THEMA: April 2015 - Unterwegs in Südafrikas Norden
09 Jun 2015 12:26 #387487
  • leofant
  • leofants Avatar
  • Bekennender Afrika-Süchtiger
  • Beiträge: 682
  • Dank erhalten: 3600
  • leofant am 09 Jun 2015 12:26
  • leofants Avatar
Mannomannomann !
Jetzt hatte ich einiges auf dem Schreibtisch, wir hatten viel Besuch und schon sind wieder 10 Tage vorbei :evil:

Aber jetzt geht es weiter:

Montag 20.04.2015

Wir kommen zügig voran auf der N1, es ist nicht viel Verkehr. Einige Kilometer von Polokwane entfernt wird gebaut, das heisst die Fahrbahn wird etwas enger und es gibt Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ziemlich schnell fällt mir auf, dass ich der einzige bin, der sich an die Begrenzungen hält. Selbst die schweren LKW, die ich bereits überholt hatte, nähern sich in der 80er Zone ziemlich schnell unserem Heck. Die Baustellen ziehen sich über ungefähr 30 Kilometer. Mal sind 120 erlaubt, mal sind es 80 oder sogar 60. An den Stellen an denen man Bauarbeiter sehen kann stehen Männer und schwenken Flaggen. Das soll wohl der Hinweis darauf sein, dass man jetzt bitte WIRKLICH mal etwas langsamer fahren soll :whistle:

Dann erreichen wir Louis Trichard. Etwa zwei Kilometer nach dem Ortseingang biegen wir links ab und folgen der R522. Jetzt passieren wir viele Kreuzungen mit Stoppschildern. Der Verkehr ist ziemlich dicht, das heisst an fast jeder Kreuzung treffen Autos aus verschiedenen Richtungen zusammen. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich normalerweise nicht als Selbstfahrer unterwegs bin. Deshalb muss ich mich hier viel mehr konzentrieren als zum Beispiel im Städtchen Kasane (Botswana). Wenn ich dort die 5 km von der Lodge unserer Freundin zu ihrem Privathaus fahre, dann ist alles immer so übersichtlich :)

Ich halte brav an jeder Kreuzung an oder orientiere mich an den „Kollegen“ auf der zweiten Spur. Das funktioniert prima. Mir fällt auf, dass die Autos mit der höchsten Geschwindigkeit die Polizeiautos sind. Ja, ja, die Gesetzeshüter sind halt immer in Eile um die Bösen Jungs zu fangen :laugh:

Kaum haben wir Louis Trichard hinter uns gelassen, wird es merklich ruhiger auf der Strasse. Jetzt geht es bergauf und bergab, denn wir fahren am Rand des Soutpansbergs entlang. Der Name ist verwirrend, denn eigentlich ist es kein Berg sondern ein Gebirgszug. Die höchsten Gipfel sind immerhin über 1.700 m hoch.
Es ist jetzt 15:30. Nach ziemlich genau 2 Stunden und 140 km sehen wir das Hinweisschild zur Sigurwana Lodge, wir haben unser Tagesziel fast erreicht. Wir biegen rechts auf den Weg ab und halten neben einem Land Rover. Peter, der Manager der Lodge, erwartet uns bereits. Nach einer kurzen Begrüssung folgen wir seinem Fahrzeug etwa 5 km, halten an einem Parkplatz und packen unsere Sachen in Peters Wagen. Unser Nissan wird die nächsten zwei Tage hier stehen bleiben. Weiter geht es über einen steinigen, schmalen Weg bergauf. Jetzt sind wir ziemlich froh in Peters Landrover zu sitzen, denn mit unserem langen Nissan hätten wir bei einigen Kehren unsere Schwierigkeiten gehabt. Ab und zu halten wir an und Peter schliesst ein Gatter auf, irgendwann treffen wir auf einige Einheimische, die den Weg reparieren, denn das Wasser hat während der letzten Regenzeit einiges zerstört. Nach 1 ½ Stunden Fahrt taucht die Lodge auf, jetzt sind wir endgültig angekommen!

Die Besitzer der Lodge, Liesel und Neil sowie die Staff stehen in einer Reihe auf der Wiese. Man begrüsst uns herzlich und Tiny (ein Mitglied der Staff) heftet uns einen kleinen Engel an die Kleidung, denn wir sind jetzt dem Himmel ganz nah ;)

Wir fühlen uns sofort gut aufgehoben. Besonders Liesel erinnert uns vom Aussehen und von ihrer Art extrem an eine Jugendfreundin meiner Frau, sie könnte tatsächlich deren Schwester sein – einfach unglaublich. Während unser Gepäck weggetragen wird erhalten wir noch eine kurze Einweisung. Dann bringt man uns zu unserem Häuschen. Nach den grossen Chalets der Lodges auf Madikwe ist diese Unterkunft viel kleiner, aber auch viel heimeliger. Es gibt vier kleine Häuschen, also sind hier nie mehr als maximal 8 Gäste anzutreffen. Wir beschliessen, erst einmal die Dusche im Aussenbereich zu benutzen, denn es ist schon Abend, das heisst hier oben auf fast 1.300 Metern Höhe kühlt es schon merklich ab. Nachdem wir uns umgezogen und unsere Sachen eingeräumt haben laufen wir zum Haupthaus. Dort werden wir von Liesel und Neil erwartet. Wir sind die einzigen Gäste, deshalb kommt es uns vor, als würden wir die Eigentümer privat besuchen. Bei einem Gläschen Wein sitzen wir auf der Veranda und unterhalten uns in unserer Muttersprache, denn Liesel ist in Deutschland geboren und aufgewachsen.


Sigurwana


Sigurwana - Haupthaus


Sigurwana - Veranda


Sigurwana - Chalet


Sigurwana - Chalet

Soutpansberg bzw. Sigurwana stand eigentlich überhaupt nicht auf meiner persönlichen „to do“ Liste. Als die Eckpunkte unserer Reise – nämlich Madikwe, Tuli Block und Krüger – feststanden, beschloss unsere Organisatorin Petra, Sigurwana einzubauen. Die Lodge liegt ja auf unserer Route und bei meinen Recherchen vor dem Trip wurde mir schnell klar, dass diese Region ein ganz anderes landschaftliches Bild von Afrika zeigt, als wir es gewohnt waren. Jetzt sitzen wir hier irgendwo an einer Stelle des „Forgotten Mountain“ oder auch „Magic Mountain“ und fühlen uns richtig wohl und entspannt. Wir merken sehr schnell dass die Priorität der beiden Besitzer nicht darin liegt, soviel Geld wie möglich zu verdienen, sondern sie lieben diese Berge und sie können sich keinen besseren Platz für ihre Lodge vorstellen. Sie leben zwar (noch) in Durban, kommen aber so oft es geht hierher. Wir hören die Geschichte, wie sie hier angefangen haben und wie das Projekt immer grösser und grösser wurde. Selbst jetzt liebäugeln die beiden damit, noch mehr Land anzukaufen und zu renaturieren, um ihren Traum von der wilden, ursprünglichen Bergwelt weiter zu leben.
Speziell Liesel und meine Frau Ruth verstehen sich blendend, so vergeht der Abend wie im Flug. Zwischendurch erscheinen die Bushbabies (Riesengalagos) um sich ihren Anteil vom Abendessen zu holen. Irgendwann siegt die Müdigkeit und wir werden zu unserer Unterkunft gebracht. Auf dem Weg dorthin können wir einige Impalas erkennen, die sich anscheinend in der Nähe der Lodge sicherer fühlen und keinerlei Angst vor uns haben.

Dienstag 21.04.2015

Nach einer ruhigen Nacht werden wir gegen 07:00 geweckt, die Vögel hier sind einfach zu laut :laugh:
Heute gibt es keinen „Early Morning Game Drive“, das haben wir gestern Abend so ausgemacht. Grundsätzlich richten sich Liesel und Neil nach den Wünschen der Gäste, und wir wollten einen langsamen Start in den Tag. Gegen 08:00 erscheinen wir zum Frühstück auf der Veranda. Nach dem Frühstück macht Liesel mit uns noch einen Rundgang über das Gelände und zeigt uns die restlichen Unterkünfte bzw. Einrichtungen der Lodge.
Gegen 09:00 starten wir die Besichtigungsfahrt. Ich hätte nicht gedacht dass es in dieser Gegend auch Giraffen gibt, aber genau von denen werden wir zuerst begrüsst. Allerdings ist deren Zahl nicht besonders gross und deshalb hat jede einzelne einen Namen.

Heute früh hängen dunkle Wolken über dem Berg und es dauert eine ganze Weile, bevor die Sonne genug Kraft hat, um die Wolkendecke wenigstens teilweise aufzureissen. Wir fahren einen steinigen, zerfurchten Pfad entlang, „klettern“ mit dem Landrover einen Abhang hinauf und halten an. Vor uns hat sich ein Bach den Weg durch die Felsen gegraben und einen natürlichen Pool gebildet. Hierher fahren die Besitzer gerne mit Gästen, die sich im Wasser abkühlen und herumschwimmen möchten. Leider haben wir für solche Unterbrechungen nicht genug Zeit, denn wir wollen ja die Gegend erkunden und müssen am nächsten Tag schon wieder aufbrechen. Also mache ich ein paar Bilder von der Landschaft und von wilden Tieren (Eidechsen) und wir fahren weiter. Es geht bergauf und bergab, wir kommen an kämpfenden Impalas vorbei, dann öffnen sich die Berge und wir haben einen weiten Blick auf eine Ebene. Irgendwo am Horizont befindet sich die Grenze zu Botswana bzw. Zimbabwe.


Unterwegs in den Bergen


Naturpool für die Gäste

Wir ändern die Richtung und schon verändert sich auch die Umgebung. Um uns herum ist jetzt dichter Busch mit hohem Grasbewuchs auf den Lichtungen. Alles sieht irgendwie verwunschen aus. Ein paar Gnus kreuzen unseren Weg, dann stöbern wir eine Gruppe von Wasserböcken auf, die Tiere scheinen sehr entspannt zu sein. Das kann man von einer Rappenantilope mit Nachwuchs nicht behaupten. Kaum hat die kleine Familie uns entdeckt, rennen sie auch schon in gestrecktem Galopp davon. Wir folgen ihnen vorsichtig und es gelingt uns tatsächlich, relativ nah heranzufahren. Liesel ist entzückt, denn so eine Begegnung ist auch für sie eher eine Ausnahme. Allerdings ist sie – was die Zukunft des Kleinen anbetrifft – ziemlich skeptisch. Es gibt hier relativ viele Leoparden und die warten nur auf einen günstigen Moment, um zuzuschlagen. Die Sable-Mama hat inzwischen ihre Angst vor uns verloren und frisst. Ab und zu schaut sie in unsere Richtung. Dabei hat sie mit ihren Hörnern ein Grasbüschel ausgerissen, das jetzt dekorativ über Kopf und Nase hängt.


Giraffen auf Sigurwana


Dekorierte Sable-Mama mit Kind

Noch ein Stück weiter erreichen wir eine Gegend, die von urigen Bäumen beherrscht wird. Überall hängen Flechten von den Ästen. Das erinnert mich stark an die Hänge des Ngorongoro-Kraters oder auch an die Sümpfe Floridas, auf jeden Fall hat es mit der klassischen afrikanischen Landschaft, die wir gewohnt sind, überhaupt nichts mehr zu tun. Hier kann ich den Namen „Magic Mountain“ jedenfalls sehr gut nachvollziehen!

Es ist jetzt kurz nach 12:00. Wir stoppen vor einer Felswand und steigen aus. Wir klettern ein Stück nach oben und erreichen eine Höhle. Am Eingang der Höhle sind Bushman-Paintings zu bewundern. Nach einer Kaffeepause durchfahren wir verwunschene Wälder, sehen da einen Wasserbock, dort einige Gnus oder Impalas, passieren einen geschichtsträchtigen Ort und sind gegen 13:30 zurück in der Lodge. Wir machen uns kurz frisch und treffen uns um 14:00 zum Lunch. Nach einem leckeren Essen sitzen wir noch auf der Veranda und Neil erzählt uns die Geschichte des Robey Leibbrandt, der während des 2. Weltkriegs Terrorakte der Nazis organisieren und den südafrikanischen Regierungschef Jan Smuts töten sollte. Leibbrandt versteckte sich für einen kurzen Zeitraum auf dem Gebiet von Sigurwana, noch heute gibt es ein paar Hinweise auf seine damalige Anwesenheit. Neil erzählt uns diese Geschichte sehr anschaulich, er schreibt übrigens hauptberuflich Bücher.


