowner, denn die Sonne bewegt sich schnell Richtung Horizont. Kurz vor 18:00 ist der Feuerball verschwunden.
Gegen 19:00 haben wir die Lodge erreicht. Vor dem Dinner bekommen wir noch den (klimatisierten) Weinkeller gezeigt. Es ist unglaublich, aber hier lagern einige tausend Weinflaschen. In diesem Moment haben wir nicht mehr das Gefühl, im afrikanischen Busch zu sein.
Heute Abend kommt noch ein Gast zum Dinner, es ist unser Guide Francois. Während er uns am ersten Tag noch etwas wortkarg vorkam ist er inzwischen viel aufgeschlossener. Wir haben eine Menge Themen und es ist keine Sekunde langweilig.