Verwunschene Bergwelt (1)


Verwunschene Bergwelt (2)


Kaffeepause am "Magic Mountain"

Gegen 16:00 starten wir unsere nächste Ausfahrt. Bis auf ein paar Schäfchenwolken präsentiert sich der Himmel blau und klar. Auch am Nachmittag begrüssen uns die Giraffen. Als wir ein Tal durchqueren lassen Liesel und ich unsere Blicke über einige Felsbrocken oberhalb streifen. Genau in diesem Moment taucht der Kopf eines jungen Leoparden auf, der uns neugierig beobachtet. Wir schauen uns an und müssen lachen. Das nenne ich Sichtungsglück! Liesel möchte aussteigen um näher an das Leopardenkind zu kommen, ich bin natürlich sofort dabei. Aber leider verbieten uns Neil und Ruth diese Aktion mit der Begründung: Wo das Baby ist, da ist bestimmt die Mutter nicht weit! Mit leisem Protest fügen Liesel und ich uns den „Befehlen“ unserer Partner. Aber ehrlich! Ich hätte gerne ein paar schöne Nahaufnahmen gemacht :whistle:


Neugieriger Leo


Neugieriger Wasserbock

Gegen 17:30 erreichen wir eine Stelle mit tollem Ausblick. Inzwischen sind wieder einige Wolken aufgetaucht, die sich rosa verfärben. Blickt man über die Ebene, kann man am Horizont eine rosa Bergkette erkennen. Unser Fahrer Peter hat inzwischen einen Tisch aufgebaut und mixt unsere Sundowner-Getränke. Dann legt er eine Erdnuss auf den Felsbrocken in unserer Nähe und wir treten einen Schritt zurück. Es dauert nicht lang, und ein Rüsselspringer (Elephant Shrew) erscheint. Er hebt die Nase hoch, schnüffelt, und schon hat er die Position der Erdnuss erkannt. In blitzartiger Geschwindigkeit packt er die Nuss und verschwindet. Kurz darauf kommt ein zweites Tier und peilt die nächste Erdnuss an. Es ist unglaublich, wie schnell sich diese kleinen mausartigen Tiere bewegen können. Dann wird es Zeit, sich umzudrehen und den phantastischen Ausblick bei untergehender Sonne zu genießen. Jetzt ist der Feuerball hinter dem Horizont verschwunden, Zeit für uns, weiterzufahren. Auf dem Rückweg zur Lodge stoppt Peter plötzlich, steigt aus und „pflückt“ ein Chamäleon von einem Zweig. Wie konnte er es im Dunkeln erkennen? Liesel hat zwar einen Scheinwerfer in der Hand, aber wir hätten trotzdem nicht den Hauch einer Chance gehabt, das grüngefärbte Tier zwischen den Blättern des Busches ausfindig zu machen.

Zurück in der Lodge bringen wir unsere Sachen zum Chalet, dann setzen wir uns ans Feuer und beobachten die Riesengalagos, die vorsichtig einen Baum herunterklettern, um sich einige ausgelegte Fruchtstücke zu holen. Später sitzen wir mit unseren Gastgebern, sowie mit Manager Peter und Frau beim Dinner zusammen und verleben einen schönen, unterhaltsamen Abend. Leider müssen wir am nächsten Vormittag wieder aufbrechen. Meine Frau ist sehr traurig, denn sie versteht sich mit Liesel wirklich blendend und möchte eigentlich noch zwei, drei Tage dranhängen. Das klappt leider nicht, denn wir sind ja „auf Arbeit“ und müssen noch einige Unterkünfte checken.


Elephant Shrew


Fotosession beim Sundowner


Stimmungsvoller Sunset

Mittwoch 22.04.2015

Auch heute früh lassen wir es ruhig angehen. Die Atmosphäre in diesem abgelegenen Winkel irgendwo in den Bergen lässt einfach keine Hektik zu. Gegen 07:00 stehen wir auf, duschen, packen unsere Sachen zusammen und frühstücken gemütlich. Um 10:00 verabschieden wir uns von Liesel und Neil mit einem tiefen Seufzer. Wir hätten wirklich gerne mit ihr zu Fuss die Bergwelt erkundet, aber bei unserem straffen Zeitplan war daran nicht zu denken. Sollten wir noch einmal zurück nach Sigurwana kommen, dann werden wir mindestens vier Nächte einplanen, soviel steht fest.

Wir steigen in den Landrover und holpern die schmale Bergstrasse hinab. Um uns herum ist es ziemlich neblig, das ändert sich jedoch, als wir nach etwa 1 Stunde unser Auto erreichen. Peter überrascht uns mit dem Kommentar: „Oh, ihr habt ja gar keinen Platten! Das passiert den Gästen öfter mal, wenn das Auto drei oder vier Tage hier steht.“ Ich bin happy, denn auf einen Reifenwechsel hätte ich heute früh wirklich keine Lust gehabt!

Wir packen unsere Sachen um, sagen Peter „Good bye“, dann fahren wir auf der Pad ca. 5 km zur Hauptstrasse R522 zurück. Wir biegen in westliche Richtung ab und rollen auf der Teerstrasse unserem nächsten Ziel, dem Mapungubwe Nationalpark, entgegen.

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 09 Jun 2015 12:41 von leofant.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Pascalinah, Hanne, Fluchtmann, Topobär, speed66, lionfight, CuF
11 Jun 2015 08:04 #387764
  • leofant
  • leofants Avatar
  • Bekennender Afrika-Süchtiger
  • Beiträge: 682
  • Dank erhalten: 3600
  • leofant am 09 Jun 2015 12:26
  • leofants Avatar
Mittwoch 22.04.2015

Von Sigurwana (Parkplatz) nach Mapungubwe (Leokwe Camp) 172 km

Es ist nicht viel los auf der R522, hin und wieder werden wir von einem Auto überholt. Ich möchte nicht zu schnell fahren, denn das Gras auf beiden Seiten der Teerstrasse ist ziemlich hoch und kleinere Tiere, die vielleicht die Strasse überqueren möchten, bleiben bis zum letzten Moment unsichtbar. 45 Minuten später erreichen wir den Ort Vivo, jetzt folgen wir der R521 in Richtung Alldays. Dort fahren wir nicht weiter auf der R521, sondern biegen auf die R572 ab. Hier finden wir auf den nächsten 500 Metern alles was wir brauchen, nämlich einen Metzger, zwei Supermärkte, zwei Tankstellen und ein kleines Restaurant.

Zunächst treibt uns der Hunger ins Restaurant. Die Karte ist sehr übersichtlich, es dauert seine Zeit bis das Essen kommt, aber es schmeckt gar nicht schlecht. Wir sitzen im schattigen Innenhof, mein Windhoek Lager ist gut gekühlt, wir schreiben ein paar SMS nach Deutschland, dann wird es Zeit, die Geschäfte abzuklappern und zu tanken. Ruth bekommt in der Metzgerei das gewünschte Fleisch, die Auswahl an frischen Lebensmitteln in den Supermärkten ist allerdings sehr bescheiden. An einem Stand direkt an der Strasse kauft meine Frau einen grossen Beutel Tomaten für 10 Rand, da kann man nicht meckern.

Gegen 13:30 haben wir alles, was wir benötigen und verlassen Alldays auf der R521 in nördlicher Richtung. Etwa 3 km ziehen sich die Hütten an der Strasse entlang und es herrscht Betriebsamkeit, dann sind wir wieder ganz für uns. Etwa 45 km später kommen wir an eine Gabelung. Geradeaus geht es nach Pont Drift (Grenzstation), wir biegen allerdings auf die R572 ab. Gegen 14:30 taucht die Einfahrt zum Nationalpark vor uns auf. Es ist nicht viel los um diese Zeit, schnell sind die Formalitäten erledigt und wir können die letzten 12 Kilometer zum Leokwe Camp in Angriff nehmen.

Eine Gravelroad verläuft zunächst fast parallel zum Zaun in westliche Richtung, dann führt sie Richtung Limpopo in den Nationalpark hinein. Was uns sofort auffällt: Auch hier scheint es in letzter Zeit noch einige Regenfälle gegeben zu haben, denn der Busch leuchtet sattgrün, das ist ein schöner Kontrast zu den roten Felsformationen, die überall zu sehen sind. Es ist ziemlich heiss am Nachmittag, vermutlich deshalb halten sich die Tiersichtungen stark in Grenzen. Zwei Giraffen am Wegrand, ein Klippspringer, der uns erstaunlich nahe herankommen lässt, ein paar Vögel, das war es dann auch schon. Um 15:20 erreichen wir das Leokwe Camp. Unser Haus steht am Rand des Camps, auf der Fahrt dahin sehen wir schon, dass fast alle Unterkünfte unbewohnt sind, wir müssen uns also keine Gedanken über lärmende Nachbarn machen.

Wir betreten unser Heim für die nächsten zwei Nächte und sind positiv überrascht. Es ist wirklich schön hier, ein heller, geräumiger Wohnbereich mit TV (haben wir aber nicht benutzt), eine gut ausgestattete Küche mit Mikrowelle, ein separater Schlafraum, ein sauberes Badezimmer, eine Aussendusche und eine schöne Terrasse – natürlich mit Grill.


Leokwe Camp


Leokwe Camp


Leokwe Camp


Leokwe Camp


Leokwe Camp


Leokwe Camp

Wir laden unsere Sachen aus, räumen das nötigste ein und starten direkt mit einer Rundfahrt. Die Strasse zum Fluss windet sich durch rote Felswände. Überall stehen mächtige Baobabs, manche sind dicht belaubt, manche fast kahl. Die Tierwelt übt sich in vornehmer Zurückhaltung, ein White-Fronted Bee-eater, ein Lilac Brested Roller, einige Glanzstare, ein paar Impalas, das war dann auch schon die gesamte Ausbeute. Wir kommen an einen Parkplatz. Hier kann man aussteigen und einen Holzsteg benutzen, der bis zum Fluss führt. Allerdings muss man aufpassen wo man hintritt, denn der Steg ist mit den zahlreichen Hinterlassenschaften der Affen „geschmückt“. Die Aussicht auf den Limpopo ist sehr schön, ein Stück des Stegs ist allerdings weggebrochen, deshalb müssen wir auf einen Teil des Ausflugs verzichten.


Unterwegs in Mapungubwe


Klippspringer


Lilac Brested Roller

Wir kurven in langsamer Fahrt durch die Gegend, die roten Felsen leuchten in der Nachmittagssonne. Mit etwas Phantasie haben einige Steinformationen die Form von Tieren. Die lebendigen Tiere jedoch haben heute scheinbar Pause. Nur einige Impalas und ein paar Perlhühner sind im Dienst :S

Auf der Rückfahrt zum Camp fällt uns ein Klippspringer auf, der auf der Spitze einer Felsformation steht. Eigentlich ein nettes Bild. Blauer Himmel, roter Fels und als Deko der Klippspringer. Leider schaut er die ganze Zeit in die falsche Richtung, ich möchte aber, dass er uns anschaut. Also parken wir und warten und warten. Mein Motiv schaut mal nach links, mal nach rechts, dreht uns aber immer den Rücken zu. Nach etwa zehn Minuten taucht plötzlich ein Rock Dassie auf und klettert ein Stück den Felsen hoch. Dabei fällt ein Stein herunter und verursacht ein Geräusch. Jetzt endlich dreht sich der Klippspringer herum und schaut in unsere Richtung. Zack! Kann ich mein Wunschfoto machen. Manchmal zahlt sich Geduld tatsächlich aus :)


Suchbild mit zwei Tieren

Um 18:00 sind wir wieder im Camp. Unser ursprünglicher Plan war es, das in Alldays gekaufte Fleisch in der Pfanne zu braten, denn für die zwei Nächte als Selbstversorger wollten wir nicht extra Grillkohle, Anzünder etc kaufen. Als meine Frau jedoch bei unserer Ankunft den Rest Grillkohle entdeckte, den andere Gäste dagelassen hatten, fing sie an, unseren Brennvorrat mit (trockenem) Elefantendung aufzustocken. Dieses Experiment geht jetzt aber gründlich schief, denn der Elidung will einfach nicht richtig brennen. Also kehrt sie zum ursprünglichen Plan zurück und es gibt Beef aus der Pfanne mit Tomaten und Toast. Dazu eine Flasche Rotwein und die Welt ist für uns absolut in Ordnung. Wir sitzen entspannt auf unserer Terrasse, geniessen die absolute Ruhe um uns herum, beobachten die Sterne am Nachthimmel und fühlen uns einfach nur sauwohl. Irgendwann sind wir müde und gehen ins bequeme Bett.

Donnerstag 23.04.2015

Um 06:15 stehen wir auf. Ich gehe nach draussen und kann ein Foto von der aufgehenden Sonne machen, die sich über die Hügelkette schiebt. Ein kurzes Frühstück, dann geht es raus in den Busch. Wir nehmen den gleichen Weg wie gestern Nachmittag, passieren einige Giraffen, Zebras und eine Klippspringer-Familie, erreichen den Parkplatz am Fluss, dann fahren wir bergauf bis zur Spitze eines Hügels. Hier stehen ein paar Hütten und es sind Grillplätze angelegt. Ausserdem führt ein Fussweg zu vier Aussichtspunkten, alle mit einem phantastischen Blick auf den Limpopo bzw. Shashe River und weit hinein ins Buschland von Zimbabwe.


Blick über den Limpopo nach Zimbabwe




Weiter geht es auf der Schotterstrasse, die jetzt wieder bergab führt. Entlang an schönen Felsformationen nähern wir uns dem Fluss. Der Weg führt in östliche Richtung, an beiden Seiten wächst dichter Busch. Wir schaukeln durch immer mehr Schlammlöcher, inzwischen habe ich den Allradantrieb zugeschaltet. Unser ehemals weisses Auto hat jetzt ein schlammfarbenes Makeup bekommen :blush:

Irgendwann halte ich an, denn vor uns steht der gesamte Weg unter Wasser und es gibt keine Möglichkeit, am Rand entlang zu fahren. Der Busch ist einfach zu dicht. Seitdem wir unterwegs sind, haben wir kein einziges Auto getroffen. Meine Motivation, auf dieser verschlammten Strecke weiterzufahren, ist extrem gering. Ich habe einfach keine Lust mich festzufahren und dann vielleicht stundenlang auf Hilfe zu warten, denn wir haben keinen Telefonempfang, können also auch keine Ranger anrufen. Ich entscheide mich, ein ganzes Stück im Rückwärtsgang zu fahren und bei der ersten Möglichkeit zu wenden. Dann geht es die gleiche Strecke, die wir gekommen sind, wieder zurück. Wir biegen allerdings nicht zum Camp ab, sondern nehmen die Strecke zum Main Gate und weiter zum Museum.

Dort parken wir um 10:30. Wir sind die ersten Gäste; als die Lady am Ticketschalter erfährt, dass wir aus Deutschland kommen, ist sie hoch erfreut. Sie findet es toll, dass Gäste aus Europa das Museum besuchen, um etwas über die alten Zivilisationen im Dreiländereck Südafrika / Zimbabwe / Botswana zu erfahren. Zunächst schauen wir uns einen Infofilm an, dann können wir noch zahlreiche Ausstellungsstücke aus einer längst vergangenen Epoche bewundern.

Eine gute Stunde später geht es für uns weiter. Wir wollen den Rundweg, den wir wegen des Schlamms abgebrochen haben, von der anderen Seite her erreichen. Allerdings ist die Strasse zwischen dem Main Gate und Rundweg wegen Bauarbeiten gesperrt. Also verlassen wir den Park durch das Main Gate, fahren etwa 3 Kilometer in östliche Richtung und kommen an einen Nebeneingang, der normalerweise nicht in Betrieb ist. Dort wird uns das Tor sofort geöffnet und wir sind wieder auf dem Weg zum Fluss. Vor uns überquert eine Herde Elis mit Jungtieren die Gravelroad und verschwindet im Busch. Ich halte einen Respektabstand, denn die Leitkuh dreht sich in unsere Richtung, schnaubt, stellt die Ohren auf und schüttelt den Kopf. Ein deutliches Zeichen, dass wir nicht erwünscht sind.

Ein Ranger am Main Gate hat uns einen Tipp gegeben, wo wir vielleicht Löwen aufspüren könnten. Ich bin skeptisch, denn es ist jetzt 12:00 mittags und die Sonne brennt auf uns herab. Bei diesen Temperaturen haben sich die Katzen garantiert schon längst ins dichte, schattige Buschwerk zurück gezogen. Wir biegen aber trotzdem beim angegebenen Punkt – einem mächtigen Baobab – nach Osten ab. Der Sandweg wird schmaler und das dichte Buschwerk behindert die Sicht. Bei der nächsten Abzweigung wenden wir uns nach Süden, folgen dem kurvigen Weg ein Stück und können bald ein Wasserloch sehen. Dann muss ich allerdings anhalten, denn unser Weg wird durch drei Elefantenbullen blockiert, die ganz entspannt an ein paar Mopanebüschen herumknabbern. Eigentlich könnte ich zwischen ihnen durchfahren, aber das ist mir dann doch zu riskant. Es gibt hier keine Ausweichmöglichkeit und ich müsste – im Falle einer Attacke – den Weg im Rückwärtsgang zurück fahren. Ein genervter Eli könnte uns dann innerhalb von Sekunden den Weg abschneiden und ein paar Manieren beibringen :whistle:

Eine Viertelstunde später ziehen die Bullen weiter und wir können uns auf Löwensuche begeben. Wir umrunden das Wasserloch und checken die Büsche, aber kein einziger Löwe lässt sich blicken. Also kehren wir wieder um und fahren zum Ausgangspunkt zurück. Weiter geht es Richtung Fluss. Auf der rechten Seite sehen wir einen kleinen Stausee, dann folgen wir einem „4x4 Only“ Trail. Obwohl wir in der Nähe des Limpopo sind ist das Areal sehr trocken und der Trail stellt keine wirkliche Herausforderung dar. Allerdings braucht man schon ein Auto mit Bodenfreiheit, denn die Fahrspuren sind teilweise tief ausgewaschen und ich kratze auch mit dem Nissan hin und wieder den Boden auf.
Danach fahren wir den Uferweg entlang, bis wir wieder zu dem verschlammten Abschnitt kommen. Diesmal können wir den Weg von der anderen Seite begutachten. Es hat sich nichts Wesentliches geändert, deshalb kehren wir wieder um, nehmen aber einen anderen Weg der uns an einem verlassenen Camp des südafrikanischen Militärs vorbeiführt.

Um 13:30 sind wir wieder im Camp, essen eine Kleinigkeit und relaxen. Gegen 15:30 starten wir zum Nachmittags-Gamedrive. Wieder sind wir fast alleine unterwegs. Bis auf die gewohnten Klippspringer und ein Kudu gibt es keine Vierbeiner zu sehen, dafür sind zahlreiche Vögel unterwegs. Immerhin etwas :(
Auf dem Hügel mit den vier Aussichtspunkten angekommen laufen wir noch einmal den Fussweg ab. Die Nachmittagssonne taucht die grossartige Landschaft in ein weiches Licht, wir können uns gar nicht sattsehen.


Balanceakt in Mapungubwe


Der Frosch


Der Vogel

Gegen 18:00 ist der Ausflug beendet. Auch heute wird nicht gegrillt, sondern die Würste werden in der Pfanne gebraten. Mir schmeckt es trotzdem gut, eine Flasche Rotwein rundet das rustikale Dinner ab. Später packen wir unsere Sachen zusammen, schauen uns noch ein paar Bilder an, dann geht es ins Bett.


Abendstimmung im Leokwe Camp



Freitag 24.04.2015

Wir stehen um kurz vor 07:00 auf, die morgendliche Dusche fällt leider aus, denn es gibt im ganzen Camp kein Wasser. Schön, dass es während unseres Aufenthaltes kein Problem gab :)

Heute wollen wir nach Pont Drift fahren, um die nächsten drei Tage im Tuli Block zu verbringen. Man stellt das Auto im Niemandsland zwischen Botswana und Südafrika ab und wird von einem Wagen der Tuli Safari Lodge an der Grenze abgeholt. Eigentlich ganz easy, denke ich mir. Ich hole das Voucher für die Lodge raus. Darauf steht die Kontaktnummer und ein extra Hinweis:
Bitte sorgen sie dafür, dass sie die Wagenpapiere dabei haben. Da sie mit dem Wagen Südafrika verlassen, kann es sonst am Grenzposten zu erheblichen Problemen kommen
Ich suche die Papiere, finde sie aber nicht. Das einzige was ich habe ist das Übergabeprotokoll, in dem der Zustand des Mietwagens festgehalten wurde. Jetzt heisst es für mich: Finden sie den Fehler!
Also grübele ich und grübele, dann ist die Sache klar. Unser Mietvertrag liegt noch bei der Station in Polokwane und Wagenpapiere habe ich sowieso nicht! :S
Was jetzt? Es kann doch nicht sein, dass wir auf drei Tage Tuli Block verzichten müssen weil ich einfach gepennt habe!!! Dann kommt mir ein rettender Gedanke. Ich rufe unsere Reiseorganisatorin an. Die wiederum soll mit unserer Kontaktfrau in Südafrika sprechen. Die ruft bei Europcar an und sorgt dafür, dass die erforderlichen Papiere zur Tuli Safari Lodge gefaxt werden. Dann kommt jemand mit den Papieren und holt uns am Grenzposten ab. Hmmm… keine schlechte Idee, ob das hier in Afrika so problemlos funktioniert? Ich teile meiner Frau meine neuesten Gedanken mit. Ihre Gegenfrage: „Und wenn das Fax in der Tuli Lodge nicht funktioniert?“ Grrrr! :evil: DAS WAR DIE FALSCHE ANTWORT! Etwas gereizt antworte ich ihr, dass uns auch der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Dann gehe ich raus und schalte mein Telefon an.

Ich warte und warte, es gibt kein Netz. Also packen wir alles zusammen und fahren zum Main Gate. Immer wieder stoppen wir auf dem Weg, aber weder ich, noch meine Frau mit einer SA SIM Card bekommen eine Verbindung. Am Main Gate versuchen wir es wieder. Kurze Hoffnung: Das Telefon zeigt zwei Balken, bevor wir richtig wählen können, ist die Verbindung allerdings wieder weg.

Mit zwiespältigen Gefühlen verlassen wir Mapungubwe und fahren auf der Teerstrasse Richtung Pont Drift.

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 11 Jun 2015 08:28 von leofant.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, Topobär, speed66, Carinha, CuF
15 Jun 2015 11:46 #388234
  • leofant
  • leofants Avatar
  • Bekennender Afrika-Süchtiger
  • Beiträge: 682
  • Dank erhalten: 3600
  • leofant am 09 Jun 2015 12:26
  • leofants Avatar
Freitag 24.04.2015

Von Mapungubwe (Main Gate) bis Pont Drift (Grenzstation) 37 km

Ich fahre in gemässigtem Tempo auf der R572 und warte auf die Ansagen meiner Frau, die zwei Telefone auf den Knien hat: „Zwei Balken, drei Balken, null Balken.“ Ich überlege. Was kann ich machen? Wir könnten zurück nach Alldays fahren, da hatten wir guten Empfang. Oder wir fahren doch Richtung Pont Drift und hoffen auf eine akzeptable Verbindung. Als wir uns dem Abzweig auf die R521 nähern steht mein Entschluss fest. Wir versuchen unser Glück an der Grenze.
Die R521 führt durch hügeliges Gebiet. Als wir eine Hügelkuppe „erklimmen“ schreit meine Frau: „Ich habe vier Balken auf dem Display!“ Sofort fahre ich links an den Strassenrand und halte an. Tatsächlich! Der Empfang bleibt gut! Also rufen wir Petra in Deutschland an und erklären ihr unsere blöde Situation. Ich muss sagen, es tut gut eine ruhige Stimme zu hören die abschliessend meint: „ Bleibt mal ganz relaxt, wir kriegen das schon irgendwie hin, ich melde mich später bei Euch.“
Nach zwanzig Minuten klingelt das Telefon. „Ich habe mit meinem Kontakt in Südafrika telefoniert. Sie ist zuversichtlich, dass Europcar die Papiere nach Botswana faxen kann. Fahrt mal Richtung Grenzposten und wartet dort.“ So richtig jubeln kann ich immer noch nicht. Schliesslich ist es noch nicht 100% sicher, dass mein Plan funktioniert. Wir fahren weiter. Es dauert nicht lange, und die Grenzstation kommt in Sicht. Es ist jetzt 10:00, die Sonne brennt schon richtig heiss. Zum Glück gibt es an einem offenen Carport noch etwas Schatten. Dort parken wir, steigen aus und laufen hin und her. Die Grenzbeamten mustern uns neugierig, denn es kommt wohl nicht oft vor, dass ein Wagen an der Grenze vorfährt, die Insassen aber scheinbar gar nicht ausreisen wollen.
Die Zeit vergeht, ab und zu kommt ein Auto, das die Grenze passieren möchte. Manchmal nehmen es die Grenzer sehr genau mit der Autoinspektion, manchmal sehen sie es locker. Ein Wagen, mit SA Nummernschild, der von Botswana nach SA einreisen möchte, wird extrem intensiv untersucht, aber scheinbar finden die Beamten nichts, denn es gibt keine Diskussionen mit den Insassen. Dann kehrt wieder Stille ein. Die Grenzer sitzen im Schatten vor dem Gebäude, schauen manchmal zu uns rüber, aber keiner spricht uns an. Der Uhrzeiger wandert auf 11:00, er wandert auf 11:30, kein Bild, kein Ton. Es ist kurz nach 12:00, da erscheint ein Safarifahrzeug der Tuli Lodge am Grenzpunkt. Ich kann es kaum glauben, sollte die ganze Geschichte tatsächlich innerhalb von 2 1/2 Stunden geklappt haben? :ohmy:

Das Fahrzeug passiert die Grenze und hält neben uns. „Hi, wir sind die Gäste ohne Papiere, bist du wegen uns da?“ Der Fahrer nickt. „Und du hast die Kopien dabei?“ Er grinst und zeigt uns ein paar Papiere. „Alles ok, wir kriegen das schon hin.“ Er steigt aus und stellt sich vor. Sein Name ist Alex. Ruth und ich hätten ihn in diesem Ausgenblick umarmen können, aber wir belassen es beim Hände schütteln und Danke sagen. Dann laufen wir ins Gebäude und lassen uns einen Ausreisestempel in die Pässe drücken. Jetzt geht es zurück zum Auto und wir fahren zur Schranke. Ich hatte vorher schon mitbekommen, dass sich die Beamten auf Setswana unterhielten. Also packe ich meinen kompletten Wortschatz aus. Sie sind total überrascht und hocherfreut. Damit hätten sie nie gerechnet. Da sind zwei Germans, die sich mit ihnen auf Setswana unterhalten, ein echtes Highlight an einem sonst eher langweiligen Tag! Die Kopien des Mietvertrags und die Wagenpapiere werden kurz gecheckt, dann werden wir auch schon durch gewunken.
Alex folgt uns mit seinem Wagen ins Niemandsland, wo wir unseren Nissan parken und die Sachen umpacken. Gut gelaunt steigen wir ein und durchqueren den Limpopo, der ziemlich wenig Wasser führt. Die Fähre wird also nicht gebraucht. Auf der anderen Seite holen wir uns den Einreisestempel, das klappt in wenigen Minuten. Dann lassen wir allen Stress hinter uns und fahren die wenigen Kilometer bis zur Lodge.

Die Tuli Safari Lodge liegt am Ufer des Limpopo. Den Gästen werden 10 Suiten angeboten. Das ganze Areal hat einen parkähnlichen Charakter. Man empfängt uns – wie so oft – mit einem kühlen Getränk und feuchten Tüchern. Dann werden wir zu unserem Zelt mit dem Namen „Phala“ (= Impala) gebracht. Das Wort „Zelt“ ist allerdings etwas irreführend. Ja, die Wände sind tatsächlich aus Zeltleinwand, aber die Inneneinrichtung hat mit „normalen“ Zelten herzlich wenig zu tun. Wo soll man mit der Beschreibung anfangen? Das „Zelt“ steht auf einem Holzpodest und hat drei verschiedene Bereiche. Der linke Bereich ist eine Art Ruheraum mit zwei Sesseln und einem Tisch. Im mittleren Bereich steht ein Kingsize Bett, dahinter sind zwei Waschbecken installiert. Ausserdem gibt es auf der Rückseite einen Schrank, eine schöne Dusche und eine Toilette. Im rechten Bereich steht die Badewanne. Die gesamte Vorderfront besteht aus Schiebeelementen, die bis zur Decke reichen. Es kommt viel Licht ins Innere, man kann es allerdings mit Vorhängen regulieren. Man kann nicht meckern! Wir haben in der Vergangenheit schon um einiges schlechter gewohnt :)
Wenn ich etwas herumnörgeln sollte, dann vielleicht, dass das nächste Zelt einen Tick zu nah platziert ist. Aber es stört uns nicht wirklich, weil sowieso kein Gast dort wohnt.

Wir packen unsere Sachen aus, dann inspizieren wir vor dem Lunch noch das Gelände. Auf dem Areal stehen hohe Bäume, die viel Schatten spenden. Der Rasen ist sattgrün und kurz gemäht. Die Rezeption, die Bar und die Lounge fügen sich gut ein, es gibt eine Boma, einen sehr schönen Pool und das „Stardeck“. Man erreicht es über Treppen und einen hölzernen Steg. Wir setzen uns in bequeme Sessel und können von hier aus in die Gegend schauen. Das einzige was zu hören ist sind ein paar Vögel. Wirklich sehr entspannend hier oben!


Tuli Safari Lodge


Tuli Safari Lodge


Tuli Safari Lodge - Stardeck

Inzwischen ist es 13:30, Zeit für das Lunch. Die Tische sind unter den Bäumen auf dem Rasen aufgebaut, das ist eine nette Idee. So sitzen wir mit den anderen Gästen unter einem Blätterdach und lassen uns von unserem netten Kellner verwöhnen. Was mir auffällt: In der Nähe halten sich zwar Vervet Monkeys auf, sie bleiben aber in respektvollem Abstand von den Tischen.


Lunch unter den Bäumen



Unser bescheidenes Zelt

Nach dem Lunch setzen wir uns auf der Veranda unseres Zelts, um 15:30 treffen wir uns zum Tee in der Lounge. Um 16:00 starten wir unsere erste Ausfahrt. Die Lodge ist zwar gut belegt, wir haben aber trotzdem Glück und sind nur zu zweit im Auto. Fahrer Alex und ein Tracker (den Namen habe ich leider vergessen) sind unsere Begleiter.

Mein Interesse für den Tuli Block wurde geweckt, nachdem ich den Bildband „The Land of Giants“ in die Hände bekam. Allerdings hatte ich mir die Gegend viel trockener vorgestellt. Es ist wohl das gleiche wie in Mapungubwe: Durch den späten Regen zeigt sich die Landschaft immer noch sattgrün, entspricht deshalb nicht unbedingt meinen Vorstellungen.

Trotzdem gibt es auf dem Gamedrive einiges zu sehen. Natürlich treffen wir auf die allgegenwärtigen Impalas, eine Herde Elands beobachtet uns misstrauisch, um dann den Rückzug anzutreten. Gnus und Zebras kreuzen unseren Weg. Eine Giraffendame wird von einem aufdringlichen Verehrer verfolgt; egal wo sie hingeht, ihr schnüffelnder „Schatten“ lässt sie keine zwei Sekunden in Ruhe. Ein einsamer Elefantenbulle erscheint auf der Bildfläche. Als wir uns nähern schnaubt er, schüttelt sich und dreht uns demonstrativ den Rücken zu. Kein Zweifel, der Herr möchte alleine sein. Ein Stück weiter beobachten wir eine Gruppe Strausse beim Balzen. Die Figuren, die sie dabei machen, sind manchmal sehr komisch.

Dann steht die Sonne schon wieder kurz über dem Horizont, Zeit für den Sundowner. Auf einer freien Fläche halten wir an. Unsere Begleiter bauen schnell einen Tisch auf. Ein paar Häppchen werden platziert, daneben kommen die Getränke aus der Kühlbox, schon hat die Bar geöffnet und wir können uns bedienen. Wir stellen fest, dass die Anzahl der Häppchen ganz schön limitiert ist. Für Ruth und mich sind je zwei Fleischbällchen und ein paar Chips vorgesehen, das war es dann. Wir verzichten auf das zweite Fleischbällchen, damit unsere Begleiter auch etwas zu essen haben. Dieses Angebot wird dankbar angenommen. Die beiden sind sehr sympathische Menschen, deshalb macht uns die Unterhaltung mit ihnen viel Spass. Inzwischen ist die Sonne verschwunden. Jetzt wird der Scheinwerfer ausgepackt und wir starten zur Fahrt in der Dunkelheit. Allerdings sehen wir ausser ein paar Hasen nichts, aber so ist das halt auf Gamedrives: Mal ist es extrem ruhig, mal überschlagen sich die Ereignisse.


Aufdringlicher Verehrer


Unterwegs im Tuli Block


Unterwegs im Tuli Block


Unterwegs im Tuli Block

Gegen 19:00 sind wir zurück in der Lodge. Wir duschen, ziehen uns um und besuchen noch die Bar, bevor wir zum Dinner in die Boma gerufen werden. Das Essen ist ok, reisst uns aber nicht vom Stuhl. Meine Frau, die selbst gerne und gut kocht, bewertet das Dinner als durchschnittlich. Da haben wir in Madwikwe besser gegessen.
Nach dem Dinner werden wir von einem Wächter zum Zelt begleitet. Bald liegen wir im Bett und schlafen schnell ein.

Samstag 25.04.2015

Um 05:15 macht sich unser Wecker bemerkbar. Raus aus dem kuscheligen Bett und fertigmachen für den Morning Gamedrive! Die Luft ist angenehm frisch, man merkt, dass wir uns in einem Zelt befinden. Guide Alex erwartet uns schon. Während die anderen Gäste langsam eintrudeln haben wir schon einen Tee getrunken und sind startbereit. Um 05:50 verlassen wir die Lodge. Der Himmel hat sich bereits violett verfärbt, die Steinformationen zeichnen sich scharf gegen den Hintergrund ab und lassen mit ihren unterschiedlichen Formen mal wieder mal jede Menge Spielraum für die eigene Fantasie. Wir erreichen ein ausgetrocknetes Flussbett. Alex hält an und checkt die Spuren im Sand. „Hier ist vor kurzem ein Leopard entlanggelaufen. Schaut, die Ränder der Spuren sind noch ganz scharf.“ sagt unser Guide. Auch für uns Ungeübte ist die Spur klar zu erkennen. Also fahren wir jetzt im Flussbett weiter. Immer wieder kreuzen unterschiedliche Abdrücke unseren Weg oder laufen parallel zu unserer Fahrtrichtung. Der Fluss ist ohne Zweifel ein beliebter Platz für die Tiere.


Giraffenparade


Wo ist der Leo ?

Alex stoppt kurz, betrachtet sich die Spuren und biegt scharf links ab. Jetzt schaukeln wir die Böschung hoch, fahren ein paar Schlangenlinien um die Büsche, schon geht es wieder hinunter Flussbett. Wir merken, wie unsere Hüften trotz morgendlicher Kühle geschmeidig mitwippen :whistle:
Während unser Fahrer mit der rechten Hand am Steuer lässig ein paar grosse Feldbrocken umkurvt, bedient er mit der linken Hand das Funkgerät. Wir können den Funksprüchen entnehmen, dass die anderen Guides bisher nichts Interessantes gefunden haben. Hinter der nächsten Biegung erspähen wir einen Schakal. Der mag uns aber nicht, läuft den Hang hinauf und verschwindet im Busch. Jetzt kommt ein steiniger Abschnitt, plötzlich haben wir die Leospur verloren. Also verlassen wir das Flussbett und durchqueren eine Ebene.

Es geht leicht bergauf. Wenn ich zurückschaue kann ich einen leichten Nebelschleier über dem Buschland erkennen. Die Szenerie wird vom goldenen Schein der aufgehenden Sonne beleuchtet. Am liebsten würde ich jetzt aussteigen, mich mitten ins Gras setzen und einfach nur diese unglaublich friedliche Stimmung auf mich wirken lassen. Wir fahren aber weiter und nähren uns dem Rand eines Hügels mit vielen Felsbrocken. Ja, das ist ohne Zweifel ein ideales Gebiet für Leoparden. Alex bestätigt meine Vermutung. Hier werden öfter Leos gesichtet. Heute bleiben wir aber erfolglos, die einzigen Tiere, die wir entdecken, sind einige Rock Dassies, die sich in der Morgensonne aufwärmen. Auch wir wärmen uns eine halbe Stunde später mit einem Kaffee auf. In der Ferne bewegt sich ein Trupp Giraffen langsam und gemächlich durchs Buschland, sonst bleibt es ruhig. Auf der Weiterfahrt hören wir den wohlbekannten Satz: „Today it´s really quiet in the bush.“ Mir kommen noch ein paar Vögel vor die Linse, dann erreichen wir gegen 09:00 schon wieder die Lodge zum Frühstück.

Auch diesmal hat man die Tische auf der Wiese unter den Bäumen aufgebaut, wir finden, das ist eine schöne Idee, zumal wir von den Affen und Vögeln, die sich in der Nähe aufhalten, in Ruhe gelassen werden. Die restliche Zeit bis zum Lunch verbringen wir ganz relaxed teilweise im Zelt, teilweise am Pool.

Nach dem Lunch werden wir von einer Tanzgruppe unterhalten. Es ist nicht das (ironisch ausgedrückt) „authentische Erlebnis mit einheimischen Tänzern, das sonst kein Tourist erleben darf“, sondern für diese Tanzgruppe ist es die Generalprobe für einen lokalen Wettbewerb. Deshalb sind alle voll konzentriert und der Chef der Truppe beobachtet genau, ob sämtliche Choreografien so funktionieren wie vorher trainiert. Während die meisten Tänzer am Anfang noch ziemlich ernst schauen, merkt man nach ein paar Minuten, dass alle mit viel Herzblut bei der Sache sind und es macht viel Spass, der Gruppe zuzusehen, obwohl die Tanzerei bei 28° im Schatten eher Arbeit als Vergnügen ist. Kaum beendet die Tanzgruppe ihren Auftritt, fängt die komplette Staff der Tuli Lodge ebenfalls an, zu singen und zu tanzen. Wir finden es witzig wie unser Guide Alex, der eigentlich sehr introvertiert wirkt, plötzlich zum „Tanzkönig“, mutiert ;)

Was ich auch interessant finde: Mindestens die Hälfte der weiblichen Mitglieder der Tanzgruppe steht jetzt im Schatten der Bäume und tippt auf ihren Smartphones herum, vermutlich kann man die alle über „whatsapp“ erreichen :whistle:



Erst tanzen die Profis...



... dann die Staff !

Heute Nachmittag sind wir nicht mehr allein im Fahrzeug. Eine Gruppe Japaner ist mit dem Auto von Gaborone für eine Nacht in die Lodge gekommen. Die Japaner möchten unbedingt Cheetahs sehen, also fahren wir in die Ebene, dort ist die Chance am grössten. Leider bringen uns unsere neuen Safarigefährten kein Sichtungsglück. Ausser Impalas, Zebras und einigen Riesentrappen bekommen wir nur noch ein paar kleinere Vögel zu sehen. Knapp 2 Stunden später stoppen wir für den Sundowner. Die Japaner sprechen zwar nur „Basic English“, aber immerhin hat einer von ihnen drei Jahre in Düsseldorf gelebt und spricht etwas deutsch. Ich krame ein paar japanischen Wörter aus meinem Hinterkopf hervor und schon haben wir eine lustige Unterhaltung im japanisch-englisch-deutsch Gemisch. Selbst unsere Guides beteiligen sich und so haben wir viel Spass miteinander.

Dann bricht die Nacht herein und wir fahren weiter. Plötzlich erreicht uns ein Funkspruch: „Leopard gesichtet!“ und schon geht die wilde Jagd los. In Schlangelinien umfahren wir die Bäume und Büsche, dann rumpeln wir ins Flussbett. Wie gewohnt umkurvt Alex alle Hindernisse mit einer Hand, während er mit der anderen das Funkgerät bedient und entspannt mit seinen Kumpels plaudert. Nachdem wir ja in den letzten Jahren schon wirklich jede Menge Gamedrives mitgemacht haben kann ich sagen: Was die Fahrkunst anbetrifft landet Alex in unserer persönlichen Rangliste ganz weit oben!

Jetzt sehen wir die Scheinwerfer von zwei weiteren Fahrzeugen und auch die Handscheinwerfer der Tracker zucken durch den Himmel. Es scheint so, als hätten wir unser Ziel fast erreicht. Wir verlassen wieder einmal das Flussbett walzen ein paar Büsche nieder, dann taucht auf der linken Seite tatsächlich der Leo auf. Unsere Mitfahrer sind total aus dem Häuschen und filmen und fotografieren, was das Zeug hält. Es mag total arrogant klingen, aber ich mache nicht ein einziges Foto von dieser Begegnung. Es ist stockdunkel und man sieht die (von Scheinwerfern angeleuchtete) Rückseite eines Leoparden der es ziemlich eilig hat, von den lauten Fahrzeugen wegzukommen. Das sind nicht die Bilder, die ich so im Kopf habe, wenn ich Leos fotografieren will :S

Irgendwann haben alle Gäste genug gesehen und wir stoppen die Verfolgung. Jetzt fahren wir wieder in normaler Geschwindigkeit einen Weg entlang. Dann tauchen vor uns viele Lichter auf. Es ist allerdings nicht die Lodge, sondern man hat am alten Airstrip Tische und Stühle neben einem Lagerfeuer aufgebaut, unser Dinner findet also heute mitten im Busch statt. Das ist eine nette Überraschung, die einen :) verdient hat. Um 21:30 fahren wir endgültig zur Lodge zurück und werden von einem Wächter zum Zelt gebracht. Auch wenn die tierische Ausbeute eher mager war hatten wir einen schönen Tag, mit einem netten Abschluss.

Sonntag 26.04.2015

Laut Aussage meiner Frau haben letzte Nacht die Hyänen geheult, das ging irgendwie an mir vorbei :blink:

Na dann, springen wir halt mal um 05:15 aus dem Bett und schauen, ob wir heute früh erfolgreich im Hyänen Aufspüren sind. Als wir die Lobby erreichen sind die Japaner schon (fast) vollzählig angetreten. Sehr diszipliniert, diese Gruppe, ich bin absolut zufrieden. Die japanische Reiseführerin spricht Alex an: „You look Cheetah“. Auf dem Weg zum Fahrzeug machen Alex und ich uns einen Spass. Was meint sie jetzt? Soll Alex nach Cheetahs schauen oder sieht er aus wie ein Cheetah? Wir entscheiden uns für die erste Version :whistle:

Leider wird auch dieser Morning Gamedrive – zumindest was Tiersichtungen angeht – eher langweilig. Sehr beeindruckend ist allerdings das Farbenspiel am Himmel, bevor die Sonne aufgeht. Ich bitte die Gruppe um Verständnis, dass ich ein paar Minuten einfach warten möchte, bis die Sonnenscheibe sich über die Hügel am Horizont schiebt, bevor wir Cheetahs suchen. Sie sind einverstanden und ich kann die magischen Minuten am Morgen so richtig geniessen. Wir fahren weiter und treffen auf eine Gruppe von 12 Giraffen. Die Tiere bleiben sehr dicht zusammen, ob sie ein Raubtier gesehen haben? Die Gnus und Zebras in der Nähe schauen jedoch ziemlich entspannt aus, also scheint nichts Aufregendes im Busch zu lauern. An diesem Vormittag gibt es wieder keine Geparde zu sehen, dafür treffen wir auf Elefanten. Allerdings sind die Mütter ziemlich nervös und weichen unserem Wagen aus. Nur zwei Bullen lassen sich nicht aus der Ruhe bringen und stehen bereitwillig Modell für ein paar Fotos.

Jetzt geht es einen Hügel hinauf. Oben angekommen wartet eine nette Überraschung auf uns, denn heute bekommen wir unser Frühstück ebenfalls mitten im Busch serviert. Die Aussicht auf die Ebene ist von hier oben richtig toll, erst können wir unsere gebratenen Eier mit Speck etc bestellen, dann sitzen wir an einem Tisch aus Stein und beobachten die Umgebung, viel besser geht es nicht.


Freundliches Gerangel


Frühstück im Busch

Um 09:00 sind wir zurück in der Lodge. Wir verabschieden uns von den Japanern, die wieder zurück nach „Gabs“ fahren, während wir die Zeit bis zum Lunch am Pool verbringen.

Der Gamedrive am Nachmittag passt sich bei kuscheligen 30° Temperatur dem vorherrschenden Motto: „It´s really quiet in the bush“ an. Impalas, Kudus, Buschböcke, Giraffen, Elefanten, aber kein einziges Raubtier. Oder sind wir einfach nur zu verwöhnt?

Als die Sonne sich Richtung Horizont bewegt erreichen wir die Spitze eines Hügels. Wow! Was für ein toller Platz für den Sonnenuntergang. Wir haben einen grandiosen Rundumblick. Unten in der Ebene leuchten die roten Felsformationen in der Abendsonne. Unser Tracker lockt mit einem Eiswürfel(!) ein paar Rüsselspringer hervor, die sind ganz wild auf das Wasser. Dann nehmen wir unser Glas Weisswein, stehen nur noch stumm da und lassen diese einzigartige Stimmung auf uns wirken. Dieser Sonnenuntergang gehört auf jeden Fall in die Kategorie „unvergesslich“, da sind Ruth und ich uns einig!


Elephant Shrew (Rüsselspringer)


Sunset im Tuli Block


Sunset im Tuli Block


Sunset im Tuli Block


Sunset im Tuli Block

Auf der anschliessenden Nachtfahrt sehen wir ein paar Scrub Hares, gegen 19:00 erreichen wir die Lodge. Das anschliessende Dinner findet in der Boma statt, dann ziehen wir uns zurück und packen unsere Sachen zusammen, denn morgen verlassen wir die Tuli Safari Lodge, um neue Gegenden zu erforschen.

Montag 27.04.2015

Der Wecker klingelt wie gewohnt um 05:15, den Gamedrive am Morgen wollen wir unbedingt noch machen, bevor wir Botswana verlassen. Wir sind wieder alleine mit Alex unterwegs, deshalb können wir in Ruhe den Sonnenaufgang im Busch abwarten. Auch jetzt liegt wieder ein zarter Nebelschleier über dem Land und der Himmel glüht in einem intensiven rot, bevor die aufgehende Sonne mit ihrem Licht die Landschaft golden einfärbt.

Heute ist unser Schakal-Tag. Links ein Paar, rechts ein einzelner Schakal, dann etwas weiter drei Tiere, die sich gegenseitig das Fell lecken, ja, ja, manchmal hat es den Anschein, als hätten sich in der Wildnis alle lieb :kiss:

Zebras und Impalas kreuzen unseren Weg. Einige Impalas springen mit hohen Sätzen über den Weg um eventuellen Verfolgern zu zeigen, wie gesund und stark sie sind. Auch einige Elis sind zu sehen. Heute Morgen dürfen wir viel näher an die Kleinen heranfahren, die Tiere wirken fast noch verschlafen.


Fliegendes Impala


Wir mögen uns

Um 09:00 erreichen wir die Lodge. Wir bekommen noch ein Frühstück, laden unsere Sachen ins Auto und verabschieden uns von der Crew. Unser Fazit: Die Unterkünfte sind wirklich nett, das Dinner könnte besser sein, die kleinen Häppchen während der Gamedrives wirkten genau abgezählt, die Crew war sehr freundlich und aufmerksam. Unser Guide Alex ist ein guter Guide und ein richtig guter Fahrer. Alles in allem war es die richtige Idee, hierher zu kommen, auch wenn es an ein paar Stellen etwas „gehakt“ hat.

Um 09:40 sitzen wir im Auto und lassen uns von Alex zum Grenzposten chauffieren. Unsere Ausreise ist in minutenschnelle abgewickelt, wir durchqueren den Limpopo und stehen kurz darauf vor unserem Nissan. Alex hilft uns noch beim Umladen, dann verabschieden wir uns herzlich von ihm. Go Siame, Alex, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, wir hätten nichts dagegen.

Dann fahren wir zum Schlagbaum, lassen uns die Einreisestempel geben und rollen kurz darauf unserem nächsten Ziel, dem Krüger Nationalpark, entgegen.

... wird fortgesetzt ...
Anhang:
Letzte Änderung: 16 Jun 2015 07:53 von leofant.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, Topobär, speed66, lionfight, Daxiang, Carinha, CuF
19 Jun 2015 07:59 #388804
  • leofant
  • leofants Avatar
  • Bekennender Afrika-Süchtiger
  • Beiträge: 682
  • Dank erhalten: 3600
  • leofant am 09 Jun 2015 12:26
  • leofants Avatar
Montag 27.04.2015

Von Pont Drift (Grenzstation) bis Pafuri (Krüger) / The Outpost Lodge 248 km

Wir verlassen Pont Drift und fahren bis zum Abzweig der R572 zurück, dann biegen wir ab in östliche Richtung. Bald darauf erscheint wieder der Zaun, der den Mapungubwe Nationapark vom Rest der Welt trennt. Am Rand knabbern zwei Giraffen die Akazienbäume ab. Auf der anderen Seite der Strasse befindet sich ein Private Game Reserve, dass ebenfalls durch einen Zaun abgetrennt ist. Auch dort steht eine Giraffe, die scheinbar sehnsüchtig zu ihren „Kumpels“ hinüberschaut. Die Tiere sind so nah beisammen, werden sich aber vermutlich trotzdem nie kennen lernen, das ist eigentlich eine groteske Situation.

Wir passieren die Einfahrt des Mapungubwe NP, irgendwie fühlen wir uns heute viel entspannter als noch vor drei Tagen, als wir ziemlich genervt den Park verlassen haben ;) Während wir gemütlich dahin rollen, muss ich plötzlich einer Schildkröte ausweichen. Das gelingt mir auch. Die Schildkröte erschrickt, ich sehe im Rückspiegel, wie sie in den „Rennmodus“ umschaltet, um schnell den Strassenrand zu erreichen :whistle:

Langsam nimmt der Verkehr auf der bisher ruhigen Strasse zu, dann haben wir nach ziemlich genau 100 km und etwas über einer Stunde Fahrtzeit den Stadtrand von Musina erreicht. Wir durchfahren eine „Gefährliche Zone“. Das Schild wurde von der Polizei aufgestellt und es warnt die Autofahrer davor, hier anzuhalten. Hmmm… die Leute links und rechts am Strassenrand sehen eigentlich gar nicht aggressiv aus, aber das Schild wird ja wohl nicht ohne Grund da stehen. Wir kommen zu der N1 und biegen Richtung Süden ab. Heute ist „Freedom Day“, also ein Nationalfeiertag, aber alle Leute scheinen sich in den Supermärkten und Shopping Malls zu treffen. Auch meine Frau geht einkaufen, während ich im Auto warte. Dann wird noch getankt, wir holen uns einen Sandwich und weiter geht es auf der R508 Richtung Krüger. Nach 40 km kommen wir um 12:30 an die Kreuzung bei Tshipse bzw. dem „Forever Resort“. Dort nehmen wir die R525 bis Masisi. Die Strasse verläuft teilweise kerzengerade, der Verkehr hält sich stark in Grenzen, wir kommen also zügig voran, zumal wir ab und zu bis 120 km/h schnell fahren dürfen. In Masisi müssen wir die Teerstrasse verlassen und einen Feldweg durchs Flussbett nehmen, weil die Brücke schon seit einiger Zeit zerstört ist. Auf der anderen Seite geht es jedoch wieder problemlos weiter.

Um 13:40 kommen wir an das Pafuri Gate. Ausser uns steht noch ein einziges Fahrzeug auf dem Parkplatz, die Anzahl der Besucher ist also sehr überschaubar. Ich gehe davon aus, dass es im südlichen Teil des Krüger NP ganz anders aussieht, zumal der Freitag ebenfalls ein Feiertag ist. Man nimmt also drei Urlaubstage und hat eine ganze Woche frei.

Am Gate werden wir von einem sehr freundlichen Ranger begrüsst, der uns beim Ausfüllen des „Einreiseformulars“ hilft. Dann erst betrete ich das Büro, in dem ein etwas missmutiger Kollege das Geld kassiert und mir einen Passierschein ausstellt. Jetzt öffnet sich der Schlagbaum und wir beginnen unsere Fahrt durch den Krüger. Ich hatte schon immer im Hinterkopf, den Krüger von Norden nach Süden (oder umgekehrt) zu durchqueren. Diesmal habe ich also diese Chance, auch wenn ich weiss, dass wir für die Strecke viel zu wenig Zeit haben. Aber es war halt für uns nicht anders machbar und ich kann mir zumindest schon ein paar Anregungen für eine zukünftige Tour holen.
Wir fahren langsam die Teerstrasse entlang. Ausser ein paar Impalas gibt es allerdings nichts zu sehen. Wir wurden bereits informiert, dass es vor zwei Tagen noch starke Regenfälle gab und der dichte, sattgrüne Busch bestätigt diese Aussage. Nach 6 Kilometern sehen wir das Schild zur Outpost Lodge und biegen auf einen Schotterweg ab. Nach weiteren 4 Kilometern haben wir um 14:10 unser Ziel erreicht.

The Outpost gehört zu „Seasons in Africa“. Unter diesem Dach befinden sich z.B. auch die Madikwe Hills Lodge (Madikwe) und das Kings Camp (Timbavati). Die Lodge hat 12 Chalets, die mich etwas an Vogelnester erinnern, die man an einen Hang geklebt hat. Sie stehen auf Stelzen und sind mit einem Holzsteg verbunden. Wohnt man im am weitesten entfernten Chalet Nr. 12, dann hat man einen etwas längeren Fussmarsch vor sich. Man begrüsst uns mit feuchten Tüchern und einem Glas Sekt, das nehmen wir gerne an. Der Manager stellt sich und die Lodge vor, dann laufen wir mit ihm zu unserem Chalet. Wir mögen den Einrichtungsstil, der komplett anders ist, als z.B. die Mateya Lodge in Madikwe. Der Ausblick ins Tal ist einfach traumhaft. Auf der gesamten Länge des Chalets gibt es elektrisch betriebene Jalousien, die kann man nachts entweder schliessen oder offen lassen. Dann schläft man quasi im Freien. Wir finden es witzig, dass die Fernsteuerung für die Jalousien exakt die gleiche ist, die wir in unserer Wohnung haben, verzichten aber trotzdem darauf, das Teil als Ersatz mit nach hause zu nehmen :whistle:


The Outpost - Pool


The Outpost - Lounge


The Outpost - kleine leckere "Schweinereien"


The Outpost - unser Chalet


The Outpost - unser Chalet


The Outpost - unser Chalet

Nachdem der Manager uns alles erklärt hat, wird erst einmal ausgepackt und geduscht. Dann ist es bald wieder Zeit für den Tee am Nachmittag. Die Angebotenen Häppchen und Süssigkeiten sind ganz nach unserem Geschmack, besonders bei den Sweeties kann ich nicht widerstehen. Jetzt erscheint unser Guide Nick. Er ist 20 Jahre jung, wir sind gespannt, wie er sich beim Gamedrive „verkauft“.

Um 16:00 sitzen wir im Fahrzeug, fahren zunächst einmal zur Punda Maria Road, um 10 Minuten später wieder auf einen Seitenweg abzubiegen, der mit „No Entry“ gekennzeichnet ist. Das gilt aber nur für die Parkbesucher, nicht für uns. Nick ist sehr kommunikativ, er stoppt immer wieder, erklärt uns welche Bäume und Pflanzen hier vorkommen und wie sie voneinander profitieren. Die Tiere haben an diesem schönen warmen Nachmittag allerdings keine Lust, sich zu präsentieren. Später erreichen wir eine Grasebene, die von Hügeln eingerahmt wird. In der Ferne können wir einige Gnus und Zebras sehen.

Unser Guide gehört ohne Zweifel zur neuen Generation. Er hat sein Tablet dabei und setzt es auch öfter mal ein. Während die Guides in Botswana normalerweise mit einem Tier- bzw. Vogelbestimmungsbuch unterwegs sind, ruft Nick die passende Spezies mit einer Vogelbestimmungs-App auf, zeigt uns den gefiederten Freund und spielt die verschiedenen Vogelrufe ab. Das ist natürlich noch interessanter, als nur in einem Buch nachzublättern. Als wir am Rand der Ebene geparkt haben und unseren Sundowner geniessen, tauchen die ersten Sterne auf. Wieder kommt das Tablet zum Einsatz. Nick fotografiert den Sternenhimmel und in Sekundenschnelle können wir die Namen sämtlicher Sterne bzw. Planeten auf dem Display sehen. Es ist dunkel geworden, deshalb wird jetzt der Handscheinwerfer ausgepackt. Aber auch die nachtaktiven Tiere haben heute Pause, deshalb gibt es eigentlich nichts zu sehen.

Gegen 19:00 kehren wir zur Lodge zurück. Wir bringen unsere Sachen ins Chalet, machen uns kurz frisch und besuchen die Lounge auf einen Drink. Rund um den beleuchteten Pool sind die Tische aufgestellt. Um 20:00 sitzen wir an einem Zweiertisch und ordern unser Dinner. Der Himmel ist wolkenlos, die Sterne glitzern, die Temperaturen sind genau richtig um im Freien zu sitzen. Essen und Rotwein sind wirklich gut, die Leute vom Service sind extrem nett, wieder einmal fühlen wir uns sehr, sehr wohl. Aber auch an diesem netten Abend sind wir irgendwann müde und wir ziehen uns zurück. Inzwischen hat der Wind etwas aufgefrischt und in der Ferne sehen wir Blitze vom Himmel zucken. Also schliessen wir unsere Jalousien und fallen in unser bequemes Bett.


Unterwegs im Krüger


Unterwegs im Kruger

Dienstag 28.04.2015

Wieder einmal summt um 05:15 der Wecker. Bereits während der Nacht haben wir den heftigen Wind und den Regen gehört, nachdem wir die Jalousie öffnen, können wir sehen, dass es überall noch richtig nass ist. Am Himmel zeigen sich allerdings nur noch wenig Wolken, es verspricht, ein schöner Tag zu werden. Wir laufen zur Lobby, trinken einen Tee und essen ein paar Cookies, dann erscheint auch schon Nick und wir starten zum Morning Gamedrive.

Heute zeigt sich die Tierwelt zumindest etwas gnädiger. Auf unserer Fahrt zum Fevertree Forest können wir immerhin eine Büffelherde, Impalas, Nyalas, Kudus und einen Trupp Vervet Monkeys sichten. Sogar ein paar Raubvögel lassen sich blicken. Wir erreichen die Brücke über den Luvuvhu River. Es ist wunderbar ruhig um kurz nach 07:00. Beim Aussteigen und Herumlaufen können wir sogar einen Malachite Kingfisher im Schilf entdecken. Ein Kudu erscheint am Ufer. Es ist witzig zu sehen, wie das Tier beim Trinken einen langen Hals macht. Es scheint genau zu wissen, dass in dieser Trinkposition die Angriffsfläche bei einer eventuellen Krokodilattacke am geringsten ist.


Unterwegs im Krüger - Luvuvhu River

Um 08:00 haben sind wir am Ziel – dem Fevertree Forest. Die Landschaft mit den hohen Bäumen um uns herum ist sehr eindrucksvoll und wir können gut verstehen, dass diese Gegend zu Nicks Lieblingsplätzen gehört. Während wir unseren Kaffee trinken tauchen ein paar Zebras auf. Sie wirken im Vergleich zu den Bäumen richtig zierlich. Einige Vervet Monkeys schauen uns mit erstauntem Blick an, so als hätten sie noch nie einen Touristen gesehen.


Unterwegs im Krüger - Fevertree Forest


Unterwegs im Krüger

Eine halbe Stunde geht es weiter. Die Landschaft öffnet sich. Wir fahren am Rand einer Grasebene entlang, die von einigen Baobabs „geschmückt“ wird. Durchs Gras zieht eine Herde von Elands. Obwohl der Sicherheitsabstand gross genug ist, schauen die Antilopen immer wieder misstrauisch zu uns herüber. Wir fahren weiter und passieren einige Kudus, auch ein Baumhörnchen zeigt keine Scheu, sondern beobachtet uns interessiert. Am Himmel kreisen Marabus und Geier. Wir versuchen herauszufinden, ob die Vögel vielleicht ein totes Tier sehen, dabei treffen wir auf ein paar Elefantenbullen. Einem Eli fehlt der vordere Teil des Rüssels, vermutlich wurde er in jungen Jahren mal von Raubtieren oder einem Krokodil attackiert. Die grauen Riesen geben sich sehr entspannt und wandern langsam weiter.


Unterwegs im Krüger

Zurück auf der Teerstrasse müssen wir noch einmal stoppen. Am Strassenrand spielt sich eine interessante Szene ab. Eine männlicher „Schildkröterich“ verfolgt die Dame seines Herzens, um sich am Ende mit ihr zu paaren. Allerdings ist die Dame um einiges grösser und so schaut das eher nach harter Arbeit aus, als nach Vergnügen :S


Unterwegs im Krüger - wilde Verfolgungsjagd

Um 10:30 sind wir wieder zurück, jetzt haben wir richtig Hunger und frühstücken ausgiebig. Der restliche Tagesablauf bis zum Nachmittags-Tee ist im Prinzip wie immer, also entspannen, lunchen und Powerschläfchen halten. Inzwischen sind neue Gäste eingetroffen, deshalb sind heute Nachmittag vier weitere Passagiere in „unserem“ Wagen. Da wir aber von Anfang an mit Nick unterwegs waren sorgt er dafür, dass wir in der ersten Reihe sitzen. Darüber freuen wir uns natürlich sehr.

Insgesamt ist die Ausfahrt am Nachmittag eher ruhig, aber das kennen wir ja schon. „Today it´s really quiet in the bush“ … :S
Trotzdem lassen wir uns die Stimmung nicht vermiesen. Als die Sonne über dem Horizont steht, fahren wir Richtung Flussufer. Als wäre den Tieren eingefallen, dass sie sich noch unbedingt zeigen wollen erscheinen plötzlich Impalas, Gnus, Nyalas, Kudus, Zebras, Warzenschweine. Als Höhepunkt können wir die Paviane beim Liebe machen beobachten. Wir halten am Flussufer an und steigen aus. Als ich zur Uferböschung gehe, um die richtige Fotoposition für den Sunset zu finden, stehe ich einem Büffel Auge in Auge gegenüber. Zum Glück hat er keine schlechte Laune, er ist genauso überrascht wie ich, dreht sich um und verzieht sich. Ich verzichte auf eine Nahaufnahme, laufe mal lieber zurück und informiere Nick. Sofort werden wir alle zur Sicherheit hinter unser Fahrzeug beordert und unser Guide checkt erst einmal die Lage. Nachdem klar ist, dass der Büffel sich weit genug entfernt hat, dürfen wir ans Flussufer. Nick packt die Getränke und Häppchen aus, dann können alle Gäste sich auf den rosarot eingefärbten Himmel konzentrieren, der sich im Wasser spiegelt. Und wieder einmal geht mir das Herz auf. Klar, wir haben auch in Deutschland und anderswo auf dieser Welt tolle Sonnenuntergänge. Und trotzdem bin ich hier in der afrikanischen Wildnis viel stärker davon berührt, es ist allerdings schwierig für mich, die genauen Gründe zu erklären. Ich bin halt Afrika-süchtig, was soll ich machen ?


Unterwegs im Krüger


Afrika wie wir es lieben

Auf der Rückfahrt gibt es keine besonderen Sichtungen. Gegen 19:00 sind wir zurück, um 19:30 sitzen wir schon wieder an unserem Tisch am Rand des Pools. Wir lassen es uns auch heute Abend wieder richtig gutgehen, bevor wir uns ins Chalet begeben. Dort packen wir unsere Sachen, denn morgen müssen wir die Lodge schon wieder verlassen, um unsere Reise fortzusetzen. Wir wären gerne noch geblieben, denn „The Outpost“ gefällt uns sehr gut. Das bezieht sich nicht nur auf die Unterkünfte, sondern auch auf das Essen und die sehr netten Angestellten und Guides, die wir hier getroffen haben. Wir können uns sehr gut vorstellen, noch einmal hierher zu kommen. Der nördliche Teil des Krügerparks ist in der Regel zwar nicht so tierreich, wie der Süden, aber dafür sind auch weniger Besucher unterwegs und landschaftlich finden wir diese Region sehr abwechslungsreich.

Wir legen uns ins Bett, lassen aber die Jalousie noch offen. So können wir den Sternenhimmel beobachten und einer Hyäne lauschen, die irgendwo da draussen durch den Busch läuft. Mit dieser Art von „Musik“ einzuschlafen ist einfach genial!

... wird fortgesetzt ...


Letzte Änderung: 19 Jun 2015 08:12 von leofant.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, Topobär, speed66, Daxiang, Carinha, CuF
10 Jul 2015 09:32 #391143
  • leofant
  • leofants Avatar
  • Bekennender Afrika-Süchtiger
  • Beiträge: 682
  • Dank erhalten: 3600
  • leofant am 09 Jun 2015 12:26
  • leofants Avatar
Mittwoch 29.04.2015

Von The Outpost Lodge bis Letaba Rest Camp 219 km

Um kurz vor 06:00 machen sich vor unserer Unterkunft bereits die ersten Vögel bemerkbar. Wir werden also nicht durch das Summen unseres Reiseweckers geweckt, sondern durch die sanften, betörenden Stimmen der Francolins (das war jetzt Sarkasmus pur!). Ich nehme die Fernsteuerung, fahre die Jalousien hoch und wir geniessen noch einmal ein paar Minuten den Blick ins Tal, dann bereiten wir uns auf die Abreise vor. Um kurz vor 07:00 sitzen wir beim Frühstück, etwa 40 Minuten später verabschieden wir uns von der Staff und steigen in unseren Nissan. Ja, es ist wirklich Schade, dass wir heute schon weiter müssen, wir hätten es durchaus länger hier ausgehalten.

Jetzt geht es die Buckelpiste entlang, bis wir auf die Teerstrasse treffen, die uns Richtung Süden führt. Es ist herrlich ruhig und angenehm kühl. Wir beschleunigen auf die erlaubten 50 km/h und rollen die Strasse entlang. Hin und wieder entdecken wir ein paar Impalas oder ein Kudu im Busch. Nach etwa einer Viertelstunde muss ich abbremsen, denn eine Büffelherde steht links und rechts am Rand. Wie eigentlich immer schauen die Tiere uns scheinbar missmutig an, zwei sind etwas neugieriger und kommen auf uns zu. Sie sind mit einigen Oxpeckers „dekoriert“, das lädt mich natürlich zu ein paar Fotos ein. Etwas später kommen wir wieder zur Brücke über den Luvuvhu River, auch hier gibt es noch einmal einen Fotostopp. Während wir weiter fahren, ändert sich allmählich die Landschaft. Der dichte Bewuchs verschwindet und gibt den Blick bis zum Horizont frei.


Unterwegs im Krüger


Unterwegs im Krüger


Unterwegs im Krüger

Die Sichtung von grösseren Tieren bleibt allerdings eher die Ausnahme. Zumindest die Vogelwelt hält mich ab und zu bei Laune. Als wir zwei Sekretare aufschrecken, die gerade eine Schlange fressen wollen, gelingen mir gerade noch zwei Fotos. Beim Kontrollieren der Bilder fällt mir jedoch auf, dass die Belichtung nicht mehr stimmt. Die Sonne brennt inzwischen von einem wolkenlosen Himmel herab, es ist also sehr hell, aber meine Linse passt sich den Gegebenheiten – zumindest in der Weitwinkeleinstellung - nicht mehr an. Na das fehlt mir gerade noch! Da habe ich ein relativ teures Objektiv an der Kamera und jetzt schwächelt das auch noch :evil: Der nächste Fotostopp bringt das gleiche Ergebnis. Wir pirschen uns mal wieder an eine Gabelracke an, weil ich sie im Flug erwischen will. Das gelingt mir auch, aber wieder sind die Bilder überbelichtet. Ich lerne: wenn ich das Motiv heranzoome, dann sind die Bilder etwas besser, die Weitwinkeleinstellung bei Sonnenschein kann ich ab sofort vergessen! Naja gut, ich muss mich halt damit abfinden und hoffe, dass dieses Problem wirklich nur bei hellem Sonnenlicht auftritt.

Wir fahren und fahren, manchmal werden wir von einem Auto überholt, manchmal kommt uns eines entgegen. Aber wir merken schon: Verglichen mit dem südlichen Teil des Krügers ist das hier – was den Verkehr angeht – eine ganz andere Welt. Allerdings sehen wir auch viel weniger Tiere. Es ist aber auch schön, einfach die abwechslungsreiche Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen.

Wir passieren ein paar Elis, an einer Wasserstelle stehen einige Giraffen und Gnus, etwas weiter entfernt suchen sich Strausse ihr Futter, dann – um Punkt 12:00 - halten wir an einem grossen Schild. Jetzt stehen wir am Wendekreis des Steinbocks, der markiert hier die Grenze zwischen der tropischen Zone und den Subtropen. Als wir weiterfahren stellen wir aber fest, dass es auf der nördlichen Seite genauso heiss ist, wie auf der südlichen Seite :)

Zwei Stunden später, also gegen 14:00 erreichen wir unser Tagesziel, das Letaba Restcamp. Wir kennen das Areal, denn hier haben wir schon einmal im Dezember 2009 übernachtet. Wir stellen fest, dass sich seitdem nichts Wesentliches verändert hat. Um diese Zeit ist noch nicht viel los, deshalb dauert das Einchecken nur ein paar Minuten. Dann fahren wir zu unserem Häuschen. Unsere Reiseorganisatorin Petra hat alles richtig gemacht, denn wir schauen von unserer Terrasse aus genau auf den Letaba River. Die Unterkunft ist zweckmässig eingerichtet (3-Bett Zimmer) und lässt nicht viel Raum für Luxus, aber das wussten wir ja schon vorher. Nachdem wir unsere Sachen aus dem Auto geräumt und kurz geduscht haben, gehen wir erst einmal eine Kleinigkeit essen. Während in 2009 das Angebot im Restaurant eher auf das Ziel „Hunger irgendwie stillen“ ausgerichtet war, sind wir diesmal positiv überrascht. Die Restaurantkette „Mugg & Bean“ hat das Zepter übernommen und bietet ein – zumindest für unseren Geschmack – wirklich akzeptables Essen an. Wir ordern unter anderem frischen, knackigen Salat und unser Magen hat – trotz der Hitze – keinerlei Probleme damit. Die Aussicht von der Terrasse des Restaurants war ja schon immer toll, wir haben also wirklich nichts zu meckern. Während wir essen, beobachten wir eine Herde Giraffen beim Trinken. Immer wieder schauen sie erst einmal in alle Richtungen, bevor sie den langen Hals Richtung Wasser senken. Ein paar Sekunden später wird er schon wieder ruckartig in die Höhe bewegt, damit ja kein Feind unbemerkt bleibt. Einige Wasserböcke mit Nachwuchs trinken in der Nähe einer Hippogruppe, ein Stück weiter findet eine „Marabuparty“ statt, es gibt also trotz flirrender Hitze einiges zu sehen.


Unterwegs im Krüger


Letaba Restcamp


Letaba Restcamp


Letaba Restcamp

Wir haben unser Essen beendet, ruhen uns noch etwas im Schatten unserer Unterkunft aus, dann verlassen wir das abgezäunte Areal für einen Gamedrive. Wir nehmen die Gravelroad Richtung Engelharddam. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen, die Tiere scheinen alle noch Mittagsschlaf zu halten. Dann tauchen ein paar Wasserböcke auf und bewegen sich in unsere Richtung. In der Mitte der Gruppe befindet sich ein Baby, das würde ich gerne vor die Linse bekommen. Also stellen wir uns an den Pistenrand und warten. Die Wasserböcke sind sehr vorsichtig, dann laufen sie endlich weiter. In diesem Moment fahren zwei grosse (und laute) Geländewagen an uns vorbei. Die Wasserböcke erschrecken und ziehen sich in den Busch zurück :dry:
Ich gebe nicht auf und wir warten weiter. Irgendwann zeigen sich die Tiere wieder, aber kaum haben sie Mut gefasst und laufen auf uns zu, kommen die nächsten Autos. Also ändert die Gruppe die Richtung und ich habe das Nachsehen. Zum Ausgleich müssen ein paar Perlhühner also Fotoobjekte herhalten. Dann fahren wir weiter, nehmen den Abzweig zum Ufer des Letaba, aber auch dort sieht man kein einziges Lebewesen. Wir fahren hin und fahren her, das einzige Highlight ist ein Eli, der gemütlich am Pistenrand frisst.

Ich ändere meinen Plan und wir fahren zurück zur Teerstrasse, die am Letaba entlang führt. Unten im Flussbett gibt es zumindest zahlreiche Wasserböcke und einige Hippos zu sehen. Am Parkplatz halten sich – wie schon vor sechs Jahren – einige Paviangruppen auf, die sehr nah an die Autos kommen. Da meine Frau – aufgrund einer unangenehmen Begegnung vor einigen Jahren – ein eher schlechtes Verhältnis zu diesen Tieren hat, belassen wir es bei ein paar Fotos und fahren dann weiter. Bis zum Sonnenuntergang tut sich nicht mehr viel. Am Abend gibt es noch einen paar Toasts mit Beilage, dazu einen Rotwein aus dem Supermarkt, dann erklären wir den Abend für beendet und ziehen uns in unser Schlafzimmer zurück. Unsere südafrikanischen Nachbarn grillen zwar noch bis ca. 02:00 in der Nacht, aber sie sind nicht wirklich laut, deshalb macht uns das nur wenig aus.



Blick vom Restaurant Letaba Restcamp


Affenbande


Fliegenplage

Donnerstag 30.04.2015

Vom Letaba Rest Camp bis Kings Camp (Timbavati) 178 km

Ich wache automatisch um kurz nach 06:00 auf, auch meine Frau lässt sich nicht lange bitten. Wieso ist es in unserer „Essküche“ so hell, beleuchtet ein Scheinwerfer unser Fenster? Ich schaue hinaus und bin positiv überrascht. Die aufgehende Sonne scheint genau in die Küche. Sofort schnappe ich mir meinen Foto und mache draussen vor dem Haus noch ein Bild. Auf dem Fussweg, neben dem Zaun sind schon ein paar Jogger unterwegs. Um diese Zeit ist es noch relativ kühl, da kann man sich etwas schneller bewegen. Und eine Runde ums Areal bei diesem Ausblick ist nicht das Schlechteste, was man am frühen Morgen tun kann :)

Wir frühstücken gemütlich, packen unsere Sachen ins Auto und starten um 07:30 zu unserer Tagesetappe. Kurz nachdem wir das Camp verlassen haben passieren wir die Kreuzung und folgen der Teerstrasse Richtung Phalaborwa Gate. Dann nehmen wir die Gravelroad S 131 in der Hoffnung, einige Tiere zu sehen. Die Sichtungen halten sich aber stark in Grenzen. Einige Impalas und Zebras, das war es dann schon. Die S 131 erweist sich als extreme Rüttelpiste mit unzähligen Querrillen, schon bald verlieren wir den Spass an der Sache und steuern wieder die Teerstrasse an. Irgendwann befinden wir uns auf einem höher gelegenen Punkt und können auf eine Ebene schauen, die mit unzähligen buntgefärbten Bäumen und Büschen bedeckt ist. Ein sehr beeindruckendes Bild, das uns an den Herbst in Deutschland erinnert. Mitten drin entdecken wir einen grauen Riesen, der sich sein Frühstück gönnt. Ein wirklich schönes Bild, wie ich finde.

Je näher wir dem Phalaborwa Gate kommen, desto mehr Autos begegnen uns. Kurz vor dem Gate nehmen wir die S 51, die uns zu einem Damm führt. Hier kann man aussteigen und aus einem Hide heraus Tiere beobachten – wenn denn welche da wären! Ein paar Nilgänse und einige kämpfende Impalas (es ist ja schliesslich Herbst), mehr gibt es hier nicht zu sehen. Deshalb sitzen wir auch schon 10 Minuten später wieder im Auto und sind in zwanzig weiteren Minuten am Gate. Ab jetzt wird es hektisch, denn wir sind wieder im „richtigen“ Leben angekommen. Ausser uns scheinen es alle anderen Autofahrer richtig eilig zu haben, denn ich bin wieder mal so ziemlich der einzige, der sich nach den Gebots-/Verbotsschildern am Strassenrand richtet ;)


Unterwegs im Krüger


Unterwegs im Krüger


Unterwegs im Krüger


Unterwegs im Krüger

Nach kurzer Zeit biegen wir ab auf die R40, der wir in der nächsten Stunde folgen werden. Der Verkehr lässt schlagartig nach, ab und zu taucht ein anderes Fahrzeug in meinem Rückspiegel auf. Gegen 10:45 erreichen wir eine Kreuzung nahe Hoedspruit. Auf der linken Seite befindet sich ein netter, ansprechender Shopping-Komplex. Hier stoppen wir, um ein paar Einkäufe zu tätigen. Dann geht es weiter auf der R40 bis zum Hinweisschild „Timbavati“. Jetzt verlassen wir die Hauptstrasse, passieren ein Tor und fahren auf einer Teerstrasse. Nach 18 Kilometern erreichen wir um 11:30 das eigentliche Tor, hinter dem unter anderem das Timbavati Private Game Reserve liegt. Hier werden wir intensiv kontrolliert. Wenn meine Infos richtig sind, dann hat das mit dem erhöhten Wilderer-Risiko zu tun. Ein paar Minuten später dürfen wir passieren. Nach weiteren 20 Minuten auf der Teerstrasse sehen wir das Hinweisschild „Kings Camp: 2 km“. Wir haben unser Ziel also fast erreicht. Wir finden es witzig, dass von hier aus Ceylon (8 km) und Sumatra (13,5 km) sehr schnell zu erreichen sind. Das hätte ich eigentlich nicht für möglich gehalten. Jetzt haben wir den Beweis: Die Welt ist ein Dorf :laugh:

Nachdem kurzer Fahrt auf der Sandpiste kommen wir zur Einfahrt. Wir werden von einer lebensgrossen Giraffe aus Metall begrüsst. Ich muss sagen, die hätte ich gerne zuhause im Garten, leider würden wir wohl Probleme beim Checkin auf dem Airport bekommen :whistle:
Kings Camp bietet 11 Suiten an, für meine Frau und mich ist eine der beiden Honeymoon Suiten reserviert. Es ist nicht so, dass wir frisch verheiratet wären; im Gegenteil, unsere silberne Hochzeit liegt schon viele Jahre zurück, aber wir nehmen die Suite trotzdem ohne Reklamation in Beschlag. Ein kleines Stück entfernt gibt es noch eine separate Unterkunft, ideal für Familien mit Kindern. Wir haben sie einen Tag später besichtigt und waren sehr angetan. Wer es sich leisten kann, der bekommt noch einen Koch für die komplett eingerichtete Küche gestellt.

Das Gelände ist weitläufig und mit einem niedrigen Elektrozaun umgeben, er ist so flach, dass man ihn fast gar nicht sieht. Lobby, Lounge und Gartenanlage mit Pool sind in einem Top Zustand, das setze ich allerdings bei einer Unterkunft in dieser (Preis)Kategorie auch voraus. Die Lodge ist im kolonialen Stil gehalten, manches wirkt auf uns etwas zu überladen, aber grundsätzlich fühlen wir uns sehr wohl. Das Personal ist äusserst freundlich und hilfsbereit. Zwei Liegestühle im Garten sind von Meerkatzen belegt, allerdings ziehen sie sich zurück wenn man ihnen zu nahe kommt. Auch ein paar Buschböcke wandern auf dem Gelände umher.
Die Einrichtung unserer Suite lässt keine Wünsche offen. Tatsächlich ist der Raum wohl etwas grösser, als unsere gesamte Wohnung in Deutschland. Natürlich könnte man jetzt wieder diskutieren, ob so etwas nötig ist, aber das soll jetzt nicht das Thema sein. Es gibt eine gut gefüllte Minibar, in einer grossen Schale mit Deckel finden wir frisches Obst, ein Wasserkocher für Tee und Kaffee ist natürlich auch vorhanden, sogar eine kleine Stereoanlage steht auf dem Sideboard.


Kings Camp - Bar


Kings Camp - beim Lunch

Wir stellen unsere Sachen ab, machen uns kurz frisch und schauen erst einmal, was es zum Lunch gibt. Es ist jetzt 13:30. Wir setzen uns auf die Terrasse mit Blick auf eine Wasserstelle, 20 Sekunden später steht bereits der Kellner an unserem Tisch. Wir unterhalten uns kurz, dann sind wir uns auch schon sicher: Er ist ein sehr sympathischer Zeitgenosse, der auch unseren (meinen) Humor versteht – PERFEKT !

Wir bekommen die Menükarte, die ist mit dem heutigen Datum versehen. Man kann sich die drei Gänge (Vorspeise, Hauptspeise, Dessert) aus verschiedenen Angeboten zusammenstellen. Nach einigem Grübeln haben wir unsere Auswahl getroffen. Kurz darauf kommt der bestellte Weisswein. Ruth und ich prosten uns zu, lehnen uns zurück und lassen unseren Blick über die Anlage schweifen. Wir sind uns einig: In der Vergangenheit haben wir schon durchaus schlechter gewohnt  Der Wein ist gut gekühlt und wirkt bei einer Temperatur von 35° im Schatten sehr erfrischend. Da gönnen wir uns doch gleich noch ein Glas :woohoo: Kurze Zeit später kommt unser Menü. Alle Gänge sind wirklich lecker und wir lassen so gut wie nichts übrig. Nach dem Essen inspizieren wir das Gelände noch etwas genauer, dann wird ausgepackt und relaxt.


Kings Camp - Honeymoon Suite


Kings Camp - Honeymoon Suite


Kings Camp - Honeymoon Suite


Kings Camp - Honeymoon Suite


Kings Camp - Honeymoon Suite

Um 15:30 ist es vorbei mit der Ruhe, es ist Zeit für den High Tea. Selbstverständlich werden auch wieder kleine Leckereien angeboten, manche herzhaft und manche süss. Jetzt treffen wir auch unseren Guide Remember. Zusammen mit zwei weiteren Gästen laufen wir hinaus zum Fahrzeug. Hier wartet bereits Tracker Elvis. Dann geht es endlich los auf die Pirsch! Meine Geduld wird allerdings in der ersten Stunde etwas auf die Probe gestellt. Auch hier hat es vor kurzem noch heftig geregnet, die Pflanzen freuen sich und danken es mit viel dichtem Grün. Gut für den Busch und die Tiere, schlecht für uns. Wieder gilt der Satz: „Today it´s really quiet in the bush :S

Dann allerdings steigt die Spannung, denn wir treffen auf einen Menschen, der am Rand der Pad steht. Man sieht an seinem Outfit, dass es sich ebenfalls um einen Guide bzw. Tracker handelt. Elvis begrüsst ihn und steigt von seinem Sitz. Unser Guide Remember fährt jetzt querfeldein. Das ist ein gutes Zeichen. Und tatsächlich! Ein paar Minuten später können wir einen Leoparden im Baum ausmachen. Wie es sich für ein klassisches Bild gehört liegt er auf einem Ast und lässt seine vier Beine nach unten hängen. Das Tier wirkt sehr entspannt. Ein zweites Fahrzeug steht etwas weiter weg und die Insassen fotografieren etwas am Boden. Was es da wohl zu sehen gibt? Remember startet den Motor und fährt vorsichtig in die Richtung. Zwischen dem hohen Gras erkennen wir ein geflecktes Fell. Das ist eine nette Überraschung: Ein junger Leo liegt dort, schaut uns zunächst etwas misstrauisch an, dann beobachtet er seine Mama im Baum. Die zeigt aber weiterhin keine Nervosität. Also bleibt auch das Junge ruhig, lässt uns aber nicht aus den Augen. Wir sind entzückt von dem Leopardenkind und natürlich klicken überall die Kameras. Allerdings verhalten sich alle Gäste erstaunlich ruhig und flüstern nur, deshalb kann man diese Momente mit allen Sinnen geniessen.

Es ist jetzt 17:20, die Sonnenscheibe verschwindet hinter den Büschen und hat den Himmel orange eingefärbt. Wir verlassen das Junge und nähern uns noch einmal dem Baum. Die Mutter hat ihre Position etwas verändert. Sie präsentiert sich jetzt als schwarzer Scherenschnitt mit einem eingefärbten Himmel im Hintergrund. Klick, klick! Wieder habe ich ein neues Motiv in meiner Sammlung. Dann fahren wir weiter, um uns einen netten Platz für den Sundowner zu suchen. Ich muss sagen, auch wenn der Beginn der Pirsch eher ruhig war, wir hatten einen absolut zufriedenstellenden Abschluss :cheer:

Wir haben unseren Tracker wieder aufgesammelt, erreichen eine freie Fläche und können aussteigen. Wenig später werden uns die Getränke serviert. Wir schauen über die Ebene bis zur Hügelkette am Horizont, alles ist in rosarotes bzw. orangenes Licht getaucht. Über uns glitzern schon die ersten Sterne. Obwohl wir solche Situationen und Stimmungen schon oft erlebt haben, wird es uns einfach nie langweilig, denn irgendwie ist jeder Sonnenuntergang in Afrika ein echtes Erlebnis und wenn man sich darauf einlässt, verschlingt einen diese spezielle Stimmung mit Haut und Haaren. Und das wird sich auch nie ändern, da sind wir uns ganz sicher.
Irgendwann wird es Zeit, aufzubrechen. Auf der Rückfahrt kommt der Handscheinwerfer zum Einsatz, aber es gibt nichts zu sehen. In der Lodge angekommen, laufen wir erst einmal zu unserem Chalet. Dort hat man bereits das Badewasser für uns eingelassen. Dieses Angebot nehmen wir doch gerne an, „springen“ in die Wanne und lassen den Nachmittag noch einmal Revue passieren. Um kurz vor 20:00 sind wir schon wieder auf dem Weg zur Boma, dort wird heute jede Menge gegrilltes Fleisch angeboten. Natürlich sind die Beilagen auch nicht zu verachten, deshalb muss man immer wieder aufpassen, was und – vor allen Dingen – WIEVIEL man isst :whistle:

Guide Remember sitzt mit uns am Tisch. Sein Arbeitstag endet allerdings relativ früh, denn seine Tischnachbarn (also wir) sind nach dem guten Essen bald müde und ziehen sich zurück. Wir lesen noch ein paar Minuten, dann kuscheln wir uns ins bequeme Bett und sind auch bald darauf eingeschlafen.

... wird fortgesetzt ...


Auf Pirsch in Timbavati


Auf Pirsch in Timbavati


Auf Pirsch in Timbavati



Sonnenuntergänge - ein Fest für die Sinne

Letzte Änderung: 10 Jul 2015 09:59 von leofant.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, Topobär, Lotusblume, speed66, Daxiang, Sadie
Powered by Kunena Forum